Herkunft:
Lateinisch
Cynara=Hund (in Bezug auf das Gebiß)
Mittelmeerraum
Volksname:
Distel-Artischocke, Französische Artischocke, Gemüseartischocke, Grüne Artischocke, Kardone, Kugelartischocke, Spanische Artischocke, Wilde Artischocke
Pflanzenfamilie:
Korbblütler (Asteraceae)
Verwendete Pflanzenteile:
Hüllen der Blütenköpfe, Blätter, Wurzel
Sammelzeit:
Spätsommer, Herbst
Inhaltsstoffe:
Bitterstoffe, Enzyme, Flavonoide, Gerbsäure, Inulin, Coffeoylchinasäuren, Sesquiterpenlactone, Vitamine C, E, Provitamin A und Vitamin B1, Mineralstoffen, Spurenelemente, Kalium, Kalzium, Magnesium, viel Eisen, Kupfer und Mangan
Heilwirkung:
Die Artischocke ist der Mariendistel sowohl als Pflanze als auch in ihrer Heilwirkung (appetitanregend, verdauungsfördernd und cholesterinsenkend) ähnlich. Enthalten sind Substanzen, die sich günstig auf Leber und Galle auswirken, die Leberzellen entgiften und regenerieren, die Gallenabsonderung stimulieren und Gallensteinbildung hemmen und bestimmte Wirkstoffe bauen erhöhte Bluttfette ab.
Angewendet wird sie bei Verdauungsstörungen mit den einhergehenden Beschwerden wie z.B. Appetitlosigkeit, Blähungen, Übelkeit, Völlegefühl, sowie zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und dem Reizdarmsyndrom.
Die Einnahme von Artischockenpräparaten kann die Wirkung von blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln beeinflussen. Es ist empfehlenswert, die Dosierung in diesem Fall von einem erfahrenen Mediziner vornehmen zu lassen. Nicht anwenden sollte man die Präparate bei einer Allergie gegen Korbblütler, bei Gallensteinleiden, während der Schwangerschaft und bei Kindern unter 12 Jahren.
Im Handel werden zahlreicher Fertigpräparate in Form von Trockenextrakten, Frischpflanzenpresssaft oder alkoholischen Extrakten (Tinkturen) angeboten.
Die bitteren Auszüge werden auch zur Herstellung von Magenbittern und Likörweinen verwendet.
In der Küche:
Die Zubereitungen aus Artischockenblättern verfügen ebenfalls über zellschützende und leberschützende Eigenschaften. Als Gargemüse werden meist die jungen Artischocken in kochendem Salz-Zitronen-Wasser gegart und müßen dabei ständig bedeckt bleiben, da sie an der Luft sofort schwarz werden würden. Die ganzen jungen Blüten können auch gebraten, gedämpft oder geschmort werden. Zum rohen Verzehr eignen sie sich jedoch nicht. Der Geschmack von Artischocken wird als feinherb bis zartbitter bezeichnet. Goethe zählte die Artischocke zu seinen Leibgerichten (auch wegen der aphrodisierenden Wirkung) und seine Ehefrau Christiane von Goethe baute sie selbst als Gemüse im Hausgarten in Weimar an.
Geschichte:
Als Heilpflanze und Delikatesse war die Artischocke schon in der Antike von Bedeutung und die alten Römer und Griechen schätzten ihre verdauungsfördernde Wirkung, dennoch ist bislang wenig über die Geschichte der Artischocke als Arzneipflanze bekannt, aber in ihrer Nutzung durchlief sie eher eine wechselvolle Geschichte. In historischen Texten werden zwei Arten genannt, die
Cynara scolymus L. und der Kardone
Cynara cardunculus.
Wahrscheinlich wurde sie zwar bei Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) aufgeführt, und auch im frühen Mittelalter finden sich noch schriftliche Zeugnisse für ihren Gebrauch. In den Kräuterbüchern der Klosterheilkunde fehlt sie jedoch. Erst durch die Rezeption der arabischen Medizin, insbesondere durch den ,Canon medicinae' des Avicenna wird die Artischocke wieder als Arzneipflanze bedeutsam. Zumeist wird sie als Aphrodisiakum empfohlen.
"Die Wurtzel des Strobildorns (Artischocke) in Wein gesotten und truncken vertreibt den bösen Geschmack des ganzen Leibs." (Fuchs 1543) Ab dem 16. Jh finden sich dann auch Leberbeschwerden als Indikation. Mit dem Beginn der modernen Pharmazie und Medizin zu Beginn des 19. Jh.s verschwindet die Pflanze wiederum aus dem Arzneischatz der Phytotherapie, um erst in der 2. Hälfte des 20. Jh.s wiederentdeckt zu werden.
Ein Ausführliches kulturhistorisches Portrait
"Artischocke"- Deckname einer Operation der CIA in den fünfziger Jahren für geheime Experimente am Menschen zur Gehirnwäsche um den menschlichen Willen zu brechen.
Weitere Informationen
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.