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[Märchen] Samisches Märchen

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Tarja

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Sonntag, 9. November 2008, 20:38

Samisches Märchen

In den alten Zeiten kam es auch vor, dass Menschen sich in Wölfe verwandelten. Es waren die Zaubermänner, die solches zuwege brachten. So war einmal durch Zauberkunst ein Mann zum Wolf geworden und trieb sich viele Jahre auf den Lappenbergen umher. Er konnte nicht so schnell wie andere Wölfe springen, er konnte auch keine Rene reissen und sie auffressen. Wenn aber andere Wölfe ein Ren gegriffen hatten, dann frass er das auf, was die anderen übrig gelassen hatten - die Knochen und die spärlichen Fleischresten. Auf diese Weise fristete er sein Leben. Es war in der Zeit des Vorsommers, in der in den alten Zeiten die Lappen nach Finnland zogen und dort den ganzen Winter über blieben. Es traf sich damals, dass eines Tages ein Lappenmädchen auf der Renwache war. Es hatte einen Kaffeekessel bei sich und zündete ein Feuer an.

Als es am Feuer sass, hörte es jemanden kommen; aber wenn man so nahe im Feuerschein sitzt und es dunkle Nacht um einen ist, dann kann man auf weiten Abstand in der Dunkelheit nichts erkennen, weil das Auge durch den Feuerschein geblendet wird. Während das Mädchen zu essen begann, lagen alle Rene ruhig auf dem Schnee. Da sah die Wächterin, dass ein Wolf gesprungen kam. Er lief gegen die eine Seite des Zeltes und blieb dort sitzen. Wenn sie aß
, sperrte der Wolf nur seinen Rachen auf, tat aber weiter nichts. Das Mädchen dachte: "Das ist einmal ein guter Wolf, der meine Rene in Frieden lässt, dafür will ich ihm auch gern ein Stück gekochtes Fleisch geben." Es nahm ein Stück aus dem Kessel und warf es dem Wolfe zu, und der verschlang es gierig, sprang dann seines Wegs. Er hielt sich auch weiterhin vom Feuer fern und das Mädchen dachte: "Oh, es war gut, dass ich ihn fütterte, vielleicht hätte er doch noch meine Rene gejagt."

Als der Tag kam und es hell wurde, da kam ein schöner Jüngling des Wegs. Angetan mit einem feinen schneeweissen Pesk, fragte er das Mädchen: "Du bist immer noch hier? Ich bin gekommen, um dir zu danken, dass du so verständig und lieb warst, mir einen Brocken Fleisch zuzuwerfen. Ich habe es gegessen und bin nun wieder ein Mensch geworden. Ich war sechs Jahre lang ein Wolf, nun aber bin ich wieder ein Mensch geworden, und dafür sage ich dir vielen Dank."
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche

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