Den ganzen Abend schwieg sie, aber am nächsten Tag sagte sie Gunnar, dass er ein Feigling und Lügner war, weil er selbst nie durch die Flammen geritten war um sie zu holen, sondern dass er Sigurd geschickt hatte und vorgegeben hatte, selbst die tapfere Tat vollbracht zu haben.
„Nie mehr wirst du mich fröhlich sehen,“ sagte sie, „ich werde nie mehr mit dir trinken oder Harfe spielen oder mich mit Stickereien beschäftigen, oder dir guten Rat geben. Nein, anstatt all das, werde ich versuchen dich zu töten, denn durch dich habe ich meinen Eid gebrochen. Ich hätte wissen müssen, dass es niemandem gelingen wird, nur Sigurd, durch die Flammenmauer welche den Waffensaal umringte zu springen. "Oh, welche Trauer, welches Leid, dass ich Sigurd nicht den meinen nennen kann.“
Da zerris sie ihre Stickerei Arbeiten in Stücke und weinte so laut, dass man sie durch den ganzen Palast hörte, denn ihr Herz wurde gebrochen, weil sie Sigurd verloren und einen Mann geheiratet hatte, der ein Feigling und auch ein Lügner war.
Sigurd wollte sie trösten und, er flehte sie an Gunnar lieb zu haben und er bot ihr sogar selbst die Schätze des Andvari, wenn es sie glücklich machen würde. Jedoch seine Frau Gudrun wollte er nicht verlassen und ebenso nicht seinen Blutbruder Gunnar töten – denn so eine Tat würde eine nie endende Schade über ihn bringen.
„Es ist zu spät, viel zu spät um noch etwas daran zu ändern; es liegt ein Fluch auf uns!“, wimmerte Brunhile und Sigurd litt so sehr unter dem Verlust seiner einzigen, wahren Liebe, das seine Brust anschwoll und die eisernen Ringe seines Harnisches zersprangen. Aber es gab nichts, was er tun konnte und traurig kehrte er in seinen Palast zurück.
Und Brunhilde, irre von Betrübnis, Leid, Scham und Verzweiflung, trachtete danach Gunnar und Hogni mit falschen Beschuldigungen dazu bringen Sigurd zu töten. Eingedenk ihres Eides weigerten sie sich so etwas zu tun, aber befahlen ihren jüngeren Bruder Gutthorn Sigurd zu töten und für diesen Zweck gaben sie ihm einen Zaubertrank der ihn rasend und blind von Haß und Grausamkeit machte. Aber als er Sigurds Gemächer betrat, schrack er davon zurück ihn zu töten. Er versuchte es noch einmal, aber Sigurd sah ihn mit solchem ehrlichen und trauem Blick an, dass er es nicht mal wagte ihn anzusehen. Er versuchte es also zum drittenmal und diesmal schlief Sigurd. Da durchstach Gutthorn seinen Körper und das Bett auf dem Sigurd lag, kehrte sich um und flüchtete. Aber Sigurd nahm sein Schwert Gram und warf es hinter Gutthorn her und das mit so viel Kraft, dass die scharfe Klinge Gutthorn genau in der Mitte zerschnitt und das war sein Ende.
Doch Sigurd der Volsung, der Drachentöter und Fafnirs Verderben fiel nach seiner großen Tat auf den Boden und starb. Man legte den Körper auf einen hohen Scheiterhaufen auf seinem Kriegsschiff, den man in Brand setzte und das Schiff aufs Meer stieß. Aber bevor es los war vom Ufer, nahm Brunhilde das Schwert Gram und stach es durch ihr Herz. Dann fiel sie neben Sigurd mit dem Schwert Gram zwischen ihnen und das Feuer nahm sie beide während das Schiff langsam in die Ferne verschwand.
Gunnar und Hogni teilten sich die Andvari Schätze und gaben ihre Schwester Gudrun als Gemahlin an einen König, Atli hieß er. Als Gudrun den Andvari Ring auf Atlis Finger schob, fiel der Fluch auf ihn, so dass sein einziger Wunsch nur noch war all das Gold zu besitzen, welche Mißtaten er auch dafür verüben müßte. Darum bat er Gunnar und Hogni ihn zu besuchen, das taten sie und jeder nahm nur ein kleines Gefolge mit. Aber bevor sie fortgingen, versteckten sie Andvari’s Schätze tief im Fluss, dem Rhein, und nur sie wußten wo die Stelle war.
In Attli’s Schloss angekommen, nahm sie der böse König gefangen und drohte sie zu foltern, wenn sie ihm nicht sagten, wo sich die Schätze befänden. Attli ging erst zu Gunnar, der von seinem Bruder getrennt wurde und versuchte von ihm etwas zu erfahren. Aber Gunnar sagte: „Hogni und ich haben geschworen, nie jemandem zu sagen wo der Schatz versteckt ist und so lange Hogni lebt, werde ich meinen Eid nicht brechen. Jedoch, wenn du mir den Kopf von Hogni bringst, werde ich wissen, dass er nicht mehr lebt und werde dann sprechen.“ Als er das hörte, gab Attli sofort den Befehl dazu und als Gunnar den Kopf seines Bruders sah, lachte er siegesbewußt. „Nun, jetzt wirst du das Versteck nie finden!“, rief er. „Nur wir zwei wußten wo es ist und mein Bruder war schwächer als ich und hätte es verraten! Jetzt schweigen seine Lippen für immer und keine Folter wird aus mir je ein Wort herauskriegen.“
In seiner Wut und Enttäuschung ließ Attli Gunnart in eine Schlangengrube werfen. Aber Gudrun schickte ihrem Bruder eine Harfe die er mit seinen Zehen so wundervoll bespielte wie man noch nie gehört hatte. Alle Schlagen fielen in Schlaf, nur eine nicht, die keine echte Schlange war sondern eine böse Hexe in Gestallt einer Schlange; sie biss Gunnar in seine Brust und so starb er. Ab jetzt war es Gudruns Aufgabe den Tod ihrer Brüder zu rächen, es war ihre Pflicht der Ehre. Letztendlich gelang es ihr Attlis Palast in Brand zu setzen, so dass er und all sein Gefolge umkamen.
Dann wünschte sie nicht mehr länger zu leben und warf sich ins Meer. So kehrte Andvari’s Ring, den sie auf dem Finger hatte, wieder zurück in die tiefen Gewässer und an Andvari’s Fluch war ein Ende gekommen. Doch Brunhilde, die mal eine der Walküren gewesen war, fuhr in ihrem Wagen den finsteren Weg nach Niflheim ab, wo Hella über die Toten herrschte und Sigurd wurde von Odin in Walhalla begrüßt: denn beide hatten noch eine Aufgabe zu erfüllen, am Ragnarök, dem Tag des Letzten Grossen Streites.
© 2007 Lynagh