Lapidarstil
Ist das Deutsch schon so verdorben,
Daß man's kaum noch schreiben kann?
Oder ist es ausgestorben,
Daß man's spricht nur dann und wann?
Oder habet ihr vernommen,
Daß es bald zu Ende geht?
Daß die Zeiten nächstens kommen,
wo kein Mensch mehr deutsch versteht?
Jedes Denkmal wird frisieret
von der Philologen Hand,
Und so haben Sie beschmieret
Erz und Stein und Tisch und Wand.
Wo man hinschaut, strotzt und glozet
Eine Inschrift in Latein,
Die sich trotzig hat schmarotzet
In das Denkmal mit hinein.
Deutsches Volk, du musst studieren
Und vor allem das Latein,
Niemals kannst du sonst capieren
Was dein eigner Ruhm soll sein!
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Hoffman von Fallersleben (1798 - 1874) 1. Februar 1840 -
Ich würde keinen verurteilen, der Fremdworte dort verwendet, wo es angebracht erscheint. Aber über das ungereimte, unnötige Einflicken ausländischer Wörter oder womöglich noch nicht einmal verstandener Redensarten, durch die Sätze oder Abschnitte förmlich auseinander fallen, die unsäglichen Wortzusammenfügungen ohne Sinn und Verstand, darüber müsste man sich schämen, wenn man darüber ein wenig nachdächte. Dies alles ist es, was nicht nur unsere Sprache verdirbt, sondern mehr und mehr auch unser Gemüt krank machen wird.
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Virgil (70 - 19 v. Chr.) -
An deiner Sprache, Deutscher, halte fest! Weh dem, der diesen Schatz sich stehlen läßt:
Wer erst beginnt, das reine Wort zu fälschen, dem kann gar bald auch Kopf und Herz verfälschen.
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Otto v. Leixner (1847 - 1907) -
Deutsche geliebte Landsleute, welches Reichs, welches Glaubens ihr seiet, tretet ein in die euch allen aufgetane Halle eurer angestammten, uralten Sprache, lernet und heiliget sie und haltet an ihr, eure Volkskraft und Dauer hängt an ihr!
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Jacob Grimm (1785 - 1863) -
Ein Volk, das seine eigene Sprache verlernt, gibt sein Stimmrecht in der Menschheit auf und ist zur stummen Rolle auf der Völkerbühne verwiesen.
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Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852) -
Die Sprache ist ein Spiegel einer Nation; wenn wir in diesen Spiegel schauen, so kommt uns ein großes, treffliches Bild von uns selbst daraus entgegen.
Wie menschlich Menschen sind, zeigt ihr Umgang mit der Muttersprache.
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Friedrich Schiller (1759 - 1805) -
Jeder Wohlgesinnte und Einsichtige ergreife also mit mir Partei für die deutsche Sprache gegen die deutsche Dummheit.
...oder ist die deutsche Sprache vogelfrei, als eine Kleinigkeit, die nicht des Schutzes der Gesetze wert ist, den doch jeder Misthaufen genießt?
Das Schlimmste an der Sache ist, daß allgemach eine junge Generation heranwächst, welche, da sie stets nur das neueste liest, schon kein anderes Deutsch mehr kennt als diesen verrenkten Jargon des impotenten Zeitalters, welches sich ein Gewerbe daraus macht, die deutsche Sprache zu demolieren.
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Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) -
Die seit Kriegsende bei uns in alle Bereiche des Lebens eingedrungene Flut von Amerikanismen muß endlich wieder zurückgedrängt werden.
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Gustav Heinemann (1899 -1976) -
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Ansprache anläßlich der Einweihung des Deutschen Literatur-Archivs Marbach am 16. Mai 1973)