Das Rad der Ewigkeit 1. Teil
In Grimsby, dem letzten Dorf auf dem Pfad der in die Tiefen des Alten Waldes führte, herrschte früher eine Überzeugung, daß man das Rad der Ewigkeit drehen lassen muß. Es war ein ganz besonderes Dorf, denn sie beherbergten das Rad der Ewigkeit. Wie es dort kam oder ob es das echte Rad war, wußte ja niemand, aber die Bewohner zweifelten nicht daran, daß es das einzige und das echte Rad war.
„Die Welt dreht sich und das Rad dreht die Welt. Wenn sich die Welt nicht drehen wird, steht auch die Zeit still und wir werden in einer Sphäre der Nihilität leben.“ So lautete die alte Lehre und so war es schon viele Jahrhunderte lang. Jeder der Bewohner hatte die heilige Pflicht das Rad zu drehen. Das Rad war riesig. Es verlangte um die 30 Menschen um es drehen zu können. Männer, Frauen aber auch Kinder waren dazu verpflichtet, man spannte auch bisweilen die Pferde ein und sicher die gefangenen Feinde. Keiner der Feinde war je getötet, sie wurden dadurch gestraft, daß sie bis zu ihrem Tod am Rad gekettet im Kreise gingen. Die Bewegung vorwärts war auch der Sinn des Lebens wie es so hieß. Die Dorfbewohner hatten die Ehre das Rad zu verteidigen und zu beschützen und ihr Anteil beizutragen wenn da wenige Gefangenen waren um das Rad in Bewegung zu halten. Ja, es gab auch einige die daran zweifelten ob sie das authentike Rad der Ewigkeit besassen, aber der Zauberer Guadagastiz mit dem Mantel aus Menschenhaut der, wie es so hieß, Hunderte von Jahren alt war und dieses Rad den Göttern abhändig machte, der mußte es doch wissen. Das Dorf Grimsby gehörte immer der Familie aus der Gudagastiz abstammte und die Tradition der Treue wurde im Dorf noch immer hoch gehalten.
Der Schmidt Kiljan mit seiner Frau Sibba, seinem Sohn Frode und Tochter Gyda waren da jedoch einer anderer Meinung, denn sie reisten manchmal auch nach Storvik und eines Tages begegneten sie einer der Magierinnen der Storegga. Sie erzählte ihnen wer Gudagastiz eigentlich war, denn die Dorfbewohner lebten weit von anderen menschlichen Siedlungen tief im Wald, waren schon immer sehr absondert und kriegten nicht nur andere Menschen, sondern auch ihren Herr Gudagastiz nur selten zu sehen und wenn dann, dann erschien er in einer angenehmer Gestalt und da er ihr Herr war, zweifelte niemand daran was er sagte oder verlangte. Jedoch wenn man gut nachdachte, war es doch merkwürdig, daß dieser Herr nie älter wurde, aber er war ein Zauberer und die Menschen im Wald wußten, daß man mit Zauberern vorsichtig sein mußte. Der Schmidt, der sich für alles interessierte was Hände schaffen konnten wurde aber skeptisch. Es war wirklich nicht sehr glaubhaft, das ein Rad, das die Welt am drehen hielt ausgerechnet in einem Walddorf am Rande der Welt stehen wird. Und es bedurfte menschlicher Kraft und nicht immer konnte man diese Leute entbehren die das Rad drehten sollten. Ewigkeit als solche mußte doch andere Kräfte zu Verfügung haben als einfache menschliche Kraft? Er schickte seine Tochter Gyda und seinen Sohn Frode in die Burg des uralten Zauberers um ihre Dienste als Diener anzubieten und sich dort sogleich um zu sehen. Lange Zeit hörte er nichts von ihnen aber eines Abends klopfte jemand ans Fenster. Seine Tochter Gyda stand vor dem Haus und Tränen waren in ihren Augen.
„Mein Bruder ist verschwunden, Vater,“ weinte sie. „Eines Tages war er nicht da und niemand hatte ihn danach gesehen. Der Meister zeigt sich nie und der Oberdiener schweigt.“
Der Schmidt runzelte die Stirn. Am nächsten Morgen packte er einen Rucksack und ging mit seiner Tochter zum Schloß des Zauberers.
„Ich biete meine Dienste an,“ sagte er zu dem Aufsichter, dem Oberdiener, einem blaßen langen Mann der eine beunruhigende Ausstrahlung hatte. „Wie ich hörte, ist mein Sohn verschwunden und da ich sein Vater bin, finde ich es meine Pflicht ihn so lang zu vertreten.“
Der Oberdiener, der dem Kiljan wie ein riesiger Käfer vorkam, nickte nur schweigend und ging ihnen voran um Kiljan zu zeigen, wo in den Quartieren der Dienerschaft Kiljans zukünftiger Schlafplatz sein wird. Die Burg war kalt und düster, aus grauen Steinen gebaut und die Korridore schienen lang, schmal und hoch. Aus einigen der Gewölbe hörte man merkwürdige Geräusche, aber die Hausordnung der Burg, wie es der Oberdiener verwortete war: Nichts zu hören, Nichts zu sehen, Nichts zu fragen.
© 2008 Lynagh