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Lynagh

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Mittwoch, 13. August 2008, 11:57

Das Rad der Ewigkeit

Das Rad der Ewigkeit 1. Teil

In Grimsby, dem letzten Dorf auf dem Pfad der in die Tiefen des Alten Waldes führte, herrschte früher eine Überzeugung, daß man das Rad der Ewigkeit drehen lassen muß. Es war ein ganz besonderes Dorf, denn sie beherbergten das Rad der Ewigkeit. Wie es dort kam oder ob es das echte Rad war, wußte ja niemand, aber die Bewohner zweifelten nicht daran, daß es das einzige und das echte Rad war.

„Die Welt dreht sich und das Rad dreht die Welt. Wenn sich die Welt nicht drehen wird, steht auch die Zeit still und wir werden in einer Sphäre der Nihilität leben.“ So lautete die alte Lehre und so war es schon viele Jahrhunderte lang. Jeder der Bewohner hatte die heilige Pflicht das Rad zu drehen. Das Rad war riesig. Es verlangte um die 30 Menschen um es drehen zu können. Männer, Frauen aber auch Kinder waren dazu verpflichtet, man spannte auch bisweilen die Pferde ein und sicher die gefangenen Feinde. Keiner der Feinde war je getötet, sie wurden dadurch gestraft, daß sie bis zu ihrem Tod am Rad gekettet im Kreise gingen. Die Bewegung vorwärts war auch der Sinn des Lebens wie es so hieß. Die Dorfbewohner hatten die Ehre das Rad zu verteidigen und zu beschützen und ihr Anteil beizutragen wenn da wenige Gefangenen waren um das Rad in Bewegung zu halten. Ja, es gab auch einige die daran zweifelten ob sie das authentike Rad der Ewigkeit besassen, aber der Zauberer Guadagastiz mit dem Mantel aus Menschenhaut der, wie es so hieß, Hunderte von Jahren alt war und dieses Rad den Göttern abhändig machte, der mußte es doch wissen. Das Dorf Grimsby gehörte immer der Familie aus der Gudagastiz abstammte und die Tradition der Treue wurde im Dorf noch immer hoch gehalten.

Der Schmidt Kiljan mit seiner Frau Sibba, seinem Sohn Frode und Tochter Gyda waren da jedoch einer anderer Meinung, denn sie reisten manchmal auch nach Storvik und eines Tages begegneten sie einer der Magierinnen der Storegga. Sie erzählte ihnen wer Gudagastiz eigentlich war, denn die Dorfbewohner lebten weit von anderen menschlichen Siedlungen tief im Wald, waren schon immer sehr absondert und kriegten nicht nur andere Menschen, sondern auch ihren Herr Gudagastiz nur selten zu sehen und wenn dann, dann erschien er in einer angenehmer Gestalt und da er ihr Herr war, zweifelte niemand daran was er sagte oder verlangte. Jedoch wenn man gut nachdachte, war es doch merkwürdig, daß dieser Herr nie älter wurde, aber er war ein Zauberer und die Menschen im Wald wußten, daß man mit Zauberern vorsichtig sein mußte. Der Schmidt, der sich für alles interessierte was Hände schaffen konnten wurde aber skeptisch. Es war wirklich nicht sehr glaubhaft, das ein Rad, das die Welt am drehen hielt ausgerechnet in einem Walddorf am Rande der Welt stehen wird. Und es bedurfte menschlicher Kraft und nicht immer konnte man diese Leute entbehren die das Rad drehten sollten. Ewigkeit als solche mußte doch andere Kräfte zu Verfügung haben als einfache menschliche Kraft? Er schickte seine Tochter Gyda und seinen Sohn Frode in die Burg des uralten Zauberers um ihre Dienste als Diener anzubieten und sich dort sogleich um zu sehen. Lange Zeit hörte er nichts von ihnen aber eines Abends klopfte jemand ans Fenster. Seine Tochter Gyda stand vor dem Haus und Tränen waren in ihren Augen.

„Mein Bruder ist verschwunden, Vater,“ weinte sie. „Eines Tages war er nicht da und niemand hatte ihn danach gesehen. Der Meister zeigt sich nie und der Oberdiener schweigt.“
Der Schmidt runzelte die Stirn. Am nächsten Morgen packte er einen Rucksack und ging mit seiner Tochter zum Schloß des Zauberers.
„Ich biete meine Dienste an,“ sagte er zu dem Aufsichter, dem Oberdiener, einem blaßen langen Mann der eine beunruhigende Ausstrahlung hatte. „Wie ich hörte, ist mein Sohn verschwunden und da ich sein Vater bin, finde ich es meine Pflicht ihn so lang zu vertreten.“
Der Oberdiener, der dem Kiljan wie ein riesiger Käfer vorkam, nickte nur schweigend und ging ihnen voran um Kiljan zu zeigen, wo in den Quartieren der Dienerschaft Kiljans zukünftiger Schlafplatz sein wird. Die Burg war kalt und düster, aus grauen Steinen gebaut und die Korridore schienen lang, schmal und hoch. Aus einigen der Gewölbe hörte man merkwürdige Geräusche, aber die Hausordnung der Burg, wie es der Oberdiener verwortete war: Nichts zu hören, Nichts zu sehen, Nichts zu fragen.

© 2008 Lynagh
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Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
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Dienstag, 9. Dezember 2008, 01:51

Das Rad der Ewigkeit 2

In der Mitte der Nacht stand Kiljan auf und weckte seine Tochter. „Komm, stehe auf mein Kind, hier können wir nicht bleiben, aber zuerst schauen wir uns ein wenig um und vielleicht finden wir deinen Bruder.“ Sie hüllten sich in schwarze Kapuzenmäntel und mit einer Kerze schlichen sie sich vorsichtig entlang des Korridors in die Halle und zu der Treppe des unterirdischen Gewölbes. Die Treppe schien endlos und ihre Spirale war wie eine Schraube die sich in unzähligen Windungen in die Tiefe bohrte. Sie endete in einem kleinen Raum aus dem drei Korridore führten. Ein rechts, ein links und ein geradeaus. Geradeaus war kurz, denn sie konnten ein paar Meter weiter eine geöffnete Tür sehen. Von den Gängen links und rechts klagen Schreie, Stöhnen und andere fremde Geräusch die an Wahnsinn grenzten. Gyda zitterte an ganzem Leibe und konnte sich kaum bewegen. „Sei mutig Gyda,“ sagte ihr Vater. „Wir müssen zusammenhalten aber erst will ich meinen Sohn finden,“ sagte der Schmied, aber als sie das Gewölbe hinter der Tür betraten, konnte auch er kein Laut mehr hervorbringen. Ein Kerker des Hasses! Überall altes und frisches Blut, zerstückelte Körper, manche noch in den Folterinstrumenten geklemmt. Sie standen wie versteinert.

Da erklangen aus einem der Gänge schleifende Schritte und ein Schein einer Öllampe spiegelte sich an der Wand hinter der Biegung. Der Schmied faßte sich zusammen und zog seine Tochter hinter eine große mit Eisen beschlagene Truhe. die in einer entfernter Ecke stand. Sie wagten es kaum zu atmen als der Oberdiener erschien. Hier in dieser Umgebung schien er weniger Mensch zu sein und als er ein Stück Menschenfleisch grabschte und verspeiste, mahlten es seine Kiefer horizontal wie eine Säge. Der Oberdiener sah sich um und sichtlich zufrieden mit seinem Mahl entfernte er sich in die Richtung der Wendeltreppe. Kiljan und Gyda blieben noch ein lange Zeit still und hörten ihn zu, als er die Treppe hinaufstieg. Die Folterkammer roch ekelhaft nach verwesenen Fleisch und dem süßlich eisernen Gestank des Blutes.

Kiljan und Gyda waren froh als sie das Gewölbe verlassen konnten und in dem kleinen Raum standen, wo die Treppe und die zwei übrigen Gänge mündeten. Im rechten Gang waren einige Zellen mit merkwürdigen angeketteten Gestalten besetzt. Auf den ersten Blick dachte Kiljan, daß es Dämonen waren. Die Gestalten waren rot, erschreckend und feucht klebrig. Erst als er seinen Ekel überwunden hatte und durch ein Fenster in der Tür einer Zelle spähte, wurde ihm dann klar, daß es alles Menschen ohne Haut waren. Menschen deren Haut abgestreift wurde und die noch lebten, aber wahrscheinlich bald sterben werden. Kiljan wußte, daß er ihnen nicht mehr helfen konnte und verließ eilig diesen Gang. Gyda stand bei der Treppe, sie war bleich und widmete ihre Aufmerksamkeit der Treppe. Kiljan untersuchte inzwischen den letzten Gang wo auch Zellen waren jedoch mit, wie es schien, unbehadelten Gefangenen. Er fand zwei Frauen und einen Mann und öffnete die Zellentüren und das Schloß ihrer Ketten mit einem magischen Instrument, das er von der Magierin der Storegga hatte. Es war ein Instrument, das Eisen schmelzte und in seiner Schmiede von großem Nutzen war. Die drei Gefangenen waren fast irrsinnig von Angst und hatten nur einen Gedanken. Den Kerker des Hasses so bald wie möglich zu verlassen. Eine der Frauen, die noch einigermaßen normal denken konnte, berichtete dem Schmied, daß sein Sohn gehäutet und gestorben war. „Dem Meister gefiel seine Haut,“ sagte sie. Eine große Wut überkam Kiljan. „Wie kann ich mich rächen!“ rief er verzweifelt. „Das Nichts was Etwas ist und was sogleich ein großer Zauberer ist, kann man nicht bekämpfen!“ „Zerstöre seine Kraftkammer,“ sagte die Frau, die einige Zeit als Dienerin in der Burg arbeitete bevor sie zu viel sah und in die Ungnade fiel. Die fünf Menschen schlichen die Treppe hinauf, sehr vorsichtig, so daß der Aufstieg wie eine Ewigkeit dauerte. Oben in der Eingangshalle zeigte die Frau dem Schmied eine Tür. Hinter der Tür war ein Raum mit Wänden rot durchadert, pulsierend wie ein enormes Herz.

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Dienstag, 16. Dezember 2008, 15:06

Das Rad der Ewigkeit 3

Zerstöre die Kraftkammer, ja das war leicht gesagt aber wie. Der Eingang der Kammer war geschützt. Wie ein Vorhang schimmerte ein Kraftfeld wie eine schöne dursichtige Tür. Neben der Kraftkammer öffnete sich der Korridor mit einem gewölbten Durchgang in eine große Halle. Die Menschen blieben wie verzaubert stehen. Es war Gudagastiz’ berühmte und wunderbare Versammlung der Kuriositäten, magischer Gegenstände und alter Folianten. Sie gingen durch die Gänge zwischen den Regalen und Vitrinen und schauten sich alles an. Da war ein Gegenstand wie eine Traube aus Kristall wo jede Traube einen verschwommenen Blick in eine der Dämonenwelten bot, ein Stab auf dem Pralinen verschiedenen Geschmacks wuchsen, ein antiker Ring mit Runen graviert, ein schwarzer Stein mit neun Zonen in der untastbaren Farben. Auf den Regalen standen Hunderte Behälter voll mit Pudern und Flüssigkeiten, konservierte Köpfe fremder Monstern und alte Banden, Folianten, Perkamentrollen und Librams. In einer Vitrine standen enige kleinen metalenen Kistchen, versegelt durch Bände hohen Altertums die fremd schwer anfühlten als man sie in die Hand nahm. Die eine der Frauen, die im früheren Leben eine Weise war, zeigte auf ein Gegenstand der wie ein kleines Horn aussah. „Da nehme das hier“, sagte sie. „Wenn ich mich nicht irre, ist es ein Horn der Zerstörung und wenn man durch ihn bläßt wird alles zerstört wohin der Atem durch das Horn bläßt und wenn ich mich irre ist uns der Tod sicher. Aber was soll das, sterben werden wir einmal sowieso...“ Kiljan nahm vorsichtig das Horn und sie eilten zurück zum Eingang der Kraftkammer. Dort versammelte er seinen Atem. Der Atem des Schmiedes, gesegnet mit großer Lunge die allen Feuern seiner Schmiede widerstand. Er stellte sich vor den Kraftvorhang und bließ. Sein Atem kam aus der breiten Öffnung des Horns wie ein lilla Strahl, durchbohrte den Vorhang der zusammenschrumpfte, fühlte die Kammer mit einem Nebel und mit einem Aufheulen schrumpfte auch das große Herz, hörte auf zu pulsieren, wurde schwarz und die Wände bröckelten wie eine alte Kruste zusammen. Im Schloß erklang ein wütendes Aufheulen, aber das hörten die Flüchtlinge schon draussen als sie in den Wald eilten. Sie rannten aus allen Kräften und sahen sich nicht um.

Als Kiljan und seine Tochter in Grimsby ankamen fanden sie das Dorf in großem Aufruhr. Das Rad der Ewigkeit, das sie unaufgebrochen drehten, brach von einiger Zeit zusammen und ging in Flammen auf. Einige Dorfbewohner jammerten, einige freuten sich und als später die Magierin der Storegga in Grimsby auf einem Sturmpferd im Galopp erschien, wurde letztendlich allen klar, daß sie ihre Freiheit erlangten.„Das Rad der Ewigkeit speißte die Kraft, das Herz, des Zauberers,“ sagte die Magierin. „Es bedeutet jedoch nicht, daß Gudagastiz keine Kräfte mehr hat, er muß sich es bloß auf eine andere Weise holen und das wird er sicher tun, aber ihr seid endlich frei. Denn das Horn legte auch eine Blase der Unantastbarkeit auf das Dorf und seine Umgebung. Somit seid ihr wieder Menschen und nicht Sklaven die den Zauberer mit ihren Lebenskräften fütterten. Seid bloß vorsichtig, denn Grimsby und Umgebung und der Weg ins Dorf sind für immer geschützt, aber der Wald dahinter nicht.“ Als die Magierin wegritt, feierte das Dorf einen großen Fest und wurde zu dem letzten freien Dorf des Nordlandes. Gudagastiz dagegen hegte von diesem Tag ab einen großen Haß gegen allen Menschen und besonders gegen die Magierinnen des Storegga Kliffes.

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