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Montag, 3. November 2008, 10:32

Kümmel

Carum carvi L.

Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887

Herkunft:
Carum - altdeutsch karvey bzw. vom arabischen karwija. Kümmel ist dem lateinischen cuminum entlehnt, das wiederum aus dem Althebräisch kammon.

Nord- und Mitteleuropa, Asien

Volksname:
Brotkümmel, Echter Kümmel, Feldkümmel, Garbe, Gemeiner Kümmel, Gewöhnlicher Kümmel, Karbensamen, Karve, Kramkümmel, Kümmerich, Mattenkümmel, Wiesenkümmel, Niederdeutsch: Käme(l), Köm(en), bayrisch-österreichisch Kimm, Kem, schwäbisch Kemmich, schweizerisch Chümmi(gch).

Pflanzenfamilie:
Doldenblütler (Apiaceae)

Verwendete Pflanzenteile:
Kümmelfrüchte und das daraus gewonnene ätherische Öl

Sammelzeit:
Juni und Juli

Inhaltsstoffe:
ätherische Öle (zum Großteil aus Carvon und Limonen bestehend, Gehalt ist von Boden- und Klimafaktoren abhängig), reichlich fettes Öl (hauptsächlich aus Triglyceriden), Gerbstoffe, Eiweiß und Vitamin-C, (pro 100 g der frischen Pflanze 224,6 mg)

Heilwirkung:
Kümmel wird als stärkstes verdauungsförderndes Gewächs der Doldenblütler bezeichnet. Die ätherischen Öle wirken beruhigend, durchblutungsfördernd, harntreibend, krampflösend und helfen bei Appetitlosigkeit, Blähungen, geschwollenen Händen und Füßen, nervösen Herz-Magen-Beschwerden, Kreislaufschwäche, Koliken, Migräne und Völlegefühl. Außerdem fördert es die Milchbildung bei stillenden Müttern.

Ein Tee aus Kümmel hat nicht nur eine anregende Wirkung auf die Verdauung, sondern lindert auch die Beschwerden bei Erkältungen und Entzündungen der Luftwege und ist besonders für die Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern geeignet. Kinder stillender Mütter leiden durch das trinken von Kümmeltee weniger unter Krämpfen. Eine ähnliche Wirkung hat das Kümmelöl, welches auf dem Bauch einmassiert den Kindern rasch Linderung bei Blähungen und Koliken verschafft.

Gegen Mundgeruch hilft es, einige Kümmelsamen zu kauen, er ist auch in Mundwässern zum Spülen oder Gurgeln enthalten.

Kümmel wird auch zur Branntwein- und Likörherstellung verwendet, z.B. Aquavit (lat. Aqua vitae) dessen Namen "Lebenswasser" bedeutet. Diese beliebten "harten" Schnäpse, auch als Magenwärmer bezeichnet, werden zum Anwärmen oder zur besseren Bekömmlichkeit nach dem Genuß von schwerverdaulichen und fetten Speisen eiskalt (!) genossen.

In der Küche:
Als Gewürz wird Kümmel wegen seiner blähungstreibenden, verdauungsfördernden Wirkung vor allem bei schweren Speisen wie Kohl- und Fleischgerichten, wegen seines Aromas und würzigen Geschmackes bei Kartoffel- und Gemüsegerichten, Brot und anderen Backwaren, sowie Käse und Wurst genutzt.

Geschichte:
Der deutsche Name Kümmel geht auf das lateinische cuminum und das griechische kyminon zurück, womit aber der Römische oder der Kreuzkümmel gemeint war. Als stark duftendes Kraut verband sich mit ihm die magische Vorstellung, dass er Hexen abwehren könne. Kümmel kam ins Brot, um die bösen Geister zu vertreiben. In Thüringen kennt man böse Holzweibel, die "Kümmelbrot – unser Tod!" ausrufen. Unruhigen Kindern, die von Dämonen gequält wurden, setzte man Töpfchen mit Kümmel unters Bett, damit sie ruhig schliefen. Beim Säen des Kümmels sollte man fluchen, wie dies die Römer beim Kreuzkümmel säen wohl auch getan haben, denn damit verscheucht man die Geister und er wird gut gedeihen. Das berichtete auch von Perger in den Pflanzensagen und fügte hinzu: "Wer zu viel Kümmel ißt, sieht alles doppelt." Magisch mutet auch an, dass der zu Johannis geerntete Kümmel angeblich der heilkräftigste ist.

Bei Ausgrabungen von Pfahlbauten wurden Kümmelfrüchte gefunden, die sich auf 3000 v. Chr. zurückdatieren lassen. Erst im Mittelalter läßt sich der nordische Wiesenkümmel mit Sicherheit nachweisen, wurde seither in den Klostergärten angebaut und das Capitulare Karls des Großen führt ihn als careum auf. Im 16. Jh. setzte er sich rasch als würzende Zutat zu Käse, Brot, fettem Fleisch, Fisch und Suppen allgemein durch.

H. Bock lobt den "Wisskymmel" (Carum carvi) in seinem "Kreuterbuch" als das nützlichste Kraut aus Arabien, welches überall beim Kochen, Backen und zur Herstellung von Medizinen verwandt würde.

Dioskurides nennt den Samen als verdauungsbeförderndes Mittel, das in der Wirkung dem Anis ähnlich sei.

Nach v. Haller wurde der Kümmel "zur Stärkung des Magens, Beförderung der Verdauung, Zerteilung der Winde und Grimmen, bei Unruhen der Mutter und anderen Schmerzen des Unterleibes, zur Beförderung des Harnes und zur Stillung der Schmerzen von dem Stein" gebraucht. Hecker führt als Indikationen Hypochondrie, Hysterie usw., mangelnde Milchsekretion und Brustleiden an. Äußerlich läßt er ihn zu Umschlägen und zu Klistieren bei Blähungsbeschwerden verwenden.

Wie Kofler in einem Vortrag auf dem internationalen Heil- und Gewürzpflanzenkongreß, München 1936, ausführte, nimmt der ätherische Ölgehalt durch Lagerung zunächst zu. Siehe auch: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus

Früher wurde auch die gesamte Pflanze genutzt, die Früchte zum würzen und zu medizinischen Zwecken, das sogenannte Kümmelstroh diente als Schaffutter, zum Einstreuen, als Brennmaterial und zum Besenbinden und der Rückstand von der Destillation des Öles ergab noch ein gutes Futtermittel. Auch in der Tierheilkunde wurde/wird der Kümmel als blähungstreibendes, krampfstillendes und gärungswidriges Mittel bei Koliken angewendet. Die Wurzel kultivierter Pflanzen sowie die jungen Blätter dienten als Gemüse, Salat und als Zutat für Frühlingskräutersuppen.

Was wär' das Leben ohne Köm? Unangenöhm.
- Norddeutscher Volksmund -


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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