Weihnachten ist durch seine Innigkeit und Tiefe für uns wohl das bedeutendste Fest des Jahres. Wenn wir über die kommerziellen Auswüchse unserer Zeit eimal hinwegsehen, können wir noch immer eine reiche Vielfalt an echtem Brauchtum entdecken. Letzlich gibt es keinen Lebensbereich der davon nicht irgendwie berührt würde. Das Fest hat etwas allumfassendes, dem wir uns kaum zu entziehen vermögen. Selbst Menschen ohne religiöse Vorstellungen nehmen auf ihre Weise daran teil. Im christlichen Sinne hat sich das Fest über das ganze Erdenrund verbreitet und wird auch dort gefeiert, wo es weder Schnee noch lange Winternächte gibt.
Doch dies ist etwas vollkommen anderes; so sind etwa auf der Südhalbkugel der Erde allein die Jahreszeiten genau umgekehrt, unsere Weihnachtszeit fällt dort in den Sommer. Die Sonnenwenden sind sinngemäß also entgegengesetzt. Deutsche, die zum Beispiel in Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika leben, können in dieser gänzlich anderen Natur die Weihnachtsstimmung unserer nördlichen Breiten nicht empfinden. Das bedeutet aber nicht, dass es dort vergessen wäre. Wir ersehen hieran, wie ausgesprochen bedeutsam doch der örtliche Bezug dieses "Winterfestes" für uns ist. Tatsächlich gibt es auch einige Menschen, die sich dem bewußt entziehen, indem sie kruzfristig in wärmere Gefilde reisen. Dieses fragwürdige Verhalten ist allerdings nicht die Regel.
Somit ist fest zu stellen, daß beim Weihnachtsfest insbesondere die Dunkelheit eine große Rolle spielt; oder sollten wir besser sagen, das Licht!
Die geweihten Nächte werden überall in den nordischen Ländern, wie bei unseren Nachbarn, in gewissen Abwandlungen gefeiert. Schon innerhalb Deutschlands gibt es etliche gebietlich unterscheidbare Gebräuche. Eines aber ist durchgängig und erscheint unverzichtbar; die Erhellung der dunklen Zeit durch den Lichterglanz von Kerzen, sei es an Kränzen, Gestecken oder am Weihnachtsbaum. Die kleine Flamme ist ein Inbild der Hoffnung, der Hoffnung nämlich auf die Wiederkehr des großen Lichtes, welches im kommenden Jahr mit zunehmender Kraft einen jugendfrischen Frühling erwecken und neue Fruchtbarkeit schenken wird. So gibt es auch Bräuche, die trotz örtlicher Trennung gleich sind. Dies ist der Fall beim Luciatag am 13. Julmond, der sowohl in Schweden wie Bayern begangen wird. In der Nacht geht ein weiß gekleidetes Mädchen mit einem Lichterkranz bekrönt als Luciabraut, um von der Geburt des Lichts zu künden.
Dieser Brauch verweist recht offensichtlich auf den wirklichen Urgrund der Weihnachtszeit; auf die Winterwende, das alte nordische LIchterfest. Wie bereits angesprochen, ergibt sich der ursprüngliche Sinn eben nur im nördlichsten teil des Erdkreises. Ausschließlich hier haben Menschen die Erfahrung eines stark wandelnden Sonnenlaufs machen können. Nur hier konnten die Menschen fürchten, die Duneklheit des Winters bliebe für immer. So enstand im Norden der Sonnemythos, der Mythos von Tod und Wiedergeburt, lange vor der Auferstehungsgeschichte der Bibel. Viele unsere ältesten Märchen und Sagen beinhalten verschlüsselte Gleichnisse dieses Hiimmelsgeschehens. Wenn beispielsweise eine Königstochter in einem finsteren Verlies fest sitzt und von einem wackeren Helden berfeit werden muß, dann ist der Vergleich mit der gefangen gehaltenen Sonne nicht mehr weit.
Vorallem in unseren heiligen Zeichen, die wir in Jahrtausenden alten Steinritzungen ebenso vorfinden wie auf Werken aus Bronze und irdenen Gefäßen; die Kreise, zwei- und viergeteilten Räder, Kreuze und Wendelkreise sind allesamt Sinnbilder des Jahreskreises, der Sonne und ihrer Bahn. Je nördlicher wir gelangen, desto mehr häuft sich ihr Vorkommen. Darüber hinaus erhalten sie sich während der gesamten Geschichte an Häusern und bäuerlichen Hausrat, oftmals etwas verborgen, aber immer noch vorhanden. Vergessen wir nicht, dass vieles der Verfolgung durch die Kirche zum Opfer fiel, die das "Heidnischwerk" verurteilte.
Die Sinnzeichen und Mythen aber wurden von immer wieder abwandernden Scharen weitergetragen. Eine Weile dürfte die Bedeutung noch bekannt geblieben sein, um dann doch zu verblassen. Allein die Swastika ist, mit Ausnahme Australiens, auf allen Erteilen weit verbreitet. So sind im Mittelmeerraum nicht wenige Beispiele zu besichtigen, die schließlich wohl nur noch als reines Schmuckwerk, zur Verschönerung Verwendung fanden. (Quelle: Germanischer Jahresweiser 2008 )