Das Gebiet der Storegga und der Taverne Zum Großen Rand
(Jon Thorkillsons Reise zu Storegga, dem Großen Rand am Ende der Welt).
Es wurde viel über Gudagastiz dem Furchterregenden geredet, da niemand der ihm in Person begegnet hatte es, wie man sagte, je überlebte.
Niemand wusste wie der Zauberer Gudagastiz wirklich aussah, denn er war der Mann der Tausend Gesichter. Man erzählte, aber niemand wusste ob es eigentlich Wahr war, dass Gudagastiz’ wahre Gestallt schon lang zum Staub geworden war, denn er sollte der Mann sein der seinen Tod mit Zauber besiegte. Fest stand, daß er wahrscheinlich eine furchterregende Erscheinung war, mit seinem Mantel aus Menschenhaut.
Man erzählte, und es konnte auch nicht anders sein, daß Gudagastiz als normaler Mensch geboren wurde, jedoch einer der schon in seiner Jugend, wenn er erkannte, daß einem Mensch im Leben nur der Tod sicher war, einen schweren Eid schwur, daß er den Tod besiegen wird. Von dem Tag an studierte er fleißig und ununterbrochen. Er versammelte magische Bücher. Er kaufte sie, stahl sie und wenn es nicht anders ging, beging er auch einen Mord um ein besonders versprechendes Exemplar in die Hände zu kriegen. Er war sicher ein kluger Mann, aber die wirkliche Magie ist schwer zu meistern und es dauerte auch viele Jahre in denen er den Tod fürchtete bis endlich die Zeit kam, daß er ihn nicht mehr zu fürchten brauchte. Er wurde zu Nichts, das reine Nichts das keinen Tod oder Ende kennt. Der Preis dafür war hoch, aber wenn man ihn einmal zahlt, gewöhnt man sich daran. Er brauchte eigentlich bloß die Hülle anderer Menschen um unsterblich zu werden und dabei wie ein menschliches Wesen wirken und aussehen, denn das Nichts braucht immer eine Hülle um Etwas zu sein.. Die Schwierigkeit jedoch war, dass die menschliche Haut mit der Zeit abwetzt und wird dünner und um die Magie zu erwecken die es möglich machte dass er das Etwas war, brauchte er regelmäßig neue frische Haut, aber auch damit kriegte er die Gewandtheit mit den Jahren und so lebte er schon viele Hunderte Jahre von der unfreiwilligen Gabe der anderen.
Hundert Jahre sind schon eine lange Zeit, einige Hunderte Jahre sind schon eine Ewigkeit wenn man sie mit der normalen Lebenserwartung eines Menschen vergleicht. Kein Wunder auch, daß ein ewiges Leben auch große Langeweile mit sich brachte. Güte ist langweilig und so frönte er dem Bösen und wurde so zu einem gefürchteten Dämon, der Gudagastiz mit seinem Mantel aus Menschenhaut. Wenn er zwischen den Menschen erschien, sprach er mit einer süßen Zunge und schließlich kriegte er immer was er wollte.
Nicht weit von der öden Wüste in der seine Burg stand, im Altem Fichtenwald wohnten auch zwei Schwestern, die beide Hexen waren. Bryna und Brana. Bryna war eine kalte in sich gekehrte Frau, die nichts anderes interessierte als wie sie sich eine ewige Jugend beschaffen konnte. Sie zauberte gerne, sie zauberte sich Dinge die sie brauchte und auch die, welche sie nicht brauchte. Dagegen war ihre jüngere Schwester Brana ein lebendiges Mädchen das alles was das Leben war, genießen wollte. Bryna saß nur in ihrem Turm und hütete ihre geheime Magie. Eines Tages erschien Gudagastiz an der Tür ihres Hauses. Die Schwestern kannten seinen Ruf und waren vorsichtig. Jedoch Gudagastiz erschien wie ein hübscher junger Mann und machte den beiden Hof. Bryna hielt Abstand, denn weltliche Dinge interessierten sie nicht und Männer noch weniger. Brana dagegen war zugänglich. Es kamen keine Menschen in den Alten Fichtenwald und Brana war eine schöne junge Frau mit langem rotblondem Haar. In der Zeit, als sie Gudagastiz’ Aufmerksamkeit hatte, wurden ihr zwei Töchter geboren. Furu (Furie) und Vanvidd (Wahnsinn). Sie waren oft zusammen denn die Vanvidd war blind. Die Mädchen zogen durch die Welt und fanden immer eine Beschäftigung.
Jahre vergingen und Bryna die herausfand wie sie ihre Jugend behalten kann, schien kein Jahr älter als 20 und ihr schwarzes Haar mit silbernen Strähnen glänzte. Brana jedoch wurde älter und älter und als sie einmal wieder in ein Spiegel schaute, sah sie darin eine alte hässliche Hexe. Sie hoffte, daß ihre Schwester ihr das Geheimnis ihrer Jugend verrät, aber da hat sie sich verrechnet. Sie kriegten einen riesigen Streit und Brana zog aus zusammen mit ihren Dienerinnen, den Trollfrauen Eistla und Gellivör. Gudagastiz hatte ihr nach langem aber vorsichtigem Andringen ein Rezept für einen Zaubertrank gegeben den man aber nur einmal verwenden konnte, ein Zaubertrank der ihr ihre verlorene Jugend wieder zurück geben konnte.(*Siehe
21 Die Magie des Wortes).
Als Jon Thorkillson in Storvik ankam, in der alten Siedlung durch die auch der Weltweg führte, hat er eben diese Neuigkeiten in einer der Herberge am Hafen gehört. Es kamen nicht so viel Fremde nach Storvik und es passierte auch nicht viel Aufregendes in diesem weit im Norden gelegenen Hafen; man war halt immer froh jemandem die alten Neuigkeiten zu erzählen. Die Stadt Storvik war nicht klein aber auch nicht besonders groß; ja man könnte es gewiss eine Stadt nennen denn sie hatte einen Hafen wo man regelmäßig Kaufmannsschiffe aus dem Süden und Westen sah, es hatte einen Fischerhafen, zwei Märkte, viele Herberge und Tavernen, Fischerhalle und ein Umschlagplatz für die Ware die das Nordland benötigte. Es war die letzte und nördlichste Stadt der Menschenwelt.
Der Weltweg war ein besonderer Weg und hieß so weil er durch die ganze Welt lief, so glaubte man wenigstens und am Ende der Welt dem großen Rand endete er in einer T Kreuzung die er mit dem Alten Nordweg bildete. Der Nordweg war eine Anomalität. Ja sicher er führte Richtung Norden aber das andere Ende verschwand irgendwie und führte nach irgendwo. Man sagte, daß es dort weiter eine Anomalität gab, eine Zeitschlinge, aber niemand wusste wo, denn es kam nie jemand aus dieser Richtung in die Stadt und niemand verlangte in diese Richtung zu reisen.
Jon sattelte sein Pferd, gab den Schiffsleuten seine Anweisungen und ritt ganz allein den Weltweg zu Storegga. Es war ein fremdes Ort, wo das Auge der Germanen, der mächtige Maelström unter dem Rand der Welt brüllte und es war auch die Kreuzung der neun alten Welten. Auf einem hohen Kliff stand die Storega Stuga der Magierinnen, der Wächterinnen auf dem Großen Rand, lange Reihe Frauen die alle von der weisen Völva abstammten. Nahe der T Kreuzung des Weltwegs und Nordwegs führte ein Pfad nach oben auf die Kliffen zu der letzten Taverne der Welt nicht weit von der Storegga Stuga gelegen, der Taverne Zum Großen Rand.. Auch die Taverne war nicht so eine gewöhnliche Taverne. Man flüsterte in den Dörfern und Weilern auf dem Weltweg, daß die Wirte oft die Meerjungfrauen heirateten und daß dort auch viel nicht menschliche Gäste verkehrten und/oder übernachteten. Im Tal bei der Kreuzung war ein reicher Herrgard wo die Herrinnen traditionell oft die ehemaligen Walküren des Odins waren.. Es gab einige Weiler weiter in der nördlichen und östlichen Richtung in den unendlichen Wäldern wo Menschen wohnten und dort in einem dieser Weiler wohnte auch die Hexe Blavör die mit Bryna konkurrierte und sie um ihr Jugendzauber beneidete und mit Brynas Schwester Brana immer damit beschäftigt war um dahinter zu kommen. Blavör, die sehr alt war, kümmerte sich schon in der Vergangenheit um Fenrir’s Nest und auch weitere Nachkömmlinge aus diesem Nest. In den Wäldern wohnten auch die Trollen, die den Menschen gefährlich waren, denn sie liebten das Menschenfleisch.
Das alles erzählte ihm der Wirt der Taverne Olaf und sein Sohn Bjarni als sie alle drei beim Feuer saßen. Jon nahm ein Zimmer in der Taverne, denn für die lange Reise nach Storvik brauchte er einen ganzen Tag. Er war zwar von der Herrin aus dem Tal eingeladen aber Olaf sagte ihm, es wäre riskant so spät am Abend durch den Wald hinab zum Tal zu reiten.
„Hier in der Taverne seid Ihr sicher,“ sagte der Wirt. Gerade als er diese Worte aussprach, öffnete sich die Tür und eine großgewachsene, sehr sauer aussehende alte Frau trat herein.
„Edle Frau Blavör, womit kann ich Euch dienen?“ fragte der Wirt. „Met!“ krächzte die Alte.
Jon war nicht wenig überrascht als er sah, daß die Alte zwei große Krüge Met leerte ihn giftig musterte, dann zur Theke ging und bei dem Wirt zwei lange Würste bestellte. Sie nahm sie in die Hand,, überquerte die Gelagekammer, öffnete die Tür und pfiff. Zwei große Wölfe erschienen und jeder bekam eine Wurst. Die Alte zwitscherte etwas zu den Wölfen, warf einen noch giftigeren und sehr unfreundlichen Blick Richtung Jon und verließ die Taverne.
„Hexe Blavör und ihre Fenrirwölfe,“ sagte Olaf trocken.
Am nächsten Tag verließ Jon das Gebiet des Großen Randes. Im Norden war nur das Reich des Gudagastiz, ein nicht sehr anlockendes Ziel und das andere Ende des Nordwegs führte in Gebiete in die niemand reiste. Eine Nabelschnur in eine der neun Welten die niemand betreten wagte, denn diejenigen die es mal taten kamen nie wieder zurück. Er ritt den Pfad zur Kreuzung und nahm den Weltweg zurück nach Storvik wo sein Schiff wartete und segelte bald wieder heim. Nur Olaus Magnus, der sein Bericht las, besuchte danach noch Storvik und die Gebiete des Großen Randes dahinter als er an seiner Carta Marina arbeitete. Das Auge der Germanen, die Trompete des Nordens, der brüllende Maelström hielt alle Schiffe auf einen Abstand und die Länder des Großen Randes die nicht ganz von dieser Welt waren, wurden nur von Abenteuern aufgesucht und zweimal jährlich von einer Karawane angetan, denn die seltenen Waren und Produkte des Nordens lockten manche Kaufleute deren Geschäftssinn und Hunger nach Gold stärker war als ihre Angst von den Gefahren deren Heimat das unbekannte Nordland war.