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Sonntag, 28. Dezember 2008, 09:19

Zaubernuß

Hamamélis virgínica L.

Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887

Herkunft:
Hamamelis= Hakenfrucht, zusammengesetzt aus hamatus= hakig und melum vom griechischen mέlon= Apfel/Frucht; griechisch Hama=zur gleichen Zeit.

Atlantikküste Nordamerikas in Virginia

Volksname:
Hexenhasel, Hexenhaselstrauch, Hopfenhainbuche, Wünschelrute, Virginischer Zauberstrauch, Virginische Zaubernuß, Zauberhasel, Zauberhaselstrauch

Pflanzenfamilie:
Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae)

Verwendete Pflanzenteile:
Blätter (Hamamelidis folium ), frische Rinde der jungen Zweige (Cortex Hamamelidis)

Sammelzeit:
Blätter im Herbst

Rinde der Äste und Zweige im Frühling

Inhaltsstoffe:
In den Blättern: Gerbstoff Hamamelitannin, ätherisches Öl, Flavonoide, Fette, Proanthocyanidin, Saponine, geringe Mengen ätherisches Öl.

In der Rinde: Gerbstoff Hamamelitannin, ätherisches Öl mit Sesquiterpen, fettes Öl mit Phytosterin-Estern der Ölsäure, Palmitinsäure und einer C-reicheren Fettsäure und wenig Triglyzeriden.

Heilwirkung:
Hamamelis wirkt adstringierend, abschwellend, blutstillend, beruhigend, granulationsfördernd, entzündungshemmend, gefäßabdichtend, leicht lokal betäubend, krampflösend, Juckreiz mildernd und straffend.

Äußerlich wird es bei leichten Hautverletzungen, Analfissuren, Hämorrhoiden, Druckgeschwüren, Entzündungen der Haut und Schleimhäute, Ekzemen, Venenerkrankungen (z.B. Krampfadern), Neurodermitis, Unterschenkelgeschwüren, trockener und rissiger Haut (besonders Altershaut), Sonnenbrand, Nasen- und Zahnfleischbluten, Zahnfleisch- oder Mundschleimhautentzündungen, Prellungen, Stauchungen und in der Säuglings- und Wundpflege angewandt.

Die Tinktur und der Tee können zum Gurgeln und Mundspülungen bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich verwendet werden. Bäder mit einem Absud der Hamamelisblätter regen die Hautatmung an und fördern die Wundheilung bei Afterfissuren, Ekzemen, Hautrissen, Schürfwunden und Quetschungen. Außerdem anzuwenden als Sitzbad, Fußbad, Kompresse, Umschlag oder Spülung (auch als Haarspülung). Ein Gesichtsdampfbad bei empfindlicher und entzündlicher Haut, besonders bei Akne, wirkt reinigend, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd.

Hamamelis-Tee hilft innerlich gegen Durchfall und Schleimhautentzündungen des Verdauungstraktes.

Die wertvollen Gerbstoffe sind in Abkochungen und Extrakten enthalten und besitzen daher eine höhere Wirksamkeit als Destillate, die nur ätherisches Öl enthalten. Beide Zubereitungen wirken aber entzündungshemmend.

Aus dem Deutschen Homöopathisches Arzneibuch 1901: Die homöopathische Urtinktur wird aus der frischen Rinde der Zweige und Wurzeln zu einem Teil und zu zwei Teilen aus Weingeist hergestellt. Die Tinktur ist rot-braun, riecht süßlich und schmeckt herbe.

Das Hamamelisextrakt (Hamamelis Extractum) wird durch Destillation mit Wasser aus der Rinde gewonnen. Eine klare, farblose, aromatisch riechende Flüssigkeit..

Kosmetik:
Die Rinde und Blätter wirken sehr stark adstringierend und besitzen zusätzlich eine beruhigende, tonisierende Wirkung. Die in der Wund- und Heilsalbe enthaltenen Wirkstoffe aus dem Destillat der Hamamelis , hemmen Entzündungen, wirken gegen Bakterien und Pilze auf der Haut, stärken die Barrierefunktion, stillen lästigen Juckreiz und beschleunigen die Wundheilung.

Hamameliswasser (enthält keine Gerbstoffe) ist in z.B. Gesichts- und Rasierwasser, Deodorantien enthalten.

Als Pflegemittel bei empfindlicher, entzündlicher, großporiger, unreiner, trockener oder alternder Haut besonders geschätzt.

Hamamelis-Creme hat den Vorteil beide Wirkstoffgruppen zu enthalten, die Gerbstoffe in der Wasserphase (Tinktur) und die ätherischen Öle im Ölauszug.

Geschichte:
Die Namen Zaubernuß/Zauberstrauch verdanken ihre Entstehung dem Umstand, daß der Baum in demselben Jahre vor dem Blühen Früchte trägt. Eine weitere Besonderheit ist, daß sich bei großer Kälte die Blütenblätter ein- und bei milderer Witterung wieder ausrollen.

Die Abkochung der Rinde und der Blätter als entzündungswidriges Mittel gegen allerlei Hautleiden, Durchfall und gegen Geschwüre, war schon den nordamerikanischen Indianern bekannt. Mit anderen Substanzen verräuchert diente sie Schwitzbädern und Ritualen. Die Schamanen nutzten sie um mit ihren Ahnen in Verbindung zu treten.

Die Zweige wurden als Wünschelrute zum Auffinden verborgener Schätze und als Mittel der Weissagung benutzt.

In der amerikanischen Medizin wird es mit gutem Erfolge äußerlich und innerlich gegen Hämorrhoiden, insbesondere blutende, Krampfadern und Krampfadergeschwüre, Varicocele, venöse Kongestionen und lokale Entzündungen gebraucht. Weiter wird es sehr empfohlen gegen Hämorrhagien aus Nase, Magen, Darm, Lunge und Nieren, bei drohendem Abort und äußerlich gegen Quetschungen, Beulen, Geschwüre, juckendes Ekzem, Leukorrhöe und Gonorrhöe.

Nach Potter scheint ihm ein besonderer Einfluß auf die venöse Zirkulation zuzukommen, ähnlich dem des Aconits auf das arterielle System.

In gleicher Weise ist es auch in Brasilien als Hämostyptikum und Hämorrhoidalmittel bekannt. C. B. Inverni nennt es als Adstringens und Tonikum und führt ebenfalls Hämorrhagien und Hämorrhoiden als Indikationen an.

Neuerdings wandte auch Marfori das Fluidextrakt der Hamamelisblätter innerlich zur Krampfaderbehandlung mit gutem Erfolge an. Er konnte durch die löffelweise Verabreichung das Verschwinden der Symptome erzielen, ohne daß irgendwelche bemerkenswerte, sekundäre Erscheinungen, weder auf den Verdauungstraktus noch auf die Zirkulation, beobachtet wurden. Die Zubereitungen aus den Blättern erwiesen sich ihm wirksamer als die aus der Rinde.
In der homöopathischen Literatur werden die gleichen Anwendungsweisen, wie die schon genannten, also Hämorrhoiden, Blutungen und venöse Stauungen, angegeben. Siehe auch: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus

Constantin Hering (1800-1880), aus dem sächsischen Oschatz, wanderte 1833 in die USA aus und lernte dort die Zaubernuss und ihre Heilwirkung durch die verschiedenen Indianerstämme kennen. Er verbreitete das Wissen um die Wirkung der Hamamelis und führte die Pflanze in die offizielle Medizin ein, ebenso wie die heute in Deutschland dominierenden Dezimal-Potenzen. 1866 gründete der Leipziger Apotheker Carl Emil Willmar Schwabe das "Homöopathische Centralofficin Dr. Willmar Schwabe", zu dessen Sortiment auch erstmals Hamamelis gehörte. Seitdem wird sie auch hierzulande in der Homöopathie und der Phytotherapie angewandt. 1878 entwickelte er die "Hamamelis-Salbe-Schwabe“. (Die Willmar-Schwabe GmbH & Co. KG, ist nach wie vor im Besitz der Familie Schwabe und wird in der vierten Generation geführt.)


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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