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Dienstag, 26. August 2008, 00:07

Myrte

Myrtus communis L.

Abb.: Flora von Deutschland Österreich und der Schweiz (1885)

Herkunft:
griechische mýron =wohlriechender Saft, Balsam oder myromai=fließen, üppig gedeihen

nordwestlicher bis östlicher Mittelmeerraum

Volksname:
Echte Myrte, Braut-Myrte

Pflanzenfamilie:
Myrtengewächse (Myrtaceae)

Verwendete Pflanzenteile:
frische oder getrockneten Blätter, die getrockneten aromatischen Beeren (Pfefferersatz)

Sammelzeit:
Sommer

Inhaltsstoffe:
u.a. Camphen, Cineol, Gerb- und Bitterstoff im ätherischen Öl, Geraniol, Limonen, Myrtenol, Myrtenylacetat, Nerol, und Terpen

Heilwirkung:
Die medizinische Verwendung ist bereits in den hippokratischen Schriften dokumentiert und inzwischen ist wissenschaftlich belegt, daß das in der Myrte enthaltene Myrtol bei Erkältungen für den schnellen Abtransport des infizierten Schleims sorgt und durch seine antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften den Heilungsprozess beschleunigt. Das Öl wirkt auch gegen Bakterien und Pilze sowie gegen Läuse und Flöhe.

Als Bestandteil von Hustensirup wird sie seit der Antike zur Behandlung von Bronchialinfekten und Verschleimung, bei Nasenschleimhautentzündung, Nebenhöhlenentzündung und bei Harnwegsleiden genutzt. Außerdem verarbeiteten die Römer die Beeren zu einem Arzneihaften Wein.

Äußerlich werden Öl und Blätter bei Wunden, Akne, Hämorrhoiden und Zahnfleischentzündungen aufgetragen.

Das in den Blättern enthaltene ätherische Öl ist schwach giftig und kann in größeren Mengen eingenommen Übelkeit, Verdauungsstörungen und Kopfschmerzen, verursachen und den Urin violett verfärben.

In der Parfüm-Industrie ist das Öl der Myrte als "Engelswasser" bekannt und wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, hautreinigend und schmerzlindernd.

In der Küche:
Die Blätter riechen aromatisch, erfrischend, ähnlich Weihrauch oder Eucalyptus. Der Geschmack ist sehr intensiv und bitter. Die Beeren werden zu Likören ( Myrtine) oder Sekt (Myrtus Dolce Spumante) verarbeitet oder zum aromatisieren verwendet und für Marmelade oder Gelee. Zur Herstellung der Mortadella, von Myrte abgeleiteten, wurden früher Myrtenbeeren verwendet. In unserer heimischen Küche ist das Würzen mit den Beeren weniger verbreitet. In der sardischen und korsischen Küche wird es zum Aromatisieren von Federwild, Wildschwein, Wurstwaren und provenzialischer Bouillabaisse, indem das Myrtenlaub in die Glut gestreut wird.

In einer Rezeptsammlung von Marcus Gavius Apicius (geb. ca. 25 v. Chr.) wurden Myrtenbeeren als Gewürz für Fleisch und Saucen erwähnt und vom römischen Schriftsteller Plinius (ca. 23 - 79 n. Chr.) ist überliefert, daß er als Delikatesse Wildschweinbraten mit Myrtensauce liebte.

Geschichte:
Die Myrte ist das Symbol der Schönheit , Fruchtbarkeit, Keuschheit, Reinheit, sowie der Jungfräulichkeit. Adam soll bei der Vertreibung aus dem Paradies einen Myrtenzweig zur Erinnerung mitgenommen haben. Die Griechen und Römer schmückten ihre jungfräuliche Braut mit einem Myrtenkranz und bei den Griechen war sie der Göttin der Schönheit und Liebe, Aphrodite, geweiht. Der Legende nach durchlöcherte Phaidra (Gattin des Theseus und Schwester der Ariadne) aus Zorn über den Tod ihres Stiefsohns Hippolytos die Blätter der heiligen Myrte, die noch heute zu erkennen sind, wenn man sie gegen das Licht hält. In der griechischen Mythologie wird die Göttin Venus, wie sie mit einem Myrtenzweig in der Hand aus dem Meer steigt dargestellt. Die aus dem Krieg heimkehrenden römischen Generale trugen einen Myrtenkranz.

Hippokrates wandte die Myrte häufig als uterusreinigendes Mittel an. Paracelsus verordnete das Myrteöl gegen Schrunden, Kondylome und Mastdarmschmerzen. Lonicerus wandte Myrtus äußerlich bei müden, zerschlagenen Gliedern, gebrochenen Beinen, Ohreiterung, feuchten Geschwüren, eitrige Entzündungen des Fingers, Genitalgeschwülsten, bei Herz- und Magenschwäche an.

In Deutschland wird die Myrte erstmals 1583 als Brautschmuck getragen und seit dem späten 17. Jahrhundert war sie eine beliebte und weitverbreitete Zimmerpflanze. Das Engel- und Myrtenwasser war ein unentbehrliches Schönheitsmittel der Frauen und wurde nach G.W. Askinson nur in Südfrankreich unter dem Namen "Eau de myrthes" hergestellt.

Das Holz der Myrte wird gelegentlich für Drechselarbeiten, Intarsien, Möbel, Autoinnenausstattung und Skulpturen benutzt. Es ist hart, lässt sich aber leicht verarbeiten.


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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