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Montag, 3. November 2008, 10:23

Erdrauch

Fumaria officinalis L.

Abb.: Deutschlands Flora in Abbildungen 1796

Herkunft:
vom lateinischen fumus=Rauch; die Übersetzung des griechischen kapnos

Westl. und gemäßigtes Asien, Nordafrika

Volksname:
Ackerrautenkraut, Ackerraute, Angenehmkräutel, Apostelkraut, Bitterkrut, Blausporn, Brutkraut, Echter Erdrauch, Elfenrauch, Erdgalle, Erdkraut, Erdraute, Feldkraut, Feldraute, Franzosenkraut, Gemeiner Erdrauch, Gewöhnlicher Erdrauch, Graumännla,Grindkraut, Katzenheilkraut, Katzenkerbel, Katzekirwel, Krätzkraut, Liebeskraut, Nonnenkraut, Rauchkraut, Silbertrippli, Sperrmäuler, Taubenkerbel, Taubenkropf, Vogelkraut, Wegtreter, Weihrauch und Zuckerkraut

Pflanzenfamilie:
Mohngewächse (Papaveraceae)

Verwendete Pflanzenteile:
alle oberirdischen Pflanzenteile

Sammelzeit:
Mai bis August

Inhaltsstoffe:
Alkaloid Furmarin (Protopin), Flavonoide, Fumarsäure, Gerbsäure, Harz, Schleim und Bitterstoffe

Heilwirkung:
Erdrauch wirkt blutreinigend, harntreibend, krampflösend, regulierend auf den Gallenfluß, schweißtreibend, verdauungsfördernd und wird vorwiegend bei krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenblase und der Gallenwege sowie des Magen-Darm-Traktes angewandt. Das enthaltene Fumarin, wirkt in niedriger Dosis blutdrucksteigernd, in hoher Dosis aber blutdrucksenkend.

In der Volksheilkunde findet er traditionell äußerlich Anwendung in Form von Tee oder Tinktur für Umschläge, Bäder oder Waschungen bei Hautkrankheiten wie Psoriasis (Schuppenflechte) und chronischem Ekzem (daher leitet sich die alte Bezeichnung als Grindkraut ab), innerlich bei Blasen- und Galleleiden, Hautentzündungen, Hämorrhoiden, Lebererkrankungen, Migräne, Würmer, als Diuretikum (Ausschwemmung von Wasser), sowie bei Verstopfung.

Viele Jahrhunderte galt er als probates Gallenmittel, da er den Gallenfluß nicht nur einseitig sondern den Erfordernissen entsprechend regelt. Nachdem er einige Zeit in Vergessenheit geriet, ist Erdrauch heute als Droge wieder häufig Bestandteil von Blutreinigungstees, Gallen-, Leber- und Magen-Tees und Fertigpräparaten. Empfohlen werden als mittlere Tagesdosis etwa 6g der Droge und eine längere Anwendung, die 6 Wochen jedoch nicht überschreiten sollte. Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf die Verwendung verzichtet werden.

In der "Leipziger Drogenkunde" ist über die Wirkungsweise zu lesen: "Zum Ersten reinigt er die gelbe Galle, die ‘Melancolica’, zum Zweiten den salzigen Rotz, zum Dritten die übrigen cholerischen Säfte, ausserdem hat er eine räumende, lösende Wirkung."

Geschichte:
Erdrauch ist nicht nur als uraltes Heilmittel bekannt, sondern auch ein keltisch-germanisches Räuchermittel, daher wird vermutlich auch der Name Fumus (Rauch) abgeleitet. Eine andere Möglichkeit der Namensgebung sind die bläulichgrünen Blätter, die von der Ferne gesehen wie aufsteigender Rauch aus der Erde erscheinen. Als Heilpflanze war er den alten Griechen und Römern schon bekannt und auch in den Schriften des Dioskurides, Plinius und Serapion findet er bereits Erwähnung. Dioskurides, der ihn Kapnos nennt, schreibt: "Der Saft ist beißend, er schärft das Gesicht und reizt zu Tränen." Er hat die Kraft, das Wiederwachsen der aus den Augenlidern ausgezogenen Haare zu verhindern, wenn er mit Gummi aufgestrichen wird. Genossen treibt das Kraut den galligen Harn." Aus der Medizinschule von Salerno gelangte das Wissen schließlich nach Europa.

In der Klosterheilkunde setzte man Erdrauch vor allem bei Hautkrankheiten ein; der Trank aus dem Kraut sollte gegen Juckreiz, Krätze und Schorf helfen. Außerdem wurde es zur Stärkung von Leber und Magen sowie als harntreibendes Mittel genutzt. Im ersten deutschsprachig gedruckten Kräuterbuch (Hortus sanitatus, Mainz 1485) preist man ihn als wassertreibendes Mittel, als Gallenmittel und als Arznei gegen Stuhlverstopfung.

Die mittelalterlichen Kräuterbücher empfehlen die Pflanze nach dem Vorbild der Alten bei Melancholie, Wassersucht, Podagra, Leber- und Milzerkrankungen, Verstopfung, Syphilis, Augenentzündungen, Geschwüren und Hautausschlägen. Siehe auch: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus

Im Mittelalter wurde er bei exorzistischen Riten zum austreiben böser Geister und Teufel geräuchert. Hexen und Zauberern sollen ihn benutzt haben, um sich unsichtbar zu machen oder um die Geister verstorbener zu rufen. Nach niederdeutschem Volksbrauch, soll ein Mädchen, welches Erdrauch findet und zu sich steckt, ihrem "Zukünftigen" (Frikrut = Freierkraut) begegnen.

Früher wurde Erdrauch in Deutschland anstelle von Tabak geraucht und sollte so auch gegen Kopfschmerzen helfen.


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.


"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

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