Weil er wußte, daß das von den Griechen und Arabern abgeschriebene nicht auf die mitteleuropäischen Verhältnisse und die dafür typische Pflanzenwelt zutraf, machte er in seiner Einleitung zu seinem Kräuterbuch klar, daß er eine "deutsche" Kräuterkunde schreiben will, die sich auf eigene Ergebnisse aus den Studien einheimischer Kräuter bezieht.
Eine interessante Theorie, der ich aber nur teilweise zustimmen würde. Man bedenke, wann Paracelsus geboren wurde und wie tief er mit dem christlichen Glauben verbunden gewesen sein muß, wenn man seine Aussagen betrachtet. Da ist es nur allzu verständlich, dass er zum Beispiel die Wissenschaften der Araber nicht positiv einschätzt, noch dazu, dass gerade die Christen große Teile dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse, ja ganze Bibliotheken über arabische Wissenschaften verbrannten. Das ist das eine, das andere war, warum Paracelsus gegen die Wissenschaften der Griechen und Araber mit Recht rebellierte, der Umstand, dass man frisch frei und fröhlich sie auf Menschen anwendete ohne spezifisch auf den einzelnen Körper des Menschen einzugehen. (was man heute übrigens genauso wenig tut)
Paracelsus kam es in erster Linie darauf an, alles ganzheitlich zu sehen um dann die Theorie mit der Praxis "im Einzelnem" anzuwenden. Und das ganze auf "Deutsch". Sagen wir so, ein wenig Martin Lutherverschnitt, wenn ich den Vergleich mal heranziehen darf, betreffend seiner Bibelübersetzung für das Volk. Tja, und dafür wurde der Paracelsus ja fast umgebracht und verfolgt.
Paracelsus war mehr oder minder dem Volk verbunden, also war es auch von Nöten, sich nicht mit allen möglichen Heilmittelchen aus dem Orient zu versorgen, sondern mit den Mitteln, die hier in deutscher Region die Natur zu bieten hat. Was das Volk sich auch leisten konnte. Im großem und Ganzem war er ein Kämpfer gegen die nackte Theorie, sondern für die Symbiose von Theorie und Praxis, der Blick auf das Ganze und das Individuelle im stetigen Zusammenspiel.
Das wäre jetzt meine Anschauung zu Paracelsus.
Aber ich möchte noch einmal in unsere traurige Realität schauen, über fünfhundert Jahre später. Ich hatte es schon anklingen lassen. Zu seinen Lehren gehörte auch, das die Heilmittel den Geschlechtern entsprechend zubereitet werden müssen. Bis auf wenige Ausnahmen seien Männer und Frauen daher geschlechterspezifische Arzneien zu verabreichen. Ich wiederhole:
"Der Mann hat von 1493 - 1541 gelebt!" Und unsere moderne Medizin hat es bis heute nicht verstanden, die Arznei so herzustellen, wie es diese alten Lehren des Paracelsus fordern.
Ein wahrlich trauriges Kapitel, nicht wahr?