Als Gramma in Krummen Turm erschien musste sie ein Gläschen Schnaps zu sich nehmen um sich zu beruhigen.
„Was war denn los?“, fragte ihre Schwester. Aber Gramma antwortete nur mit einem Fluch und auch das Monster Grendel zischte unzufrieden.
"Sorge für ein Zusammentreffen heute Abend“, murmelte Gramma und verließ das Gemach. Bristla war sicher neugierig, aber sie kannte ihre Schwester gut genug und fragte weiter lieber nichts.
Am Abend als andere Magier und Hexen des Covens der Schwarzen Seite zusammen kamen, berichtete ausgeruhte Gramma von ihrem Ausflug. Alle Versammelten dachten daran ob sie vielleicht ihre Trümpfe verspielten, indem sie Frau Schnittlauch gewisse Pläne enthüllten. Der Magier Holham pfiff schrill und eine schwarze Fledermaus erschien. Es vergingen nur Augenblicke und da erschien die Fledermaus wieder und trug in ihrem Maul etwas was wie ein Bündel dünner Pergamente schien. „Das nennen die dort draußen Zeitungen“, sagte Holham der schon inzwischen einige magische Nachforschungen der täglichen Gegenstände der neuen Welt erforschte. „Ereignisse in der Welt werden dort aufgeschrieben, aber auch gute Lügen und diese Blätter,“ er wedelte mit dem Foliant in der Luft, „ sind auch ein Instrument der Manipulation. Also lacht nicht, wer weiß wozu es noch brauchbar ist.“
Er öffnete die Blätter und rief dann lachend: „Keine Sorge, die Bewohner der Menschenwelt sind merkwürdige Geschöpfe und sehr dumm!“Dann las er ihnen vor was diese Zeitung berichtete:
*Anschlag und Terrorismus!*
Eine Nazifrau drang in die Wohnung der Frau Schnittlauch und schoss sie in den Finger. Frau S wird in einem privaten Sanatorium behandelt und die Polizei stellt Nachforschungen in den rechten Kreisen...
„Was?!“ rief Gramma empört. „Ich bin doch eine Zauberin und keine Nazifrau. Was ist eigentlich eine Nazifrau? Nun was das andere betrifft, Terror bedeutet doch Schrecken meine ich, ja den möchte ich gerne verbreiten. Es ist schließlich mein Beruf und Steckenpferdchen – und die lügen, in der Tat, denn ich habe nirgendwo magische Kreise aufgemalt. Bin doch keine Anfängerin!"
Leider konnte niemand ihr mit einer Erklärung dienen, denn die neue Welt war wie es schien, voll merkwürdiger Ausdrücke die sie sicher noch erforschen und lernen mussten. Die Menschen verhielten sich nicht so wie man es von ihnen erwartete. „Wie es scheint, haben wir es mit etwas zu tun was im Hintergrund wirkt“ ließ sich Holham hören. „Vieles ist noch unverständlich und vieles eigentlich auch sehr komisch und verwirrend, aber nicht bedrohlich wie es mir so vorkommt.“
„Verwirrend ist es sicher“, sagte Gramma und erzählte über ihre Abenteuer in dem Park in dem sie sich materialisierte. „Jemand wollte meine Tasche stehlen!“ rief sie empört, denn so was hatte sie noch nie erlebt. In Midgard würde es kaum jemand wagen. Jedoch es zeigte, daß die neue Welt voll verdorbenen Charaktere war die man gut gebrauchen konnte. Was sich aber deutlich auch zeigte war, daß es dort auch jemand oder mehrere gab welche die Alleinherrschaft in dieser Welt nachstrebten und eine Neue Ordnung schaffen wollten die den Hexern und Hexen im Krummen Turm nicht gerade gefiel denn sie, der Coven der Schwarzen Seite, sie alle die die Künste der schwarzen Magie beherrschten und dadurch schon große Macht besaßen, sie wollten sicher mit keinem teilen.
„Tja wir müssen uns in der neuen Welt irgendwie eingliedern,“ sagte Alur aus dem Knochenturm. „Wie es scheint sind die Menschen dort draußen aber auch irgendwie geistlich mutiert.“„
"Das sind sie sicher mein Lieber“, rief Gramma. „Sie verlangten das mein armes Grendelchen einen Korb trägt! – Sogar einen leeren Korb!“
Die Magier schüttelten lächelnd die Köpfe als sie so etwas unsinniges hörten und Holham überlegte ob ein leeres Korb nicht irgendwelchen Bannzauber darstellte, aber in keinem seiner Bücher und Folianten war so was zu finden oder je angedeutet. Gramma, die einzige welche bisher die Menschenwelt in Person besuchte, nahm das Wort: und berichtete ihre ersten Eindrücke:
„Überall hängen Bilder von nackten Frauen“, sagte sie empört, „und die lebenden Frauen gehen sehr dürftig gekleidet. Sie zeigen den Nabel, die Brüste und sogar ihre hinteren Teile!“ Die Hexer schmunzelten die Hexen waren überrascht und irgendwie geschockt.
"Hier,“ sagte Gramma siegreich und zog aus ihrer Taschen einige Kleidungsstücke.
„Hast du ungeziemte Unterwäsche gekauft?.“ fragte Bristla unsicher als Gramma die Kleidungstücke wie eine Ausstellung ausbreitete.
„Nein so gehen sie gekleidet“, rief Gramma. Viele älteren Hexen erröteten sogar und die Männer schauten sich die Kleidungsstücke interessiert an, denn nicht mal eine Liebessklavin hätte den Mut so angezogen öffentlich zu erscheinen.
„Kann ich es anprobieren?", fragte Bristla die Kleidung liebte an ihre ältere Schwester.
„Absolut nicht!“, rief diese. „Sicher nicht in der Öffentlichkeit!“
Alle Mitglieder des Hexen Covens fühlten sich irgendwie unsicher als sie die Kleidungsstücke betrachteten und an die Welt dort draußen dachten, wo Haustiere leere Körbe tragen müssten und Frauen fast Nichts, wo Räuber nicht mal eine Hexe respektierten und bewaffnete Krieger nicht einer Dame beistanden und irgendwelche Menschenrechte den Dieben einräumten. Auch Frau Schnittlauch erwies sich nicht als eine Verbündete denn sie war offensichtlich verrückt.
„Es wird schwierig aber es ist nicht unmöglich,“ sagte Hamskarpur, der Zauberer mit der Rauhen Haut. „Bevor wir die geheime Gruppe oder Coven anfallen, müssen wir ganz sicher mehr von der Gesellschaft der Menschenwelt erfahren. Das ist unbedingt notwendig“.
Mit diesen Worten und einem Trunk endete der Abend denn alle hatten einiges um darüber nachzudenken.
Im Krummen Turm herrschte wieder Ruhe.
Gramma lag in ihrem Bett, Grendel neben sich auf einem Spitzenkissen, naschte Süßes und las in einem dicken Foliant. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie stand auf, packte in ihre Handtasche einige Daumenschrauben, einen spitzen Dolch und Zungenklemmen. Sie blies dann die Kerze aus und mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen schlief sie zufrieden ein.
Bristla probierte vor ihrem Spiegel die Kleidungsstücke der Menschenwelt die sie heimlich in ihr Schlafzimmer mitnahm und wußte sofort, daß sie nie den Mut haben würde so etwas öffentlich zu tragen. Sie legte sich ins Bett, schlief auch sofort ein und träumte von einem sturen Helden der sie küssen wollte.
© 2009 Lynagh