Er erreichte das Land in dem Gerrod regierte und fragte um Übernachtung.
Nun hatte Frigga, als ihr Mann wegging, ihre Maid Fulla mit dieser Nachricht zum König Gerrod geschickt: „Paßt auf, auf den Mann mit blauem Mantel. Er ist mehr als Ihr denkt. Das wird Ihr schon merken, denn kein einziger Hund, wie bösartig auch, wird ihn je angreifen.“Da König Gerrod nur schlechte Gedanken im Kopf hatte, könnte es für ihn nur eines bedeuten: der Mann im blauen Mantel müsste ein böser Zauberer sein, der in sein Land kam um ihm und seinem Volk zu schaden. Darum ließ er seine bösartigen Hunde los und befahl seinen Männern den Mann im blauen Mantel so bald er erschien, gefangen zu nehmen.
Und tatsächlich, eines Abends kam ein Mann im blauen Mantel und einem breitkrempigen Hut zum Tor des Palastes. Die bösartigen Hunde rannten ihm entgegen um ihn anzugreifen aber wenn sie sich ihm näherten, schlichen sie sich mit Schwanz zwischen Hinterbeinen davon. Als Gerrod sah, dass die Hunde den Fremden nicht mal anblafften, befahl seinen Männern ihn direkt fest zu nehmen.
„Wer seid Ihr,“ fragte er, „ und was tut Ihr hier?“
„Ich bin ein armer Reisende, Grimnir ist mein Name“, war die Antwort, „und ich komme hier wegen persönlicher Angelegenheit. Jedoch sobald Ihr einen Fremden empfängt, wie es sich gehört, werde ich mit Euch in meiner großen Weisheit teilen und Euch Dinge erzählen, die für Euch nützlich sind.“
„Oh, zweifle nicht, du wirst dich an meinem Feuer erwärmen,“ antwortete Gerrod grimmig, „und sehr bald wirst du mir alles erzählen was du weißt.“
Dann befahl er den Fremden zwischen zwei Feuern zu binden und zu sorgen, dass diese auch hoch brannten, bis der böse Zauberer alles sagt was er weiß und warum er es wagte überhaupt zu kommen.
Acht Tage lang litt Grimnir an großen Schmerzen zwischen zwei Feuern, ohne Essen und Trinken. Am achten Tag kam ein Diener, der in der Wirklichkeit Agnar war, schlich sich unbemerkt zwischen die Feuer und brachte ihm ein Horn voll erfrischenden Mets.
Grimnir trank es bis zum letzten Tropfen und sagte sanft: „Sei gegrüßt Agnar der Gute! Der Herr der Asen, Vater der Götter und Menschen wünscht dir alles Gute! Nie wirst du für einen Schluck Met reicher belohnt werden!“
Erschrocken und überrascht schlich Agnar zurück und da fing der Gefangen zwischen den Feuern an, laut und deutlich zu singen.
Er sang von den hohen Sälen Asgards und wie im Beginne Odin große Säle für die Asen baute; von Thurdsheim dem Schloss Thors und von dem schönen Taxustal wo Uller wohnte; von Alfheim wo Freyr Herr und Gebieter war und wo Odin täglich seine Helden für die Valhalla wählte, von Thrymheim wo der Riese Thjassi gewohnt hatte bis ihn die Asen besiegten und seine Augen zwischen die Sterne setzten; von Breidablik, dem schönsten aller Paläste wo der strahlende Balder wohnte und von der Himmelfeste wo Heimdal mit den Scharfen Augen die Wache über die Asen hielt und währenddessen friedlich Met trank; von Volkvanger, wo die schöne Freya die Helden willkommen hieß; von Glitnir, dem Haus des Lichtes, wo Forseti, Balders weise Sohn, täglich urteilte und von dem stillen Noatun am Ufer des rauschenden Meeres wo Njörd wohnte.
Er sang über den Weltbaum Yggdrasil mit seinen drei Wurzeln; von Nidhög, der ewig am unterstem Wurzel nagt und von Ratatoskur, dem Eichhorn der zwischen den Zweigen springt. Auch sang er von den Geheimen des Tages und der Nacht und von den Sonne- und Mondwagen, die durch die Wölfe durch die Luft gejagt sind. Und während er sang, kam Gerrod näher und näher und sein Gesicht wurde von Wut ganz rot. Aber seine Wut veränderte in Angst als das Gesang dem Ende näherte, Grimnir sich langsam aufrichtete, die Fesseln von ihm fielen und Blitze aus seinem einen Augen schossen.
„O Gerrod,“ rief er, „du hast tief das Böse getrunken! Für jemanden, der durch den Schicksal so begünstigt ist wie du, ist es schrecklich Odins Freundschaft verloren zu haben und darum auch den Platz zwischen den Erwählten!.... Die Freunde die du hast, können dir nicht helfen, ich sehe Blut von deinem Schwert triefen; dein Leben läuft zu Ende, den die Nornen haben den Faden durchgeschnitten! Nun stehst du vor den Augen Odins, denn dieser bin ich! Gerrod komm her wenn du kannst!“
Gerrod sprang nach vorne um auf den Knien um Gnade zu bitten, aber sein Schwert fiel aus der Scheide und wenn er ihn aufheben wollte glitt er aus und viel so, dass die Spitze sein Herz durchbohrte.
Odin wandte sich zu dem ärmlich gekleideten Diener den ihm den Met brachte und rief: „Stehe auf, Agnar der Gute, ab jetzt wird Raudurs Sohn und Gerrods Bruder das Land regieren! Möge Odins Segen mit dir sein, denn ich weiß dass du gut und gerecht regieren wirst; für jedem barmherzig sein und vor allem die Reisenden freundlich empfangen wirst!“
Danach hüllte sich Odin in seinen Mantel, setzte seinen breitkrempigen Hut auf und verschwand in der Nacht auf seinem Weg nach Jotungheim, ließ Agnar wieder allein, der noch lang und ruhmreich sein Volk, die Goten regierte.
© 2007 Lynagh