Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen im Heimatforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Samstag, 14. Februar 2009, 00:50

Wallnuß/Wallnuss/Walnuss

Juglans regia L.

Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887

Herkunft:
Juglans ist zusammengezogen aus Jovis glans=Jupiters Eichel (lateinische Übersetzung des griechischen dios balanos =göttliche Eichel). Durch phonetische Umbildung entwickelte sich Juglans als Gattungsname, 1753 durch Carl von Linné mit dem Artnamen regia (königlich) ergänzt.

Klein- und Vorderasien, verbreitet in den Regionen mit Weinbauklima.

Volksname:
Christnuß, Edelnuß, Edler Wallnußbaum, Grübelnuß, Johannisnuß, Kobernuß, Königswallnuß, Meisennuß, Nutbom, Nutschebom, Nuzbaum, Pferdenuß, Schafnuß, Steinnuß, Wälscher Nußbaum, Walnotbom, Walissch Nuß, Welschnot, Welschnußbaum, Welsche Nuß

Pflanzenfamilie:
Walnussgewächse (Juglandaceae) bestehend aus acht Gattungen mit etwa 60 Arten

Verwendete Pflanzenteile:
Nüsse, Unreife Nüsse, Blätter, Schalen, Rinde und teilweise Wurzeln

Sammelzeit:
Blätter: Mai/Juni

Schalen: August

Reife Früchte: Herbst; grüne Früchte im Juni

Inhaltsstoffe:
Flavonoide, Gerbstoffe, Eiweiß, Juglon, Inosit, Phenolcarbonsäuren, wenig ätherisches Öl, Polyphenole, Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor, Schwefel, und die Vitamine A, B1, B2, B3, C, E, Pantothensäure, Fettanteil von 42 bis 60 %.

Heilwirkung:

"Habt Ehrfurcht vor dem Baum - er ist ein einziges Wunder" - Alexander von Humboldt -

Nach der Signaturlehre ist die Wallnuß ein traditionelles Mittel zur Unterstützung wichtiger Gehirnfunktionen, sie fördern die Gedächtnisleistung, beugen Konzentrationsschwächen vor, helfen bei Kopfschmerzen und sind die ideale Nervennahrung.

Die Verwendung der Droge aus Wallnußblättern hat seit der Antike eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Die Urtinktur wird aus den Blättern sowie der Schale der grünen Frucht hergestellt. Die Inhaltsstoffe haben eine antioxidative, adstringierende, blutreinigende, entzündungswidrige, juckreizlindernde, mild lymphabflußfördernde, narbenbildende und radikalfangende Wirkung.

Wallnußblätter:
Das im Frühsommer geerntetes Laub zählt zu den Vitamin C-reichsten und weist einen Vitamin C-Gehalt von bis zu 1% auf. Juglon, der natürlich vorkommender Farbstoff, ist in der Schnittdroge nur noch in geringen Mengen vorhanden und auch der Anteil an ätherischen Ölen ist gering. In der traditionellen Volksmedizin werden die getrockneten Blätter äußerlich als Abkochung für Umschläge oder Teilbäder bei Würmern oder Maden in Wunden, zur Linderung von Hautkrankheiten (Akne, chronische Ekzeme, eitrigen Entzündungen der Haut durch Bakterien), Augenentzündungen, Hämorriden, Frostbeulen, Warzen und zur Verminderung übermäßiger Schweißbildung der Hände oder Füße verwendet. Dürre Blätter, in Wein eingelegt, sind zur unterstützenden Therapie der Gelbsucht geeignet. Die äußerliche Einreibung verhindert ein Fortschreiten des Haarausfalls.

Innerlich verwendet man Abkochungen oder Teemischungen (auch die grünen Fruchtschalen), sowie Tinkturen bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich (Gurgeln), Erkrankungen der Haut, bei Drüsenerkrankungen, Geschwüren, Gelenkbeschwerden, gereizter Magen-Darm-Schleimhaut, Durchfallerkrankungen, Lymphknotenschwellungen, Menstruationsbeschwerden, Verdauungsschwäche, Stoffwechsel- und Lebererkrankungen, Pilzerkrankungen und Nervenleiden.

Im "Kreutterbuch" von Hieronymus Bock (1577) ist nachzulesen, daß die gedörrten jungen noch braunen Blätter und grünen Schalen in der mittelalterlichen Küche als Ersatz für den teuren Pfeffer verwendet wurden und um leicht verdorbenes Fleisch genieß- und essbar zu machen.

Zuweilen dienten die mit einem kräftigen, herben Aroma ausgestatteten Blätter Rauchern in ärgster Bedrängnis als Tabakersatz. Johann Peter Hebel: "Hab ich kein Tabak auch - Nussbaumlaub gibt guten Rauch."

Die Blätter im Juni/August gepflügt, ergeben gelbe und hellbraune Töne.

Wallnußschalen:
Eine Abkochung der grünen oder getrockneten Schalen mit Honig hilft bei Halsentzündung, mit Wasser aufgekocht gegen Geschwüre und Würmer.

Das Extrakt aus den grünen Schalen, welches Juglon als natürliches Färbemittel beinhaltet, wird als Tönungsmittel für braune Haare, als Färbemittel für Holz (Nußbeize) oder auch als Gerbmittel verwendet. Seit der römischen Zeit wird es als braunes Textilfärbemittel genutzt. Die Rinde eignet sich ebenso als Beiz- und Färbemittel.

Die gemahlene Wallnußschalen verwendet man in Form von Granulat als Strahlmittel für die Oberflächenbehandlungen verschmutzter, empfindlicher Oberflächen wie z.B. bei der Restaurierung von hölzernen Kunstwerken zur Entfernung von Lackresten um die Holzstruktur wiederherzustellen, bei Buntmetall, Gummiwerkzeugen oder Elektroteilen. Feiner granuliert werden sie als Reinigungskörper in Handwaschpasten verwendet.

Die Schalen wurden in verschlossenen Gefäßen gebrannt und zur Kupferdruckerei gebraucht.

Nuß:
Botanisch zählt die Wallnuß zu den Steinfrüchten und nicht zu den echten Nüssen.
Wallnüsse sind sehr fettreich, haben einen hohen Wert an Omega-3-Tettsäuren und eignen sich auch zur Unterstützung einer cholesterinsenkenden Diät, empfohlen werden hierzu 8 bis 11 Walnusskerne (50g ) täglich. Regelmäßig geknabbert erhalten sie außerdem die Elastizität der Blutgefäße, vermindern das Risiko von Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt. Durch das Zusammenwirken der einzelnen Inhaltsstoffe der Wallnüsse kann die Häufigkeit von Krebs reduziert, Parkinson, Alzheimer, sowie typische Altersleiden verzögern oder gemildert werden. Wallnüsse zählen zu den melatoninreichsten Lebensmitteln.

In manchen Regionen werden die unreifen Wallnüsse als Pickles eingelegt, sie wirken so appetitanregend, stärkend auf den Magen und gegen Verschleimung. Die eingemachten Nüsse machen Appetit zur Venuslust, auch einen guten Athem, und helfen, wanns einem aus dem Munde stinckt. Die unreifen, weichen Wallnüsse, so daß sie leicht mit einer Nadel durchstochen werden können, dienen in Zucker eingesotten u. mit Würznelken gespickt als Leckerei, so wie auch zur Bereitung des Wallnußextractes, sollen auch gegen Würmer, schlaffe skorbutische Geschwüre, Mundfäule wirksam sein. Desweiteren nutzt man die unreifen Früchte als Komponente für Liköre und in der Weinbrandindustrie als Alterungsmittel, sowie als Zusatz für die Erzielung eines gewünschten Weinbrand-Typs. Als Schwarze Nüsse werden die kandierten halbreifen grünen Nüsse bezeichnet.

Wallnüsse sind aus der Weihnachtsbäckerei nicht wegzudenken und finden im Ganzen, gehackt oder gemahlen in vielen Leckerein Verwendung. Außerdem verfeinern sie Desserts, Eis, Konfitüren, Gebäck und Kuchen, Jogurt, Müsli, Füllungen, Pasteten, Käse, Salate…..

Werden Blätter oder einige Nüsse mit der grünen Schale dem Pflaumenmus zugegeben, so erzielt man damit einen aromatischen, kräftigen aber angenehmen Geschmack.

Wallnußöl :
Das hochwertigste Wallnussöl (Oleum Nucum Juglandis) wird durch Kaltpressung (teilweise aus gerösteten Walnüssen) mit anschließender Filterung gewonnen.

Es zeichnet sich durch den besonders hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren (einfach ungesättigt: 20 %, zweifach: 62 %, dreifach: 9 %), sowie Lecithin und Vitamin A, B1, B2, B5, C, E aus. Es wirkt positiv auf den Fettstoffwechsel und den Hormonhaushalt, stärkt das Immunsystem und begünstigt die Regeneration der Haut. Der mild, nussige, aromatische Geschmack passt zu vielen Salaten und verleiht ihm dadurch eine besondere Note. Zum Braten, Frittieren oder Kochen ist es nicht geeignet. Nachteilig, daß es leicht ranzig wird und nach Anbruch der Flasche rasch verbraucht werden sollte. Ich greife daher lieber auf kleinere Mengen zurück. Früher, als man nichts umkommen ließ, fand auch das ranzige Öl noch als Brennöl Verwendung.

Zur äußerlichen Anwendung hat es sich bei Flechten und sonstigen Hautirritationen sehr gut bewährt und wurde bereits von Hufeland lobend erwähnt.

Rinde:
Ein Stück der frischen Rinde auf die Handwurzel oder die Fußsolen gelegt, diente als blasenziehendes Mittel.

Wurzel:
Den Absud gebrauchte man innerlich und äußerlich gegen schmerzhafte Gischt und bei Nierengrieß.

Kosmetik:
Die ausgeprägte fungiziden (pilztötend), antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften sind auch bei der Hautpflege von Nutzen. Das in den Blättern und grünen Wallnußschalen enthalte Juglon (bräunlichen bis schwarze Verfärbungen) wird in der Kosmetikindustrie u.a. als Haarfärbemittel und zur Herstellung von Haarshampoos genutzt, in Bräunungscremes ist es ebenfalls enthalten. In Tierversuchen erwies sich Juglon als erbgutverändernd.

Geschichte:
Der Wallnußbaum gilt als Baum der Standhaftigkeit, Wachsamkeit , Leidenschaft und ist das Symbol für Hochzeit, Kindersegen, Fruchtbarkeit und häuslichen Schutz. Sinnbild für das Wesentliche, das sich hinter Äußerlichkeiten verbirgt.

Das Wort Nuß ist nicht dem gleichbedeutenden lateinischen nux entlehnt, die spätlateinische Bezeichnung des Baumes "nux gallica", sondern echt germanisch. Nux war früher sowohl die Bezeichnung für die welsche Nuß, als auch für die Haselnuß. Der Name Juglos rührt von den Römern her und war dem Jupiter geweiht, der als großer Liebhaber der Nuß galt.

Der Name Wallnuß, ist entstanden aus welsche Nuß/Walchnuß (engl. Walnut: altengl. walhnutu (wealh+ hnutu) = fremde Nuss). Welsche /Walsche ist die seit der Zeitwende verallgemeinernde germanische Bezeichnung für die Kelten (westsächsisch: wilisc, wylisc; anglisch und kentisch: welisc, wælisc; angelsächsisch: walh oder wealh). In Namen wie Wales (bzw. welsh, walisisch), Cornwall und in zahlreichen Orts-, Flur- und Familiennamen noch zu finden.

Etymologisch wird es auf den Namen der Volcae zurückgeführt, ein keltischer Stamm der mit weiteren Donaukelten ein bedeutendes Netz von Handelswegen zwischen dem Mittelmeerraum und den germanischen Siedlungsgebieten aufgebaut hatte. Die Bezeichnung Walnuß stammt vermutlich aus dem Bereich des Niederrheins.

Von Persien über Zentralasien und China erreichten die Nüsse Griechenland, später auch das Römische Reich wo sie später in nördlichen Breiten angesiedelt wurden. Im romanisierten Gallien wurde der Wallnußbaum besonders häufig angebaut. Von Plinius sind die ersten schriftlichen Erwähnungen überliefert, er berichtet in seiner "Naturalis historia", daß die Griechen den Wallnußbaum im 7. bis 5. Jahrhundert vor Christus nach Italien brachten.

Der römische Feldherr und Gourmet, Lucius Licinius Lucullus, brachte die Nüsse von einem Feldzug nach Osten mit, so daß die römischen Legionäre sie nicht nur wegen ihres köstlichen Geschmackes, sondern auch wegen ihrer langen Haltbarkeit und als Kraftspender auf ihren langen Märschen zu schätzten wußten. So gelangten sie schließlich in deren Marschgepäck über die Alpen.

In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten erfolgte dann durch den Einfluß der Römer auch bei uns der Anbau des Wallnußbaumes und auch in Frankreich und England wurde er schon früh kultiviert. Der kommerzielle Anbau der Walnüsse in Kalifornien erfolgte 1868 durch den Gärtner Joseph Sexton, der in der Nähe von Santa Barbara den ersten Wallnußgarten anlegte und sich daraufhin die Pflanzung der Wallnußbäume recht schnell verbreitete. Für unser Klima eignen sich jedoch nur spätblühende Sorten, weil die Blüten des Walnussbaumes sehr frostempfindlich sind. Vorzugsweise wurde er in Gegenden mit Weinbauklima angebaut.

Die ältesten Funde der Schalen stammen aus oberitalienischen Pfahlbauten der Eiszeit, in Frankreich aus der Altsteinzeit (griech. Paläolithikum) und in Deutschland wurden sie in den steinzeitlichen Pfahlbauten von Wangen gefunden.

Für die Griechen und Römer galten die Wallnüsse als Speise der Götter. Jungen minderjährigen römischen Knaben war es zum Fest der Saturnalien gestattet, die Nüsse als Würfel zum Spiel zu gebrauchen. Im Kochbuch des Feinschmeckers Marcus Gavius Apicius (De re coquinaria), eines der ältesten überlieferten Kochbücher der Welt, sind die Nüsse als Zusatz zu verschiedenen Speisen und Saucen genannt. Es enthält auch die Zubereitung von einem stuhlgangfördernden Mus (Pulmentarium ad ventrem). Columella beschrieb in seinem Werk über die Baumzucht, das Anpflanzen und die Pflege von Wallnußbäumen und er lehrte die Nüsse auch bei der Käsezubereitung zu nutzen.

Andererseits hielten die Römer den Baum für so schädlich, daß sie glaubten, daß in seiner Nähe die Erde unfruchtbar sei, und er keine anderen Pflanzen aufkommen lasse. Unrecht hatten sie damit nicht, denn dies ist auf das Juglon zurückzuführen, welches über die Wurzeln in den Boden abgegeben wird und so die Wurzelbildung anderer Pflanzen in der Nähe des Baumes verhindert. Ebenso meiden Insekten den Baum.

Für die alten Griechen war die Nuß, welche frisch einer Eichel ähnlich ist, Fruchtbarkeitssymbol, Heil- und Nahrungsmittel, sowie Glücksbringer und dem Zeus (Dios balanos= Eichel des Zeus) und der Göttin Artemis geweiht.
"Karya" heißt die Wallnuß in Griechenland. Dionysos verliebte sich in Karya, die jüngste Tochter des lakonischen Königs, die verzweifelt starb, weil ihre eifersüchtigen Schwestern beider Liebe verrieten, woraufhin der Gott sie in einen Walnussbaum verwandelte. Die trauernden Lakonier errichteten dann später einen Tempel dessen Gebälk von weiblichen Figuren, den Karyatiden, geschnitzt aus Nussbaumholz, getragen wurde. Noch heute kann man auf der Akropolis die Korenhalle im Erechtheion bewundern, wobei die Frauenstatuen inzwischen in Stein nachgearbeitet wurden.

Ein alter Brauch war es, Wallnüsse am Vorabend der Vermählung mit lautem "Gepolter" im Brautgemach auf den Steinfußboden zu werfen. Ertönte beim Aufprall ein heller Klang, so sollte dies eine glückliche Ehe verheißen. Daher auch der Name Pollternuß.

Bei den Germanen waren die Nüsse Freyr (althochdeutsch Fro), dem Gott des Friedens, der Fruchtbarkeit, der Liebe, der Ehe und des Sonnenlichts geweiht.

Für die Kelten war es der Baum der Standhaftigkeit, der Leidenschaft und der Wachsamkeit. Samhain

Im Christentum symbolisierte die Nuß einerseits die Kirche selbst und nach dem Kirchenvater Augustinus stellt die bittere grüne Fruchtschale das bittere Leiden Jesu, die hölzerne Schale das Holz des Kreuzes und der Kern die lebenspendende Natur dar. Andererseits galt sie im christlichen Mittelalter als Frucht der Wollust und Sünde.

Plinius verglich die doppelt- und dreifache Schale der Frucht (Kern) mit der Menschenfrucht umgeben von den Hüllen im Mutterleib.

Während früher nur die Früchte Verwendung fanden, hat der Heilkundige Galen (131 - 202 n. Chr.) auch die Blätter der Wallnuß genutzt. Bei Tabernaemontanus (1520 - 1590) ist nachzulesen: "Um St. Johannes Tag stosse man die grüne Nuss und brenne ein Wasser daraus / welches man zum Gebrauch halte. Diss Wasser soll gut seyn zur Zeit der Pestilenz / wann man einen Trunck darvon thut / soll es dem Gifft und der Pestilentzischen Luft Widerstand thun..."

Dioskurides nennt die Wallnüsse königliche und persische Nüsse. Sie seien schwer verdaulich und verursachen Kopfschmerzen, bilden aber zusammen mit Feigen und Raute ein Gegenmittel für Pfeilgifte. Auch sollen sie den Bandwurm vertreiben und gegen den Biß des tollen Hundes helfen. Die in Wein und Öl verriebene Schale bewirke als Pomade bei Kindern schönes Haar.

Seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden die Bäume auch in vielen Obstgärten kultiviert. So ist er bereits in der Landgüterverordnung Karls des Großen, dem "Capitulare de Villis" angeführt. Der heiligen Hildegard, Albertus Magnus und Megenberg ist er ebenfalls bekannt. Letzterer sagt von den Nüssen, daß sie gut gegen die Vergiftung durch Kräuter und Schwämme sind. In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts ist wenig von der heilkräftigen Wirkung des Baumes die Rede. Ein Hinweis auf die reinigende und antiskrofulöse Wirkung der Blätter fehlt fast ganz. 1842 gebrauchte der Genfer Arzt Juzine die Blätter mit Erfolg gegen Skrofulose.

Im Mittelalter wurden die Blätter in Krankenzimmern zur Reinigung der Luft zerrieben oder verräuchert, wobei sie einen intensiven Geruch verbreiten. Ähnliches ist auch von Rosmarin, Weihrauch oder Wacholder bekannt.

Nach dem Koran ist den Mohammedanern eine eingehende Mund- und Zahnpflege vorgeschrieben, dazu wurde die Rinde der Wurzeln und der jungen Stämme genutzt.

Wirtschaftlich ist der Wallnußbaum von großer Bedeutung für die Holzindustrie, den Obstanbau, zur Gerbstoff,- Nuss,- und Farbstoffgewinnung, sowie für die Forstwirtschaft und dient auch zur Stadtbegrünung. Hauptanbaugebiete sind heute Kalifornien, Frankreich und Ungarn. Das dunkel gefärbte Holz der Wallnuß ist ein begehrtes Edelholz und besonders wertvoll für die Möbel- und Furnierproduktion. Das wertvollste sind die sogenannten. Stammkröpfe, aus denen die berühmten Kropffurniere hergestellt werden. Kein anderes heimisches Holz ist so schwer, zäh und glatt polierbar. Seit altersher diente es als bestes Schaftholz für Armbrüste, Gewehre und Ladestöcke. In Kriegszeiten oder wenn es galt, einen Krieg vorzubereiten, war die Nachfrage immer größer als das Angebot und die Bestände wurden gelichtet. 1935 erging auf Anordnung aus Berlin vom Reichsforstamt ein Runderlass zum Anbau von Walnuss-Bäumen.

Landwirte pflanzten den Nußbaum als Hausbaum in der Nähe der Latrinen oder Misthaufen, weil der Duft der Blätter Mücken und Fliegen vertreibt. Sowohl die Blätter, als auch die grünen Fruchtschalen der Walnuß nutzte man früher zum Einfärben von Stoffen und Wolle.

Das raffinierte Wallnußöl wird auch für die Behandlung von Holzoberflächen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen und für unbehandeltes Holzspielzeug verwendet. Ein dauerhafter Schutz des Holzes ist damit aber nicht gegeben, die Behandlung muß wiederholt werden, weil sich die Schicht mit der Zeit abträgt. Außerdem wird es als nichttrocknendes Öl zur Herstellung von Künstlerfarben und Firniss verwendet und zeichnet sich durch seine Dünnflüssigkeit, das hohe Pigmentaufnahmevermögen, die relativ schnelle Trocknung und eine geringe Vergilbungstendenz bei gleichzeitigem Glanz der Oberfläche aus.

Im Aberglauben aller Völker spielt der Baum eine große Rolle. So wird gesagt, Menschen die sich zu lange in der Nähe des Walnußbaumes aufhalten, fühlen sich nicht wohl und bekommen leicht Kopfschmerzen. In manchen Gegenden werden Wallnußblätter auch zum Vertreiben von Wanzen benutzt.

Zuweilen wurde er auch als Lebensbaum bezeichnet und bei der Geburt eines Stammhalters gepflanzt. In die ausgehobene Pflanzengrube legte man zuerst die Plazenta und pflanzte darauf das junge Bäumchen. Ähnliches ist auch für Pferde bekannt. Damit Die Stute und das Fohlen gesund blieben hängte man die Plazenta in den Baum.

Als Hexenbaum wurde er von den Romanen bezeichnet, unter dem sich in der Johannisnacht die Hexen aus der ganzen Umgebung versammeln sollten. Weit verbreitet war die Annahme das es sich um einen unheimlichen Baum handele, unter dem auch Verstorbene wohnen. Deshalb war es auch auf Friedhöfen als Totenbaum zu finden. Desweiteren wird schon seit der Antike überliefert (von Plinius später aufgegriffen), daß unter diesem Baum zu schlafen nicht nur Kopfschmerzen verursache, sondern es sogar tödlich sein könne und selbst der Schatten gefährlich sei. Isodorius von Sevilla leitete das lateinische nux von nocere= schaden ab. An die Gefährlichkeit des Schattens wird heute noch in Griechenland, Frankreich, bei den Mohammedanern in Jugoslawien und in Palästina geglaubt.

In der Mythologie des Hindukusch wurde der Kriegsgott Gish nach 18 Monaten von der Dämonin Utr geboren. Aus ihrem Leib heraus beauftragte er sie, den Kern einer Walnuss in die Erde zu graben, aus dem ein Baum mit 18 Zweigen sprossen werde, erst dann könne er geboren werden. Voll ausgewachsen brach er aus ihrem Leib hervor und nähte diesen anschließend mit einer Stahlnadel zusammen. Mit einem magischen Tranks heilte er seine Mutter und vermittelte ihr die Gabe der Weisheit. Sie sammelte sodann die Walnüsse des Baumes und gab sie den Kriegern zur Nahrung. Gish soll einen magischen Speer getragen haben, der so leicht Berge versetzen können sollte, wie es ihm möglich war, Nahrung zu erzeugen.

Redewendungen:
Im Westerwald gibt es den Spruch: "Was unterm Nussbaum wächst, taugt nichts."

"Gott gibt die Nüsse, aber er knackt sie nicht auf" - Johann Wolfgang von Goethe

Heiratslustigen Burschen legte man nahe: "Wer die Nuss will, biegt den Zweig um, wer die Tochter will, geht um die Mutter herum."

Dass es auch Vorzüge haben kann, eine Witwe zu ehelichen, drückt folgender Weisheitsspruch aus: "Wenn die Nuss gespalten, so kommt man eher zum Kern."

"Ein harte nusz und stumpfer zan / Ein junges Weib und ein alter man / zusammen sich nicht reimen soll: / Seinesgleichen jeder nehmen soll."

"Viel Nüsse, viel Bengel"

Harte Schale weicher Kern.

Eine harte Nuss knacken.

Eine taube Nuss.

Nussbäume, Esel und Glocken wollen geschlagen werden.

Nussbäume und Faulenzer liefern ohne Schläge keine Früchte.

5 Walnüsse täglich halten die Arterien frei.

Es ist eine böse Wallnuss, wenn ein Mönch am Nussbaum hängt, kein Schwabe ässe einen Kern davon.

Keine schönere Wallnuss, als wenn ein Mönch am Nussbaum hängt.

Wenn jemand Kauderwelsch spricht, so ist damit heute ein unverständliches Gemisch aus mehreren Sprachen gemeint. Schiller: "All ihr andern ihr sprecht nur ein kauderwelsch, unter den flüssen Deutschlands rede nur ich, und auch in Meiszen nur deutsch."

Brauchtum:
Der 25. April (Lostag für das Wetter) ist "Nußfresessertag", gibt es an diesem Tag noch Frost, gibt es keine Nüsse übers Jahr.

In Frankreich heißt es, daß die Nüsse oder Nußblätter, die zu Heilzwecken Verwendung finden, zu Johanni (24.6.) gesammelt werden müssen.

Am Christabend oder Silvester werden Nüsse aufgeknackt; der welcher dabei zuerst eine taube oder schwarze trifft, stirbt im kommenden Jahr.

Reibt man Pferde im Sommer mit Wallnußblättern ab, so bleiben sie von Fliegen, Stechfliegen, Mücken und sonstigen Insekten über den Tag verschont.

Die Lauge aus den Blättern schützt vor Erdflöhen, Ameisen und anderen Insekten.

Wenn einer unter einem Nussbaum schläft, stirbt er noch im gleichen Jahr.

Man glaubte, daß der Boden soweit die Blätter fallen nichts tauge.

Ein Wallnußzweig schützt vor Blitzschlag.

Trägt man eine Walnuss bei sich, ist man vor dem Teufel, dem "bösen Blick" und vor Blitzschlag geschützt.

Eine alte Bauernweisheit besagt, trägt der Walnussbaum im Sommer wenig Früchte zeigt dies einen milden Winter an. Trägt er viele Früchte wird es ein harter Winter.

In alten Volksbräuchen wurde das Holz des Wallnußbaumes bei der Feuerweihe benutzt. Ein Holzscheit am Osterfeuer angekohlt und auf das Herdfeuer gelegt, sollte die Gewitter im Sommer vertreiben.

Seit altersher gelten Wallnüsse als Symbol der Fruchtbarkeit und spielen in der Erotik, ebenso im Liebesorakel eine wichtige Rolle. Um einen Blick in ihre Zukunft zu werfen, befragten viele Jahrhunderte lang Heiratswillige vor allem zur Weihnachtszeit, vor der endgültigen Entscheidung das Wallnuß-Liebesorakel. Dazu legten die zur Heirat entschlossenen Paar zwei Wallnüsse ins Herdfeuer. Blieben die beiden Nüsse selbst bei der größten Hitze nebeneinander liegen, stand dem Liebesglück nichts im Wege. Stoben sie jedoch krachend auseinander, so kündigte sich eine turbulente Ehe an. Oder man klebte kleine Wachsstocklichtchen in Nußschalen benannte sie mit den Namen der Anwesenden und setzte diese kleinen Schiffchen in ein Becken mit Wasser. Die Nußschalen die sich zuerst berühren heiraten auch zuerst.


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.

Quellen:
Nicholas Lemery: Vollständiges Materialien-Lexicon Leipzig, 1721
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon Leipzig 1795
Johann Philipp Du Roi: Die Harbkesche wilde Baumzucht 1795
Dr. Johann Heinrich Dierbach: Flora Apiciana Nahrungsmittel der alten Römer Heidelberg und Leipzig 1831
Dr. Johann Heinrich Dierbach: Flora Mythologica - Pflanzenkunde in Bezug auf Mythologie und Symbolik der Griechen und Römer 1833
Georg Friedrich Most Enzyklopädie der Volksmedizin 1843
Dr. Moritz Spieß: Aberglauben, Sitten und Gebräuche des sächsischen Obererzgebirges 1862
Pierer's Universal-Lexikon Altenburg 1864
Karl Friedrich Wilhelm Wander: Deutsches Sprichwörter-Lexikon Leipzig 1876
Hanns Eduard Hoffmann-Krayer: Handwoerterbuch des deutschen Aberglaubens 1927–1942
walnuss.de
Baumlehrpfad
Wikipedia/Welsche
Wikipedia/Echte Walnuss
Wikipedia/Kauderwelsch

"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

  • »Thuathasonn« wurde gesperrt

Beiträge: 1 325

Registrierungsdatum: 7. Mai 2008

Wohnort: Allgäu

Danksagungen: 102

  • Nachricht senden

2

Samstag, 14. Februar 2009, 13:24

Aber Hut ab, U - 34.


Dein Mut sei Heldenhaft;
Deine Hingabe Vollständig;
Deine Liebe Grenzenlos!

Sundarasya Surupasya Subhasya ca Raksanaya Samajah

Lynagh

Meister

Beiträge: 2 011

Registrierungsdatum: 3. Oktober 2007

Wohnort: Holland

Danksagungen: 5

  • Nachricht senden

3

Samstag, 14. Februar 2009, 19:36

Ich geniesse von deiner Pflanzenkunde u34, hatte schon vieles in die Praxis gebracht (Kräuterthees :D ) und manchmal blätter ich im Forum in diesem Bereich um zu lernen, denn wer weiß, bald werden alle Medikamente selten und teuer. Da eigentlich die meisten Heilmittel noch immer Pflanzen und Tiereprodukte sind, ist es doch wichtig zu wissen woher sie kommen.
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

Thema bewerten