Herkunft:
Griechisch
petrosélinon, welches der Name für P. sativum bei Dioskurides ist;
petra=Stein, Fels und
sélinon=Eppich der alte deutsche Name für Sellerie=Felsensellerie nach dem ursprünglichen Standort der Art. Der lateinische Artname
crispum=kraus, bezogen auf die gekräuselte Blattform. Der deutsche Name ist von dem griechisch-lateinischen abgeleitet.
Südöstlicher Mittelmeerraum
Volksname:
Bittersilche, -zilche (für bitter; obersächsisch, nordböhmisch), Bockskraut, Gartenpetersilie, Gartenteppich, Geilwurz, Grönte, Peterling, Peterle, Peterlein, Peterchen, Petershiljen (Nordwestdeutschland), Peterssöl (Lübeck), Peterzölge (Königsberg), Peiterzilje (Braunschweig), Peerzilich (Hunsrück), Silk, Stehsalat, Stein-Silge (altdeutsch)
Pflanzenfamilie:
Doldenblütler (Apiaceae)
(Verwechslungsgefahr bei der Jungpflanze mit der Hundspetersilie und dem Schierling)
Verwendete Pflanzenteile:
Blätter, Samen und die Wurzel
Sammelzeit:
April bis Oktober
Inhaltsstoffe:
ätherisches Öl, Apiin, Apiol, Flavonoide, Gerbsäure, Thymol, Mineralien, Vitaminen A, B1, B2, sehr viel Vitamin C, E, Nicotinsäureamid, Kalium, Magnesium und Eisen. 20 g gehackte Petersilie decken 2/3 des Tagesbedarfes an Vitamin C.
Heilwirkung:
Die Petersilie blickt auf eine lange Tradition in der Anwendung zurück und wurde zuerst als Heilkraut genutzt. Die Wurzel
Radix Petoselini gehört zu den fünf eröffnenden Wurzeln (Quinque radices aperientes). Unterschieden wird zwischen Blatt-Petersilie (
Petroselinum crispum subsp. crispum) und Wurzelpetersilie (
Petroselinum crispum subsp. tuberosum), deren Geschmack süßlich und weniger aromatisch ist, wie der des Krautes oder der Samen.
Petersilie ist aber nicht nur als typisches deutsches Küchenkraut zu sehen, sondern auch als wertvolle Heilpflanze, die als Tee oder Tinktur hauptsächlich bei Verdauungsstörungen und zur Anregung der Harnorgane verwendet wird. Sie wirkt appetitanregend, blähungswidrig, blutreinigend, geburtsbeschleunigend, harntreibend, hautglättend, krampflösend, schleimlösend, steintreibend und wassertreibend.
Zubereitungen aus der Wurzel oder dem Kraut werden zur Vorbeugung und der Behandlung von Nierengrieß, Erkrankungen der Harnwege, gegen Blasensteine, zur Durchspülungstherapie der Nieren, bei Appetitlosigkeit, Blasenschwäche, Frühjahrsmüdigkeit, Gischt, Blähungen, chronischem Husten, Menstruationsbeschwerden, Rheuma, Gicht, Arthrose, Verstopfung und Wechseljahrsbeschwerden angewandt. Matthiolus schreibt: "Der Petersilg bricht und treibt den Stein".
Aufgrund der entwässernden Wirkung ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, kein Alkohol oder Kaffee.
Ein stärkender
Petersilien-Herzwein nach Hildegard von Bingen ist bei den Rezepten aus Kaiser Karls Kräutergarten zu finden.
Das in der Petersilie (Wurzel und Kraut) enthaltene ätherische Öl Apiol kann zu Herzrhythmusstörungen und Frühgeburten führen und in sehr seltenen Fällen zu allergischen Reaktionen der Schleimhäute, sowie zur Erhöhung der Lichtempfindlichkeit. Nicht angewandt werden soll es während der Schwangerschaft, bei entzündlichen Nierenerkrankungen. Bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit keine Durchspülungstherapie durchführen.
Kosmetik:
Äußerlich hilft die alte volkstümliche Anwendung des Saftes der frischen Pflanze gegen Mückenstiche oder Insektenstiche, Leberflecke und Sommersprossen. Der Tee oder die verdünnte Tinktur in Form von Bädern, Waschungen, Spülungen oder Umschlägen, ist hilfreich bei unreiner Haut, Kopfschuppen und Geschwüren.
In der Küche:
Die Blattpetersilie wird meist für Soßen, Suppen, Eierspeisen, Fisch, Fleisch, Geflügel, Kartoffeln, Semmelknödel, Kräuterbutter und als Garnierung verwendet. Die Wurzelpetersilie verwendet man wie andere Wurzelgemüse vorwiegend in Suppen und Soßen. Schon Johann Wolfgang von Goethe wußte die Frankfurter Grüne Soße zu schätzen, zu deren Zutaten neben anderen Kräutern auch die Petersilie gehörte.
Geschichte:
Im Aberglauben der germanischen und romanischen Länder spielte Petersilie von jeher eine große Rolle und zählte zu den Zauberkräutern und viele auch recht merkwürdige Gebräuche und Anschauungen sind bis heute mit ihr verknüpft. Sie galt als Pflanze die den Tod abwehrte und mit der man auch Geister bannen konnte. Um für Fruchtbarkeit und Zeugungskraft sorgen, solle man jeden Tag Petersiliensamen essen. Ein alter Volksspruch sagt: "Petersilie hilft dem Manne aufs Pferd, den Frauen unter die Erd!" (Anspielung auf die aphrodisierende und abortive Wirkung)
Im alten Griechenland wurden die Sieger der nemeischen und isthmischen Wettkämpfe mit wohlriechenden Petersilienkränzen ausgezeichnet. Das Tragen von Petersilienkränzen war auch bei Festmahlen Brauch, sowohl als Kopfschmuck, als auch um einen angenehmen Geruch zu verbreiten. Römische Gladiatoren bekamen vor dem Kampf Petersilie, um deren Mut und das Volumen ihrer Musklen zu erhöhen. Die Verwendung in der antiken griechischen Küche ist nicht bekannt, dagegen wurden Blätter und Samen bei den Römern scheinbar viel verwendet und auch angebaut. Archäologische Funde in Xanten beweisen, daß die nördlich der Alpen stationierten Legionäre die Petersilie ebenfalls zu nutzen wußten. In Rom brachte man die Petersilie mit Persephone, der Göttin der Unterwelt, in Zusammenhang und nutzte sie bei Begräbniszeremonien. Die erste zuverlässige schriftliche Erwähnung findet sich bei Plinius, der die krausen Blätter der Petersilie beschreibt.
In Balthasar Schnurrs "Kunst-, Haus- und Wunderbuch" (1690) findet sich sogar eine Beschreibung, wie man "Petersilien wachsen machen kann" in vier Stunden: "Nimm den Samen, lege ihn in süsse Milch zu weichen und auff die Stätte, da du den Samen säen wilt, soltu ungelöschten Kalck legen, klein gerieben. Das soltu dreymahl thun, un den Samen auss der Milch holen, und darnach wieder ungelöschten Kalck nehmen und darüber streuen, und auff den Kalck Erde und zuletzt Wasser darüber sprengen, so wird die Petersilie herfür kriechen, ehe dann vier Stunden verlauffen mögen." Es gibt noch heute den Aberglauben, daß wenn die Petersilie nicht aufgeht, in Kürze jemand im Haus sterben wird.
Die lange Keimdauer der Samen von sieben Wochen versuchte man damit zu begründen, daß die Samen siebenmal zum Teufel oder Heiligen Petrus nach Rom und zurück wandern müßen, um zu fragen ob das Keimen erlaubt sei.
Reichlich von dem Kraut im Garten gepflanzt soll Hexen und Gespenster abwehren. Die Redensart "es hat mir meine Petersilie verhagelt", soll ausdrücken, daß etwas fast Unmögliches, bzw. völlig Unerwartetes geschehen ist. Beim säen der Petersilie muß die Hausfrau herzlich lachen, dann gedeiht die Petersilie gut. Um dem glücklichen Umstand Ausdruck zu verleihen, daß die gefährliche Kleinkinderzeit überstanden ist, bekamen in Mähren die Kinder an ihrem ersten Geburtstag einen Petersieleinkranz aufgesetzt. Gräbt man die Wurzel aus dem Boden aus, bespricht sie mit einem Namen und steckt sie dann wieder zurück in die Erde, so war der Namensträger unweigerlich zum Tode verflucht.
So war sie als Kraut bekannt, welches sowohl Glück als auch Unglück bringen konnte.
Nach 12 ½ Jahren Ehe wird die Petersilien-Hochzeit gefeiert, zu der aber nicht eingeladen wird, die Braut jedoch an diesem Tag unbedingt einen Strauß Petersilie zu Hause haben sollte. Trauzeugen, Freunde und Verwandte kommen überraschend und befestigen dann nach altem Brauch aus der Grafschaft Bentheim einen Bogen aus Stroh über der Eingangstür, an dem kleine Petersiliensträuße befestigt werden. Ist der Strauß Petersilie vorhanden, so bringen die Gäste das Essen für die Feier mit und das Brautpaar muß nur die Getränke stellen. Wenn kein Strauß vorhanden ist, behalten die Gäste das Essen und das Brautpaar muß für alles sorgen! Die Petersilie steht hier für die Würze im Eheleben und soll die Eheleute daran erinnern, daß nichts selbstverständlich ist und es immer wieder der gegenseitigen Aufmerksamkeit beider bedarf.
Im Arzneischatze des Hippokrates ist Petersilie ein beliebtes Mittel. Als Kulturpflanze ist sie im
Capitulare Karls des Großen erwähnt. Von Paracelsus wird sie als steintreibend erwähnt. Lonicerus schildert sie als kräftig diuretisch, steintreibend, hirn- und gedächtnisstärkend, blutreinigend, verdauungsfördernd, als emmenagog (menstruationsfördernd), geburtsbeschleunigend, blähungtreibend, hautglättend, wirksam gegen Nieren- und Blasenleiden, Bauchschmerzen, Rückenweh, Verstopfung der Leber.
Wie andere harntreibenden Pflanzen hatte auch die Petersilie in der Volksmedizin einen großen Ruf als Aphrodisiakum.
Ferner wurde es in hohen Dosen als Mittel für Abtreibungen ("...und der Frau unter die Erd.") genutzt, die oftmals tödlich verliefen, sowie gegen Syphilis und Tripper verordnet. In mittelalterlichen Städten wurde das Prostituiertenviertel oder die Gasse der leichten Mädchen als Petersilienstraße gekennzeichnet, weil man wohl der Ansicht war, daß die Petersilie dort besonders benötigt würde.
Nach Angaben von Kroeber wird das Kraut und die Wurzel angewendet bei Harngrieß, Nieren- und Blasensteinen, Milz- und Leberleiden, Gelbsucht, Kreislaufstörungen, Wassersucht, Verdauungs- und Blasenschwäche, Brustschmerzen, Engbrüstigkeit, Verschleimung von Brust, Magen und Nieren, Blähungen usw. Die Samen gelten als fieberwidriges und harntreibendes Mittel, daß bei Harnzwang, Nierenwassersucht, Krankheiten der Gebärmutter, Anschwellungen der Schilddrüse, bei chronischem Husten sowie bei mangelhafter Menstruation gebraucht wird. Die Abkochung gilt auch als gutes Haarwuchsmittel.
Siehe auch:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.