Herkunft:
Plantago, lateinisch
planta=Fusssohle, Bezug nehmend auf die entfernte Ähnlichkeit der Blätter von
Plantago major – ähnlich dem Abdruck einer Fußsohle;
lanceolata vom lateinischen
lancea=Lanze, Spieß, Speer. Die Art
lanceolata (Lanze, Spiess) bezieht sich auf die Form dieser Blätter.
Europa
Volksname:
Aderblatt, Aderkraut, Athelas (dt. Königskraut), Heilwegerich, Heilblärer, Heufressa, Hundsrippen, Lägenblatt, Lämmerzunge, Lügenblatt, Lungenblattl, Rippenkraut, Ripplichrut, Roßrippe, Schafzunge, Schlangenzunge, Siebenrippe, Spießkraut, Spitzfederich, Spitzwegeblatt, Wagentranenblatt, Wegbreite, Wegetritt, Wegreich, Wundwegerich
Pflanzenfamilie:
Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
Verwendete Pflanzenteile:
Wurzeln, Blätter, Samen
Sammelzeit:
Blätter: während der Blüte von Mai bis Juli/August
Wurzeln: Ende August bis Oktober
Inhaltsstoffe:
antibiotische Stoffe, ätherisches Öl, Bitterstoffe, Flavonoide, Glykoside, Gerbstoffe, Iridoide (Aucubigenin aus Aucubin) größere Mengen an Kieselsäure, hoher Vitamin C Gehalt, Schwefel, Stärke, Schleimstoffe, Saponin
Heilwirkung:
Paracelsus zu Spitzwegerich: Es gibt keine Pflanze, die mehr austrocknet und zugleich festigt als Plantago. Wenn eine Wunde da ist, soll Plantago mit Chelidonia (Schöllkraut) gestoßen werden und mit dem Saft von einer der beiden Pflanzen gemischt werden. Darin soll ein Tuch eingetaucht werden und dieses soll auf die Wunde gelegt werden. Wenn einer durch das Gehen Blasen an den Füßen bekommt, soll Wegerich mit Salz gestoßen werden und ein wenig soll über Nacht aufgelegt werden. Wenn man am Morgen die Schuhe damit anfüllt, hilft dies und vertreibt den Schmerz.
Der Spitzwegerich gilt wegen seiner Wirkstoffkombination als eines der besten Husten- und Wundheilmittel. Er wirkt appetitanregend, bronchienerweiternd, blutstillend, krampflösend leberschützend, schleimlösend, schwach abführend und verdauungsanregend.
Antioxidativ, antimikrobiell und blutdrucksenkend durch das Acteosid. Reizlindernd durch die Schleimstoffe, antibakteriell durch die Iridoide und adstringierend durch die Gerbstoffe. Das enthaltene Antibiotikum Aucubin, ähnlich dem Penicillin, wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Entzündungen können schneller abheilen, Bakterien und Viren haben keine Gelegenheit mehr sich auszubreiten. Die Interferonproduktion wird angeregt und erhöht so die Abwehrkräfte. Leicht abführend wirken die Samen des Spitzwegerich.
Die bekannteste Anwendungsart des Spitzwegerich ist die als Tee oder Sirup bei allen Erkrankungen der Atmungsorgane (Asthma, Husten, Keuchhusten). Bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich kann er zusätzlich zum Gurgeln verwendet werden. Desweiteren bei Verdauungs-, Magen- und Darmbeschwerden (stoffwechselanregend), Hämorrhoiden, Leber- und Blasenkrankheiten, Stoffwechselkrankheit, Lungenerkrankungen, Soor (Candida), Blähungen und Koliken bei Kleinkindern.
Im Frühjahr leistet er während einer Entschlackungskur durch seine reinigende Wirkung gute Dienste und stärkt gleichzeitig auch die Nieren.
Äußerlich wird er zur Behandlung von sämtlichen Hauterkrankungen, allgemein bei Wunden (auch entzündlichen), Bißwunden, Insektenstichen, Verbrennungen, sowie Quetschungen verwendet. Die enthaltenen Gerbstoffe wirken dabei zusammenziehend.
Der Tee kann äußerlich für Umschläge, Kompressen und Spülungen genutzt werden und der frische Pflanzensaft oder die zerkleinerten Blätter als Sofortmaßnahme bei Insektenstichen, Hautverletzungen und Bißwunden.
Um die wertvollen Wirkstoffe zu erhalten, ist es notwendig die gesammelten Blätter rasch und gründlich zu trocknen. Verfärben sich diese während der Lagerung braun-schwarz, sind sie wirkungsarm.
In Fertigarzneimitteln wird er ebenfalls verwendet, wie z.B Hustensaft, Hustenbonbons und der Sirup ist besonders für Kinder zu empfehlen.
In der Küche:
Das Kraut schmeckt bitter bis salzig. Um den vollen Vitamin C Gehalt in Salaten zu nutzen, sollten die Blätter noch vor der Blüte und am frühen Morgen gesammelt werden.
Geschichte:
Die deutsche Bezeichnung Wegerich (althochdeutsch
wegarîh) ist sehr alt. In der Endsilbe "
rich" steckt das althochdeutsche
rih=König, das urverwandt mit dem lateinischen
rex ist, so daß sich für Wegerich die Deutung Wegbeherrscher in ähnlicher Weise wie in verschiedenen germanischen Personennamen, z. B. Diet
rich = Volksbeherrscher, ergibt.
Der alte nordische Name
Läkeblad=Heilblatt läßt darauf schließen, daß der medizinische Gebrauch den alten Germanen schon bekannt gewesen ist. Auch in der angelsächsischen Heilkunde wurde er viel gebraucht und gehört zu den neun Kräutern eines angelsächsischen Kräutersegens. Die Wenden gebrauchen den Spitzwegerichsaft, der ein uraltes Volksmittel gegen Auszehrung ist, noch heute in der gleichen Weise.
Die Wegericharten standen in der Heilkunde des klassischen Altertums in hohem Ansehen und wurden schon von den griechischen und römischen Ärzten gegen eine Vielzahl von Krankheiten verordnet.
So schreibt Dioskurides, der zwei Angehörige der Gattung Plantago kennt (nach Fraas
P. asiatica L. und
P. lagopus L.), den Blättern adstringierende und austrocknende Kraft zu und empfiehlt sie als Umschlag gegen Elephantiasis, Geschwüre aller Art, Blutflüsse, Brandwunden, Hundebisse usw. Das gekochte Kraut wurde gegen Dysenterie und Magenleiden, Bleichsucht, Epilepsie und Asthma, der eingeträufelte Saft der Blätter gegen Ohren- und Augenleiden, der Saft gegen Aufzehrung, die Blätter und Wurzeln bei Blasen- und Milzgeschwüren, die Wurzeln gegen Wechselfieber verwandt.
Shakespeare zitiert in seinen Werken mehrfach "plantain" als Mittel gegen Hautverletzungen.
Matthiolus lobt den Wegerichsaft bei Schwindsucht, außerdem bei Asthma, Epilepsie, Blasen- und Nierengeschwüren, wie auch zur lokalen Anwendung bei allen "bösen, flüssigen, unreinen, umb sich fressendon, alten, hohlen Geschwären und Schäden", Brandwunden, Feigwarzen, beginnendem Podagra, und zur Zerteilung der Kröpfe.
Sehr gerühmt wird er auch von dem Kräuterpfarrer Künzle, der von der erfolgreichen Anwendung bei losen Zähnen, Wunden, Blutspeien, schwachen Augen, Ohrenschmerzen und Bleichsucht zu berichten weiß. Nach Schulz und Bohn gelten die Wegerich-Wurzeln und -Blätter als eines der besten Mittel bei chronischen Schleimhautkatarrhen, insbesondere der Lunge (Phthisis, Asthma) und auch des Auges.
In Tirol werden die Samenkolben von dem Großen Wegerich in Milch gekocht als Heilmittel gegen die Ruhr gebraucht.
In vielen Kulturen wird der Wegerich mit der Unterwelt in Verbindung gebracht, besonders die Wurzel galt als magisch. Da die Pflanze von den Europäern nach Amerika eingeschleppt wurde hieß sie dort "Fußstapfen des Weißen Mannes".
Die Behauptung, daß der Große Wegerich ein Heilmittel für die Frauen, der Spitzwegerich dagegen für die Männer sei, findet sich nicht nur in der Franche-Comté in Frankreich, sondern auch in Bosnien, wo der Absud der Blüten gegen Würmer dementsprechend verwendet wird. Siehe auch:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.