Heimatforum

Grüß' Euch!

Vorgestern (03.09.2009) hatten mein bester Freund und ich das zweifelhafte Vergnügen eine "Rede" der Bundeskanzlerin der BRD, Frau Dr. Angela Merkel zu hören und zu sehen. Frau Merkel war zum Anlass der bevorstehenden Wahlen für das Bundes-Kasperl-Theater in einigen größeren Städten unterwegs auf Wählerfang, so auch in Pforzheim.

Eigentlich hatte ich nicht vor die Veranstaltung überhaupt zu besuchen, aber da ich zufällig etwas auf dem Rathaus zu erledigen hatte, wobei mein bester Freund mich begleitete, beschlossen wir dem Schauspiel, welches nur wenige hundert Meter entfernt stattfand, beizuwohnen.

Ich möchte vorab erwähnen, dass ich die Ereignisse - wenn auch etwas überspitzt formuliert - nicht beschönige oder absichtlich ins Lächerliche ziehe. Alles ist genau so, oder zumindest sinngemäß so passiert und/oder gesagt worden.

Der Waisenhausplatz in Pforzheim, gelegen hinter dem Stadttheater an der Enz, ist ein großer Freiplatz mit Wiese, von rechteckiger Form, etwa 130m x 40m groß. Am einen Ende des Platzes waren 2 Bühnen aufgestellt, die eine wohl für die Schmierendarsteller, die andere für das geplante begleitende Musikprogramm. Bei unserer Ankunft, kurz bevor die Veranstaltung um 16 Uhr regulär beginnen sollte, spielte eine unterdurchschnittlich begabte Musikgruppe irgendein mittelprächtiges Wischi-Waschi-Lied - auf einer deutschen Vor-Wahl-Veranstaltung, standesgemäß mit englischem Text.

Freudig überrascht durfte ich feststellen, dass nur etwas über 600 Menschen anwesend zu sein schienen, zu denen ich - ausnahmsweise (*fg*) auch mal die etwa 15 autonomen Krawallmacher zähle, die sich Transparente schwenkend und angetrunken krakelend über die Probleme unserer (offenbar noch nicht genug) linksliberalen Gesellschaft beschwerten. Bei einer Einwohnerzahl von etwas über 117 000 Personen dürfte die geringe Beteiligung schon für einigen Unmut auf Seiten der Veranstalter gesorgt haben.

Nach einer ca. 5 minütigen Verspätung erhob sich eine Lautsprecherstimme und kündigte das Nahen der Protagonisten an. Eine Gruppe von 6 Leuten, darunter Günther Oettinger, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Stefan Mappus und Gunther Krichbaum, zwei Pforzheimer Bundestags-Abgeordnete der CDU und "das Angie" selbst, betraten die Bühne unter dem mäßigen Applaus der Bürger. Zugegeben; im Vergleich zu früher, hat sich ihr Erscheinungsbild gebessert. Die Öko-Kleidung wurde durch einen modischen roten Blazer ersetzt, die Prinz-Eisenherz Gedächtnisfrisur gegen einen an Ringo Starr erinnernden Beatles-Haarschnitt und das weit ausgeschnittene Dekolletée zur Ablenkung mit einem goldenen Kettchen mit Anhänger versehen. Dessen ungeachtet, man kann ein Schwein schminken, es bleibt immer noch ein Schwein.

Das nun folgende Gespräch übertraf unserer kühnsten Vorstellungen. Statt auf politische Probleme, eventuell vorhandene Lösungsansätze oder irgend einer anderen Form von meinungsbildenden Stichpunkten zu sprechen gekommen, erzählte die Chancelorette von ihrem Hubschrauberflug über den Schwarzwald, der Geburtstagsfeier von Volker Kauderer in Tuttlingen, ihren Freizeit-Aktivitäten, wo sie gerne einkaufen geht und dass sie Frauenfußball befürwortet. Etliche Leute verließen in den ersten 10 Minuten den Kopf schüttelnd den Platz. Wir blieben. Genau genommen amüsierte mich der Versuch das ungebildete Volk auf seinem gesunkenen Niveau zu erreichen sogar ein wenig.

Nach 20 Minuten leerem Geschwätz, folgte dann die Schlussfrage an die Kanzlerin, die das Ende der freien Rede-Zeit einläuten sollte. Und das war ein absoluter Hammer.

Zitat

Moderator: "Nun Frau Merkel, kommen wir zur Abschlussfrage. Was lieben sie an Deutschland am meisten?"

Stop. Ein vernünftiger Mensch hätte vielleicht gesagt: Die Landschaft, die Kultur, die reiche Geschichte und die stolze Herkunft.
Angenommen, man wäre rein auf eine massentaugliche Aussage aus gewesen, hätte es eine kurze künstlerische Pause, begleitet von einem wissenden Lächeln und den gehauchten Worten "Die Menschen." getan. Aber die deutsche Kanzlerin, laut Forbes-Liste die mächtigste Frau der Welt, sagte - und das ist kein Scherz!

Zitat

"Ehm... Nunja.. Ich mag es, dass es hier Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt. In vielen Regionen der Erde, gibt es das ja gar nicht in der Form. Die Landschaft wandelt sich, im Lauf des Jahres... [bla bla]"

Um das nochmal eben Revue passieren zu lassen: Die Kanzlerin von Deutschland wird gefragt, was sie am meisten liebt an ihrem Heimatland.
Und sie antwortet "den Jahreszeitenwechsel".
Ich denke, liebe Kameraden, das kann man unkommentiert so stehen lassen.

Kopfschüttelnd und geschockt, über soviel arrogante Dummheit, verließen mein Kollege und ich den Ort des Geschehens.

Nach dieser - in meinen Augen - unerhörten Blamage, folgte wohl noch eine 0815-Wahlkampfrede, die ich mir aber dann wirklich nicht mehr antun konnte und wollte.

Steht es schon so schlimm um uns?

In diesem Sinne - kopfschüttelnd,

~Ingrimm