Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen im Heimatforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 2 011

Registrierungsdatum: 3. Oktober 2007

Wohnort: Holland

Danksagungen: 5

  • Nachricht senden

1

Dienstag, 27. November 2007, 23:54

Vali der Rächer

Balder war gestorben und über Asgard zogen sich dunkle Wolken zusammen. Die Gesichter der Asen druckten Besorgheit aus und Odin fühlte, dass der Ragnarök plötzlich ganz nahe gekommen war. Aber der Tag des Grössten Streits lag noch immer in ferner Zukunft während die Pflicht um Rache zu nehmen in der Gegenwart lag. Höd, der den schicksalhaften Pfeil geworfen hatte, musste sterben – denn so stand es in dem unveränderlichen Gesetz der Götter und Menschen und aller neun Welten – obwohl Höd in aller Unschuld den Pfeil nach seinem Bruder geworfen hatte und ihm, den er sehr lieb hatte nichts Böses tun wollen würde. Kein der Asen jedoch dürfte ihn töten, gebunden wie sie waren durch ihr Eid. Ausserdem hielt sich Höd über Tag in Breidablik, trauernd um Balder und dort dürfte man nicht einmal ein Schwert in drohender Gebärde gegen jemanden heben. Und in der Nacht, als Höd durch die dunklen Wälder umherstreifte, konnte ihn niemand finden. Odin jedoch wusste durch die Weissagung der Völva, dass der Rächer der Höd töten sollte, noch nicht geboren war. Auch wusste er, dass es sein Sohn sein wird, desen Mutter eine sterbliche Frau sein musste und der er als ein einfacher Sterblicher Cour machen und um sie werben musste; und dass der Sohn Vali heißen sollte und den Ragnarök überleben wird. Aber was er nicht wußte war: wer seine zukünftige Frau sein sollte, darin konnte ihm seine Weisheit und auch die des Mimirs Kopfes ihm nicht helfen. Letztendlich liess er seinen Sohn Hermod, den schnellen Boten der Assen, zu sich kommen: „Ziehe deinen glänzenden Harnisch an und setze deinen Helm auf,“ befiel er ihm, „sattel Sleipnir und reite in das äusserste Norden Midgards. Dort kommst du in das Land der Finnen, die durch ihre Zaubermacht die eisigen Stürme in die Welt der Menschen schicken. Dort wohnt der Zauberer Rossthjof, der das einzige lebende Wesen ist das die Zukunft sehen kann. Reite zu ihm und frage ihn wer Vali den Rächer gebähren wird.“ Die Walküren zogen Helmod seinen glänzenden Harnisch und reichten ihm seinen Helm; dann sprang er auf den achtbeinigen Sleipnir und wollte wegreiten. Odin jedoch hielt ihn noch im letzten Moment an, um ihn zu warnen: „Denke daran, dass Rossthjof der schlaueste und grausamste aller Zauberer ist. Er geniesst davon, unschuldige Reisende durch Zauber in sein Schloss zu locken, wo er sie beraubt und tötet. Trage darum meinen Runenstab in deiner Hand mit, denn als er merkt, dass ich dich geschickt habe, wird er ohne zögern seine Zauberkunst gebrauchen, um dich zu besiegen oder wegjagen.“ Hermod nahm Odins Runenstab und begann an seiner gefährlichen Reise. Er ritt über Bifrost, wo Heimdal in seiner weissen Rüstung die Wache hielt mit dem Gjallar Horn in der Hand, fertig um ihn zu gebrauchen, sollten sich Feinde Asgard nähern. Durch Midgard ritt Hermod, schnell wie ein Sturmwind und heulende Regenschauer; und manchmal sah man ihn auf seinem achtbeiningen Pferd vorbeiflitzen. Dann rieb so einer seine Augen, aber sah nichts anders als Sturmböen. Über wüßte und öde, in Nebel gehüllte Berge, ritt er und der Regen und Hagel kletterten von Sleipnirs Huffen während Lawinen hinter ihm in tiefe Schluchten stürtzten. Endlich kam er in das finstere Land wo die ewige Dunkelheit herrscht, nahe dem nördlichsten Punkt der Welt, wo Rossthjof der Zauberer in seinem grünen Eispalast wohnte. Da spürte Helmod, dass man ihn schon gesehen hatte und dass da Zauberkräfte im Gang waren denn er fühlte als ob Sleipnir als durch einen Magnet über das Eis gezogen wurde und nichts konnte ihn aufhalten. Aber Odins Wunderpferd war klug und schlau wie immer; immer wieder hielt er an um mit einem unerwartetem Sprung über verborgene Fallen zu springen die Rossthjof überal aufgestellt hatte. Über die Gletscherspalten die nur mit einer dünner Schicht bedeckt waren, über Lawinen und Schneewehen, die so tief waren, dass nur ein verkehrter Schritt und der Ritter und sein Pferd für ewig darin begraben würden und über lose Eisschollen, die wenn der Pferd darauf getretten hätte, beide den spiegelglatten Abhang in unpfeilbare tiefe Abgründe befördern würden. Weiterhin erschienen da graue Schatten, gräßliche Monster die sie mit ihren riesigen Pfoten und Armen zerdrücken oder mit ihren enormen Zähnen beissen wollten. Aber Helmod richtete sich in den Steigbügeln auf und schlug sie mit dem Runenstab den ihm Odin gegeben hatte und dann schracken sie zurück und verschwanden kreischend und winselnd im Schneegestöber. Letztendlich erschien Rossthjof der Zauberer selbst, in Gestallt eines Riesen mit dickem Strick zum Binden seiner Opfer. Aber als er näher kam, schlug ihn Hermod mit dem Runenstab Gambantein nieder, band ihn mit seinem eigenen Strick fest und zog den Strick so steif und eng um die Kehle des Zauberers, dass dieser im Todesnagst keuchte: „Bote Odins, ich möchte mit dir reden und ich werde dir nichts antun, nicht verwunden und nicht betrügen! Was ich dir jetzt zeige ist Wahrheit, das schwöre ich bei dem schwarzen Fluß Helheims, dem Leipter, in desen Namen niemand in den neun Welten einen falschen Eid je schwören wagen würde.“ Helmod machte den Strick um Rossthjofs Kehle was losser und sagte: „Sprich Zauberer des Nordens! Odin möchte wissen wann und wie Vali der Rächer, der Höd töten soll, geboren werden wird.“ Langsam erhob sich Rossthjof und fing an, fremde Runen im Schnee zu schreiben. Nach einer Weile hob er seine Armen und stimmte fürchterliche Zaaubersprüche an. Als die Sonne es hörte, wurde das Licht verdüstert und die Sonne versteckte sich hinter dunkle Wolken; die Erde zitterte und bebte und die Sturmwinde kreischten und stöhnten mit Stimmen doller Wölfe und sterbender Menschen. „Sehe,“ rief Rossthjof plötzlich und zeigte mit seinem langen Arm mit mageren blauen Fingen in die Ferne.Hermod schaute und sah nicht weit von ihm im Nebel ein Bergtop am verwischen. Plötzlich erschien im Schnee Blut, das herunter strömte und den Grund rot färbte. Dann ragte aus dem Schnee eine schöne Frau auf, mit einem Säugling auf dem Arm. Fast in demselben Augenblick sprang das Kind auf den Grund und fing an zu wachsen, bis da ein gutgebauter Junge stand mit einem Pfeilköcher auf seinem Rücken und einem Bogen in seiner Hand. Er nahm einen Pfeil, legte ihn in den Bogen und schoß ihn ab. Einen Augenblick war da ein Flitz als vom Feuer, dann schluckte ihn die Dunkelheit wieder auf. Der Nebel erschien wieder und Helmod sah nur die faden Umrisse der befrorener Bertoppen, die grau und geisterhaft in der ewigen Finsterniss der Nordpols aufragten. „Was du gesehen hast, war Balders Blut das die Erde rotfärbte. Dann kam Rinda, die Tochter des Königs Billing. Sie wird die Mutter von Vali, der den Pfeil der Rache abschiessen wird und welcher der Tod des dunklen Höd bedeutet. Gehe nun nach Asgard zurück und sage Odin, dass wenn er Vater von Vali werden will, er Rinda Cour machen, um sie verben und sie erorbern muß wie ein ganz gewöhnlicher Sterblicher.“ Rossthjof kehrte sich um und verschwand im Nebel und wurde immer grösser und grausamer, genau wie alle Riesen, bevor er in der Dunkelheit verschwand. In dem Augenblick sprang Helmod wieder auf Sleipnirs Rücken und begab sich auf die lange Reise zurück nach Asgard wo er endlich zu guter Letzt vor Odin niederkniete und erzählte was er alles erlebte.


© 2007 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 2 011

Registrierungsdatum: 3. Oktober 2007

Wohnort: Holland

Danksagungen: 5

  • Nachricht senden

2

Donnerstag, 29. November 2007, 19:22

Vali der Rächer (Teil 2)

Odin stand auf, verliess seinen Thron und legte seine göttliche Majestät ab. Er begab sich nach Midgard, seinen breitkrempiger Hut tief ins Gesicht gezogen, seinen blauen Mantel an und anstatt seines Stabes trug er in der Hand den Speer Gungnir. So ausgestattet begab er sich in westliche Gebiete Midgards wo König Billing herrschte, dem er seine Dienste als Krieger mit grosser Erfahrung anbot. König Billing war darüber sehr froh, denn gerade in dieser Zeit hatte er Schwierigkeiten mit einem mächtigen Feind der sein Land mit einem grossen Heer bedrohte und angreifen wollte.

„Ich habe keinen geschickten Hauptmann der meine Truppen anführen könnte,“ klagte König Billing., „und ich selbst bin zu alt und krank um meine Truppen anführen zu können. Hätte ich bloß einen Sohn! Aber ich habe nicht mal einen Schwiegersohn, denn meine Tochter Rinda weigert sich zu heiraten. Es ist nicht so, dass sie dazu keine Gelegenheit hätte, denn es gibt viele die um sie werben. Sie ist jung und schön, aber ihr einziger Wunsch ist es, eine der Odins Jungfrauen zu werden und ihm zusammen mit den Wallküren auf seiner Wilden Jagd zu folgen. Darum verachtet und beleidigt sie alle Männer die um ihre Hand anhalten.“

„Obwohl ich alt bin,“ sagte Odin, durch seinen Bard streichelnd, „kann ich vielleicht mein Glück bei der schönen Rinda probieren. Aber erst werde ich Euch zeigen, dass ich es wert bin Euer Schwiegersohn zu werden und Euer Heer zum Sieg anführen.“

Also übernahm Odin den Befehl über König Billings Krieger mit so einem Erfolg, dass der Feind ganz zerschmettert wurde und es nie wieder wagte das Königreich anzugreifen. Der geheimsinnige Anführer begeisterte und erfüllte die Männer mit so einem Mut, dass jeder gegen sie verlieren mußte, man behauptete sogar, dass er den letzten Kampf ganz allein gewonnen hatte, da er mit seinem Speer so schell angrif, dass die Feinde ihre Aufstellung verbrachen und im Todesangst flüchteten.

König Billing hatte natürlich keine Ahnung wer sein Retter war und nach dem gewonnenen Sieg rief er ihn zu sich und sagte: „Edler Herr, ich danke Euch für den Sieg, für meine Krone, ja für mein Leben! Alles was ich besitze gehört Euch, wählt Eure Belohnung frei aus.“


„Ich frage nur eines,“ antwortete der vermummte Odin, „und das ist die Hand der Prinzessin Rinda.“

„Obwohl Ihr nicht so jung seid, würde ich mir keinen besseren Schwiegersohn wünschen können,“ sprach der König. „Aber ich kann leider meine Tochter nicht zwingen. Sie ist die Eure – aber nur wenn Ihr sie für Euch zu gewinnen im stande seid.“ König Billing fragte Rinda zu ihm zu kommen und sie fügte sich bei ihnen im Saal, das liebste und schönste Mädchen auf der ganzen Welt. „Meine Tochter,“ sprach der alte König freundlich, „dieser edler Herr, der all unsere Feinde besiegte und uns gerettet hatte, vor Erniedrigung, Gefangenschaft und Tod, dieser Herr fragt nur eines als Belohnung und das ist, um deine Hand fragen zu dürfen. Es hängt von dir ab, denn er hat meine volle Einwilligung. Du möchtest doch sicher auch den edlen Retter unseres Königreiches belohnen?“

„So ist meine Antwort,“ rief Rinda, „und so gebe ich ihm meine Hand!“ Und mit diesen Worten machte sie ein Schritt nach vorne und schlug Odin ins Gesicht.
Danach kehrte sie sich mit einem bitter sarkastichen Lachen um und ging zurück in ihre Gemächer wo sie sich einschloß.

Aber Odin ließ sich nicht so einfach abschütteln. Er nahm Abschied von König Billing der es bedauerte ihn gehen lassen zu müssen und Odin setzte seine Reise fort. Sehr bald war er wieder zurück und diesmal als Rossthjof der Goldschmiede - ein kräftiger Mann in mittlerem Alter doch mit einem klugen und vornehmen Gesicht – doch immer noch einäugig.
Er fing sofort an, seinem Gewerbe nachzugehen und bald wurde er in ganzem Land behrühmt, da er solche prächtige Sachen aus Bronze und Gold schmiedete und wunderschönes Schmuck und Ketten für die Frauen machte. Letztendlich machte er ein Armband und einige Ringe, schöner als jemand je gesehen hatte und brachte sie als Geschenk der Prinzess im Tausch für ihre Liebe.

Aber Rinda wurde wüttend. Sie warf die kostbaren Geschenke auf den Boden, gab Rosthjof dem Goldschmieden eine fette Ohrfeige und rief: „Kein Mann wird meine Liebe gewinnen, und niemand kann meine Günste kaufen!“


Aber Odin gab sich auch dieses mal nicht geschlagen, denn er wusste wie wichtig es war, dass Vali geboren werden soll. Also verliess er das Königreich wieder – bloß um zurückzukehren in einer anderen Gestalt. Diesmal als ein schöner und junger Krieger. Noch nie sah man einen schöneren Mann, obwohl er einen Makel hatte, woran selbst der Urvater der Asen nicht tun konnte: ihm fehlte ein Auge.
Er begann um die Prinzessin zu werben, schicklich sowie es jeder junger Mann mit Anstand tut. Er verrichtete mutige und tapfere Taten für sie, gab ihr reiche Geschenke und sang neue feurige Liebeslieder für sie. Da schien Rinda ein wenig aufzutauen, denn als er eines Tages ein neues Lied für sie sang und vor ihr auf der Knien lag, flüsterte sie: „Komm heute Nacht zu mir, wenn du mit mir sprechen möchtest. Aber halte es geheim, denn niemand darf von unserer Liebe wissen.“

In tiefer Nacht schlich Odin also, noch immer in der Gestalt des jungen Mannes, durch den Palast, bis er die Gemächer der schönen Prinzessin erreichte. Aber ihr Wachhund, der bei ihr immer im Zimmer schlief, begann laut zu bellen als er Odin bemerkte. Da sprang sie auf und rief laut um Hilfe; und sofort kam dort ihre ganze Hofhaltung, die alle nur spielten dass sie schliefen, mit Schwerten und Fackeln schwenkend. Da wurde Odin wirklich böse und er begrif, dass freundliche Worte und ehrliche Hofmacherei die steifköpfige Rinda nicht sanfter machen. Als die Soldaten des Königs die Tür erreichten, begann Rinda sich zu wehren, ihn zu schlagen und zu rufen, dass da ein Räuber in ihrem Zimmer sei.

Da holte Odin aus dem Mantel seine Zauberrune und berührte damit ihre Brust und Stirn. In dem selben Augenblick fiel sie stocksteif in die Arme derer die ihr zu Hilfe eilten und es schien als ob sie tot war. Odin selbst sprang hinter die Bettvorhänge und in der Zeit als die Männer angerannt kamen war er verschwunden.
Als Rinda aus ihrer Ohnmacht erwachte, bemerkte der König zu seinem Schrecken, dass seine Tochter verrückt geworden war und kurz darauf wurde sie so krank, dass sie ihre Gemächer nicht verlassen konnte.



© 2007 Lynagh

***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

Lynagh

Meister

  • »Lynagh« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 2 011

Registrierungsdatum: 3. Oktober 2007

Wohnort: Holland

Danksagungen: 5

  • Nachricht senden

3

Donnerstag, 29. November 2007, 19:30

Vali der Rächer (Teil 3)

In diesen Tagen meldete sich bei dem königlichen Hof eine weise Frau, Vecha war ihr Name, die ihre Dienste anbot und behauptete, dass sie sehr erfahren in der Heilkunde war und selbst den Wahsinn und die Verrücktheit heilen konnte. Sofort befahl König Billing, dass sie der Prinzessin helfen soll und nachdem ihr Vecha Fußbäder und beruhigende Getränke gab die der Prinzessin wunderlich gut zu helfen schienen, sagte Vecha: „Herr König, eine Verrücktheit braucht eine schwere Kur um zu genesen, ausserdem muß ich mit der Kranken alleine sein und kein eiziger Laut darf sie stören wenn ich mit ihr beschäftigt bin. Wenn Ihr also Eure Tochter wieder genesen sehen wolltet, mußt Ihr sie alleine mit mir lassen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang und ein Befehl geben, dass niemand im Palast während dieser Zeit ihr Schlafzimmer betretten darf.“

„Es wird geschehen wie Sie wollen Vecha,“ sagte König Billing und er befahl, dass sich jeder nach der Wünschen Vechas richten soll. Als die Nacht begann, ging Vecha zurück in das dämmrige Zimmer wo die schöne Prinzessin Rinda lag und ruhig schlief. Dort erlosch die Gestalt der Vecha und Odin zeigte sich als sichselbst, der Urvater Odin, freundlich aber furchtbar in seiner Majestät. Mit seinem Runenstab weckte er Rinda und als sie wach war, war da keine Spur von Verrücktheit mehr. Sie setzte sich langsam auf und begriff, wer da vor ihr stand.

„Prinzessin Rinda,“ sagte Odin mit seiner sanften, freundlichen Stimme, „du hast immer eine meiner Streit-Jungfrauen zu werden sein wollen, eine meiner Wallküren die im Sturmwind hinter mir reiten und hinausgehen um von denen die im Streit gefallen sind zu wählen wer es Wert ist in die Walhalla zu kommen und einer meiner Helden zu werden bevor der Tag des Ragnaröks anbricht. Das wird nicht so sein, denn die Nornen haben für dich eine höhere Bestimmung. Du, als einzige der Frauen aus Midgard, bist ausgewählt um die Mutter eines der Asen zu werden, des allerjüngsten. Dein Sohn wird Vali heissen und er soll den Tod Balders des Schönen rächen, bevor er seinen Platz in Asgard einnimmt. Auch wird er in dem letzten Grossen Streit, in dem Götter wie auch Menschen sterben werden, nicht umkommen!“

Da beugte Prinzess Rinda ihren Kopf und als sie wieder ihre Augen aufschlug, war darin grosse Freude zu lesen über die Ehre, die ihr zuteil wurde. Nun weigerte sie nicht länger als Odin sie fragte seine Frau zu werden. Nicht lange danach jedoch, nahm Odin Abschied von seiner sterblichen Frau Rinda und kehrte wieder nach Asgard zurück wo seine wahre Gemahlin Frigga auf ihn wartete und ihn ohne jegliches Zeichen von Eifersucht willkommen hiess, da sie die Unvermeindlichkeit des Schicksals kannte.


So lebten die Asen wie immer weiter in Asgard; jedoch Höd war noch immer unbestraft für seinen schicksalhaften Pfeilwurf, der Balder tötete. Doch verliess er Breidablik nur in der Nacht, denn weil er blind war, war es ihm egal ob es Tag oder Nacht war und er irrte umher, in den weiten Waldgründen der Ida Ebene bis der erste Gesang der Vögel ihm meldete, dass ein neuer Tag angebrochen war. Doch blieb er während seines Umherirrens um seinen Bruder trauernd und weinte oft um ihn und um das traurige Schicksal was ihm selbst beschert worden war.


Eines Tages als Heimdal bei der Asgardpforte die Wache hielt, kam da ein Kind über die Bifrost Brücke angelaufen mit einem Bogen und Pfeilköcher bei sich.
„Kein einziges Kind mit ungekämten Haaren und ungewaschenen Händen wird je hier Asgard betretten!“ rief Heimdal. „Bringe mich zu Odin, dem Urvater, in die Walhalla,“ antwortete das Kind mit einer so fremd einzigartigen Stimme, dass Heimdal ohne noch was zu fragen, gehorchte. Sie kamen bei Walhalla an und dort hielt sie Hermod an und sagte: „Kein einziges Kind mit ungekämten Haaren und ungewaschenen Händen kann Walhalla betreten! Kein menschliches Wesen aus Midgard darf hier herein als er keine Wunde oder Blutspuren zeigen kann als Zeichen dass er im Streit starb.“ „Bringe mich zu Odin, meinem Vater,“ antwortete das Kind und seine Stimme klang schon voller als wenn er Heimdal für das ertenmal angesprochen hatte.

Ebensowenig wie der Wächter Bifrosts, fragte auch der Wächter Walhallas
das Kind mit der befehlender Stimme nichts mehr. Er machte ihm Platz und der Junge lief durch die Mitte Walhallas, wo alle Asen und die Einheriaren und die Helden erstaunt aufschauten, bis er vor dem Thron stand. „Sei willkommen!“ rief Odin, „das ist Vali, mein und der Prinzessin Rindas Sohn. Dieser wurde geboren um die heilige Pflicht zu erfüllen, Balders Tod zu rächen!“

„Aber wie soll dieser Junge Höd mit seinem Schild der Finstenis und seinem Schwert des Schreckens je töten können?“ fragten die Asen. “Es ist wahr, dass ich erst eine Nacht alt bin,“ antwortete Vali, “aber bevor diese Nacht zu Ende ist, werde ich Erwachsen sein und ebenso wie der frühe zarte Frühling den mächtigen Winter besiegt, so werde auch ich Höd besiegen.“

Während sich alle wunderten über sein wunderliches Wachstum, denn vor ihren Augen wurde er vom Kind in einen Jüngling und vom Jüngling zum Mann, schritt Vali durch die Säle der Walhalla und hinaus in die dunkle Wälder dahinter. Dort irrte Höd herum, verzweifelt und allein, mit Haß in seinem Herzen das früher nur die Liebe gekannt hatte. Und plötzlich hörte er eine jugendliche Stimme rufen: „Töter von Balder, deine Stunde ist gekommen! Verteidige dich, denn der Rächer ist nahe!“ Verzweifelt hielt Höd seinen Schild der Finsternis vor sich und mit dem Schwert des Schreckens in der Hand eilte er in die Richtung der Stimme. Ein Pfeil surrte durch die dunkle Nacht – ein zweiter – und ein dritter und Höd fiel auf die Erde und starb.

Da schallte Valis Triumphschrei durch ganz Asgard und alle Asen eilten zu der Stelle wo der tote Höd lag und sie fanden einen strahlenen, grossen Krieger, der da stand und sich über den Körper Höds beugte.

Jedoch unten in dem finsteren Königreich der Hella, ging Höd mit gebeugtem Haupt über die Gjöllbrücke und blieb dann im Schatten stehen, traurig und allein. Da stand Balder von seinem Platz am Tisch auf, eilte zu ihm und umarmte ihn mit einem Lächeln des Willkommens und der Vergebung.
„Gegrüßt sei du Bruder,“ rief er, „nun da du hier bist, hat Helheim viel von seinen Schrecken verloren.... nicht du, sondern der böse Loki tötete mich – aber doch kann ich es nicht bedauern, dass deine Hand den schicksalhaften Mistel Pfeil warf, denn anders würdest du mir hier in meiner Einsamkeit nie Gesellschaft leisten können. Nun sind du und ich, die Zwillinge, wieder zusammen und wir können ohne Traurigkeit die Zeit abwarten, bis der Tag des Ragnaröks anbricht, denn dann werden wir wieder das Licht sehen, so wie es vorherbestimmt worden ist.“



© 2007 Lynagh

***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)