Herkunft:
Aus den Gebirgen Mittel- und Südeuropas
Volksname:
Anzianwurzel, Bergfieberwurzel, Bitterwurz, Bitterwurzel, Darmwurzen, Fieberwurzel, Gelbsuchtwurzen, Großer Enzian, Halunkenwurz, Hochwurzel, Istrianswurzel, Jänzene, Jäuse, Sauwurz, Zergang, Zinzalwurz
Pflanzenfamilie:
Enziangewächse (Gentianaceae); Verwechselungsgefahr mit den Blättern des giftigen Weissen Germers (Veratrurn album).
Verwendete Pflanzenteile:
Wurzel (außen braun und innen gelb)
Sammelzeit:
März, April, August, September
Inhaltsstoffe:
Äther. Öl, Bitterstoffe (Amarogentin, Gentiopikrin), Gerbstoffe, Gerbsäure, Inulin, Schleim, Zink
Heilwirkung:
Aufgrund ihrer starken Bitterstoffe liegt die Hauptanwendung der Enzianwurzel vor allem im Bereich der Magen-Darm-Beschwerden. Sie regt die Verdauung an, fördert die Speichel- und Magensaftproduktion, die Magenentleerung wird beschleunigt und die Bewegungen des Dünndarm aktiviert, die Nahrungsaufnahme aus dem Darm in die Blutbahn wird gefördert und die Bronchialsekretion wird angeregt und die Sekretion von Pankreassaft gesteigert. In der Volksheilkunde wird sie zur Appetitanregung, gegen Alkoholismus, bei Blähungen, Blutarmut, Darmparasiten, Gischt, Herzbeschwerden, kalten Händen und Füßen, Fieber, Krampfadern, Malaria, Menstruationsstörungen, Rheuma, Schwindel, Völlegefühl und zur Vorbeugung gegen Erkältungen verwendet.
Das Extrakt schmeckt noch in einer wässrigen Verdünnung von 1:200.000 deutlich bitter. Eine blau-violette Enzianart wird als Bachblüte
Gentian verwendet.
In der Schwangerschaft (nur nach Rücksprache mit einem erfahrenen Mediziner), bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren und bei bestehendem Bluthochdruck sollte man auf den Enzian verzichten.
Die Enzianwurzel ist auch Bestandteil von appetitanregenden Magenbitter, Aperitif, Schnaps (z.B. Enzian, Enzler und Suze), Magentees und Tonikum z.B. im Schwedenbitter, welches auch als "Langes Leben Elixier", "Universaltropfen", "Lebenselixier" oder "Bitterer Schwedentropfen" bezeichnet wird.
Der gelbe Enzian steht unter Artenschutz und wird für arzneiliche Zwecke in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Rumänien und Russland angebaut.
Geschichte:
Der Gattungsname soll laut Dioskurides nach dem illyrischen König Gentis benannt worden sein, von dem sie als Mittel gegen Pest empfohlen wurde. Der Name "Enzian" stellt eine Entlehnung aus dem lateinischen
gentiana dar, war aber schon im 15. Jahrhundert als Ention, Entzian vollkommen eingebürgert. Andere Artnamen der Gattung beziehen sich meist auf äußere Besonderheiten z.B.
asclepiadea (Asclepias)=ähnlich oder
lutea=gelbblühend.
Während der Enzian Theophrast und den Hippokratikern noch unbekannt war, wird der er ausführlich von Dioskurides, Plinius, Celsus, Scribonius Largo und Galenus behandelt. Bei ihnen galt er als Mittel gegen den Biß giftiger Tiere, gegen Seitenschmerzen, Leber- und Magenleiden, als Gischtmittel, Krämpfe, innere Zerreißungen und Sturzverletzungen, äußerlich gegen Geschwüre, Blutflüsse und Wunden.
Die Kräuterbücher des Mittelalters sangen ihm ausführliche Loblieder und auch Bock, der ihn als "der Teutschen Tyriack" gepriesen hat und Matthiolus beschäftigten sich eingehend mit ihm. Auch in der Veterinärmedizin ist der Enzian schon frühzeitig ein geschätztes Mittel gewesen und der volkstümliche Name "Heil allen Schaden" soll auf den Glauben zurückgehen, daß damit "alle brüch und schäden der pferd" geheilt werden. Wie Bock berichtet, sollen die Hirten das Kraut und die Wurzel des Enzians zerhackt und unter Zitieren bestimmter Gebetsformeln den Schweinen gegeben haben, sobald eine Sau vom Viehschelm (Viehseuche) befallen wurde.
Nach Kneipp sind die Hauptwirkungen des Enzians: 1. Stärkung und Unterstützung der Magensäfte; 2. Stärkung der Nerven. "Wer ein kleines Gärtlein hat, soll darin haben einen Salbeistock, einen Wermutstock und einen Enzianstock."
Die Bittermittel müssen vor dem Essen gegeben werden (am besten eine Stunde, mindestens aber eine halbe Stunde vor der Mahlzeit). Gibt man sie während oder nach dem Essen, so tritt eine Verschlechterung der Verdauungsverhältnisse ein. Siehe auch:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 Dr. Med. Gerhard Madaus
Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.