Im Süden inzwischen, im Gasthaus Zur Ältesten Linde ruhte sich nach dem langen Tag Steffi ein bißchen aus. Sie saß in ihrem Zimmer im Erdgeschoß und zählte das Gold, verglich ihre Ausgaben und Kosten und freute sich, da sie wieder gute Bilanz hatte. Ja, so ruhte sich Steffi aus; denn als sie ihr Gold betrachtete, träumte sie auch von der Zukunft die das Gold angenehm machen wird und einige ihrer Träume und Sehsüchte verwirklicht. Das Leben war viel angenehmer mit all der Hilfe die sie jetzt hatte. Hakon war ein feiner Krieger, - und ja, er kam in ihren Zukunftsträumen vor. Sie fühlte, daß sie rot wurde – nun ja, das Leben ist viel zu kurz und die Zeit läuft davon. Ja, Hakon war der Mann den sie gerne wollte. Und ein Leben in Storvik im Nordland. Es waren unruhige Zeiten hier unten im Süden und nachdem noch so unangenehme Menschen erschienen wie die Reichgeschmückten und Dunkelhäutigen, würde sie gerne nach Storvik ziehen. Sie sollte eigentlich Hakon fragen was mit den Fremden los war.Steffi öffnete ihr Kabinet und nahm daraus ein dickes Buch. Das Buch war im Leder gebunden und handgeschrieben. Es war teuer, aber es war auch ein Teil ihrer Träume. Jon Torkillson’s „Reise zur Storegga“. Sie lehte sich in ihrem Sessel zurück und las lagsam über das Nordland das Hakon schon mal besuchte, aus dem auch viele Leute die letzte Zeit in ihr Gasthaus kamen, aber das sie nur vom Hören Sagen kannte. Steffi verbrachte bisher ihr ganzes Leben hier am Marktplatz, im Gasthaus Zur Ältesten Linde.
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Die Stadt Storvik, die alte Siedlung der Nordmenschen durch die auch der Große Weltweg führte war nicht klein aber auch nicht besonders groß; ja man könnte es gewiss eine Stadt nennen denn sie hatte einen Hafen wo man regelmäßig Kaufmannsschiffe aus dem Süden und Westen sah, es hatte einen Fischerhafen, zwei Märkte, viele Herberge und Tavernen, Fischerhalle und ein Umschlagplatz für die Ware die das Nordland benötigte und produzierte. Es war die letzte und nördlichste Stadt der Menschenwelt. Nördlich der Stadt begann die mysteriöse Landschaft des Großen Randes, des Ende der Welt, wo der Nordweg zu der Kreuzung der Welten führt, die jedoch nur wenigen zugänglich war. Die Wächterinnen der Storegga, die Magierinnen welche die Welt von den Einflüßen der anderen Dimensionen schützten, waren ein altes Geschlecht die alle vom Tyr und Völva abstammten.Obwohl Storvik die letzte nördliche Stadt war, war es keine unbedeutende Stadt. Aus dieser Stadt und der Umgebung, aus diesem Nordland stammten die meisten großen Krieger der Welt. Die jungen Männer aus Storvik waren als Krieger in die persönliche Garde des Königs im Süden gerne gefragt. Reiche Kaufmannshäuser säumten die Uferpromenade und den Hafen und die Hauptstraße auf deren Ende ein großes Gebäude stand. Das Gebäude des Things von Storvik; denn die Stadt hatte keinen Herr und Gebieter und ehrte nur freiwillig den König als ihr Oberhaupt und Herrscher. Es war eine reiche Stadt und ihre Einwohner die alle aus dem Nordland stammten, hatten alle besondere Gaben. Die Nordmenschen beschäftigten sich nicht nur mit Kampfkünsten, Handel und Landwirtschaft, sie waren ein kreatives und weises Volk und viele hatten auch magische Kräfte in ihren Genen. Da sie sich fast nie mit anderen Völkern vermischten bewahrten sie diese latent oder wirksam in ihrem Erbgut. Der König wußte es nur zu gut und ehrte auch die alten Gesetze des Nordens die so alt wie die Welt waren. Sein Berater stammte auch aus dem Norden und seine Frau war die ehemalige Walküre Odins. Wie bei jedem aus dem Norden trug auch er offiziell einen anderen Namen als den, welchen ihm beim Geburt gegeben wurde. Die Nordmenschen verrieten ihren wahren Namen nur selten und dann nur sehr nahestehenden Menschen und nur ihre Mutter wußte am Anfang ihres Lebens wie sie wirklich hießen. Man glaubte, daß wenn man den wahren Namen eines Wesens kannte, hatte man darüber auch die Macht um so einen zu manipulieren und beherrschen. Der Hofrat des Königs trug darum den Namen: Uruz oder nur kurz U. Uruz, eine der Freya’s Acht Runen. Die Uruz Rune war bekannt um ihre Kraft und Schnellheit. Diese Rune war darum auch die geliebte Rune der Krieger. Und ein Krieger den eine Walküre als ihren Gemahl gewählt hatte, war schon etwas besonderes.In der Stadt Storvik lebten auch viele weisen Frauen und Männer die mit gutem Rat immer bereit standen und Mitglieder des Things waren. Auch viele gewöhnlichen Hexen und Zauberer wohnten in Storvik. In ihren kleinen dunklen Geschäften verkauften sie Kräuter und Amuletten und den Menschen auch Zauber vermittelten oder verschiedene Zaubergetränke mischten. Denn Magie war ein Teil des Lebens im hohen Norden.
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Steffi säufzte laut, dachte ans Gold, ihre Träume und die Möglichkeiten, dachte an Hakon und die Liebe. Auf der Straße galoppierten Pferde mit einigen Kriegern Richtung Gasthaus.
Immer nur Arbeit, aber bald wird sie genug haben um einen neuen Anfang zu machen und nicht alleine. Darüber muß sie aber einmal noch mit Hakon sprechen denn er war der Anführer seines Stammes. Nun auch sie, Steffi, wollte das Gasthaus Zur Ältesten Linde nicht verkaufen nur verpachten.
Auf der Storegga
Maelström, das Auge der Germanen ist ein furchterregendes Wirbel. Diese Troppette des Nordens, die ihr Wut schreit und die gierig alles verschluckt das in ihren Bereich kommt, thront am Ende der Welt im hohen Norden. Schon seit Ewigkeit bewachen die Magierinnen der Storegga dieses Ungeheuer, diese Pforte einer Welt, die nur die Toten akzeptiert. Die Feuer auf Storegga brennen jede Nacht, ein Triangel mit zwei unten und einem oben warnen die Schiffe aus den neuen Gebieten weit im Westen. Die Feuer sind magisch, sie brennen jede Nacht und sie brennen schon eine Ewigkeit. Auf dem hohen Kliffen sind nur zwei Gebäude zu sehen. Die Storegga Stuga der Wächterinnen und die Taverne Zum Großen Rand. Die letzte Taverne der Welt nähe einer Kreuzung die ihresgleichen nicht kennt.
Der Weltweg der erst nach Süden führt, dann abbiegt Richtung Osten, durch die ganze Welt führt und begegnet sich selbst wieder aus dem Westen. Wie die Weltschlange umarmt er die Welt. Der Nordweg, der eigentlich kein Nordweg ist aber Richtung Norden führt endet in einer Zeitanomalität welche die Kreuzung der Welten ist. Ein Schneidepunkt der Dimensionen. Niemand der gewöhnlichen Menschen die je diese Richtung wählten war je wieder gesehen.
Es gibt auch andere Wegen und Pfaden die südlich der Stadt Storvik in alle Richtungen führen, aber für die Menschen des Nordens sind eben der Weltweg und der Nordweg ihre Welt. Es gibt kahle Kliffen, hoch türmende Felsen, tiefe Fjorden und riesige Wälder. Ein dieser Wälder, der Alte Wald, grenzt an die Kliffen der Storegga und ist die Heimat vieler Geheimnisse.
Wenn der Sonnenwind weht
Wenn der Maelström zischt
Da werfe ich meine Runen
Und die Zeit verwischt.
Da singe ich mein Lied
Und wecke meine Ahnen
Die Walküren reiten her
Pferde mit wehenden Mahnen.
Als ob sie nach dem Wasser lechzte
Als ob sie die Pferde hetzte
Fliegt auch der Drache Slefa her
Die Magie meines Nordland ruft!
Die Magierin der Storegga sang ihr Lied und warf ihre Runen. Das Schicksal das durch das Gesetz des Norden geformt ist, warf seine Schatten durch die magischen Runen. Viel Leid aber auch viele Freude beinhaltet das Orakel der Nornen. Die Wolke der unerfüllten Träume tanzte über dem Feuer und die Magierin sang ihr Lied in der Dunkelheit auf dem hohen Kliff. Sie sah die grüne Ebene der Unerfüllten Sehnsüchte und sie sah Kriemhilde und Hantaoma, Hand in Hand, die durch den hohen Gras liefen. Der Spruch wirkte und die Pforte ließ beide durch. Das war eine gute Nachricht.
Die Magierin löschte das Feuer bei dem sie saß, warf noch den letzten Blick auf die Trompette des Nordens die jede Magie in ihrer Nähe verstärkte und eilte in die Taverne wo jeder auf eine Nachricht wartete.