Nach dem Abenteuer mit dem Riesenbaumeister schien sich etwas in Lokis Geist zu ändern. Seine Streiche wurden bösartiger, seine witzige Frechheit nahm mehr und mehr einen heimtückischen Charakter an und er blieb immer längere Zeit weg aus Asgard. Der weise Odin merkte die Veränderung und machte sich deswegen Sorgen, denn er wußte, daß in der Zukunft einer der Asen zum Verräter werden wird und wer kam dem näher als Loki der als Riese geboren war? Odin saß auf seinem Himmelsthron Hlidskjalf hoch oben in Asgard und schaute über alle Welten. Plötzlich sah er im entferntem Jötunheim Loki im Garten eines dunklen Schlösses mit drei Monstern spielen. Schnell ließ er Hermodur, den Boten der Asen holen.„Gehe nach Jötunheim!“ befahl er ihm. „Unser Bruder Loki hat vergessen, daß er einer der Asen ist und verbleibt im Schloß der Angurboda, der Riesin. Sage ihm, daß er direkt hierher kommen soll.
Schneller als das Licht sprang Hermodur auf Sleipnir, Odins Pferd mit den acht Beinen und verschwand. Kurz danach erschien Loki vor Odin zwischen den Bäumen Asgards mit einem frechen Lächeln aber auch Angst in seinen Augen.
„Nein ich habe nicht vergessen, daß ich einer der Asen bin, noch daß die Riesen unsere Feinde sind,“ sagte Loki. „aber vergeßt nicht, daß auch Eure Mutter Bestla eine Riesin war - und sie war die Nichte meines Vaters.... Wir Asen können doch mit den Riesen verkehren, ohne die Loyalität zu verlieren. Als ich das Pferd Swadilfari nach Jötunheim lockte und dadurch Asgard von dem Riesen befreite, der Freya wollte und die Sonne und den Mond, da begegnete ich der lieblichsten aller Riesinnen, der schönen Angurboda. Ich verliebte mich in sie und sie in mich - wir sind verheiratet und haben drei wunderliche Kinder bekommen.“
„Es ist nicht passend, daß ein Ase eine Riesin heiratet und Monster als Kinder kriegt,“ fing Odin an.
„Tatsächlich,“ bemerkte Loki, „ jedoch Ihr, der Urvater heiratete Jord, die Enkelin des Riesen Narfi und waren Anar ihr Vater und Nott ihre Mutter nicht beide auch Riesen? Und ist Euer und Jords Sohn Thor ein Monster?“
„Loki du sprichst über Dinge die du nicht verstehst,“ sagte Odin. „Ich gehorchte der Weisheit Mimirs und dem Willen der Nornen als ich die sanftmütige Erdriesin Jord heiratete in den frühen Tagen der Schöpfung. Ohne Thor könnten wir uns nicht gegen Riesen wehren, daß weißt du auch, Thor ist unser aller Schutz, aber ich fürchte, daß deine Kinder wurden geboren, um uns zu vernichten."
Danach befahl Odin seinen Söhnen die Kinder Lokis nach Asgard zu bringen. Als sie wiederkehrten, kamen mit ihnen solche Monster, daß die Königinnen der Asen, Frigga und Sif, Iduna und Freya allen Grund hatten um bleich zu werden. Das jüngste der Kinder war Hella deren Körper nur zur Hälfte aus lebendigem Fleisch war und die andere Hälfte die Leichenfarbe der Verwesung hatte. Das zweite Kind war eine riesige Schlange Jormungand, die sich dort wie eine sich schlängelnde, Unheil bringende Säule vor ihnen aufrichtete. Das älteste Kind war der Fenrirwolf, der größte und bösartigste aller Wölfe.
„Diese darf ich nicht vernichten,“ sagte Odin, „denn das Schicksal muß seinen Lauf haben und das Muster welches von den Nornen gewoben wurde, kann nicht geändert werden. Jedoch Ihr, Hella Tochter von Loki, geht in das Reich, das sich unter Niflheim befindet und wohin die Seelen der Toten gehen, die nicht als Krieger gestorben sind. Dort müssen die Seelen über den Fluß Gjöll, dorthin von wo keine Rückkehr mehr möglich ist und wo Garm von der blutigen Brust, der Wachhund von Niflheim, Euer Schattenreich bewachen wird. Gehe, Königin des Todes!“
Odin hob seine Hand und mit einem traurigen Schrei sank Hella durch die Erde in die Unterwelt bis der Tag des Ragnarok, der Tag des letzten Grossen Kampfes, anbricht.
Danach nahm Odin Jormungand und warf sie ins das Meer wo sie wuchs und wuchs, bis sie die ganze Erde umkreiste und ihren Schwanz in ihr Maul nahm. Dort war sie verdammt zu bleiben als die Midgardschlange, bis der Tag des Ragnaroks kam. Jedoch den Fenrirwolf hielt er in Asgard, obwohl nur Tyr es wagte sich ihm zu nähern und ihm täglich frisches Fleisch zu geben. Der Wolf wuchs und wuchs und wurde immer gefährlicher. Außerdem teilte Mimirs Kopf Odin mit, daß dieser Wolf ihnen zum Verhängnis werden würde. Da Odin wußte, daß er den Wolf nicht töten durfte, mußte er mit den Asen überlegen was zu tun wäre.
„Laßt mich zu ihm gehen“, murrte Thor, „dann sehen wir ob er sterblich ist oder nicht!“
„Das darf nicht passieren!“ rief Odin, „Er ist der Sohn eines der Unseren und selbst die Riesen können nichts tun was den Tag Ragnaroks näher bringen könnte als wenn ein Mord in Asgard geschehe!“
„Also sollten wir ihn an eine Kette binden die er nicht brechen kann,“ sagte Thor und damit war jeder einverstanden. So schmiedeten sie eine sehr starke Kette, Laeding, die sie dem Wolf zeigten. Fenrir besah sich die Kette und mit Verachtung behauptete er, sie wird ihn nicht halten.
„Fesselt mich denn wenn Ihr wollt, dann werde ich Euch zeigen was ich von solchen Kettchen halte!“
Sie banden ihm die Kette rundherum, schweißten die Enden zusammen und warteten was passieren wird. Fenrir stand auf, schüttelte sich und streckte sich und die Kette Laeding brach in kleine Stücke.
Da schmiedeten die Asen ein neue Kette, Dromi, und als Tyr sie Fenrir zeigte, lachte dieser häßlich.
„Laeding war einfach zu brechen aber mit dieser Kette haben wir unser Bestes getan. Zeige uns wie stark du bist, ob du diese auch so schnell brechen kannst wie Laeding.“
Fenrir schaute sich Dromi an und sah, daß diese wirklich sehr stark und schwer war. „Es wird schwieriger,“ sagte Fenrir, „aber man muß was wagen will man berühmt werden. Fesselt mich und ich werde mich ebenso einfach von Dromi befreien als von Laeding. Ich bin viel stärker geworden als davor.“
Wieder versammelten sich alle Asen im Garten und Thor und Tyr kettetenden den Wolf so fest wie möglich. Fenrir kämpfte und biß in Dromi, schug die Kette gegen Steine und zog aus aller Macht. Endlich brach diese genau wie Laeding in viele Stücke und Fenrir rief im Triumph: „Seht, jetzt habe ich mich auch von Dromi befreit! Aber dieses Spielchen langweilt mich schon, ihr könnt doch keine Kette schmieden, die mich halten kann. Also Schluß mit dem Unsinn!“
© 2007 Lynagh