Hakon lachte und sprach: " Edle Frau Lynagh, gern werde ich die Reise durch den Schwarzen Diamanten antreten, bewahrt er mich doch davor ein Pferd besteigen zu müssen. Jedoch bitt ich Euch Sturmstute bis zu meiner Rückkehr hier zu belassen. Es dauert mich, daß Wolfram uns nicht zu den Alben begleiten kann aber sein Weg scheint ein anderer. So ist es gut, daß noch ein Krieger bei Euch weilt." Hakon stand auf, verneigte sich vor Frau Lynagh, bezahlte die Zeche bei Olaf und verließ mit Cougar die Schenke.
Die beiden Gefährten begaben sich zum Storegga Turm und schritten, wie ihnen von Frau Lynagh geheißen, durch den Schwarzen Diamanten.
Ehe sie sich versahen, befanden sie sich auf einer kleinen Waldlichtung, die im Norden von einem hohen Gebirgszug begrenzt wurde. Hakon und Cougar schritten in Richtung des Gebirges und blieben vor einer gewaltigen Felswand stehen, die über und über mit filigranster Steinmetzarbeit verziert war. Nun stellte sich die Frage, wie dort hinein gelangen ? Da öffnete sich der Fels, wie durch Geisterhand und ein Albenheer, prächtig gerüstet, marschierte auf die beiden Gefährten zu. Der Heerführer rief: " Was ist euer Begehr Fremde ?" Cougar konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. Hakon stieß ihn an und raunte ihm zu: " Reiß Dich zusammen, keine Späße über ihre Größe oder wir werden diesen Ort niemals mehr verlassen." An den Kommandanten gerichtet sagte er: " Bringt uns zu eurem König, ich habe ihm ein Angebot zu unterbreiten." Der Heerführer erwiderte: " Nennt mir zuerst eure Namen und Stand !" Abermals hob Hakon an: " Ich bin Hakon, Hüter der östlichen Gemarkungen Teutoniens und mein Gefährte ist Cougar der Gewaltige, der mächtigste Krieger seines Volkes !" Verdutzt blickte Cougar Hakon an, der flüsterte: "Nun ja, Klappern gehört zum Handwerk." Der Heerführer bedeutete den beiden ihm zu folgen. Sie schritten durch das Portal und fanden sich in einem riesigen Felsendom wieder, flankiert von mächtigen Steinsäulen. Der Kommandant forderte Hakon auf ihn durch ein weiteres Portal zu begleiten, während Cougar in einen Neberaum geführt wurde in dessen Mitte sich eine lange, schwere Eichentafel befand. Die Wände waren mit wertvollen Teppichen geschmückt und erhellt wurde dieser Raum von unzähligen, güldenen Leuchtern. Wie sich herausstellte war dies ein Gewöbe, das Gästen vorbehalten war und über mangelnde Bewirtung konnte sich Cougar wahrlich nicht beschweren. Hakon indes wurde vor den König geführt, der auf einem kostbar, mit Edelsteinen verziertem Thron saß. Sein langer grauer Bart reichte bis zu den Knien, seine grünen Augen strahlten Wachsamkeit und Würde aus. Er sprach: " Mein Name ist Adalbert, ich bin der König des nördlichen Albenvolkes. Lasset hören, was Euer Begehr !" Hakon berichtete von der zurückliegenden Schlacht, von der ständigen Bedrohung seines Landes durch die Horden und von der zahlenmäßigen Unterlegenheit seiner Krieger. Adalbert hörte aufmerksam zu, stellte viele Fragen und nicht selten verengten sich seine buschigen Augenbrauen. So zogen sich die Verhandlungen über mehrere Stunden hin. Am Schluß sagte er:" Die Schlacht der Goldenen Gemeinschaft ist mir wohl bekannt, ich schätze Mut und Tatendrang." Der König erhob sich von seinem Thron und blickte Hakon lange und scharf in die Augen: " So sei es, edler Hakon, der Handel gilt ! Meine Schmiede werden die geforderte Zahl an Schwertern und Äxten binnen dreier voller Monde fertigstellen." Hakon dankte Adalbert und verneigte sich vor ihm. Eilig verließ er den Thronsaal und durchschrittritt zusammen mit Cougar, der sich ob seines gemäßteten Bauches kaum rühren konnte, das Eingangsportal des Albenreiches. Dröhnend schloß sich die Pforte hinter ihnen. Hakon blickte Cougar an: " Es ist vollbracht, die Alben haben eingewilligt. Jedoch frage nicht nach dem Preis, denn dieser ist sehr hoch, mich düngt gar zu hoch.........."
Zu Fuß machten sich die Gefährten auf den langen Weg zurück. Sie durchquerten liebliche Landschaften, ausgedehnte Sümpfe, tiefe Wälder und in einem dieser Wälder geschah etwas, das Hakon lange Zeit nicht mehr zur Ruhe kommen ließ.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Hakon und Cougar einem schmalen Pfad durch den Wald folgten. Plötzlich brachen aus dem Unterholz an die zehn gut bewaffnete Männer hervor. Hakon schoß es durch den Kopf - Wegelagerer. Der Kampf entbrannte sofort und wurde mit äußerster Heftigkei geführt. Es zeigte sich, daß die Männer hervorragend bewaffnet, allerdins ungeübt im Kampf waren. Schnell gelang es Hakon und Cougar sechs Angreifer niederzustrecken. Dann traf Hakon auf einen Gegner, der es verstand sein Schwert zu führen. Dieser trug einen Helm, den er schon einmal bei dem Volk der Varäger gesehen hatte. Sein Gegner war fast so groß wie er selbst, flink und führte seine Hiebe mit großer Genauigkeit. Für einen Augenblick stutzte Hakon, er sah in die Augen seines Gegeners und erschrak: " Erik, bist Du es ?"
Sein Kontrahent antwortete ihm: " Ja, großer Bruder, ich bin es. Endlich sehen wir uns wieder." Hakon schrie ihn an: " Halte ein, der Bruder soll nicht den Bruder töten !" Da traf das Schwert die gepanzerte linke Schulter Hakons, die Klinge glitt ab und schnitt in seinen Arm. Blut strömte aus einer klaffenden Wunde. Reflexartig schwang Hakon seine Axt empor und täuschte einen Schlag von oben an, sein Bruder hob den Schild über seinen Kopf und der Weg in seine linke Flanke war frei. Tief grub sich die Streitaxt in die Hüfte. Stöhnend brach Erik zusammen. Als die noch übrigen Angreifer des Geschehens gewahr wurden, flüchtetn sie in das dichte Unterholz. Hakon schritt zu seinem Bruder und zog ihm vorsichtig den Helm vom Kopf. Schwer atmend fragte er ihn: " Warum nur, sag mir warum? " Erik entgegnete: " Du bist der Erstgeborene. Nach Vaters Tod fiel alles Dir zu, was blieb mir da noch ? Ich wollte nicht als der ewig kleine Bruder Handlangerarbeiten verrichten. Geduldet von des Bruders Gnaden. Also ging ich fort und so sehen wir uns wieder." Das Sprechen fiel ihm schwer und er litt unerträgliche Schmerzen: " Bruder, wir werden uns wiedersehen, dereinst in Walhalla. Dort werden zusammen trinken und uns Geschichten erzählen." Erik schloß die Augen und verließ diese Welt. Hakon stand auf, seine Gesichtszüge waren verhärtet. Zu Cougar gewandt sprach er: " Laß ihn uns begraben. Ein Begräbnis für einen Krieger..................."