Hallo Druidenstein!
Was für ein schöner Beitrag der Rückbesinnung.
So ähnliche Gedanken beschäftigen mich die letzte Zeit immer mehr.
Auch ich kenne die berühmten Leibchen noch, aber zu Beginn meiner Schulzeit waren sie verschwunden. Kratzende Wolle, da kann ich mich nur an eine Jacke erinnern. Aber das war eben bei echter Schafswolle normal. Schon sehr schnell wurde die Wolle mit chemischen Fasern vermischt wenn nicht gar ersetzt. Aber nur die kratzende Schafswolle war die Wolle die warm hielt. Und darum ging es ja.
Achja, die Haberbreiepoche. Auch bei mir ein Thema, und ja manchmal kratzig.
Was mir in Erinnerung blieb, waren von innen eisbedeckte Fenster im Winter und ein so dickes Daunenbett, Daunen von unten, Daunen von Oben und Daunen unterm Kopf, das man mich darin suchen mußte. Aber es hielt warm.
Zur Versorgung hatten wir Eingewecktes, Lagerobst, Lagergemüse, Kohl, Rüben, Wirsing, Rosenkohl, Kolrabi, Spinat, Schwarzwurzeln. Um die Weihnachtszeit legte der Apfelsinen und Bananendampfer an, die Ananas war auch keine Unbekannte.(und das im Osten)
Und was auch in den Läden hing, Fasane.
Wildfleisch war Bückware, aber man bekam sie überall, es sei denn man machte selbst bei der Jagd mit und verteilte das Wild an gute Freunde. Es war ein Zahlungsmittel aus Naturalien. Vorallem war alles bezahlbar. Vieles kam von den LPG, aber fast die Hälfte davon auch von Bauern. Unser Wild jedenfalls bekamen wir vom Förster. Es gab keine Weihnacht ohne Wild, welches vorher bei uns im Schuppen abgehangen wurde. DAs allerdings fand ich als Kind und Jugendliche gar nicht prickelnd. An den Geruch kann ich mich bis heute noch sehr lebhaft erinnern.
Und dann kann ich mich noch erinnern, wir hatten einen alten Leiterwagen aus HOlz. Eine Woche bevor die Weihnatszeit anfing strömten die ganzen Menschen mit ihren Leiterwagen aus ihren Häusern, voll bepackt mit Kuchenblechen, KOrinthen, Mehl, Butter usw. alles fein aufgelistet mit Zettel versehen zum Bäcker des Vertrauens.
Das war die Zeit, in der unsere echten Dresdner Stollen direkt vom Bäcker gebacken wurden. Nachmittags holten wir das ganze direkt von der Backstube ab und karrten nach Hause. Für mich persönlich war das Schlimmste an der ganzen Unternehmung, das Rattern des Wagens über das Kopfsteinpflaster. ....voll peinlich, jeder schaute sich nach einem um.
Aber dann, was für ein Geruch erfüllte das Haus. Einfach herrlich, Weihnacht kann kommen Gefühle ereilten einem sofort mit der dazu gehörigen Spannung natürlich.
Und nun zum Kaffee. Viele von uns bekamen ja ja den Westkaffee zugeschickt. Doch wer nun dachte, das wir diesen Kaffee tranken, der hatte sich mächtig getäuscht. Nein, auch er war Zahlungsmittel für den ganz besonderen Geschmack. Oder vielleicht auch nur, um eine Dachschindel am Haus auszubessern.
Nein, wir hatten unseren eigenen Ostkaffee, der übrigens fast genauso wie der Westkaffee schmeckte. Und nein, er war nicht aus Eicheln sondern aus echten Bohnen.
Was bekommen wir heute für Kaffee aus dem Supermarkt? Mischungen mit Malz durchsetzt. Schlechter als unser Ostkaffee. (also auch das mit den Kaffe war ein Ammenmärchen, nur er war nicht billig bei uns.) Aber was zählt das schon? Es war nur ein Genußmittel. Etwas was viele heute, die das Wesentliche aus dem Blickfeld verloren haben immer wieder vergessen.
Tja, und dann kann ich mich erinnern, Großvater legte noch letzte Arbeiten im Garten an, es wurden Holzvorräte über die Weihnacht gehackt, die Großmutter kümmerte sich um die Klöße, die Mutter um den Festtagsbraten. Die Frauen überhaupt um die herrlich geschmückte Tafel, das Silberbesteck wurde geputzt.
Das Haus war voll mit Besuch aller möglichen Verwandten.
Es war ein Fest der Freude, der Zusammenkunft, der Gespräche, des Nachdenkens und des Planens für das nächste Jahr.
Es war ein Fest, wie es Generationen vor uns schon feierten, ja wie es unsere heidnischen Urahnen schon handhabten. Natürlich nicht mit Silberbesteck, aber die Stolle aus meiner Zeit war vermutlich nichts anderes als das Symbolgebäck für den damaligen heidnischen Opfereber, oder einem anderem Opfertier der damaligen Zeit.
Ja, wir feierten mit Herz, mit gegenseitiger Zuwendung, und die Geschenke waren mehr Beiwerk.
...und heute? Was ist davon übrig geblieben? Fragen wir die Jugend heute was sie mit der Weihnachtszeit in Verbindung bringen: "oh geil, Gutscheine fürn Mediamarkt!" oder "jähhh, its Partytime"!
Nichts mehr von Liebe zur Familie, Besinnung und Ähnlichem.
Vielmehr ist vielen das Weihnachtsfest sogar unangenehm, man fliegt lieber in die Tropen.
Was für ein armseliges Volk sind wir doch geworden.
Liebe, Achtung, Zuwendung, Ehrerbietung, MIteinander, Füreinander, Familie, Respekt, die Sicht auf das Lebensnotwendige, das Wesentliche, Dankbarkeit, alles Worte die von hohen Werten zeugen, sie sind vergessen oder mutieren in einem Schattendasein so vor sich hin.
Bezeichnend dafür ist, das das Wort Weihnacht, geweihte Nächte, Rauhnacht immer mehr aus dem deutschen Wortschatz verdrängt wird und durch das neumodischen Wort "Lichterfest" ersetzt wird. Zum Wohle unserer muslimischen Mitbürger.
Nein, es ist wahrlich keine schöne Zeit in der wir leben, und jede Statistik über die sogenannten "glücklichen Menschen in Deutschland" ist eine elendige Lüge.
Aber was sagte dazu schon Napoleon?
Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie.
...und das anscheinend auf allen Gebieten des Seins.
...und wie sieht heute unsere Weihnacht aus? (sind zwar naturgläubig, aber auch für uns eine besondere Zeit - Julzeit)
Wir haben Arbeit, aber wir können unsere Kinder aus geldtechnischen Gründen nicht besuchen.
Unsere Kinder haben zum Teil Arbeit, aber sie können uns aus zeittechnischen oder finanziellen Gründen ebenfalls nicht besuchen, weil sie arbeiten müssen oder anderweitig eingesetzt sind. Sie können es sich nicht leisten, "Nein" zusagen ohne ihre Existenz zu gefährden.
Und das Enkel ist durch die Zeit schon längst entfremdet. Sechs Jahre alt und zweimal gesehen.
Und so feiern wir mit unserer alten Mutter zusammen, immer mit dem Damoklesschwert des Bereitschaftsdienstes während der stillsten Stunden Weihnacht über uns.
Es könnte ja sein, das bei irgendjemandem die Verbindung zu Facebook ausgefallen ist.
...und das kratzt mich heute ganz gewaltig.