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Samstag, 22. Dezember 2007, 11:12

"Etwas aus dem Stegreif sprechen / vortragen / dichten/ machen."

Bedeutung: Unvorbereitet sein/ etwas spontan machen

Herkunft: Steg-reif, nicht "Steh-greif", ist die ältere Bezeichnung für den Steigbügel und bedeutet eigentlich Reif/Ring zum besteigen des Pferdes. Die Redensart bezieht sich auf den eiligen Reiter, der schnell etwas erledigt oder zu sich nimmt, ohne abzusteigen. Die Stegreifdichtung war seit der Antike verbreitet und auch in der Skalden- und Spielmannsepik (Skaldenepik = altnordische Dichtkunst) gepflegt worden. Besonders in Volksdichtung wurden Spielformen bevorzugt, in denen der Schauspieler den Text seiner eigenen oder der Stimmung des Publikums entsprechend variieren konnte. Die allmählich als Verwilderung der Theatersitten empfundene Stegreifdichtung wurde durch die Theaterreform Gottscheds im 18. Jh. abgeschafft und in Österreich aus Gründen der Zensur 1752 sogar verboten. Die freie Improvisation als Kunstform ist seither mehr oder weniger auf das Kasperltheater und das Kabarett beschränkt. Auch die Stegreifrede, eine alte rhetorische Kunst, wird nicht mehr gelehrt, sondern den mehr oder weniger ausgeprägten rhetorischen Begabungen des Einzelnen überlassen.

Lieber 1000 echte Feinde, als einen falschen Freund.

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