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Lynagh

Meister

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Mittwoch, 12. März 2008, 01:36

Die Kette aus einem Versprechen

Bevor die Nacht noch älter wird und unser Feuer ausgeht, möchte ich euch noch etwas erzählen, was ich mal von einer Schmiedin, Helgunde aus Nordvik gehört hatte,“ sagte Lynagh. „Ihr Mann war ein guter Schmied, ein ausgezeichneter Schmied muß man sagen. Sein Ruf ging weit und breit und eines Tages kamen in seine Schmiede drei Zwerge den sein Ruf kam auch in die Grotten des Schmiedenvolks. Die Schmiedin hieß sie willkommen und bot ihnen einen Krug Wein. Sie taten sich gütlich daran und dann kamen sie mit dem Zweck ihres Besuches. Sie hiessen Böre, Göre und Hjöld und waren Brüder. Auch sie waren Schmiedemeister und wollten eben mit dem menschlichen Schmiedemeister eine Wette schliessen, denn in ihren Augen taugten die Menschen als Schmieden wenig. Die Schmiedin, die Helgunda hieß, wurde vorsichtig, denn sie wußte, daß die meisten Zwerge kein gutes Herz haben. „Und was wird der Gegenstand der Wette?,“ fragte sie. Da lachten die Zwerge verstohlen und wollten nichts dazu sagen. „Schweig Frau,“ sagte der älteste Bruder. „Unsere Wette geht nur den Meister was an.“ Die Schmiedin war aber eine kluge Frau und warnte ihren Mann als sie ihn in der Schmiede holte. „Sei bloß vorsichtig mein Gatte,“ sagte sie. „Wenn man mit den Zwergen eine Wette angeht, soll man, bevor man zustimmt lieber schweigen. Nicht für nichts sagt man, daß Sprechen Silber ist aber Schweigen Gold.“ Als sie mit ihrer Warnung began, lächelte der Schmied Sven, und lächelte ein noch breiteres Lächeln als sie ausgesprochen hatte. „Du bist klug Helgunda, du bist eine sehr kluge Frau und bringst mir eben gute Ideen.“ Zusammen kamen sie in ihre Stube, wo ein Feuer brannte bei dem sich die Zwerge wärmten. „Ihr seid ein Meisterschmied?“ rief Böre. „Die Zwerge sind die besten Meisterschmiede!“ rief Göre. „Ein Mensch kann nie ein Meisterschmied werden!“ behauptete Hjöld. Sven schüttelte nur den Kopf und sagte nichts. Das ärgerte die Zwerge denn sie sind ein aufbräusendes Völkchen und erwarten auch, daß man auf ihre Sticheleien reagiert indem man auch übertreibt. „Sagt Ihr denn nichts?“ wollte Hjöld wissen. „Er hat die Sprache vergessen, weil er den wahren Meistern gegenübersteht“, stichelte Göre. „Wollen wir wetten?“ kam Böre mit der Sache raus. Da sagte die Schmiedin: „Vielleicht, aber dann sollte man tatsächlich das schmieden was die Gegenseite auch verlangt.“ „Wir schmieden alles was man sich nur vorstellen kann,“ sagte Böre. „Mein Grossvater hatte die goldene Haare der Sif geschmiedet, gibt es denn noch grösseres Wunder? Die Götter selbst staunten über unsere Künste und unsere Geschenke.“ „Ja wir nehmen die Wette an“, sagte der Schmied vorsichtig. „Wenn ich besser als ihr bin, bin ich der Meisterschmied und ihr meine Knechte.“ „Und wenn wir gewinnen, wollen wir dein lebendes Herz,“ schmunzelten die Zwerge, denn die Zwerge haben ihre dunkle Seite. „Also sagt was ist die Aufgabe meines Gatten,“ sagte die Schmiedin leise und fügte vorsichtshalber zu: "Wenn niemand das schmiedet was die Gegenseite verlangt gilt die Wette nicht mehr, das soll man schwören." Das taten sie auch alle. Die Zwerge berieten sich lange, tuschelten miteinander und sagten schließlich: "Der Meister Sven soll aus einem Verprechen eine Kette schmieden!“ Der Schmied sagte: „Also, aus dem Gold des Schweigens soll einer von euch einen Ring schmieden, der zweite aus dem Silber des Sprechens eine Spange. Und aus der Bronze einer langen Ehe sollte der dritte ein Schwert machen. Das sollen Eure Aufgaben werden.“ So gesagt so getan, und so gingen alle in die Schmiede. Die Zwerge waren nicht mehr so froh. Sie machten ein grosses Feuer und probierten alle möglichen und unmöglichen Zauberformeln aus die sie kannten, aber es erschien keine Broze, kein Silber, und sicher auch nicht das Gold aus dem sie ihre Kunstwerke ja schmieden sollten und ausserdem wurden sie immerhin abgeleitet da sie neugierig waren was der Schmied tun wird. Sven tat nichts, er hatte nicht mal ein Feuer angemacht und ging mit Helgunda in die Küche wo er eine Mahlzeit zu sich nahm. „Na Schmied,“ spotteten die Zwerge, „wann kommt dein Auftrag fertig!“ „Ich habe die Kette aus dem Versprechen schon vor langer Zeit geschmiedet, schon lange bevor Ihr gekommen seid.“ Die Zwerge grübelten, aber sie waren sich sicher, daß man keine Kette aus einem Versprechen schmieden könnte wie es eigentlich auch unmöglich war aus dem Gold des Schweigens einen Ring zu schmieden, aus dem Silber des Sprechens eine Spange oder aus der Bronze einer langen Ehe ein Schwert. Nach langem Mühen waren sie fast ohne Stimme indem sie alle möglichen und eben auch die unmöglichen Zauberformeln ausprobierten und laut schrien. Sie kamen schließlich in die Küche zum Schmied und seiner Frau und sagten: „Niemand kann diese Aufgaben erfüllen, die Wette gilt also nicht!“ „Oh doch,“ sagte Sven. "Ich habe meine Aufgabe erfüllt." „Das wollen wir sehen!“ riefen die Zwerge. „Zeigt uns also die Kette die aus einem Versprechen geschmiedet ist!“ Da nahm Helgunde Svens Hand und er ihre und er sagte: „Sehet, unsere Heiratsringe, die sind geschmiedet aus einem Versprechen der Liebe und sie sind die Glieder der Kette die uns aneinander für immer bindet.“ „Wer ist jetzt der Meisterschmied?“ fragte Sven die Zwerge.„Ja du“ sagten sie kleinlauts und wollten sie am liebsten verschwinden, aber ein Versprechen bindet wie eine Kette und so wurden sie seit der Zeit alle drei Svens Schmiedknechte so lange er lebte.

© 2008 Lynagh
***NEC ASPERA TERRENT***


Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)