...wie ich schon an anderer Stelle vermerkte, ging die Praktik der "Zwangsdelegierung" deutscher Wissenschaftler in die Sowjetunion auch nach dem Tod Stalins weiter. Bevorzugt Wissenschaftler, die sich mit der Rüstungsindustrie bzw. mit der Atomwissenschaft befasst hatten.
Ein solches Schicksal eines deutschen Wissenschaftlers wohnte in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Er verschwand in den sechzigern eines Tage still und heimlich. Keiner lies etwas verlauten. Nur einige Vertraute der Familie wußten was geschehen war, auch mein Großvater. Nach einigen Jahren, genauso still und heimlich war unser Nachbar wieder da. Ihm erging es nicht schlecht, aber die zwangsweise Trennung von Familie war Folter genug. Offiziell wurde nie darüber gesprochen. Aber eines war in der DDR bezeichnend für den starken Zusammenhalt des Volkes damals. Die betroffene Familie wurde von der gesamten Nachbarschaft und Freundeskreis wunderbar unterstützt. Etwas, was es heute nicht mehr gibt.