Inzwischen war Odin unwissend was geschah, denn der weise Mimir war mit Hönir nach Vanaheim gegangen, in das Land wo die meisten Vanen wohnten. Dort aber entstand zwischen Mimir und den Herren der Vanen einen Streit, weil sie dachten, daß er Hönir verzaubert hatte, da dieser plötzlich auf keine einzige Frage die Antwort wußte und immer wieder antwortete: „Das soll Mimir beantworten. “Da begriffen die Vanen, daß die Asen als Geisel jemanden, der nicht so weise und klug war als seine majestätische Erscheinung glauben ließ, als Geisel nach Vanaheim geschickt hatten und daß sie dadurch irgendwie betrogen worden waren. Außerdem glaubten sie Mimir wäre ein Zauberer. Sie töteten ihn und schickten seinen Kopf nach Asgard. Odin trauerte um Mimirs Tod sehr aber er unternahm keinen Versuch sich an den Vanen zu rächen, weil da eigentlich ein großes Mißverständnis im Spiel war.
Durch seine Zauberkraft konservierte er den Kopf und bewahrte ihn bei dem Brunnen der Weisheit und von dem Tag ab, warnte ihn Mimirs Kopf immer wenn Gefahr drohte und gab ihm Anweisungen wie man dem entgeht. Das Erste was ihm Mimirs Kopf mitteilte, war der Tod Kwasirs und die Existenz des Mets der Inspiration. Der Kopf sagte:“Du mußt den Met in deinen Besitz kriegen und nach Asgard bringen. Es soll kein Tröpfchen bei den Riesen bleiben. Im Augenblick bewahrt ihn Suttung in seinem Schloß Hnitbjörg, aber er wagte es noch nicht davon zu trinken.“ Er informierte Odin über Suttungs Rache und danach versammelte Odin den Rat Asgards und erzählte den übrigen Asen was geschah.
„Wir können den Met nicht zurückfordern oder kaufen,” sagte er,”denn dann merken die Riesen wie gerne wie ihn haben wollen. Es muß jemand verkleidet hingehen um ihn wohl oder übel zu erbeuten.“
Da sich niemand an so etwas Tollkühnes wagte, ging Odin am nächsten Tag selbst, verkleidet als ein alter Feldarbeiter. Mit einem breitkrempigen Hut tief über seinem blinden Auge und einer Sense auf seinem Schulter, lief Odin durch Midgard bis er an die Grenze des Jötunheims kam, wo Baugi, der Bruder Suttungs wohnte. Dort sah er neun Männer ein Feld Gras mähen und der blieb stehen um zu plaudern.
„Wie findet ihr es eigentlich für einen Riesen zu arbeiten,“ fragte er.
„Es geht,“ antwortete einer der Mäher „aber wir sind nicht imstande unsere Sensen so scharf zu wetzen, damit wir so schnell mähen können wie es Herr Baugi verlangt.“
„Dem wird schnell geholfen,“ sagte der verkleidete Odin, „laßt mich mal eine Sense wetzen. “Er nahm seinen Wetzstein und wetzte alle Sensen. Als er damit fertig wurde, waren sie alle so scharf wie Rasiermesser und die Männer wunderten sich sehr.
„So einen Wetzstein würde ich gerne kaufen!“ rief einer von ihnen. „Wollt Ihr es mir verkaufen Fremder?“
„Nein, nein!“ rief ein anderer und schob den ersten beiseite. „Verkauft es mir! Ich habe mehr Geld, da Herr Baugi mich großzügiger belohnte als wir mit ihm nach Schlammwald zogen um Häuser dort zu plündern und verbrennen. “So fing jeder an mehr angeben als der andere und in ihrer Aufregung sagten sie mehr über ihre Schand- und Greueltaten als sie eigentlich beabsichtigten.
Letztendlich rief Odin: „Ich verkaufe meinen Wetzstein für Tausend Stück Goldringe und der, der ihn fängt, darf ihn behalten!”
Mit diesen Worten warf er den Stein hoch in die Luft und alle neun sprangen auf um ihn zu fangen. Da entstand ein riesiger Knäuel der Körper und da sie alle ihre Sensen in den Händen hielten, töteten sie sich gegenseitig. Als Odin sah, daß sie ihren verdienten Lohn bekamen, hob er den Stein, hüllte sich in seinen Mantel und verfolgte seinen Weg. An demselben Abend kam er zum Haus des Riesen Baugi und fragte um eine Übernachtung.
„Ich bin ein armer Handwerker,” sagte er,”und mein Name ist Unheilsbringer. Ich kenne schwarze Magie wie Ihr aus meinem Namen hören könnt und kann für die Unterkunft arbeiten.”
„Unheilbringer oder kein Unheilbringer,“ brummte Baugi „das ist mir egal. An einem Mann habe ich nichts, all sollte er schwarzer Magie mächtig sein. Ich brauche meine Ernte unter den Dach zu kriegen und es scheint, daß die dummen Kerle miteinander stritten und sich gegenseitig umbrachten. Wo soll ich jetzt so schnell neue kriegen? Diese neun waren meine spezielle Leibgarde, Grasmäher im Sommer und Menschenmäher im Winter! An einem Mann habe ich nichts!“
Odin lehnte sich an seine Sense und sagte: “Ihr solltet es mit mir probieren und nicht mich nur verspotten. Was bekomme ich wenn ich die Arbeit von neun Männer schaffe und das in noch kürzerer Zeit?“
“Dir was geben,“ wiederholte der Riese und schaute Odin dumm an. „Das gibt’s nicht! Jedoch, wenn du das schaffst, kannst du alles kriegen was du willst.“
„Nun,“ sagte Odin, “ich habe gehört, daß Euer Bruder, der Riese Suttung, einen herrlichen Met in seinem Keller hat, Kwasirs Blut genannt. Wenn ich davon einen Schluck kriege, wird für Eure Ernte gesorgt und das so schnell wie nie zuvor.“
„Kwasirs Blut,“knurrte der Riese, “davon wird Suttung niemandem was geben. Er gibt sogar mir nichts davon!“
„Wollt Ihr mir wenigsten versprechen mich davon trinken lassen, ohne das er es weiß? Einem Riesen wie Ihr es seid und einem Unheilsbringer wie ich es bin, müßte so was schon gelingen.“
„O, das will ich wohl versprechen,“sagte Baugi “aber dann mußt du so schlau wie ein Berg voller Zwerge sein!“
Danach als ein Eid geschworen wurde, machte sich Odin an die Arbeit, mähte alles Gras und mähte alle Kornfelder, trocknete das Getreide, dreschte es uns barg alles in den Vorratsscheunen. Baugi war beeindruckt und sagte Odin, er verdiene sogar mehr als einen Schluck des kostbaren Mets.
„Komm mit mir ins Schloss Hnitbjörg, dann werde ich ihn schon überreden, dich nach deinem Verdienst zu entlohnen.”
Daraufhin gingen Braugi und Odin zum Suttungs Schloss, aber als Baugis Bruder hörte, was gefragt wurde, weigerte er sich unumwunden, er wurde sogar wütend.
© 2007 Lynagh