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Druidenstein

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Samstag, 3. Dezember 2011, 19:22

Als alles noch kratzte.

Als alles noch kratzte.

Mit der Zeit als alles noch kratzte beginnt meine Erinnerung. Wenn ich des morgens aufwachte, dann lagen wir Kleinkinder meistens in einem mit groben Leinentuch bezogenen Bett. Und manchmal, zum Beispiel an Waschtagen hat man uns nur mit dem noch viel, viel rauheren Barchentplümo zugedeckt. Weil meine Eltern meinten, immer den Standort wechseln zu müssen, schlief ich auch sehr häufig in den schweren Nachkriegsmäntel aus Zellstoff. Und das war immer besonders unangenehm, weil sich eine zarte Kinderhaut daran ganz schnell blutigwund scheuern konnte.

Zum Frühstück gab es groben Haferschleim, bei dem man noch nicht alle Splissen herausgefiltert hatte, und auch dieser kratze derart fürchterlich beim Schlucken im Hals, daß man sich manchmal nach den unvermeidlichen Würganfällen sogar übergeben mußte. Und Mittags, wenn der Eintopf serviert wurde, wiederholte sich die gleiche Quälerei. Diesmal allerdings unter den Augen der älteren, welche uns Kleinen noch obendrein spöttische auslachten. Von den Schnippelbohnen, bei denen man die Fäden nur oberflächlich entfernt hatte, von Wellfleisch, an dem noch die groben Schweineborsten anhafteten und auch von den Fischgrätensuppen will ich erst gar nicht reden. Aber auch all das mußten wir essen, und alles hat ganz fürchterlich beim Schlucken in unseren Kinderhälsen gekratzt, und es tat uns wirklich weh.

Natürlich trugen Mädchen wie Jungen damals Laibchen an denen die langen Kniestrümpfe, befestigt wurden, welche man per Hand aus einer Wolle gestrickt hatte, die ebenso unangenehm kratzte, wie der wärmende Pullover.

Alles kratzte und nichts war weich. Und wenn wir von den Erwachsenen an die Hand genommen wurden, spürten wir ganz deutlich die rauhen schwieligen und verschafften Hände an denen sich unsere kindlichen Finger rieben. Falsch! Denn es gab da auch noch etwas Anderes: Weich waren die Herzen und Busen der Mütter. Auch Männer zeigten bisweilen einen Teil ihres großen weichen Herzens. Und all das hat uns zu körperlich und seelisch gesunden Menschen heranwachsen lassen!

Tarja

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2

Montag, 5. Dezember 2011, 09:04

Hallo Druidenstein!
Was für ein schöner Beitrag der Rückbesinnung.
So ähnliche Gedanken beschäftigen mich die letzte Zeit immer mehr.
Auch ich kenne die berühmten Leibchen noch, aber zu Beginn meiner Schulzeit waren sie verschwunden. Kratzende Wolle, da kann ich mich nur an eine Jacke erinnern. Aber das war eben bei echter Schafswolle normal. Schon sehr schnell wurde die Wolle mit chemischen Fasern vermischt wenn nicht gar ersetzt. Aber nur die kratzende Schafswolle war die Wolle die warm hielt. Und darum ging es ja.
Achja, die Haberbreiepoche. Auch bei mir ein Thema, und ja manchmal kratzig.
Was mir in Erinnerung blieb, waren von innen eisbedeckte Fenster im Winter und ein so dickes Daunenbett, Daunen von unten, Daunen von Oben und Daunen unterm Kopf, das man mich darin suchen mußte. Aber es hielt warm.
Zur Versorgung hatten wir Eingewecktes, Lagerobst, Lagergemüse, Kohl, Rüben, Wirsing, Rosenkohl, Kolrabi, Spinat, Schwarzwurzeln. Um die Weihnachtszeit legte der Apfelsinen und Bananendampfer an, die Ananas war auch keine Unbekannte.(und das im Osten)
Und was auch in den Läden hing, Fasane.
Wildfleisch war Bückware, aber man bekam sie überall, es sei denn man machte selbst bei der Jagd mit und verteilte das Wild an gute Freunde. Es war ein Zahlungsmittel aus Naturalien. Vorallem war alles bezahlbar. Vieles kam von den LPG, aber fast die Hälfte davon auch von Bauern. Unser Wild jedenfalls bekamen wir vom Förster. Es gab keine Weihnacht ohne Wild, welches vorher bei uns im Schuppen abgehangen wurde. DAs allerdings fand ich als Kind und Jugendliche gar nicht prickelnd. An den Geruch kann ich mich bis heute noch sehr lebhaft erinnern.

Und dann kann ich mich noch erinnern, wir hatten einen alten Leiterwagen aus HOlz. Eine Woche bevor die Weihnatszeit anfing strömten die ganzen Menschen mit ihren Leiterwagen aus ihren Häusern, voll bepackt mit Kuchenblechen, KOrinthen, Mehl, Butter usw. alles fein aufgelistet mit Zettel versehen zum Bäcker des Vertrauens.
Das war die Zeit, in der unsere echten Dresdner Stollen direkt vom Bäcker gebacken wurden. Nachmittags holten wir das ganze direkt von der Backstube ab und karrten nach Hause. Für mich persönlich war das Schlimmste an der ganzen Unternehmung, das Rattern des Wagens über das Kopfsteinpflaster. ....voll peinlich, jeder schaute sich nach einem um.
Aber dann, was für ein Geruch erfüllte das Haus. Einfach herrlich, Weihnacht kann kommen Gefühle ereilten einem sofort mit der dazu gehörigen Spannung natürlich.
Und nun zum Kaffee. Viele von uns bekamen ja ja den Westkaffee zugeschickt. Doch wer nun dachte, das wir diesen Kaffee tranken, der hatte sich mächtig getäuscht. Nein, auch er war Zahlungsmittel für den ganz besonderen Geschmack. Oder vielleicht auch nur, um eine Dachschindel am Haus auszubessern.
Nein, wir hatten unseren eigenen Ostkaffee, der übrigens fast genauso wie der Westkaffee schmeckte. Und nein, er war nicht aus Eicheln sondern aus echten Bohnen.
Was bekommen wir heute für Kaffee aus dem Supermarkt? Mischungen mit Malz durchsetzt. Schlechter als unser Ostkaffee. (also auch das mit den Kaffe war ein Ammenmärchen, nur er war nicht billig bei uns.) Aber was zählt das schon? Es war nur ein Genußmittel. Etwas was viele heute, die das Wesentliche aus dem Blickfeld verloren haben immer wieder vergessen.
Tja, und dann kann ich mich erinnern, Großvater legte noch letzte Arbeiten im Garten an, es wurden Holzvorräte über die Weihnacht gehackt, die Großmutter kümmerte sich um die Klöße, die Mutter um den Festtagsbraten. Die Frauen überhaupt um die herrlich geschmückte Tafel, das Silberbesteck wurde geputzt.
Das Haus war voll mit Besuch aller möglichen Verwandten.
Es war ein Fest der Freude, der Zusammenkunft, der Gespräche, des Nachdenkens und des Planens für das nächste Jahr.
Es war ein Fest, wie es Generationen vor uns schon feierten, ja wie es unsere heidnischen Urahnen schon handhabten. Natürlich nicht mit Silberbesteck, aber die Stolle aus meiner Zeit war vermutlich nichts anderes als das Symbolgebäck für den damaligen heidnischen Opfereber, oder einem anderem Opfertier der damaligen Zeit.
Ja, wir feierten mit Herz, mit gegenseitiger Zuwendung, und die Geschenke waren mehr Beiwerk.

...und heute? Was ist davon übrig geblieben? Fragen wir die Jugend heute was sie mit der Weihnachtszeit in Verbindung bringen: "oh geil, Gutscheine fürn Mediamarkt!" oder "jähhh, its Partytime"!
Nichts mehr von Liebe zur Familie, Besinnung und Ähnlichem.
Vielmehr ist vielen das Weihnachtsfest sogar unangenehm, man fliegt lieber in die Tropen.
Was für ein armseliges Volk sind wir doch geworden.
Liebe, Achtung, Zuwendung, Ehrerbietung, MIteinander, Füreinander, Familie, Respekt, die Sicht auf das Lebensnotwendige, das Wesentliche, Dankbarkeit, alles Worte die von hohen Werten zeugen, sie sind vergessen oder mutieren in einem Schattendasein so vor sich hin.
Bezeichnend dafür ist, das das Wort Weihnacht, geweihte Nächte, Rauhnacht immer mehr aus dem deutschen Wortschatz verdrängt wird und durch das neumodischen Wort "Lichterfest" ersetzt wird. Zum Wohle unserer muslimischen Mitbürger.

Nein, es ist wahrlich keine schöne Zeit in der wir leben, und jede Statistik über die sogenannten "glücklichen Menschen in Deutschland" ist eine elendige Lüge.

Aber was sagte dazu schon Napoleon?

Zitat

Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie.

...und das anscheinend auf allen Gebieten des Seins.

...und wie sieht heute unsere Weihnacht aus? (sind zwar naturgläubig, aber auch für uns eine besondere Zeit - Julzeit)
Wir haben Arbeit, aber wir können unsere Kinder aus geldtechnischen Gründen nicht besuchen.
Unsere Kinder haben zum Teil Arbeit, aber sie können uns aus zeittechnischen oder finanziellen Gründen ebenfalls nicht besuchen, weil sie arbeiten müssen oder anderweitig eingesetzt sind. Sie können es sich nicht leisten, "Nein" zusagen ohne ihre Existenz zu gefährden.
Und das Enkel ist durch die Zeit schon längst entfremdet. Sechs Jahre alt und zweimal gesehen.
Und so feiern wir mit unserer alten Mutter zusammen, immer mit dem Damoklesschwert des Bereitschaftsdienstes während der stillsten Stunden Weihnacht über uns.
Es könnte ja sein, das bei irgendjemandem die Verbindung zu Facebook ausgefallen ist.

...und das kratzt mich heute ganz gewaltig.
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Tarja« (5. Dezember 2011, 09:24)


Druidenstein

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3

Montag, 5. Dezember 2011, 18:54

HISTORISCHE WAHRHEIT:

Ernährungslage (Jahresabriss 1945-1948 )

Winter 1946/47: Temperaturen bis -20° C (akuter Rohstoffmangel und Evakuierungen)

Ernährungswissenschaftler ermittelten: 2650 Kalorien Normalbedarf für Erwachsene

Statt dessen gab es für Erwachsene nur

750 Kalorien in der britischen Zone
700 Kalorien in der sowjetischen Zone
615 Kalorien in der französischen Zone

Menschen werden aufgeteilt in „Bedarfsklassen“

Sommer 1947: „Kartoffelkrieg“ & „Speisekammergesetz“

NACHTRAG: Natürlich darf man diese Zahlen aus Gründen der politischen Korrektheit heute nicht mehr nennen. Unsere Besatzungskollaborateure haben einfach nachträglich überall eine "1" vor die Kalorienzahl gesetzt. Die Kindergräber der Millionen an Unterernährung verstorbenen wurden bereits in den Sechzigern des letzten Jahrhunderts politisch korrekt entsorgt.

4

Montag, 5. Dezember 2011, 21:37

Hallo Tarja,
bis auf die Südfrüchte und den Bohnenkaffee kann ich Deinen ausführlichen Bericht nur bestätigen da selber so erlebt!
Mit freundlichen Grüßen :winken:
uebender

Druidenstein

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5

Dienstag, 6. Dezember 2011, 00:37

450 Kalorien pro Tag

ICH HATTE DAS VERGNÜGEN IN DER FRANZÖSISCHEN ZONE AUFWACHSEN ZU MÜSSEN:

Absichtlich ließen die Westmächte die Deutschen hungern, so dass über 20 Millionen Menschen an den Rand des Todes durch Verhungern getrieben wurden. Der amerikanische Senator Langer sagte im März 1945 vor dem Senat: „Die USA haben sich in eine brutale, fanatische Verschwörung zur Vernichtung des deutschen Volkes verstrickt, in dem wir deutsche Grausamkeiten mit gleicher Münze heimzahlen. So werden in französischen Kriegsgefangenenlagern zuerst Rachegelüste befriedigt. Trotz des sicheren Todes, der deutsche Kriegsgefangene in französischer Hand erwartet, beteiligt sich unsere Regierung weiter daran, deutsche Kriegsgefangene in Verletzung der Genfer Konvention zum Tode zu verurteilen.“ General Eisenhower hatte seinen Soldaten befohlen, auf deutsche Zivilisten zu schießen, die den verhungernden Gefangenen Lebensmittel zukommen lassen wollten. Frauen aus nahgelegen Ortschaften, die Essen an Lager brachten, nahmen die Amerikaner alles ab, warfen es auf einen Haufen und verbrannten es. Die Gefangenen bekamen 800 Kalorien pro Tag. 1945 lieferten die Briten Tausende Gefangener russischer Nationalität, die für Deutschland gekämpft hatten, in dem vollen Bewusstsein an die Sowjets aus, dass diese sie erschießen würden. Die deutsche Fischereiflotte musste in den Häfen bleiben, während die Menschen verhungerten. Im Januar 1947 betrug die offizielle Lebensmittelration in der französischen Zone 450 Kalorien pro Tag.

NACHTRAG:

Als sich mein Vater 1939, wohlgemerkt nach der Kriegserklärung, im Alter von fast 18 Jahren freiwillig zur Waffen-SS meldete, kam der protestantische Pfaffe höchst persönlich in die Wohnung seiner Eltern, um diesen im Namen ihrer evangelischen Kirchengemeinde zu ihrem tapferen Sohn zu gratulieren. Als mein Vater 1948 als offizieller Kriegsverbrecher aus dem ehemaligen KL-Dachau entlassen wurde, da empfing ihm vor dem Lagertor ein katholischer Pfaffe mit seiner scheinheiligen Christenschar aus deutschen Weibern, welche seinen ausgemergelten Körper mit Steinen bewarfen.

FlüCHTLINGE:

Der Franzmann ließ zunächst keine Flüchtlinge in seine Zone. Die kamen erst circa 1950. Die Behausung, welche man den Erstankömmlingen in unserem Dorf anbot, die rührt mich noch heute zu Tränen. Selbst für das Vieh, war besser gesorgt, als für die 6-köpfigen Familie aus Ostpreußen, die drei Kinder auf der Flucht vor den Russen verloren hatten.

REQURIEREN:

Ständig erschien der Franzmann selbst oder er schickte seine Kollaborateure in unser Haus, um zu klauen, was andere noch nicht geklaut hatten. Dabei kam es immer wieder zu humoristischen Begebenheiten: Der Franzmann bestand darauf, daß wir ein ganz genau beschriebenes Familienservice ablieferten, welches sich der Beschreibung nach jedoch im Nachbarhaus bei Verwandten befand.

Sven

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Dienstag, 6. Dezember 2011, 08:12

Ja die Nachkriegszeit, meine Mutter erinnert sich noch daran das sie ende der 50er immer zur "Reichen" Tante gingen um ein Stück Butter zu bekommen und in der Nacht alle 4 Kinder in einem Bett schliefen....
Mein Stiefvater stammt aus Bresslau und kann uns noch genau die Geschichte der Flucht erzählen.. und Sonntags gab es Suppe mit nichts drin. Eine schlimme Zeit und keiner mag diesen Tagen gedenken denn nur den Anderen ging es schlecht.
Dazu kommen die Opfer, die deutsch waren, über die niemand gerne spricht und wenn einer das tut und den gefallenen zB in Dresden gedenkt, dann wird er gleich in die Rechte Ecke gedrängt.
Was für eine Nation sind wir, die nicht ihrer Vorfahren gedenkt......
Noch gibt es die Menschen, welche um die Dinge wissen wie sie waren, aber sie werden langsam immer älter, wenn sie nicht schon verstorben sind.
So nutze ich diese Weihnachten um dieser Menschen zu gedenken, ganz alleine für mich und meine Familie, damit sie nie in Vergessenheit geraten.
Gruß Sven

Tarja

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Dienstag, 6. Dezember 2011, 09:10

Hallo Sven!

Zitat

Noch gibt es die Menschen, welche um die Dinge wissen wie sie waren, aber sie werden langsam immer älter, wenn sie nicht schon verstorben sind.

Dann gebe ich dir den dringenden Rat, rege deine Großeltern dazu an ihre Erlebnisse nieder zu schreiben, oder schreibe ihre ERzählungen nieder oder lass sie auf Video sprechen. Letzteres ist das Authentischste.
So gehen solche Erinnerungen nicht verloren.
Hab ich auch gemacht.
„Die Wahrheit bedarf nicht viele Worte, die Lüge kann nie genug haben.“

Nietzsche

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