Deutsches Handwerk in der Krise
Neuer Handwerkspräsident warnt vor explodierenden Preisen
Der Wasserhahn tropft, die Heizung funktioniert nicht richtig, es sind Risse in der Wand: Wer derzeit einen Handwerker bestellt, muss tief in die Tasche greifen.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks rechnet im neuen Jahr mit weiter steigenden Preisen für Handwerksleistungen. Diese könnten schon bald für viele Menschen in Deutschland nicht mehr bezahlbar werden, sagte Handwerkspräsident Jörg Dittrich der „Bild am Sonntag“. Der Grenze nähere man sich gerade.
„Für uns steigen ja nicht nur die Material- und Energiekosten“, begründete der Chef des Zentralverbandes die Preisentwicklung. Die Branche hätte auch mit steigenden Krankenkassen-, Pflegeversicherungs- und Berufsgenossenschaftsbeiträgen zu kämpfen.
Hinzu kommen noch 19 Prozent Mehrwertsteuer vom Staat obendrauf.
Das Ergebnis sei: „Die Lücke zwischen dem, was der Handwerker tatsächlich verdient, und dem, was die Stunde den Kunden kostet, wird immer größer“, beklagte der Dresdner Dachdeckermeister, der das Spitzenamt zum Jahreswechsel übernommen hat.
Lindner rechnet mit dauerhaft hohen Energiepreisen
Wenig beruhigend sind auch die jüngsten Signale aus der Politik. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) rechnet mit dauerhaft hohen Energiepreisen. „Es wird ein neues Normal sein“, sagte er. Gas über die Flüssiggasterminals sei „schon aus logistischen Gründen“ teurer als das russische Pipeline-Gas.
Handwerkspräsident für stärkere Zuwanderung auch ohne Qualifikation
Dem Handwerk mache außerdem der Personalmangel mittelfristig zu schaffen. Aktuell fehlten der Branche 250.000 Fachkräfte, Tendenz steigend. „Auch bei uns kommen die Babyboomer jetzt ins Rentenalter“, sagte Handwerkspräsident Dittrich.
In Deutschland gebe es „zu wenige Leute, die eine handwerkliche Ausbildung machen“, erklärte Dittrich weiter. Seine Lösung: eine stärkere Zuwanderung – und zwar auch von Menschen, die bislang keine Berufsqualifikation haben.
Handwerk gegen ausufernde Bürokratie
Viele Handwerksbetriebe beklagen darüber hinaus eine ausufernde Bürokratie in Deutschland. Es gebe zig Dokumentations- und Berichtspflichten.
Von den Betrieben komme vermehrt der schlichte Wunsch: „Lasst uns doch einfach nur arbeiten.“
Wenn die Beschäftigten in jedem Bereich dokumentieren, nachhalten und nachweisen müssen, „platzt Ihnen irgendwann die Hutschnur“, sagte Schwannecke.
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