Als der Morgen nach der Hochzeit im Wald Barri die ersten Sonnenstrahlen brachte und den neuen Tag ankündigte wurden alle plötzlich durch von Thor aus dem Schlaf geweckt.
„Mein Hammer Mjölnir, der Schrecken der Riesen, ist verschwunden!“ brüllte er. „Als ich mich zum Schlaf hinlegte, lag er neben mir, unter meiner Hand; ein schlauer Dieb musste ihn unter dem Schleier der Dunkelheit gestohlen haben!“
Sie riefen Loki, teils weil sie ihn verdächtigten, teils weil sie seine Hilfe nötig hatten.
„Ja, ich werde euch helfen den Dieb von Thors Hammer zu finden,“ sagte Loki sofort. „Aber dann muss mir Freya ihr Flaumfedermantel borgen. Ohne ihn kann ich den Hammer nicht finden.“
„Du kannst meinen Mantel haben,“ antwortete Freya, „all wäre er aus Gold und Silber gemacht, wenn du Thors Hammer bloß findest.“
Dann hüllte sich Loki in den Mantel und flog weg nach Jotungheim. Dort kam er in Thrymheim an, dem Wohnsitz des Lärms, wo Thrym, der König des Lärms siedelte, der auf einem Berghang saß und goldene Riemen für seine Windhunde und Schmuck für die Mahnen seiner Pferde flocht.
„Gegrüßt sei du Loki, Sohn von Laufey!“, rief er. „Wie geht es mit den Asen? Wie geht es mit den Elfen? Warum bist du allein nach Jotungheim gekommen?“
Loki antwortete bescheiden: “Es geht schlecht mit den Asen. Es geht schlecht mit den Elfen! Thors Hammer ist verschwunden und sie haben mich geschickt ihn zu suchen. Sagt mir wo habt Ihr ihn versteckt?“
Thrym, Herr der Riesen lachte laut und rief: „Ja, ich habe den Hammer des Donnergottes versteckt! Ich habe ihn zehn Kilometer tief in der Erde versteckt. Niemand kann ihn finden und ich werde ihn auch nie zurückgeben ehe mir die Asen die schöne Freya schicken um meine Gemahlin zu werden!“
Nach diesen Worten flog Loki weg, seinen Flaumfedermantel flatterte im Wind. Aus Jotungheim flog er, nach Asgard, wo ihn schon der Thor vor der Pforte Asgards erwartete mit Worten: „Welche Neuigkeiten bringst du mit aus dem Raum der Welt? Schnell rede, hast du meinen Hammer gefunden oder sogar mitgebracht?“
„Ich habe gute Neuigkeiten“, sprach Loki, „Thrym, der Lärmriese hat Euer Hammer. Er hat ihn zehn Kilometer tief in der Erde versteckt, dort wo ihn niemand finden kann. Aber Ihr kriegt ihn zurück wenn wir ihm die schöne Freya als Gemahlin geben.“
Weil er so eine große Sehnsucht nach seinem Hammer hatte, dachte Thor an nichts anderes als ihn wieder zurück zu bekommen, sah nichts und hörte nichts, dachte nichts, rannte nur schnurstracks zu Freyas Palast, drang in ihr Boudoir und rief:
„Schnell Freya, beeile dich! Nimm deinen Brautschleier und komm mit nach Jotungheim denn Thrym wird dein Gemahl werden!“
Da sprang Freya auf, sehr böse, und ihre Wut war so groß dass die Brisingamen, die sie immer trug aufsprang und auf den Boden fiel.
„Du bist sicher verrückt geworden, Thor der Asen!“ rief sie. „Oder willst du mich beleidigen dass du es für möglich haltest ich würde freiwillig Odur, meinen geliebten Herr und Gebieter verlassen um die Braut eines Riesen zu werden?!“
Als er ihre Worte hörte ließ Thor beschämt seinen mächtigen Kopf hängen und erzählte Freya welche Neuigkeiten Loki gebracht hatte. Danach ging sie mit ihm mit in den großen Saal wo sich alle Asen versammelten um sich zu beraten, wie sie Thors Hammer, die mächtigste aller Waffen gegen die Riesen, wieder zurück kriegen könnten.
Letztendlich war es nicht der schlaue Loki sondern der weit voraussehende Heimdal der mit einem Vorschlag kam.
„Wir sollten eine falsche Freya als Gemahlin dem Thrym schicken!“ schlug er vor. „Wir werden Thors Gesicht hinter dem Brautschleier verbergen, ihm die Brising Halskette umhängen und Broschen auf seine Brust feststecken. Mit klimpernden Schlüsseln an seinem Gürtel, mit einem langen Kleid und Kapuzenmantel über seinen Kopf, wird der Riese denken, dass er Freya sieht, bis es zu spät für ihn ist.!“
Die Asen jauchzten und frohlockten aber stimmten diesem Vorschlag alle zu. Thor war wütend-
„Als ich einen Brautschleier um tue und als die Asen mich als Frau verkleidet sehen, werden sie mich ewig damit plagen und necken!“ rief er.
„Sagt so was nicht mächtiger Thor,“ sagte Loki mit zwinkernden Augen, „denk daran wie schnell die Riesen Asgard anfallen werden wenn sie sicher sind Ihr habt Euer Hammer nicht mehr!“
Da gab Thor seinen Widerstand auf. Der Brautschleier wurde um seinen Kopf umwickelt, Brisingamen auf seinem Hals, die Schlüssel klirrten an seinem Gürtel, das Kleid viel in reichen Falten bis zum Boden, Broschen glänzten an seinem Mieder und der Kapuzenmantel wurde hübsch an seinem Haupt drapiert.
Da rief Loki: „Thor ich gehe mit und werde das Brautmädchen sein! Wir werden zusammen nach Jotungheim gehen!“
Nachdem auch Loki in ein langes Kleid und Schleier gekleidet wurde und einen Kapuzenmantel anzog, wurde Thors Wagen vorgefahren und seine zwei Ziegen Weichender Zahn und Gebrochener Zahn eingespannt. Danach stiegen die falsche Freya und ihr noch falscheres Brautmädchen ein und schnellten nach Jotungheim über Midgard, so dass die Erde unter den Rädern sich spaltete und die Funken wie Blitze um die Felsen flogen.
Als Thrym der Riese den Wagen mit den zwei verschleierten Gestallten sah, rief er mit lauter Stimme: „ Steh auf meine Riesen und bereitet alles vor! Freya die Tochter Njörds, Herr der Vanen, ist gekommen um meine Gemahlin zu werden! Meine Ställe sind voll goldgehörntes Vieh und makellosen schwarzen Ochsen so wie es wir, die Riesen, gerne sehen. In meinem Schloss habe ich Haufen Gold und riesige Schätze von Juwelen und Schmuck: das einzige was mir fehlte, war die schöne Freya.
© 2007 Lynagh