Frija
Freya: Liebes- und somit auch Kriegsgöttin, Fruchtbarkeitsgöttin, Sex
Frigg: Göttin der Ehe, Muttergöttin und Schützerin der Kinder, Hüterin der Behausung
Hel: Toten- und Schattengöttin, dämonischer Ausdruck des Weiblichen
Uralt ist die Anschauung, daß ein Götterpaar, doppelgeschlechtlich, Geschwisterpaar und zugleich Ehepaar ist. Dies ist die Zeit, wo Tuisto-Mannus und Nerthus herrschen. Sie wirken in den über den Menschen wölbenden Himmel und die alles erzeugende Erde gleichsam, wie ein Vater und eine Mutter der Welt, deren Nachkommen die lebenden Geschöpfe sind, Pflanzen, Tiere und Menschen.
Nach germanischer Vorstellung sind die leitenden himmlischen Erscheinungen männlich und die aus denn Boden Fruchtbarkeit sendende mütterliche Erde weiblich. So wandelte sich Nerthus allmählich zur reinen weiblichen Erdgöttin.
Nachdem sich Tuisto-Mannus zu Tiwaz-Tius wandelte und so zum Herrscher des lichten Tages und Himmels wurde, konnte Nerthus nicht nur als reine Erdgöttin bleiben, da sie nach wie vor als Jungfrau Sonne im Himmel verblieb, den die Sonne wurde und wird als weiblich erkannt, darum schwang sie sich zur Sonnen- und Wolkengöttin zum germanischen Himmelsgott empor.
Ihr Beiname Frija (= Gattin, Geliebte) wurde zur gemeingermanischen Benennung.
Durch die vielen germanischen Stämme erscheint sie uns in heute in vielen verschiedenen Formen und Namen, so dass es uns zum Teil schwer fällt zu erkennen, ob es Frija ist, oder eine eigenständige Göttin ist, daher werden nachfolgend verschiedene Facetten und Erscheinungsformen von Frija dargestellt.
Als Mutter Erde
In verschiedenen Regionen wurde sie als: Nerthus, Hlundana (= die Vielgenannte, Vielnamige), oder Nehalennia benannt.
Unter all diesen Namen erscheit sie uns als Erdgöttin, der wiedererwachenden Natur im Frühling, Beleberin von Flora und Fauna, Spenderin der Fülle und Reichtums. Nachdem sie sich mit dem wiedergekehrten Himmelgottes Tius vermählt hatte, besuchte die Göttin in segnenden Umzug ihr Volk und schenkte ihnen so milde Witterung und die Hoffnung auf eine gute Ernte. Sie waltet über das Meer und gestattet wieder Schifffahrt für den Handel und spendet stilles Wetter für die Fischerei. Nach ihrem Umzug zieht sie sich wieder in ihr unterirdisches Reich zurück.
Dies ist die Zeit, wo man ihr zu Ehren das Frühlingsfest feiert, in der, Friede und Waffenruhe herrscht, denn sie sorgt für die Wohlfahrt des Landes und so für das Leben ihres Volkes. Sowie ist sie auch die Göttin der Ehe und des Kindersegens.
Am Ende des Sommers werden zum Dank für Tius und Tanfana die Ernte- und Todesfeste gefeiert. Hier erscheint uns Frija als Spenderin der landwirtschaftlichen gewonnenen Feldfrüchten und dem beutereichen Waldes.
Dies ist die Zeit, in der Tius seine Gemahlin verlässt und die Erdgöttin, hier als Tanfana, durch die absterbende Vegitation erkennt und sich in die Abgeschiedenheit in das Innere der Erde zurückzieht, um dort in einen todähnlichen Schlaf zu verfallen.
Wie sie aus ihren Schoß als Mutter Erde alles Leben gebiert, nimmt sie aber auch alles Leben wieder als großes Grab in sich zurück, daher ist sie seit alters her die Erdgöttin auch Totengöttin.
Wenn sie im Herbst in ihren totähnlichen Schlummer fällt, ziehen viele Elben, besonders die Luft- und Erdelben in ihre Winterquartiere, wie es viele Vogel- und Tierarten tun. Wenn sie im Frühjahr wieder erwacht, kommen auch die Elben wieder in das Land und bevölkern und beseelen die Natur.
Hier kann man eine schwache uralte Verbundenheit von der Göttin zu den Elben erkennen.
Als himmlische Göttin
So wie Tius als Kriegsgott galt, so zog auch seine Gemahlin in die Schlacht. Hier erscheint sie uns als Badhuenna (= Kampffreundin, Kampfwütige), mit ihren Gemahl an der Seite erregte sie die Schlacht und focht männermordend im gegnerischen Heer. So sind ihr weitere Beinamen gegeben, Hariasa (= Kriegerregende) und Harjaza (= Krieg führende, heerende Göttin). Sie waltet in ihren Kriegsvolke als Harimella (= die im Heere, in der Schlacht glänzende, oder die das Heer mit Mut erfüllende, dem Sieg verleihende Göttin. Man kann hier bereits die ersten Anzeichen erkennen, die sie später als Anführerin der Walküren werden lässt.
Die höchste germanische/nordische Göttin hatte den Beinamen Frija (= Gattin, Geliebte). Im laufe der Zeit, wurde dieses Eigenschaftswort zum Eigennamen. Da dies bei allen Stämmen geschah, muß sie auch bei allen gleich hoch verehrt worden sein. Dies zeigt sich auch in den gesamten Sprachen, die sich entwickelt hatten, so lautet der Name auch: Frija, Frea, Frie, Free, Frig, Fricke, Frecke, Frigg.
Als Gattin Tius, war sie die Sonnengöttin und der mütterlichen Erde, wo der Himmelgott um die Erdgöttin freite.
Ihr Reichtum bestand in Tieren und Früchten die uns bildlich mit ihren Bedeutungen überliefert wurden:
Korb oder Schale mit Früchten (= Göttin der Ehe und des Kindersegens)
Schiff und Ruder (= Beschirmerin der Schifffahrt und des Seehandels)
Füllhörner (= Fruchtbarkeits- und Erntegöttin der landwirtschaftlich gewonnenen Feldfrüchte)
Jagddarstellungen (= Spenderin des beutereichen Waldes)
Hasen und Kühe (= Symbole der Fruchtbarkeit)
Hunde (= Symbole der unterirdischen Welt und des Todes)
Als Tius Macht und Reich verlor, trat der kriegerische Nacht-, Sturm- und Totengott Wodan an seine Stelle und Frija erhob sich wieder zur obersten Göttin und wurde die Gattin des Woden, der nun als Taggott sie als Jungfrau Sonne umwarb.
Ihr Reichtum besteht jetzt aus dem Goldschmuck, daraus besonders hervortretend die goldene Halskette Brisingamen. Die Kette symbolisiert die Verbundenheit der Eheleute, Familie, Sippe, Stamm, und das Gold den Segen der Sonne, ihrer Strahlen und Wärme, sowie die daraus entstehende Fruchtbarkeit und Fülle der Natur in Form der Pflanzen, Früchte und Tieren, somit ist Frija die Göttin der Fülle, des Reichtums und des Wohlstands, als auch Licht- und Sonnengöttin.
Wodan übernahm nicht nur Macht und Reich von Tius, sondern er behielt weiterhin seine alte Herrschaft über die Nacht, der Stürme und seiner Heerscharen der Wilden Jagt und dem Totenheer. Dies übertrug sich auf Frija und ihr jährliches Erwachen aus ihren totenähnlichen Schlummer im Frühjahr und im Herbst wieder in diesen zu versinken, wandelte sich in die Form, daß sie zu einer Himmels- und Wolkengöttin erhob und zu dieser Zeit die Welt durchwandert.
Sie erscheint uns auch als Sturmgöttin, in dem sie Schnee und Wirbelwinde erregt, Eichen mit ihren Ästen und Wurzeln aushebt und die Wilde Jagt anführt, bzw. mit ihr fährt.
Sie wird auch die Führerin der Walküren und lenkt so die Geschicke der Schlachten und bringt die Entscheidung über Sieg und Niederlage. Nimmt die mutigen und tapferen gefallenen Krieger auf und bringt sie in das Heer, daß Wodan um sich schart.
Durch Wodan werden die schon vorhandenen Merkmale als Totengöttin ausgeweitet und als Holda und Perchta schart sie die Seelen um sich, fährt mit ihnen durch das Land und/oder führt sie in das Totenreich. Diese Seelen werden als Holden (bei Holda) und Perchten (bei Perchta) benannt, die sie auch bei der Wilden Jagt und in den Rauhnächten begleiten, wenn sie über das Land fährt.
Ihr Erscheinungsbild ist heutzutage, daß sie im goldenen Himmelssaale neben Wodan sitzt, ihm mit der weiblichen Gabe der Ahnung berät, denn göttlichen Hausstand führt und mit weisen Rat die Geschicke ihrer Verehrer lenkt und besonders den Frauen, Kindern und Alten bei steht.
Zu Ehren Frija, ist nach ihr der Freitag benannt.
Quelle: Paul Hermann, „Deutsche Mythologie“, Leipzig 1898