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Mittwoch, 6. August 2008, 14:16

Rizinus

Ricinus communis L.

Abb.: Köhler's Medizinal-Pflanzen 1887

Herkunft:
Nordost-Afrika und Naher Osten. Einjährig.

Volksname:
Christuspalme, Hundsbaum, Läusebaum, Kreuzbaum, Wunderbaum

Pflanzenfamilie:
Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)

Verwendete Pflanzenteile:
Öl der Samen

Sammelzeit:
September-November (Berührung der Samen kann allergische Reaktionen auslösen)

Inhaltsstoffe:
Alkaloide, ätherisches Öl, Bitterstoffe, fettes Öl, Glyceride, Pyridin-Alkaloid, Rizinolsäure, Toxalbumin, Tririzinolein und Ricin, eines der stärksten natürlich vorkommenden Gifte.

Giftstoffe:
Die Samen enthalten das hoch giftige Rizin, als tödliche Dosis gilt bereits eine Konzentration von 1 Mikrogramm pro kg Körpergewicht. Der Verzehr, auch bei Haustieren, kann zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, massivem Flüssigkeitsverlust und Kreislaufzusammenbruch führen. Bei hohen Dosen kann es sogar zur Zersetzung von Körperzellen insbesondere des Verdauungstraktes, der Leber, Niere, Blutzellen und dem Tod innerhalb weniger Tage kommen. Ein Gegengift ist nicht bekannt. Im Falle einer Vergiftung sofort in das nächste Krankenhaus. Empfohlen werden eine Magenspülung, die Gabe von Abführmittel und Aktivkohle, sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Messung des Harns.

Heilwirkung:
Die Verwendung als Medizinal- und Ölpflanze ist bereits um 1552 v. Chr. im altägyptischen Papyrus Ebers (Das größte Buch zur Heilkunst im Alten Ägypten) erwähnt als Abführmittel, Haaröl und bei der Herstellung von Salben. Die Samen waren auch Grabbeigaben. Im Mittelalter wurde es als Haarwuchsmittel geschätzt.

Pharmazeutisches Rizinusöl enthält kein Rizin, da es wasserlöslich, aber fettunlöslich ist und beim Pressen der Samen in den Pressrückständen verbleibt. Rizinusöl kann äußerlich zur Behandlung von Warzen und anderen Hautkrankheiten, sowie in der Fußpflege angewandt werden. Es ist Bestandteil in Haar- und Hautpflegeprodukten, Grundstoff in Lippenstiften und kann selbst hergestellten Cremes und Kurpackungen zugegeben werden.

Innerlich bei Darmverschluss und Entzündungen im Magen-Darm Bereich. Es wirkt abführend, erweichend, entzündungshemmend und wurmaustreibend. Rizinusöl soll nicht über einen längere Zeit eingenommen werden. Bei empfindlichen Personen kann Rizinusöl zu allergischen Hautreaktionen führen.

In der Medizin wird die wachstumshemmende (zytostatische) Wirkung des Ricin auf Krebszellen für die Verwendung in der Tumor-Therapie geprüft.

Industrie:
Der in den Blättern enthaltene blaue Farbstoff dient zum Färben von Textilien.

Verwendung für Polster, Matratzen, Bauschäume, Gießharze und Klebstoffe. Als Rohstoff für Linoleumböden, Lack- und Farbherstellung, sowie als Weichmacher in der Kunststoffindustrie und als Gleit- und Schmiermittel, früher auch als Brennmaterial in Öllampen.

Als schmierender Bestandteil wird es im Modell- und Motorsport bei Zweitaktmotoren eingesetzt. Die Rückstände der Ölpressung werden nach Entgiftung durch Hitzeinaktivierung häufig auch in organischen Düngern verwendet. Die Stoffe werden im Boden abgebaut und sind in Nutzpflanzen nicht mehr vorhanden.

Von der brit. Armee wurde es auf seine Verwendbarkeit als Kampfstoff (Atemgift) geprüft, aber da es sich als Aerosol schwer verteilen läßt, wurde der Gedanke verworfen. Bei dem sogenannten Regenschirmattentat auf den bulg. Journalisten Georgij Markow in London wurde Rizin eingesetzt. Er starb wenige Tage später an einem Kreislaufversagen als Folge der Vergiftung. Auch dem KGB wird die Benutzung des Giftes nachgesagt.

Rizin ist in der Liste 1 der Chemiewaffen-Konvention (CWC) aufgeführt, die die giftigsten Toxine enthält und auch in der letzten Version der Bio- und Toxinwaffen-Konvention (BTWC).


Bei langanhaltenden, wiederkehrenden oder sich verstärkenden Beschwerden, sollte immer ein erfahrener Mediziner zur Abklärung der Ursachen konsultiert werden.



"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt."
- J. G. Herder -

patriotklaus

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Mittwoch, 6. August 2008, 14:40

tolle Pflanze

kenne sie selber sehr gut.

Wir haben sie jahrelang aus Samen (eigentlich überall im Fachhandel zu beziehen) gezogen, wenn genug Platz vorhanden, ist es sehr dekorativ.
Eine Höhe von 2 Metern ist da keine Seltenheit. Die eigene Erfahrung hat gezeigt, daß die Wurzel viel Platz benötigt und ein Gemisch aus Torf und Gartenerde mag, die Pflanze braucht dann auch viel Wasser, kann in die volle Sonne.

Ist nicht winterhart und leider nur einjährig.

Am besten im Februar die bohnengroßen Samen 2 Tage wässern und anschließend vorkultivieren, abends wegen der Frostgefahr mit in den Töpfen und Kübeln reinholen. Sobald die Frostgefahr vorbei ist, kann sie sich bis zum Spätherbst entwickeln. Sie bekommt geschütze Samen, die im nächsten Frühjahr erneut den Kreislauf machen können.

Die Samen selbst sind laut Packung giftig, sehen aus wie Kidneybohnen und sind rot-weiß-grau gefleckt.
Wenn Ihr Eure Augen nicht braucht, um zu sehen, werdet Ihr sie brauchen, um zu weinen.
Jean Paul, deutscher Dichter (1763 - 1825) - eigentlich: Johann Paul Friedrich Richter

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