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Registrierungsdatum: 25. April 2008

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Beruf: Fischwirt und Bürokaufmann

Hobbys: Germanische Geschichte, Edda, Runen, Met trinken, Messer und Bogenbau

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Samstag, 26. April 2008, 13:39

Sagen aus unseren Gauen

Unser Land ist so reich an Mären und Sagen, ein jeder unserer Gaue hat da seinen eigenen Sagenschatz deshalb will ich mal mit ein paar anfangen, habe noch mehr. :D

Der Hirschenwirt von Lohr

In dem kleinen Spessartstädtchen Lohr stand einst am Matktplatz der stolze Gasthof zum Hirschen, dessen Wirt aber nichts zum Ruhme des Hauses beitrug, denn er war bekannt dafür, daß er seinen Wein, je nach Beliebtheit der Gäste, mit unterschiedlichen Mengen Wasser versetzte.Die Strafe hierfür ereilte ihn, als eines Tages drei Zwerge unerkannt im Gastraum saßen und ebenfalls solcherart gestreckten Wein vorgesetzt bekamen. Diese waren nämlich des Zauberns mächtig und hexten den betrügerischen Wirt in eine Flasche.

Besagte Flasche soll lange in einem Waldstück im Rechtenbachtal gelegen haben, ob der Wirt aber jetzt noch in seiner engen Behausung sitzt, ist mittlerweile fraglich: denn als den Stadtherren vor einigen Jahren der Markt nicht mehr genug einbrachte, ließen sie den daselbst stehenden Gasthof zum Hirschen kurzerhand abreißen und ein Kaufhaus hinbauen. Das brach das Herz des verzauberten Hirschenwirts, mit ihm wohl aber auch die ihn umgebende Flasche. Wanderer fanden an seiner Gefängnisstätte in der Waldgemarkung "Im Dunkel" Glasscherben im Rechtenbach, worauf sie und viele Bürger befürchteten, der Wirt sei wieder frei und wolle sich für das erfahrene Leid an den Lohrer Wirten, deren nicht wenige gestreckten Wein angeboten, die aber nicht verhext worden waren, gütlich tun.

Es schien fortan in der Tat, als verdürbe der Verhexte ihnen mit Fleiß ihr Geschäft. Zuerst soll dies ein Wirt am Rathaus, der immer sein Rivale gewesen war, zu spüren bekommen haben. Man erzählt, der Hirschenwirt. habe in einer der Gaststuben des Wirts gesessen und wie viele andere Leidensgenossen vor ihm umsonst der Gastfreundschaft des hochmütigen Herrn des Hauses geharrt. Als er diesen schließlich laut mit seinem Vornamen gerufen habe, sei er von ihm kurzerhand vor die Tür gesetzt worden. Von diesem Zeitpunkt an war der Ofen des Wirts, in dem er an jedem Abend eine große Zahl köstlicher Brezel buk, leer, sooft auch ein Gast um ein Stück des knusprigen Gebärks ersuchte. Auch seine kunstvoll gefertigten Gläser verschwanden eins nach dem anderen, worauf jeder Gast den Preis seines Glases immer auf den Schoppen daraufgeschlagen bekam. Der Wirt bestellte schließlich, um den Hunger seiner Gäste zu stillen, einen neuen Ofen, mußte jedoch so lange auf denselben warten, bis kaum noch einer nach dem Gebäck fragte. Dann aber lieferte man ihm zu seiner Überraschung gleich drei Backöfen. So kommt es, daß man in diesem Haus für jedes Gebäck den dreifachen Preis bezahlen muß.

Viele der anderen Wirte in Lohr verschwanden sogar ganz spurlos, weshalb man inzwischen vor der Stadt alte Flaschen sammelt, sie zerschlägt und in ihnen nach den Gastronomen sucht. Geht heutzutage ein Fremder durch Lohr, sichtet er wohl vielerlei kunstvolle schmiedeeiserne Ausleger, die auf altehrwürdige Gaststätten hinweisen, findet aber dieselben nicht mehr; statt beim Schwanenwirt landet er beim Bayerischen Vereinsschenk, in der ehemaligen Rose beim Landesbausparwirt und den Barbierstuben, weiter unten trifft er im alten Kaffeehaus Salzmann den Raiffeisenschenk, im Löwen den Birkenstock-Latschenmeister und selbst aus dem feinen Hotel Fuchsen ist ein Haus des Schlappens geworden. Den Schwarzen Adler erblickt der Reisende überhaupt nicht mehr, und die Post und den Stern hat der rachsüchtige Hirschenwirt in die Keller gebannt.

Andere sagen, der Hirschenwirt sitze in Verkleidung im Stadtrat und mache den Wirten der Stadt jede Erneuerung so teuer, daß sie lieber gleich freiwillig in Flaschen fahren. So suchen viele Gäste der schmucken Stadt Lohr vergeblich eine gastliche Stätte im Innern des Gemeinwesens. Beim Ratswirt hört man stattdessen das Lärmen von Gästen aus fernen Landen, die glauben, man trinke den Wein aus Maßkrügen und jodele dazu. Man sagt, der Wirt gräme sich darüber so sehr, daß er seinen Gästen nur noch einfachen, dünnen Wein ausschenkt und die besten Tropfen selber trinkt.



Der Lindwurm von Aschaffenburg

In der Rückersbacher Schlucht, zwischen Aschaffenburg und Kahl, lebte einst ein schrecklicher Lindwurm. Leute, die dort vorbeifuhren, sahen oft in der Nähe der Schlucht giftige, stinkige Wolken aufsteigen. Wenn der Wurm seinen feurigen Atem herausblies, ward die ganze Gegend westlich der Schlucht versengt und sieht heute noch teilweise wie eine Mondlandschaft aus.

Vor allem aber hatten die Orte in der Umgebung der Schlucht zu leiden. Wenn der Wurm irgendwo auftauchte, -meist geschah das an einem Wochenmarkt-, ließ er von Verkaufsständen und Lagerstätten nichts übrig; ganze Ortschaften wie Kleinostheim, Dettingen oder Kahl, das daher seinen Namen hat, hatten manchmal im Winter nichts als Kartoffeln zu essen und nur noch wüste Felder um sich, so gründlich räumte der Lindwurm auf.

Die Aschaffenburger fühlten sich vor dem Lindwurm sicher, weil die Stadt damals von einer Stadtmauer umgeben war mit Türmen und einer Burg davor, so daß der Lindwurm nicht hineinkommen konnte. Sie machten sich zuweilen sogar über die Nöte der Nachbarorte lustig und hielten, wenn man wieder vom Lindwurm gehört hatte, einen Sondermarkt ab.

An einem Tag im Oktober, dem Wolfgangstag, geschah es aber, daß ein Bauer eine Ladung mit Wackersteinen nicht ordentlich abgestellt hatte, so daß sein Wagen neben dem Schloß eine abschüssige Gasse hinunterrollte und ein Loch in die Stadtmauer schlug. So konnte der Lindwurm in die Stadt kommen. In wenigen Stunden hatte der Wurm die ganzen Läden der Innenstadt leergefressen, die Grabkirche im Schöntal zertrümmerte und die Stadtmauer beim Herstallturm beseitigt und kroch nun feuerschnaubend zurück zum Marktplatz am Schloß, den er in kürzester Zeit leerfraß und dem Erdboden gleichmachte.
Am schlimmsten war aber, daß der Lindwurm nun wußte, wie man in die Stadt gelangte, und an jedem Wochenende den Markt abräumte, bevor die Händler auf ihre Kosten gekommen waren. Solches ist einem Aschaffenburger aber ganz und gar unerträglich, und man beratschlagte, was gegen das Untier zu unternehmen sei, ohne jedoch eine Lösung zu finden, da einige der Händler von nun an immer einen Lindwurmaufschlag verlangen konnten, der sie gut leben ließ, auch wenn sie nur eine Stunde lang ihre Waren feil zu halten Gelegenheit hatten. So wehrten sich viele der Marktleute gegen Maßnahmen zur Vertreibung des Wurms und sahen es wohlwollend, wenn er den Leuten die Küchen leerfraß, weil sie dann manchmal mehrmals am Tag bei ihnen einkaufen mußten.

An einem solchen Samstag hielt jedoch erstmals eine Marktfrau namens Elise aus Jena, nach ihr ist die Elisenstraße und das Jenaer Glas benannt, ihre Waren feil. Es waren feuerfeste Töpferwaren und Küchengerät, so handfest wie die Marktfrau selbst, die schon manchen Räuber, aber auch unliebsame Gendarmen mit ihrem Kochlöffel in die Flucht geschlagen hatte. Diese Markttrau Elise ergriff nicht wie die anderen die Flucht, sondern warf, um den Kunden die Vorzüglichkeit ihrer Waren zu beweisen, dem Untier die besten ihrer feuerfesten Schüsseln und Töpfe ins Maul, worauf der Lindwurm einen Hustenanfall bekam und ihm das Feuer aus Nase und Uhren flog, jedoch sein Atem seine Gefahr verlor. Der standhaften Marktfrau gelang es nun, mit einer
schweren Bratpfanne den Lindwurm zum Einhalten zu zwingen und nach mehreren schmerzhaften Schlägen auf seine in der Kälte empfindliche Nase zog er sich in die benachbarte Johannesburg zurück. Dort aber hatte sich ein tapferer Glockenspieler auf den Turm begeben und bewarf den Wurm mit den schwersten der Spielglocken, die das Johannisburger Carillon trug. Eine traf ihn so gezielt am Kreuz, daß er sich nie mehr richtig krümmen konnte. Der Lindwurm verließ daraufhin auf Nimmerwiedersehen die Stadt und haust seither an der Mainbeuge bei Stockstadt, wo er über einen Schlot seine giftigen Dämpfe abläßt. Das Glockenspiel des Aschaffenburger Schlosses klingt aber seit diesem Tag etwas schräg, da einige Glocken beim Wurf etwas verbogen wurden.

Da die Stadtväter hin und wieder den Markt an eine andere Stelle zu verlegen, findet sich nicht immer eine Marktfrau, die den Lindwurm daran hindern könnte, in die Stadt zu kommen. Deshalb führen die Aschaffenburger die Straßen, die in die Innenstadt gehen, an vielen Stellen im Kreis herum, denn hier kommt der Wurm mit seinem steifen Kreuz nicht durch und muß unverrichteterdinge wieder umkehren. So haben sie sichergestellt, daß ihnen niemand mehr an den Markttagen die Läden ausräumt.
Was stört es eine alte Eiche - wenn sich eine wilde Sau dran scheuert

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Sonntag, 27. April 2008, 09:35

Sagen aus unseren Gauen 2

Der Wendelstein

Wenn man heute durch die Gegend zwischen Wiesbaden, Frankfurt, Darmstadt und Aschaffenburg kommt, sieht man weit und breit nur flaches Land; die höchste Erhebung ist gerade 5o Meter hoch. Früher stand hier ein mächtiger Bergriese, der Wendelstein. Er reichte von Frankfurt bis tief in den Spessart hinein und schloß sich direkt an den Odenwald an, dessen höchsten Berg er um das dreifache überragte. Den Leuten in Hessen galt er als heiliger Berg. Einmal im Jahr, am Dienstag nach Pfingsten, pilgerten viele fromme Leute aus dem Umland auf den Gipfel des Bergs, wo ein heiliger Eremit namens Wendelin seine Klause hatte.

Die Städte Frankfurt und Darmstadt – Offenbach gab es damals noch nicht – waren dann menschenleer und von ferne sah man die vielen Leute auf dem Berg, die dessen dunstig blaue Farbe langsam in ein tiefes Grau verwandelten. Dieser Tag galt den Frankfurtern als der höchste Feiertag im Jahr und auch heute noch wird am Dienstag nach Pfingsten dort nicht gearbeitet.

Als im Laufe der Zeit viele Menschen aus den umliegenden Ländern nach Hessen kamen und die Fahrt zum Wendelstein durch den Gebrauch motorengetriebener Automobile weniger beschwerlich wurde, geriet der Sinn des Wendelinstages langsam in Vergessenheit. Ganze Heerscharen von einfach nur Freizeithungrigen machten sich an vielen Tagen im Jahr auf die Reise zum Gipfel des Wendelstein und am Wendelinstag standen die stinkenden Karren der ungebetenen Wendelinsgäste so eng an den Biegen zum Gipfel des Bergs, daß viele von ihnen nicht umkehren konnten und sich der Berg oft erst spät in der Nacht leerte. Vor der geheiligten Wohnstätte des Wendelin hielten Händler Bratwürste, Bier und allerlei Tand feil und am nächsten Morgen zeigte sich der Berg jedesmal in einem solchen Schmutz, daß sich der Eremit beim Heraustreten aus seiner Klause für seine Besucher schämen mußte.

"Ach Herr!", rief er schließlich, "ist das noch ein Platz für einen Heiligen? Wäre ich doch in meiner oberbayerischen Heimat geblieben!" "Hast Du den rechten Glauben?”, erscholl da eine Stimme vom Himmel, "Dann weißt Du doch, daß der Glaube Berge versetzen kann." Wendelin erkannte die Stimme seines Herrn, fiel auf die Knie, und sein Gebet wurde erhört. Den Wendelstein findet man seither im Voralpenland südlich der Stadt Rosenheim. Auch die frommen Orte Fischhausen, Fischbachau, Litzldorf und Windshausen begleiteten den Heiligen und seinen Berg nach Oberbayern, wo die Bewohner ein beschauliches Dasein fristen, fernab des Verkehrs, des Gestanks und dar Betriebsamkeit des südlichen Hessenlands.

Die Gegend, wo früher der Wendelstein gestanden hatte, war eine Zeitlang öd und leer, da sie aber fruchtbar war, wurde sie langsam wieder besiedelt. Auch die von dort verschwundenen Orte baute man an anderer Stelle wieder auf, dabei wurde allerdings aus Fischbachau Fischbachtal, aus Litzbach Lützeldorf und aus Windshausen Wixhausen. Da die Gegend südlich von Frankfurt nun offenes Land war, baute man dort eine neue Stadt und nannte sie Offenbach. An den Wendelstein erinnert nur noch eine Straße in Haibach, wo früher mit dem Aufstieg begannen hatte. Die Orte in der Gegend südlich von Frankfurt sind natürlich nicht so alt und malerisch wie die einstigen, sie wirken eher langweilig und es gibt viele Fabriken dort. Den Wendelinstag feiern die
Leute allerdings immer noch am gleichen Tag, nur heißt er jetzt "Wäldchestag". An demselben fahren die Frankfurter und Offenbacher auf den nördlich gelegenen Feldberg oder in den Stadtwald, wo sie schmausen und feiern und den Wald im gleichen Zustand zurücklassen wie früher den Wendelstein.

Weil die Gegend nun so flach ist, und die Landbewohner das Fahren auf dem steilen Wendelstein nicht mehr gewohnt sind haben viele von ihnen, vor allem die Offenbacher, das Steuern ihrer Motorkutschen fast ganz verlernt und gelten weit und breit als die schlechtesten Fahrer. Vor allem die Bewohner des Spessarts haben zu klagen, wenn an den Wochenenden viele Offenbacher, die nach den Resten des Wendelsteins suchen, die Wege unsicher machen. Man sagt allerdings, daß es auf dem Wendelstein in Oberbayern auch nicht mehr so ruhig zugeht wie früher und viele Bewohner des Rodgaus glauben fest daran, daß der Berg eines Tages wieder zurückkommt.



Der Trompeter von Steinbach

Wenn es in unseren Tagen irgendwo brennt, sind wir gewohnt, dass die Feuerwehr in Windeseile zur Stelle ist und mit Hilfe vieler Leute und Wagen auch große Brände löschen kann. Das war früher nicht so, weil man sich mit einfachem Gerät behelfen mußte und sich oft schon die Benachrichtigung der Feuerwehrleute äußerst schwierig gestaltete. In dem kleinen Ort Steinbach, der jetzt zu Lohr gehört, verfügte die Wehr über nichts weiter als eine Handpumpe, die von den Leuten selbst oder von Pferden gezogen wurde. Das Wasser förderte diese Pumpe aus einem Löschweiher am Rande des Orts. Brach ein Brand aus, blies ein Trompeter ein Signal und alarmierte so die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr, bevor Glockengeläut auch den umliegenden Gemeinden und den übrigen Leuten im Ort verkündete: Es brennt!

Nun entstand aber einst ein Brand in einem Gehöft der Gemeinde just zu einem Zeitpunkt, als der erste Trompeter der Wehr auf einem Urlaub weilte. So verständigte man den Ersatztrompeter, der zwar ein braver Bläser war, sich aber unglücklicherweise nicht mehr an das rechte Signal erinnern konnte. So zog er durch die Straßen und Gassen des Orts und blies die Melodie des altehrwürdigen Kirchenlieds "Düster sank der Abend nieder", das man in der Passionszeit in der Dorfkirche oft sang. Da nun aber das Osterfest schon lange zurücklag, schüttelten die Steinbacher die Köpfe, als sie die wehmütige Weise vernahmen, und sagten:"Er ist irre geworden." Einigen der Leute, die ihn nach der Bedeutung seines Spiels fragten, antwortete er in sichtlicher Verzweiflung: "Es brennt!", worauf diese sich erschrocken abwandten und sprachen:"Er ist schwerer krank, als man denkt. Man muß einen Arzt holen."

Eine Schustersfamilie nahm schließlich den weinenden Mann zu sich, bewirtete ihn mit Milch und frischem Brot und bereitete ihm das Lager. Mittlerweile hatte man aber in den umliegenden Gemeinden den Feuerschein gesehen und alle ihre Feuerwehren waren zum Brandherd ausgerückt, bevor die Steinbacher als letzte kam. Zu löschen gab es allerdings nicht mehr viel, weil der betroffene Hof bis auf die Grundmauern niedergebrannt war.

Bei den Feuerwehren der Lohrer Gegend achtet man deshalb heute sehr darauf, daß man in den Reihen mehrere gute Bläser hat, die alle richtige Brandlieder beherrschen und nicht mehr "Düster sank der Abend nieder" spielen. Diese Leute erwiesen sich indessen auch bei anderen Anlässen als so unterhaltsam, daß sie inzwischen überall, wo es lustig zugeht, aufspielen müssen und die meisten Feuerwehren als so gut gelten, wie sie Feste feiern können. Dabei sehen alle Wehren zu, daß sie in der Übung bleiben. Hierdurch entstand jedoch die Gefahr, daß mancher echte Alarm nicht mehr ernst genommen wurde. Deshalb gibt es nach jedem Einsatz tüchtig Freibier, damit auch jeder Feuerwehrmann kommt. Das Löschen des Durstes scheint so inzwischen bei vielen eine größere Rolle zu spielen als das von Bränden, es müßte aber wenigstens keiner der wackeren Männer, wenn er einen Brand meldet, befürchten, daß man ihn auf der Straße alleinläßt.
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Freitag, 9. Mai 2008, 12:09

Sagen aus unseren Gauen 3

Der Mesner von Thannstein

In Thannstein waltete im letzten Jahrhundert lange Zeit seines frommen, stillen Amtes ein alter Mesner. Mit der Puenktlichkeit einer Uhr erschien er jeden Tag zu seinem Dienste, der damit begann, daß er morgens um 4 Uhr den englischen Gruß zu laeuten hatte.

Es war an einem Herbstmorgen, als noch fast das Dunkel der Nacht diese Stunde umhuellte, da ihn die Gewohnheit des Dienstes und die Zeiger der Uhr mahnten, daß sein Amt beginne. Rasch war er angekleidet, sprang durch die frostige Morgenluft ueber den Kirchhof hinueber zum Turme, oeffnete dessen knarrendes Schloß und wollte eben den Strick der Glocke ergreifen, um sie zum Gebete zu ruehren, als er ploetzlich zurückfuhr vor Schrecken, fast wie Lots Weib zur Saeule gewandelt.

Seinen Augen bot sich ein Bild, welches dem unerschrockensten Manne den Schlag des Herzens gehemmt haette. Er selbst, wie er leibte und lebte, stand am Glockenseile, er hatte sein zweites Ich erblickt; die rätselhafte Gestalt blieb sprachlos und ohne Bewegung.

Weniger Zeit, als hier die Erzählung beansprucht, vermochte der Mesner auf das grause Bild zu blicken, gestraeubten Haares, totenblassen Antlitzes floh er von dannen; diesen Morgen wurde in Thannstein nicht gelaeutet. Eisiger Fieberfrost schuettelte die Glieder des Mannes, sein Gehirn war fast dem Wahnsinn nahe ueber das Entsetzliche, was er gesehen hatte.

Die sorgende Hausfrau brachte ihn zu Bette, und ihrem gutmütigen Zuspruch gelang es, bis gegen Nachmittag seinen Schrecken zu zerstreuen, ihm ueberhaupt den Glauben an die Erscheinung auszureden, die am Ende nicht als ein uebertriebenes Gebilde seiner Schlaftrunkenheit und Furchtsamkeit gewesen sei.

Die mächtigste Bundesgenossin des Trostes ist es, daß der Mensch den guten Versprechungen und Behauptungen tausendmal eher Gehör schenkt, als einer Äusserung der Besorgnis, und als es gegen Abend ging, war unser Mesner wieder guter Dinge und schalt sich selbst einen furchtsamen Hasen.

Trotz der spaeten Herbstzeit hatten sich im Laufe des Nachmittags die finsteren Wolken eines Gewitters geballt, das nun draeuend heraufzog. Der ferne Donner rueckte immer naeher und erinnerte den pflichtgetreuen Mann, daß es seine Pflicht sei, den Wettersegen zu laeuten. Hastigen Schrittes eilte er zum Kirchturme hinueber, diesmal fand sich in der Glockenkammer kein zweites Bild.

Rasch greift er nach dem Seile, um zum Gebete zu laeute, doch in dem Augenblicke, da der erste Glockenschlag ertoent, zuckt aus der Wolke ein Blitzstrahl hernieder, dringt in das Dach der Kirche, schlaegt in die Glocke und springt von da auf den ungluecklichen Mesner herab, der entseelt zu Boden sinkt. So hatte das Raetsel des Doppelgesichts vom Morgen schon am Abend seine Loesung gefunden.

Aus der Bayreuther Gegend habe ich die Geschichte von den "Holzfrala". Mit diesem Namen wurden gute Waldgeister bezeichnet, die den Menschen oft halfen.
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Freitag, 9. Mai 2008, 12:10

Sagen aus unseren Gauen 4

Die Holzfrala

Einst trug eine Magd ihre Habe in das Haus ihres zukuenftigen Mannes; da dieser Besitz hatte, waehrend sie arm war, legte sie in die Lade, die ihre Sachen enthielt, viele Steine, so daß es aussah, als ob sie eine große Menge Eigentum zu schleppen habe.

Unterwegs begegnete ihr ein Holzfrala in Gestalt einen alten Weibleins. Dieses fragte die Magd, was sie denn so Schweres trage. Die Magd gestand ihr aufrichtig ihr Leid und daß es nur Steine waeren. Da sagte das Weiblein:"Da du mir ehrlich die Wahrheit gesagt hast, sollen dir die Steine in Thaler verwandelt werden". Und wirklich fand sie, im Haus ihres Braeutigam angekommen, anstatt der Steine lauter harte Taler.

Weil die Holzfrala den Menschen Gutes tun, verfolgt sie der wilde Jaeger und toetet sie, wo er sie trifft. Deshalb schlugen frueher die Holzfaeller, waehrend der Baum stuerzte, auf den Stock drei Kreuze; denn konnten die Weiblein auf der Flucht vor dem wilden Jaeger einen so gezeichneten Stock erreichen und sich darauf setzen, so vermochte ihr Verfolger ihnen nichts mehr anzuhaben. Da jetzt die Holzhauer keine Kreuze mehr auf die Stoecke schlagen, haben die Holzfrala keine Zuflucht mehr und sind jetzt ganz verschwunden. Das letzte soll der wilde Jaegerbei Mengersreuth gefangen haben.



Das Wüten der Pest im Mittelalter wurde durch viele Geschichten festgehalten, in Landshut halten zwei Straßennamen diese Erinnerung wach:

Die Gras- und die Rosengasse


Als im Jahre 1349 Gevatter Tod nach Bayern kam und mit seiner Hand nach den kleinen und großen, armen und reichen Menschen griff, da gab es viele Orte, die nachher tot und leer waren.

Auch Landshut erreichte der Pestatem und die Menschen starben wie die Fliegen. Es waren bald kaum mehr Totengräber da und so mußten in vielen Häusern und Straßen die Toten liegen bleiben, wo sie der Todeskuss erreicht hatte.

Aber bald wurde der Geruch aus diesen Straßen so unerträglich, daß man als letztes Mittel in der Not diese Gassen einfach zu mauerte.

Viele Jahre später, die Pest war schon lang vorbei und man hoffte, sie würde nie mehr wieder kommen, öffnete man die zugemauerten Gassen wieder. Und da war die eine voller Gras und in der anderen wuchsen Rosen. Und als stilles Gedenken an die Toten und die unseligen Tage beschloß man, die eine "Grasgasse" und die andere "Rosengasse" zu nennen.



Eine lustige Geschichte wird von der Kaltenhausener Kapelle im Fichtelgebirge erzählt:

Wolf und Ziege in der Kirche


Früher gab es den Ort Kaltenhausen noch nicht an der Bamberger Straße, die durch das Fichtelgebirge führt. Aber es gab in dem dort noch urwüchsigen Wald eine Kkleine Kapelle. Und wie früher üblich, war auch eine Wirtschaft daneben, damit sich die Kirchgänger hinterher stärken konnten.

Eines Tages war ein Metzger auf der Durchreise, der grad eine Ziege gekauft hatte. Das Wirtshaus kam ihm grade recht, mit der Religion hatte er es nicht so arg. Also setzte er sich ins Wirtshaus und damit ihm das Tier nicht weglief band er die Ziege an die Kapellentür, die nach außen offen stand.

Nun, wie gesagt, damals war die Gegend noch dicht bewaldet, ergab es sich, daß ein hungriger Wolf vorbei kam und ein gutes Mittagessen witterte. Er sprang aus dem dichten Gebüsch, die Ziege vor Angst in die Kapelle und rums, die Tür war hinter beiden zugeschlagen.

Beiden Geschöpfen war es nicht ganz geheuer in der dunklen Kapelle und so taten sie sich beide nichts. Man sagt ja auch, vor dem Antlitz des Herrn gibt es keinen Streit. Und als der Wolf lautstark zu heulen anfing, war es sein zweiter Fehler. Denn nun kam der Metzger und fackelt nicht lange, der Wolf mußte dran glauben. Aber die Ziege später auch, denn das war ja nun mal so geplant gewesen.

Auf ganz alten Bildern gab es ein Münchner Hofgebäude mit einem Turm auf dessen Spitze ein steinerner Affe zu sehen war. Und wie der Affe auf den Münchner Turm kam, das war so:
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Freitag, 9. Mai 2008, 12:12

Sagen aus unseren Gauen 5

Der Münchner Turmaffe

Früher gab es an vielen Höfen Hofnarren zur Belustigung und einer der bayrischen Herzöge hatte zusätzlich einen Hofaffen. Dieses Tier war sehr zutraulich, tat keinem was Böses und durfte frei herumlaufen.

So war der Affe auch oft im Kinderzimmer und sah, wie die Amme den kleinen Kronprinzen aus der Wiege und ihre Arme nahm, um es zu schaukeln.

Eines Tages versuchte es das Tier selbst, nahm den kleinen Prinzen aus der Wiege und rannte mit ihm hin und her. In diesem Augenblick kam die Amme dazu und schrie entsetzt um Hilfe. Dadurch erschreckte sich der Affe und rannte mit dem kleinen Prinzen im Arm durch das ganze Haus, verfolgt von den Bediensteten, die das Kind retten wollten. In höchster Not schlüpfte das Tier durch ein Loch im Dach beim Eckturm und brachte sich auf der Spitze desselben in Sicherheit.

Nun war guter Rat teuer, denn das Leben des herzoglichen Kindes stand jetzt in höchster Gefahr. Doch nach einer Weile beruhigte sich der Affe und brachte den kleinen Prinzen ganz von selbst wieder in seine Wiege zurück. Danach wurde das Tier jedoch vom Hof entfernt, doch als Denkmal wurde er in Stein auf diesen Eckturm gesetzt.



Aus dem Fichtelgebirge kommt eine Sage, die noch den alten Hexenglauben widerspiegelt:

Der Wolfstein


Ein Schäfer, der in einem Tal im Fichtelgebirge seine Herde hatte, verlor immer wieder ein Lamm. Er konnte suchen solange er wollte, des öfteren war eines spurlos verschwunden. So begann er jeden Tag persönlich Wache zu halten und siehe da, eines Tages sah er einen großen Wolf aus dem Dickicht schleichen und ein Lamm holen. Mit seinem großen Knüppel griff er den Bösewicht an, doch dieser entkam mit der Beute.

Der Hirte holte einen Jäger und zusammen legten sie sich auf die Lauer. Und als der Wolf tatsächlich wieder kam, schoß der Jäger sofort. Aber, obwohl der Jäger zielsicher traf, entfloh der Wolf und sie fanden die Kugeln, als ob sie von einem Felsen abgeprallt wären.

Der Jäger, wohl unterrichtet in alten Künsten, vermutete eine Zauberei und lud sein Gewehr den nächsten Tag mit Kugeln, die er aus Holundermark gemacht hatte. Diese sollten Zauberei aufdecken können. Und richtig, als der Wolf wieder kam, der Jäger schoß und wie immer sicher traf, da heulte der böse Geselle auf und floh sofort ohne Beute.

Der Schäfer begegnete am nächsten Morgen seiner alten Nachbarin, mit der er schon lange in Streit lebte. Diese hinkte an jenem Morgen. Als der Schäfer freundlich fragte, was sie denn hätte, brummte diese nur, es ginge ihn nichts an und humpelte schnell weiter. Da kam ihm ein Verdacht und er zeigte sie als Hexe an. Sie wurde nämlich schon lange des Bösen verdächtigt, viele Leute wollten sie des öfteren auf den Hexentanzplätzen gesehen haben.

Man nahm die Alte fest, verhörte sie, und, als sie trotz Schlägen mit geweihtem Holz nichts gestand, steckte sie dann erst mal in den Kerker. Doch am nächsten Morgen war sie verschwunden.

Einige Tage später, der Schäfer war wieder mit seiner Herde im Tal, kam der Wolf wieder. Doch diesmal holte er sich kein Lamm, er griff sofort den Schäfer an. Dieser kämpfte zwar tapfer, aber langsam erlahmte seine Kraft gegen die Wut des Bösewichts. Doch zufällig kam gerade der Jäger dazu und eingedenk des Erlebten mit den Kugeln griff er nach seinem geweihten Dolch und stach damit zu. Kaum hatte die Klinge die Haut des Wolfes durchbohrt und das erste Blut rann heraus, da verwandelte er sich und die böse Alte lag zu Füßen der beiden Männer.

Man begrub sie dann so tief wie möglich in der Erde und legte einen großen Kreuzstein auf die Stelle, der seitdem "Wolfstein" genannt wurde.
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Freitag, 9. Mai 2008, 12:14

Sagen aus unseren Gauen 6

Der Engel- oder Kinderweiher von Neunaigen

Tiefe Schneelast drueckte des Tales Gruende und noch immer wirbelte es durch die Luft, denn bleigraue Wolken schuettelten immer wieder neue Schneeflocken nieder, indes dieEisflaeche des Weihers unter dem heulenden Wintersturm erklirrte. Weg und Faehrte war dicht verschneit oder verkrustet. Da schleppte sich einsam ein Weib ueber den Teich, im Tragkorb auf dem Ruecken ein Kind, das vor Kaelte zitterte.

"Mutter", wimmerte der Kleine zum Herzerbarmen, "Mutter mich friert so schrecklich, ich kann es nicht mehr aushalten; spute dich, sonst muß ich sterben". Ein namenloser Schmerz durchtobte das arme Weib. Aus aus der Mutterliebe grundloser Tiefe holte sie sich immer wieder Kraft. Mehr bittend als befehlend rief sie: "Harre aus lieb Kind!. Nur noch ein Viertelstuendchen harre aus! Sieh, dort ragt ja schon die Huette aus dem Schnee. Siehst du den Kamin und wie der schwarze Rauch aufsteigt?"

Indes war es nur eine Trostluege, denn man konnte durch den Schneesturm nichts unterscheiden. Der Kleine weinte unaufhoerlich fort. Mit unsaeglicher Muehe schuf sie sich duerftige Bahn und Faehrte, sie war der Erschoepfung nahe. Ploetzlich springt hungerwuetig aus des Dammes beeistem Strauchwerk ein Wolf heran und stellte sich dem Weib in den Weg.

"Jesus!" stieß die zu Tode Erschreckte aus. Im Nu war der Tragkorbhingestellt und nun dringt sie mit uebermenschlicher Kraft auf den zottigen Unhold ein. Der Wolf aber fletscht die gierigen Zaehne, und weder des geschwungenen Stockes noch der wuchtigen Hiebe achtend, zerrt er das Weib an Rock und Bein, bis es endlich vor Schreck und Erschoepfung auf das duestere Eisfeld niederstuerzt. Da erfaßt den vierjaehrigen Knaben, der laut aufgeschrieen hatte, ploetzlich ein wundersamer Kampfesmut.

Er windet sich flugs aus dem Korb, rafft den Stock an sich und haut unablaessig voll rascher Kraft auf das Fell des Raubtieres ein, bis es verdutzt und vergraemt mit blutigem Ruecken und aufgeschundenem Nacken sich vom Teiche trollt und wieder nach dem Gestruepp verzieht.

"Mutter", rief der Junge, "der boese Wolf ist fort, ich habe ihm weidlich das Fell gegerbt. Mutter, hoerst du?" Erst allmaehlich gewann die Arme wieder die Kraft sich zu erheben und nun starrte sie bald ihren Knaben an, bald laechelte sie zum ewigen Himmel empor, denn niemand anderes als ein Engel Gottes deuchte ihr jetzt ihr Kind.

Voll unsaeglicher Freude, den Knaben an ihrer Seite, eilte sie nach der heimischen Huette, welche sie auch bald erreichte. In den naechsten Tagen aber erzaehlte sie allem Volke in Stadt und land, wie wunderbar sie durch ihres Kindes Mut und Kraft aus einer schrecklichen Gefahr befreit worden sei.

Seit dieser Zeit ward der Teich von Neunaigen vom Volk mit frommem Eifer immerfort der Kindel- oder Engelweiher genannt.



Aus dem Allgaeu mit seinen frueher beruechtigten Wildschuetzen kommt folgende Geschichte:

Der Grethler von Schattwald


In Schattwald lebte vor rund 200 Jahren ein Wildschuetze, den man den "Grethler" nannte und der alle Teufelskuenste loshatte. So konnte er sich "verblenden" und sich in einen "Stock" (Baumstumpf) verwandeln, wenn ihm gerade ein Jaeger zu nahe kam.

Einmal kam es sogar vor, daß ein Foerster, als sich wieder in einen Stock verwandelt hatte, sich auf diesen niedersetzte und anfing, sein Brot zu essen. Der verzauberte Grethler hatte damals große Angst, der Foerster moechte etwa das Messer, mit dem er sein Brot schnitt, in den Stock stecken. Das waere dann naemlich in seinen Leib gegangen.

Auch das Bannen verstand er und einen Foerster bannte er einmal mitten auf einem Waldwege, daß dieser keinen Schritt mehr vor- oder rueckwaerts konnte. Der Grethler ging aber ruhig seines Weges weiter und als ihm hernach ein Mann begegnete, ersuchte er diesen, er moege dem Foerster, wenn er ihn treffe, sagen, jetzt koennte er wieder fort. Der Mann tat dem so und sogleich war der Bann aufgehoben und der Foerster konnte wieder weiter.

Natuerlich "stellte" der Grethler am liebsten und oft Wild, das er dann bequem und muehelos erlegte. Selbst die Fische im Wasser wurden von ihm beliebig gebannt und dann gefangen.

Als dann zu Kriegszeiten einmal Kaisersoldaten, die gegen Bregenz zogen, durch das Tannheimer Tal kamen und den Auftrag hatten, alle kraeftigen und schoenen Maenner mitzunehmen, damit man sie beim Militaer einreihen koenne, verwandelte er sich um diesem Schicksal zu entgehen, so oft seiner ein Offizier ansichtig wurde, in einen katzengrauen, alten Mann und blieb dadurch frei.

Fuer gewoehnlich hatte der Grethler ein kleines Saeckchen bei sich. In dem war eine Hummel und diese nannte er nur den "Jordan", in Wahrheit aber war es der Teufel. Zu Hause bewahrte er die Hummel in einem Buechslein auf.

Einmal nahm er sich jedoch vor sich zu bessern und so wollte er mit dem Teufel brechen. Er trug das Saeckchen mit der Hummel zum Fallstrudel und warf es in die Schlucht hinab. Als er aber wieder nach Hause kam, war der "Jordan" schon wieder in der Stube hinter dem Tisch.

Der Grethler blieb verstockt sein ganzes Leben lang, starb aber auch "unversehen" (unerwartet) und unter seinem Kopfkissen fand man dann die Schrift, mit der er sich dem Teufel verschrieben hatte.

Früher war man bei Ehebruch sehr schnell mit dem Schwert zu Hand, entweder als gehörnter Ehemann oder von seiten der Obrigkeit.

Und manchmal auch von "janz oben", daher kommt die Geschichte vom Mann mit dem Kopf unterm Arm in der Nähe von Landsberg:
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Montag, 12. Mai 2008, 14:00

Sagen aus unseren Gauen 7

Die letzten Riesen

Von den beiden letzten Riesen Westfalens wohnte der eine auf der Sparrenburg bei Bielefeld und der andere auf dem Ravenschen Brinke, dem Ravensberge. Sie waren so groß, daß sie sich von einem Berge zum andern die Hände geben konnten und zu ihrer Lust große Kugeln wie Bälle hin und her warfen. Als aber einmal einer der Riesenbälle ins Tal herabflog, schlug er ein großes Loch in die Erde, daß es noch heute zu sehen ist. Wenn sie mittags Brei gekocht hatten, reichten sie sich davon in gewaltig großen Löffeln über das Tal herüber und hinüber, so daß die Leute, die im Grunde wohnten, immer ein Schrecken ankam. Wenn sie draschen, was sie ebenfalls verstanden, war der Stiel ihres Flegels so groß wie jetzt der größte Heubaum, und als Flegel saß ein halber Eichbaum daran. Im Streit aber rissen sie die stärksten Eichen bei den Kronen aus der Erde und schlugen damit aufeinander los. Im übrigen aber mussten sie sich vertragen; denn sie hatten zu gemeinsamer Benutzung nur ein Backtrog. Einmal hatte der Riese auf dem Sparenberg einen ganzen Ochsen mit Haut und Haaren verzehrt. Davon war er müde geworden. Als er nun schlafend auf dem Rasen lag, flog ihm ein Huhn, das von einem Fuchse verfolgt wurde, in die Nase. Nun mußte der Riese so gewaltig niesen, daß der ganze Berg bebte und alle Hasen aus dem Kohl auf drei Stunden Entfernung flüchteten. „Die verwünschten Fliegen!“ rief der im Schlaf gestörte Riese. Da hörte er vom Ravenschen Brinke her ein gewaltiges Geräusch und glaubte, sein Nachbar habe allein gebacken und kratze jetzt den Trog aus. „Warte, du Racker, das will ich dir versalzen!“ sagte er, und mit drei Sprüngen war er auf dem Brinke. Aber er hatte sich getäuscht; denn sein Nachbar lag am Berge und hielt seinen Mittagsschlaf und kratzte sich den Bart, worin ein Zaunigel herumkrabbelte. Ärgerlich darüber, daß ihn sein Nachbar angeführt hatte, nahm der Sparenburger Riese den Backtrog, stülpte ihn sich als Hut auf den Kopf und schlich leise von dannen. Als ihm aber unterwegs, zwischen Werther und Halle, sein hölzerner Hut unbequem wurde, stülpte er ihn oben auf die Egge. Da erstickten alle eichen und Buchen, und seit der Zeit will auf der Egge nichts mehr recht gedeihen; sie ist und bleibt die kahle Egge.

Westfälische Sage von Paul Schneider
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Montag, 12. Mai 2008, 14:02

Sagen aus unseren Gauen 8

Die Springwurzel

Vorzeiten hütete ein Schäfersmann friedlich auf dem Köterberg, da stand, als er sich einmal umwendete, ein prächtiges Königsfräulein vor ihm und sprach: »Nimm die Springwurzel und folge mir nach.« Die Springwurzel erhält man dadurch, daß man einem Grünspecht (Elster oder Wiedehopf) sein Nest mit einem Holz zukeilt; der Vogel, wie er das bemerkt, fliegt alsbald fort und weiß die wunderbare Wurzel zu finden, die ein Mensch noch immer vergeblich gesucht hat. Er bringt sie im Schnabel und will sein Nest damit wieder öffnen; denn hält er sie vor den Holzkeil, so springt er heraus, wie vom stärksten Schlag getrieben. Hat man sich versteckt und macht nun, wie er herankommt, einen großen Lärm, so läßt er sie erschreckt fallen (man kann aber auch nur ein weißes oder rotes Tuch unter das Nest breiten, so wirft er sie darauf, sobald er sie gebraucht hat). Eine solche Springwurzel besaß der Hirt, ließ nun seine Tiere herumtreiben und folgte dem Fräulein. Sie führte ihn bei einer Höhle in den Berg hinein. Kamen sie zu einer Türe oder einem verschlossenen Gang, so mußte er seine Wurzel vorhalten, und alsbald sprang sie krachend auf. Sie gingen immer fort, bis sie etwa in die Mitte des Bergs gelangten, da saßen noch zwei Jungfrauen und spannen emsig; der Böse war auch da, aber ohne Macht und unten an den Tisch, vor dem die beiden saßen, festgebunden. Ringsum war in Körben Gold und leuchtende Edelsteine aufgehäuft, und die Königstochter sprach zu dem Schäfer, der da stand und die Schätze anlusterte: »Nimm dir, soviel du willst.« Ohne Zaudern griff er hinein und füllte seine Taschen, soviel sie halten konnten, und wie er, also reich beladen, wieder hinaus wollte, sprach sie: »Aber vergiß das Beste nicht!« Er meinte nicht anders, als das wären die Schätze, und glaubte sich gar wohl versorgt zu haben, aber es war das Springwort *). Wie er nun hinaustrat, ohne die Wurzel, die er auf den Tisch gelegt, schlug das Tor mit Schallen hinter ihm zu, hart an die Ferse, doch ohne weiteren Schaden, wiewohl er leicht sein Leben hätte einbüßen können. Die großen Reichtümer brachte er glücklich nach Haus, aber den Eingang konnte er nicht wiederfinden.

*) Der erzählende Schäfer brauchte ganze gleichbedeutend die Springwurzel und das Springwort, wie im Gefühl von der alten Verwandtschaft beider Ausdrücke. Kommentar: Mündlich auf dem Köterberg von einem Schäfer. Vgl. Altdeutsche Wälder, II, 95.

Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 9
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Montag, 12. Mai 2008, 14:09

Sagen aus unseren Gauen 9

Nun mal ab in den hohen Norden nach Helgoland, welches früher Heiligland geheißen, und vom dem Jürgen Spahnmut annimmt es handle sich um ein Rest von Atlantis. In der Tat soll neben der langen Anna, noch eine, allerdings weiße Felssäule gestanden haben, sicher noch zu einer fernen Zeit, da Helgoland über die sogenannte Doogerbank mit dem Festland verbunden war.
Wünsche den Lesern auch hier viel Spass.
Weier gehts dann mit dem Gau meiner väterlichen Ahnen, dem schönen Schleswig Holstein Meerumschlungen ein Gau den ich wegen seiner Rauhen Landschaft und seiner oft eigenbrötlerisch erscheinenden, aber liebenswerten Menschen sehr liebe.

mkg


DAS HEILIGE LAND

Hoch aus der Nordsee Fluten hebt sich die Insel Helgoland, deren Name noch im vorigen Jahrhundert gar nicht anders als Heilgeland geschrieben wurde, insula sancta, weil sie vor grauen Zeiten ein Götterheiligtum gewesen. Schon damals mochte der Reimspruch seine Geltung haben:


Grün ist das Land,
Rot ist der Rand,
Weiß ist der Sand,
Das sind die Zeichen von Helgoland.


Als das Heidentum verschwunden war, hatten auf dieser Insel sieben ausgedehnte Kirchspiele Raum. Noch im Jahre 1530 ernährte die Insel, nachdem die Meeresflut längst des Landes größten Teil verschlungen, über zweitausend Bewohner fast ausschließlich durch den Heringsfang. Da kam es einigen Übermütigen bei, die nur geringen Fang getan, einen oder einige Heringe mit Ruten zu peitschen, da schwand auch dieser Segen hinweg, die Insel wurde immer kleiner und immer ärmer, und was vordem Tausende genährt, nährte nun nur noch Hunderte. Die Sage geht, daß das Heilgeland von alters her kein giftiges Tier auf sich dulde. Wegen der Heringe, sagen andere, sei es also gewesen, daß die Helgoländer oft nicht Tonnen und Salz genug für den reichen Segen gehabt, die Heringe seien sogar den Strand hinaufgelaufen, da habe eine alte Helgoländerin, darüber ärgerlich, einmal einen Besen genommen und sie hinuntergefegt, von dieser Zeit an seien sie ausgeblieben.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853

FOSITESLAND

Auf der Insel Helgoland stand zu Heidenzeiten das Heiligtum eines Gottes des Namens Fosite oder Fosete, der war ein Gott der Eintracht und des Friedens. Kein unreines Tier durfte seinem Tempel nahen, und wer des Ortes Heiligkeit verletzte, mußte den Tod erleiden. Die Apostel dieses gottheiligen Landes waren Ludger und Wilibrord. Ludger schiffte, ein Kreuz in der Hand, auf die Insel zu und sang den sechzigsten Psalm. Da ward ein Rauch erblickt, der von der Insel aufstieg und hoch über sie sich ausbreitete und alsdann verschwand. Da sprach Ludger: Wisset, meine Brüder, daß dieser Dampf Satan selbst war, den nun der Herr von diesem Insellande vertrieben. Und betrat das Ufer freudig und predigte Jesum Christum. Er zerstörte den Tempel Fosetes und baute an seiner Stätte die erste Kirche. Als Wilibrord eines der Tiere schlachtete, welche um Fosetes Tempel weideten und für heilig und unverletzbar galten, glaubten die Bewohner, er werde alsbald sterben, da dies aber nicht geschah, so ließen sie sich taufen. Selbst die Seeräuber in späterer Zeit achteten dieses Land also heilig, daß sie nie etwas davon hinwegführten, ja den frommen Einsiedlern, die dort wohnten, reichten sie sogar einen Teil ihrer Beute. So ist auch bis auf den heutigen Tag alldort ein tiefer heiliger Brunnen, darinnen, dem Meeresstrande so nahe, doch süßes Wasser quillt. Daraus sind die heidnischen Bewohner des Landes getauft worden.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853

DER JUNGFERNSTUHL UND DER MÖNCH AUF HELGOLAND

Da die elftausend Jungfrauen unter Anführung der heiligen Ursula aus Albion gen Köln zogen, kamen sie auf ihrer Meerfahrt auch nach dem grünen Helgoland und landeten allda, aber die Einwohner verfolgten einige an das Land Gekommene, daß sie nicht wußten, wie sich retten, da eilten sie an den Strand und sprangen auf das Wasser, darin gingen sie nicht unter, sondern es hob sich ein Fels unter ihren Füßen, auf dem sie ruhten, bis ihr Schiff herankam und sie einnahm. Dieser Fels hat davon den Namen Jungfernstuhl erhalten. Um ihn her wurden noch lange Jahre die Fußtapfen der Jungfrauen tief in den Boden eingedrückt ersehen. Aber zur Strafe verwünschten die Jungfrauen alles auf der Insel, außer die Menschen. Da verwandelte sich alles Geräte in Stein. Ein Prediger hat davon lange ein Endchen Wachslicht in Verwahrung behalten, das ganz zu Stein geworden.

Als hernachmals Helgoland dennoch christlich geworden war, hielten seine Bewohner fest am alten Glauben. Da sendete der König einen Mönch, welcher Luthers Lehre angenommen hatte, dorthin, diese Lehre dort zu predigen, aber die Einwohner stürzten ihn von einem Felsen herab in das Meer. Da wuchs ein steinern Gebilde aus der Tiefe, ganz wie ein Mönch gestaltet, und auf der Klippe ging der Geist des Bekehrers um und predigte mit einer Donnerstimme, so lange, bis sich die Leute dennoch zur neuen Lehre bekehrten, dann hatte der Geist Ruhe, aber der steinerne Mönch blieb als ein sonderbares Wahrzeichen stehen.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853


MANNIGFUAL

In der Nordsee, erzählen die nordfriesischen Seefahrer, steuert ein Riesenschiff. Sein Umgang ist untümlich groß, die Masten sind höher als alle Kirchtürme, die Taue sind so dick wie große Tannen. In der Takellage sind Öffnungen, dahinein die Matrosen zum öftern gehen, der Einkehr halber, um eine Stärkung zu sich zu nehmen, denn wer als junger Matrose da hinaufklettert, der kommt erst in hohen Jahren mit grauem Haar und Bart wieder herunter. Der Kapitän reist zu Pferde auf dem Verdeck herum, um seine Befehle zu erteilen, und ist froh, wenn er in einem Tage herumkommt. Dieses wundersame Schiff heißt der Mannigfual. Insgeheim hält es seinen Kurs nur im hohen Norden, im tiefsten Fahrwasser, denn sonst könnte es in der Landnähe bald aufsitzen. Einstmals wurde das Schiff dennoch südwärts getrieben, es befand sich im Atlantischen Ozean und kam in den Kanal zwischen Dover und Calais. Da war ihm das Fahrwasser zu schmal, es füllte beinahe den Kanal ganz aus, da hätten die Franzosen auf trocknem Boden über das Schiff weg nach England spazierengehen können. Da fiel dem Kapitän ein guter Gedanke ein, er ließ die Backbordseite, nach Dover zu, ganz mit weißer Seife bestreichen, das glückte, jetzt wischte der Mannigfual glücklich durch die Meerenge und kam in die Nordsee. Aber die abgescheuerte Seife und der Schaum, den es gab, verliehen den Felsen der britischen Küste bei Dover ihre weiße Farbe bis auf den heutigen Tag.

Einst geriet der Mannigfual in die Ostsee, Gott weiß wie. Da war das Wasser gar zu seicht. Die Schiffsleute warfen ihren Ballast, Schlacken und Asche über Bord, um das Schiff flott zu machen. Daraus ist die Insel Bornholm entstanden, und aus dem Unrat der Kabuse das dabeiliegende Inselchen Christiansoe.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
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Montag, 12. Mai 2008, 14:12

Sagen aus unseren Gauen 10

DER GELDSOT

In Süddithmarschen bei Marne rinnt eine helle Quelle über die Marsch hin, die blinkt wie Silber. Nahe dabei hat ein Dorf gestanden, das verheerte erst der Moskowiterkrieg, nachher kam die Seuche, und da starb es ganz aus bis auf einen einzigen Mann, das war der Hirte, und der erbte nun all das Geld und Gut, das die Verstorbenen hatten zurücklassen müssen, doch half es ihm auch weiter nichts, denn er verließ den Ort nicht. Er hatte aber seine Lust daran, alles zusammenzutragen, und versenkte dann alles hinab in den Quellbrunnen, und dann starb er und hinterließ keine Erben. Es mochte es aber im Vorbeireisen doch jemand gesehen haben, was der Hirte getan, denn die Sache kam unter die Leute, und der Brunnen wurde der Geldsot geheißen. Wenn einer mit einem Stocke in den Quell hineinstieß, klang es hohl, und man konnte bisweilen in der Tiefe den kleinen grauen Mann sehen, wie er, einen schwarzen Hut auf dem Kopf und ein brennendes Licht in der Hand, nachsieht, ob der Schatz noch ganz vorhanden ist. Wollte einer versuchen und hinabgreifen, so war der Hirte verschwunden. Einstmals haben sich ihrer Dreie verbunden, den Schatz zu heben, und haben die Quelle weit aufgegraben, und da sind sie auf einen großen Braukessel gestoßen, den konnten sie so nicht herausheben, da legten sie einen Windebaum quer über das Loch und banden Stricke an die Öhre und begannen den Kessel in die Höhe zu winden, das taten sie aber ganz stillschweigend, weil man beim Schatzheben ja nicht reden darf. Mit einem Male hörten sie Räder rollen und Achsen ächzen, und da fuhr ein Fuder Heu vorbei, das zogen sechs weiße Mäuse. Aber keiner von den Dreien verlor ein Wort, noch einen Laut, und der Kessel rückte schon merklich höher. Da kam der Mann mit dem dreieckichten Hute auf einem Schimmel geritten, der nur drei Beine hatte. - Guten Abend! sagte der Alte, aber die Drei waren klug und antworteten nicht. - Könnt' ich wohl das Heufuder einholen? fragte der Mann weiter, und da fuhr's dem einen heraus: Den Teufel wirst du's einholen, du lahmer Krüppel auf deinem lebendigen Dreibein! - O weh, da brach die Winde, und der Kessel versank, und nimmermehr, so viel ihrer es auch später wieder versucht haben, hat einer vermocht, ihn zu heben.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853


RÖWERLÖWE

Der Dithmarschen Volk liebte von Urväterzeiten her seine Freiheit über alles. Große Kämpfe hat es bestanden und blutige Schlachten geschlagen, und viele siegreich, bis es zuletzt noch überwunden ward. Aber immer noch ist in ihm die Erinnerung an seinen alten Ruhm lebendig, wie die Hoffnung auf seiner Freiheit Wiederkehr.

Kaiser Karl der Große schon hatte mit den Dithmarschen zu kämpfen. Nun lebte zu Windbergen ein starker und tapferer Kampfheld, genannt Röwerlöwe, der trat in des Kaisers Dienst, und Karl setzte ihn zu einem Herrn über das Dithmarschenland und -volk als einen Vogt, der die Unterjochten im Zaume halten und zum Christentume zwingen sollte. Aber die Dithmarschen ließen sich mitnichten im Zaume halten, sie empörten sich gegen den Röwerlöwe, nahmen ihn gefangen und räderten ihn. Von diesem Röwerlöwe soll das berühmte Geschlecht derer von Reventlowen abstammen, er soll dessen Ahnherr gewesen sein. Lange Zeit wohnten seine Nachkommen noch in Dithmarschen, aber immer glimmte im Volk ein alter Groll gegen dasselbe fort, da hat es sich endlich hinweggewendet und sich über Holstein, Schleswig und Dänemark verbreitet.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853


KÖNIG DAN

Im Lande Dithmarschen geht die Sage, daß der erste König von Dänemark Dan geheißen, der habe dem Lande den Namen gegeben, und nach ihm heiße es Danemark, er habe aber nicht im heutigen Dänemark gewohnt, sondern in Schleswig. Früher habe er auch lange Zeit unter den Heiligen im Kalender gestanden. Zu seiner Zeit war alles noch heidnisch, die Leute verbrannten ihre Toten, taten die Asche in Urnen und setzten sie bei in Riesenbergen (Hünenhügeln), König Dan wollte aber nicht verbrannt sein, sondern auf seinem königlichen Stuhl im Grabe sitzen, und wollte auch sein aufgesattelt Pferd bei sich haben, das ist auch so befolgt worden.

Unweit von Tönning in Eiderstedt ist ein kleiner Erdhügel mit einer Höhle. Darinnen sitzt König Dan wie der Kaiser Friedrich im Kyffhäuser, mit zweimalhunderttausend Mann Wappnern, und alle schlafen. Einstmals wurde einem zum Tode verurteilten Soldaten das Leben versprochen, wenn er in die Höhle hineingehen und berichten wollte, was er sähe. Da nun der Soldat in die Höhle kam, sah er den König sitzen an einem Tisch, und hatte sein Haupt auf den Arm gestützt und schlief. Der Bart war ihm lang gewachsen und hing unter den Tisch herab. Jetzt erwachte der König und fragte den Soldaten: Was willst du? - Mich schickt mein Herr und König herein, daß ich Nachricht von Euch bringe. Sage deinem Herrn, erwiderte König Dan, ich werde zu seiner Zeit wiederkommen und ihm Hilfe bringen, und er soll herrschen über die ganze Welt. - Diese Zeit ist noch nicht gekommen und dürfte wohl auch noch etwas lange verziehen.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
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Montag, 12. Mai 2008, 14:14

Sagen aus unseren Gauen 11

DIE SCHLACHT AUF DEM TAUSENDTEUFELSDAMME

König Johann von Dänemark sprach zu dem Herzog, seinem Bruder: Was beginnen wir nur, daß wir das reiche freie Dithmarschenland an uns bringen? Da sprach der Herzog: Wir wollen einen Boten an die sächsische Garde senden, mit deren Beistand wollen wir wohl den Dithmarschen obsiegen. Und sendeten einen Boten auch in die Marsch und kündigten dem Volke an, daß der König drei feste Schlösser haben wolle im Lande, aber das wollten die Bauern mitnichten leiden. Und der Bote ging zurück nach Rendsburg, allwo der König lagerte und ein mächtig großes Heer sammelte aus Jütland, aus Fünen, aus Holstein und aus deutschen Landen; Soldknechte eine ganze Schar vom Rhein, aus Franken und Sachsen, die hatten sich zusammengetan und nannten sich die sächsische Garde. Und da die Garde zu dem Königsheere stieß, da fragte sie: Herr König, wo liegt denn das Dithmarschen? Liegt es im Himmel droben oder auf schlichter Erde? - Da sprach der König: Es ist nicht mit Kloben an den Himmel geschlossen, es liegt auf Erden. - Darauf sprach wieder die Garde: Herr König, wenn das Dithmarschenland nicht mit Kloben an den Himmel geschlossen ist, so soll es bald unser werden. - Und da ließ der König die Fahnen fliegen und die Trommeln schlagen und zog mit dem Heere von zwölftausend Mann auf das tiefe Land zu. Zuerst zog das Heer nach Windbergen, da lag es eine kleine Weile und rastete, hernach zog es weiter nach Meldorf zu und trieb allerlei Übermut und Grausamkeit. Sie steckten des Königs Banner hoch vom Turme aus und hingen ihre Schilde über die Mauer, alles den Dithmarschen zum Hohne. Die hatten nur eine kleine Schar von tausend Streitern und wichen zurück bis an die Hemmingstedter Brücke. Da war noch ein Wall aus der alten Sassenzeit und tiefe Graben, und die Graben waren schlammig und voll Wasser. Da machten die Dithmarschen in der Nacht ein Bollwerk, stopften die Lücken des alten Erdwalles mit Moos und Schlamm und Binsen, machten ein Pfahlwerk und erwarteten den Feind. Der kam im Frühstrahl herangezogen, voll Kampfesmut, und die Dithmarschen warfen ihnen einen Steinhagel entgegen. Die Feinde aber suchten in Eile den Graben zu überbrücken, sie banden Speere zusammen, und darauf warfen sie querüber wieder Speerbündel, und nun hinüber, aber rücklings wurden sie niedergestürzt und niedergeschmettert. Viele wollten im Sprung die Höhe des Walles gewinnen und schwangen sich am Schaft der Lanzen hoch empor, aber sie sprangen zu kurz, und wem ja der Sprung gelang, den empfing in Kolbenstreichen auf dem Wall der sichere Tod. Da leuchtete mancher alte Morgenstern vom Bornhöveder Schlachttage wieder hell, und manche verrostete Klinge von damals schliff sich heute wieder blank an Feindes Helm und Panzer.

Aber siehe, plötzlich entstand ein Angst- und Schreckensruf im Kampfhaufen der Dithmarschen: Umgangen! Weh! Wir sind umgangen! Im Rücken heran zog Feindesgewimmel, das an anderer Stelle den Wall überklettert hatte, und es drohte nun der sichere Tod. Da trat plötzlich allen unversehens eine Dithmarschenjungfrau vor, die schwang hoch in der Hand eine Fahne mit dem Bilde des Heilandes und rief laut zur Mutter Gottes: Hilf uns, Maria, Gebenedeite, so gelobe ich dir ewige Keuschheit! - Und: Mir nach, rief sie, drauf! - und stürmte mit der Fahne und einem Schwert und fliegenden Haares geradezu gegen den Feind. Da entstand ein hartes und fürchterliches Schlagen, und lange stand der Kampf, aber die Übermacht der Feinde war allzu groß. Da aber hatte Gott ein Erbarmen und sandte die Flut. Die wälzte sich heran, krachte an die Schleuse, brach die Schleuse, überströmte die Felder von Hemmingstedt, und wie die Bauern die Wogen daherbrausen sahen, da jauchzten sie in erneuter Kampflust, nahmen wieder hinterm Tausendteufelsdamme festen Stand, wo sie sicher vor der Flut waren, und schlugen auf den Feind los, den rings die Wogen bedräuten. Da war ein Gardenführer, sie nannten ihn den langen Jürgen, der hatte Herz im Leibe und spornte seinen Hengst, und sprengte glücklich auf den Wall, und rief: Wer wagt es mit mir, der komme heran! - Und da war ein Bauer, der hieß der Reimer von Wiemerstede, der sprang vor, schlug mit seiner Mordaxt des Junker Jürgen Speer zur Seite und hieb mit derselben Axt in den Panzer des Junker ein, die saß so fest, daß er sie nicht wieder herausziehen konnte. Da riß der Reimer den Jürgen am Axtstiel nieder, trat auf das Eisen und trat es dem Junker fünf Zoll tief in den Leib hinein. Und von den andern Feinden blieben zahllose Tote in dieser wilden Schlacht, außer denen, die von den Wogen verschlungen wurden, es blieben da fünf von dem Geschlechte derer von Rantzau, von Ahlefeld sieben, von Wackerbarth vierzehn, der König entfloh zu Schiffe. Lange sind noch Lieder von dieser Schlacht auf die sächsische Garde, von Jürgen Slens, von der kühnen Maid und dem Reimer von Wiemerstede im Dithmarschenlande gesungen worden.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853


WUNDERBÄUME IN DITHMARSCHEN UND HOLSTEIN

In der Kirche von Süderhastedt steht ein alter Holunderbaum. Zu diesem Baume, geht die Sage, kam oft der Geist des Königs geritten, der den Dithmarschen ihre Freiheit genommen. Er ritt auf einem grauen Schimmel und betete unter dem Baume. Einst wird die Zeit kommen, da wird auf dem Heideviert, darauf Süderhastedt liegt, eine große Schlacht geliefert, das fliehende Heer wird nach dem Dorfe zugetrieben werden und wird es mit Getümmel erfüllen. Da wird der König kommen, seinen grauen Schimmel an den Holunderbaum binden und niederknien und inbrünstig beten. Dann aber werden dreihundert Dithmarscher Bauern hinter der Kirche hervortreten, bewaffnet mit Sensen, Hauen und Dreschflegeln, und aus ihrer Mitte einer in grauen Hosen, blauer Weste und mit weißen Hemdsärmeln wird herzutreten und wird dem König auf die Schulter klopfen und wird sprechen: Herr König, Er hat uns die Freiheit genommen, doch sei Er nur gutes Mutes und besteige wieder sein Pferd, wir wollen Ihm doch beistehen. Da wird der König sich erheben und seine Leute sammeln, die Bauern aber werden den Feind aufhalten, und nach neuer blutiger Schlacht wird dann ein langer Friede ins Land kommen.

So stand auch bei Süderhastedt zu den Zeiten der Freiheit auf einem schönen runden Raum eine uralte Linde, die ward der Wunderbaum geheißen im ganzen Marschlande. Ihre Höhe übertraf die aller andern Bäume ringsumher, ihre Zweige standen alle kreuzweis, ihresgleichen war nirgends zu finden. Jahr auf Jahr ergrünte sie frisch, trotz ihres hohen Alters, und die Rede ging, solange des Landes Freiheit blühe und grüne, werde auch der Wunderbaum also fortbestehen. Und so geschah es. Als der Dithmarschen Freiheit gebrochen ward, verdorrte die Wunderlinde. Aber noch geht die Sage: auf der dürren Linde wird eine Elster ihr Nest bauen und wird darinnen ausbrüten fünf weiße Junge. Das wird das Zeichen sein von der Freiheit Wiederkehr, und dann wird die Linde wieder ausschlagen und grünen, wie der dürre Birnbaum auf dem Walserfeld, wann der Kaiser Friedrich hervortritt und die große Freiheitsiegesschlacht schlägt. Und dann wird das Dithmarschenland auch wieder zu seiner Freiheit kommen. Ein verheißungenreicher Holunder ist aus der Nortorfer Kirchhofmauer herausgewachsen und ein anderer in Schenefeld, an welche Bäume ganz ähnliche Prophezeiungen sich knüpfen.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
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Montag, 12. Mai 2008, 14:18

Sagen aus unseren Gauen 12

DER WILDE JÄGER IN DITHMARSCHEN

Auch in Dithmarschen kennt man den wilden Jäger, wie am Rheine, auf dem Harz, in Thüringen, im Vogtlande und sonst. Also wird vom Freischützen zu Marne erzählt, daß er ein ziemlich wilder Bauernbursch gewesen, der die Jagd über alles geliebt, aber, nachdem er sich verheiratet und ein kleines Gütchen bewirtschaftete, dieses über der Jägerei vernachlässigt, mit dem Waldwerk aber gar wenig aufgesteckt habe. Da ging er einstmals ganz mißmutig durch den Wald nach Hause, denn er hatte den ganzen Tag noch keine Krähe und keine Klaue geschossen, siehe, da ging ein fremder Jagdgesell vor ihm her, der trug ein schönes Gewehr und eine bauschende Jagdtasche, und der Bauer mochte ihn gern einholen. Jener aber führte einen tüchtigen Schritt. Endlich tat der Bauer einen hellen grellen Jagdpfiff, jener jedoch kehrte sich gar nicht daran und stand nicht, bis er an einen Kreuzweg kam, da stand er endlich und erwartete den Bauer, und war ein ganz feiner, gutgekleideter Gesell. - Ihr habt wohl besser Glück gehabt als ich, sprach der Bauer zu ihm. Ich seh's Euerm Jagdranzen an, der ist gut gefüllt. - Ja, sprach der Fremde, kannst's auch so haben, kannst Kugeln schießen, die immer treffen, mit deinen Kugeln triffst du freilich nichts. Guten Weg! - Und wollte damit weitergehen, aber der Bauer-Jäger hielt ihn zurück und bat, ihm sein Geheimnis des Stetstreffens und Niefehlens zu lehren, und versprach ihm hohen Lohn. Jener aber sprach: Ich will es dir wohl lehren, du mußt mir aber schwören, keiner lebenden Seele mein Geheimnis zu verraten, denn tätest du das, so würde es dir übel ergehen. - Jener schwur und hob die Hand gen Himmel, da flogen zwei Raben auf und krächzten und schwirrten um die beiden Männer, und der fremde Jäger sagte jenem sein Geheimnis. Sotanes Geheimnis war aber gar entsetzlich, und der Bauer trug schwer daran, und lastete ihm auf dem Gemüte, und probierte es nicht, ging lieber gar nicht mehr hinaus in den Wald, sondern blieb zu Hause, aber auch da still und träumerisch. Die Frau sah ihres Mannes Veränderung, und hatte ihr sein Jagdgehen nicht gefallen, so gefiel ihr sein in sich gekehrtes Wesen noch viel weniger, und sie drang in ihn, ihr zu sagen, was ihm denn fehle. Er aber schwieg, sie aber ließ nicht nach mit Forschen und Fragen, Bitten und Betteln, bis er endlich ihr vertraute und sprach: Ich soll, wenn ich will, daß jede meiner Kugeln treffe, mein Gewehr mit einer geweihten Hostie laden statt mit einer Kugel, dann im Walde auf einen freien Platz gehen zur Mittagsstunde, da ein weißes Tuch ausbreiten, darauf treten und gerade in die Sonne schießen. Von da an soll jeder meiner Schüsse treffen und des Wildes nimmer fehlen.

Wohl war das der Frau graulich zu hören, doch allmählich stillte sich ihr Grauen, und da sie mehr und mehr in Not, ihr Hauswesen aber in Verfall kam, so meinte sie, probieren könne er das Kunststück ja doch einmal, so sehr viel könne es doch nicht auf sich haben, es sei ein Jägerstücklein wie viele andere, und wenn es probat sei, wie sie gar nicht glaube, so hülfe es ihnen aus aller Not, und was ihres Zuredens Worte mehr waren. Und da dachte er es endlich zu wagen. Er hatte aber ganz und gar vergessen, daß er seinen Schwur schon gebrochen und das Geheimnis verplaudert hatte und daher schon jenem Argen verfallen war. Nun ging der Jäger zum Abendmahl, empfing die heilige Hostie, behielt sie im Munde und lud sie dann heimlich in seine Büchse. Dann tat er alles übrige nach der Vorschrift, ging noch denselben Sonntag zur Mittagszeit in den nahen Wald. Die Sonne schien hell. Der Jäger zielte, er schoß nach der Sonne. Da verfinsterte sich die Sonne, schwarzes Gewölk fuhr auf, Blitze flammten, Donner krachten, die zwei Raben waren da und krächzten und schlugen mit den Flügeln. Der Entsetzte sprang von seinem Tuche, bückte sich, wollt' es aufraffen, da waren die Fußtapfen, wo er gestanden hatte, voll Blut. Er stürzte aus dem Walde, die Angst brachte ihn fast um - dort stand sein Haus, das brannte lichterloh - das Wetter hatte hineingeschlagen, schreiend und heulend stürzten Weib und Kinder ihm entgegen. Und da war auch der fremde Jäger wieder da, der höhnte ihn, daß er ein schlechter Freischütz sei, der das Geheimnis nicht bewahrt habe. Und nun müsse er bis zum Jüngsten Tage) agen, Weib und Kinder müßten als Hunde ihn begleiten - am Tage müsse er bei den zwei Raben im Walde wohnen und nachts durch die Lüfte hetzen.

Dieses geschah und geschieht noch immer, und die Leute nennen das den wilden Jäger. Wer ihn hört und das Wauwau der Hunde nachmacht, dem wirft er Knochen herab oder Stücke von verfaultem Wild und Pferden. Einem Mann aus Bornhöved ist das geschehen, auch einem aus Meinsdorf, die wurden gezwungen, selbst von dem Braten zu essen. Der wilde Jäger hat insgemein viele Hunde, meistens kleine Dächsel und andere, manchesmal brennt den Hunden auf dem Schwanz ein Licht. Manchesmal zieht er mitten durch die Häuser, und da tut er niemand etwas, wenn nur die Leute sich ruhig verhalten und sich an nichts kehren.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853

KÖNIG ABELS JAGD

König Abel, der Brudermörder, war Zeit seines Lebens ein gewaltiger Jäger, und als es mit ihm zum Sterben kam, wünschte er sich, statt der ewigen Seligkeit, ewig jagen zu dürfen. Dieser Wunsch ward ihm gewährt zur ewigen Strafe. Kohlschwarz im Gesicht, von zehn manchmal feurigen, aber kleinen Hunden begleitet, auf einem kleinen Pferde reitend, durchzieht er die Lüfte mit Lärm und Getöse und gellem Hornruf. Sein Schrei tönt: Hurra! Hurra! - Es war zur Zeit König Abels Leben nicht gut, ihm zu begegnen, und ist's auch heute noch nicht. Ein alter Bauer aus Dorf Danewerk erzählte, wie seiner Großmutter ihre Großmutter noch eine junge Dirne gewesen, da hätte um das Danewerk herum noch viel Gehölz gestanden, dahinein hätte die Dirne die Kühe getrieben und gehütet. Da habe sie einmal unversehens in der Luft ein fürchterliches Ramentern vernommen und wäre König Abel in Lüften dahergesaust mit seiner Jagd. Zehn Hunde, ganz weiße, hatte er bei sich, die hatten feurige Zungen aus dem Halse hängen. Ach, dachte die Dirne, nun bin ich so ganz allein, wie soll das wohl gehen? Sie hatte ein weißes Schürztuch um, das band sie ab und wickelte es um ihren Kopf, und setzte sich bei einen großen Baum und weinte. König Abel kam nun heran und machte gar ein grausiges Geprassel und Getöse bei ihr herum, und dann zuletzt machte er sich wieder von dannen. Von den Hunden des Königs Abel kam aber einer zu der Dirne heran und sprang ihr in den Schoß und legte sich still hinein. Wie nun der Lärm vorüber war, so nahm sie den Hund im Schoß mit nach Danewerk, und da hat er sein Geschlecht vermehrt, daß noch immer solche Däckel dort gefunden werden. König Abels Jagd hat aber seitdem nicht mehr zehn Hunde, sondern nur noch neun. König Abels Pferd braucht auch Futter. Auf dem Hesterberg bei Schleswig bringen die Bauern aus Mielberg, wenn sie ein Stück Land mit Hafer besäen, einen Sack voll mehr mit, als sie brauchen, nachts kommt hernach allemal jemand, der den Hafer für sein Pferd braucht. Darum gerät aber auch der Hafer auf dem Hesterberg am allerbesten in ganz Schleswig.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
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Montag, 12. Mai 2008, 14:21

Sagen aus unseren Gauen 13

DER WODE

Im Lauenburger Lande heißt der wilde Nachtjäger Wode, mag wohl ein Namensnachhall des altheidnischen Sachsenvolkgottes Wodan sein. Der Wode jagt vornehmlich, wie der Harz-, Thüringerwald- und Vogtland-Wilde Jäger in der Adventszeit und in den Zwölften. Er reitet das altheilige große weiße Roß, und es folgen ihm vierundzwanzig Hunde. Sein Pferd hat nur drei Beine. Wenn die Wodensjagd auf Zäune stößt, krachen sie gleich zusammen, über Nacht richten sie sich von selbst wieder auf. Des Woden Hunde bleiben bisweilen ermattet liegen, schnaufen, heulen und winseln, so geschah es in Wulfsdorf, in Fühlenhagen u. a. Andern Tages holt sie der Wode wieder. Läßt eine Frau zur wilden Jagdzeit Wäsche im Freien hängen, so wird sie von den Wodenhunden in Fetzen gerissen. Bäckt jemand zu dieser Zeit, so kann er es erleben, daß die Brotlaibe als Jagdhunde auf- und davonfliegen. Läßt jemand die Haustüre unversehens offen stehen, so kann er gewärtigen, daß das Wodensheer hereinzieht und hindurch, und daß die Hunde auffressen, was sie vorfinden, absonderlich den Brotteig. Doch weiß der Wode solchen Verlust auch zu vergüten. Einst klagte ein Bäuerlein erbärmlich, was es denn nun mit den Seinen essen sollte und ob es keinen Schadenersatz erhalten sollte. Der Wode schrie: jo jo! ho ho! - schmiß einen toten Hund aus der Luft herunter dem Bauer vor die Füße und schrie dazu: Wirf's Aas durch den Schornstein! - Der Bauer erschrak und tat's. Der tote Hund war schwer. Auf des Bauern Herd zerplatzte der Hundebalg, und es rollte die Küche voll Goldstücke. Der Wode jagt, wie der wilde Jäger im Vogtland, die Wichtel, Holzweibel und Moosleute, die kleinen Waldfrauen, die Erdund Bergmännchen, die die Leute dort im Lauenburger Lande Unterirdische nennen. Er vertilgte sie so ziemlich von der Erde. Sein Hauptjagdweg geht um Krumesse herum über das Moor nach Beidendorf zu.

Ein Beidendorfer Bauer wollte einmal abends nach Krumesse zu, da kam ein ganzer Schwarm Unterirdischer dahergelaufen, waren aber dasmal gar nicht bange und riefen: Heut kann er uns nicht kriegen, heut soll er uns wohl in Ruhe lassen, heut hat er sich nicht gewaschen! - Als der Bauer ein Stück weiter gegangen war, fuhr der Wode daher und fragte den Bauer: Was riefen sie?, und der Bauer antwortete: Sie sprechen, du hättst dich von heut morgen nicht gewaschen! - Gleich ließ der Wode sein Pferd halten, ließ es stallen und wusch sich damit - dann ging die Jagd los. Ehe der Bauer Krumesse erreichte, sah er den Wode schon wiederkommen: der hatte ganze Bündel Unterirdische hüben und drüben am Pferde baumeln, wie Krammetsvögelklubs, und hatte sie mit den Haaren aneinandergebunden. Jetzt jagt der Wode bloß noch in der Luft, denn die Unterirdischen, meinen viele, hat er bereits alle von der Erde fortgebracht.

Auch im Mecklenburger Lande wird der wilde Jäger der Wode genannt, und werden von ihm vielerlei ähnliche Geschichten erzählt.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853


DIE UNTERIRDISCHEN

Das Volk der Unterirdischen und der Glaube an dasselbe ist im deutschen Norden und weiter nordwärts verbreiteter als irgendwo; es wohnt unter der Erde, häufig in den alten Grabhügeln und Hünenbetten; im dänischen Schleswig heißt es Biergfolk, Ehefolk, Unnervaestöi, Unnerborstöi, auf Sylt Önnererske, auf Föhr und Amrum Önnerkänkissen, in Holstein Unnererske, Dwarge. Seit undenklichen Zeiten wohnen sie im Lande. Die Sage von ihrer Entstehung lautet: Christus der Herr wandelte einmal auf Erden und nahte einem Hause, darinnen eine Frau wohnte, die hatte fünf schöne Kinder und fünf häßliche. Der Häßlichen schämte sie sich vor dem hohen Gast und verschloß sie schnell im Keller. Wie nun der Herr in das Haus kam, sprach er: Frau, lasset Eure Kindlein zu mir kommen. Und da brachte die Frau ihre fünf hübschen Kinder, daß der Herr sie segne. - Und wo sind Eure andern Kinder? fragte der Herr. Andere Kinder hab' ich keine, log das Weib. So, sagte der Herr, und legte die Hände auf die fünf Kinder, und segnete sie und sprach: Was drunten ist, soll drunten bleiben, was oben ist, soll oben bleiben. - Als der Herr hinweg war, lief die Frau in den Keller, ihre häßlichen Kinder herauszulassen, aber da waren sie verschwunden. Aus ihnen ist das Geschlecht der Unterirdischen entstanden.

Zahllos sind die Orte, welche das Volk in Schleswig, Holstein, Lauenburg, in Jütland und auf den Inseln nennt und kennt, wo Unterirdische sich aufhalten sollen, und noch viel zahlloser die mannigfaltigen Sagen von denselben. Die Önnerkänkissen auf Amrum haben ihr Wesen hauptsächlich im Fögedshoog bei den Dänen, da laufen sie auf dem Wasser Merum Schlittschuhe. Ein Mann ließ sich einfallen, ihnen nachzugraben, wie man einem Fuchs oder Dachs nachgräbt; da schrie es hinter ihm: Feuer!, und wie er umschaute, sah er sein Haus in hellen Flammen stehen. Eilends ließ er ab von seiner Gräberei und stürzte seinem brennenden Hause zu; als er hinkam, war keine Spur einer Flamme. Er war klug genug, sich die Lehre zu merken, er grub nicht wieder.

Die Unterirdischen sollen auch an Gott glauben, aber vom Christentum wissen sie nichts, daher gehen sie auch nicht zur Seligkeit ein.

Viele sonderliche Kunst wird den Unterirdischen zugeschrieben, besonders sollen sie die Verfertiger der so mannigfach geformten Grabtöpfe sein, die in Hünengräbern stehen, und von alle dem schönen Schmuck und den bronzenen Waffen, die in der Erde und häufig selbst in solchen Töpfen gefunden werden. Einen solchen Topf zu zerschlagen, bringt kein Glück, zeugt auch von geringem Verstand. Mancher ist über solchen nutzlosen Frevel ganz von Sinnen gekommen. Same, aus solchen Gefäßen gesäet, gedeiht besser als anderer, Hühner, aus denselben getränkt, werden nicht krank, Milch, in ihnen hingestellt, rahmt besser und gibt mehr Butter.

Wie in Deutschland vom Zwergenvolk die Sagen gehen, daß es Kessel und sonstige Geräte leihe, besonders zu seinen Hochzeiten und Festen - so findet im Norden der umgekehrte Brauch statt, die Bauern leihen dergleichen bei den Unterirdischen und geben es nach gemachtem Gebrauch mit Speiseresten zurück. Was sich die Leute in Zittau in der Lausitz von den in dortiger Gegend hausenden Bergzwergen erzählen, daß sie unsichtbar an Hochzeiten der Menschen teilnehmen, zwischen den Leuten sitzen und mit ihnen essen, das wird auch im Pinnebergischen erzählt und im nördlichen Schleswig. Wer den Unterirdischen etwas, das ihnen gehört, wegnimmt, erzürnt und vertreibt sie. Lärmenden Instrumentenschall können die Unterirdischen nicht vertragen, am wenigsten aber den Klang der Glocken, der hat sie fast überall hinweggetrieben, und dieser Glaube ist übereinstimmend in allen Landen.

Die Unterirdischen holen auch oft irdische Wehfrauen hinab zu ihren Wöchnerinnen, belohnen sie scheinbar gering, aber wenn sie das Geringfügige, Hobelspäne, Sand, Asche, Kohlen, Erbsen, Laub und dgl., nicht unklug wegwerfen, so verwandelt sich's in Gold. Meist werfen sie es aber weg, und bleibt nur ein kleines Restchen an der Schürze hängen oder fällt in den Schuh, und jene entdecken dann zu spät ihre Torheit und welchen Reichtum sie verworfen.

Unter dem Landvolke, soweit es noch an die Unterirdischen glaubt, herrscht mehr Furcht und Abneigung gegen sie als Neigung und Liebe; sie nennen sie Untüeg, Unzeug (Gezügk sagen die Thüringer). Vom Verkehr der Menschen mit den Unterirdischen, von Krieg und Frieden, Gunst und Tücke, Raub und Wiederbringung, Gaben, die Glück, Gaben, die Unheil bringen, und dergleichen mehr wären allein ganze Sagenbücher zu füllen.

Auch die Wechselbälge sind der Unnereerdschen unliebliche Früchte. Letztere stehlen neugeborene Menschenkinder vor der Taufe und legen ihre verschrumpfelten Hutzelmännchen in die Wiegen. Mancher geht umher, und wenn er in den Spiegel guckt, weiß er nicht, ob er nicht vielleicht auch ausgetauscht worden.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
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Montag, 12. Mai 2008, 18:25

Sagen aus unseren Gauen 14

Hier mal 2 Sagen aus der Guten alten Mark Brandenburg


DER LETZTE GROSCHEN

In der Mark Brandenburg kam, als im Lande Teuerung herrschte, ein armer Bauer zu einer Edelfrau und klagte über seine große Not. Er habe eine kranke Frau und viele kleine Kinder und für sie alle nichts zu essen. Die Edelfrau möge ihm doch einen Scheffel Korn vorstrecken. Sie aber schlug die Bitte ab; sie könne nur gegen Bezahlung das Korn geben.

Der Mann ging fort und bettelte und suchte das Geld zu leihen, und er brachte es mit großer Not zusammen. Doch fehlte ihm ein Groschen. Wieder ging er zur Edelfrau und zählte ihr das Geld vor. "Aber da fehlt ja noch ein Groschen!", sagte sie hart. Der arme Mann flehte sie an, aber sie wollte ohne den fehlenden Groschen kein Korn geben.

Weinend ging der Arme fort und endlich gelang es ihm, auch den letzten Groschen zu leihen. Damit ging er nun wieder zur Edelfrau und legte ihn ihr in die Hand. Dabei fiel das Geld hin. Sie bückte sich danach, doch da verwandelte sich das Geldstück in eine große Schlange. Die biss die Frau und sie war nach drei Tagen tot.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Ausgabe 1930



DIE GRÜNDUNG POTSDAMS

Zu der Zeit, als der mächtige Wilzan, der in der festen Burg zu Dragowit wohnte, über die Wilzen an der Spree und Havel herrschte, bedeckte den ganzen Potsdamer Werder ein uralter Eichenwald, durch welchen sich von der Gegend des Heiligen Sees bis zu Havel am Lustgarten und von Glienicke her bis nach der Stadt Werder ein tiefes unzugängliches Bruch zog, über welches im Frühling das Wasser der Havel strömte und den ganzen Werder in drei langgestreckte Inseln teilte. Am meisten bewohnt war die nördlichste von ihnen. Denn in der Gegend von Bornim und Eichow und am Pfingstberg lagen zerstreute Gehöfte, welche zum Distrikt der Wublitz gehörten, über welche auch der Krul oder Unterkönig der Heveler herrschte.

Die kleine Insel an der Havel war wenig breiter als der Teil der Stadt, welcher jetzt wieder durch den Kanal zu einer Insel gemacht wird, und nur ihr östliches Ende, der Mündung der Rudow gegenüber, war mit einzelnen Fischerhütten besetzt, deren Bewohner zwar weit und breit die Seen und Arme der Havel befuhren, welche damals noch reich an Stören, Lachsen und Welsen waren, selten aber durch die Sümpfe und Wälder drangen, von denen ihr Wohnplatz im Norden umschlossen war.

Wo jetzt die Kirche des Dorfs Alt-Geltow steht, war eine feste Burg des Krul der Heveller erbaut, in welcher er einen Teil des Jahres zu wohnen pflegte, um von hier aus in den großen Wäldern am Schwielowsee, die reich an Uren, Bären und Wölfen waren, zu jagen, oder den wilden Schwan mit dem gelben Schnabel, wenn er auf seinen Frühlings- und Herbstzügen sich auf den weiten einsamen Wasserbecken niederließ, listig zu locken und zu fangen. Ein hoher doppelter Erdwall umgab einen fast runden Raum, aus dem sich ein turmartiges Gebäude, aus rohen Feldsteinen und Baumstämmen dick und unförmlich zusammengesetzt, erhob. Nur eine leichte, schnell einzuziehende Brücke führte über den trockenen Graben zwischen den Wällen, und außer der kleinen, festen Tür waren keine Öffnungen im Turm, welche von der Erde aus zu erreichen gewesen wären. Denn erst in bedeutender Höhe sah man die schmalen, sich nach innen und außen erweiternden Einschnitte angebracht, durch die das Licht in die niedrigen, nur mit Waffen und dem Gehörn des Urs und Geweihen des Hirsches gezierten Räume dringen konnte, und höher hinauf die schwarzen Löcher, aus welchen der Rauch seinen Weg fand, der von dem mächtigen Feuer emporstieg, das fast beständig auf den breiten Steinherden in allen bewohnten Gemächern brannte.

Der Krul war ein wilder, grausamer Mann, besonders seit sein einziger Sohn in einem Kampf mit den Deutschen gefallen war, zu welchem ihn der Ober-Kriwe wider seinen Willen vermocht hatte, als jener eben das fünfundzwanzigste Jahr erreichte. Zum Erben seiner Macht hatte er zwar seinen einzigen Verwandten erwählt und hielt streng darauf, daß diesem gleiche Ehre wie dem Sohn erwiesen wurde. Aber sein Herz blieb dem Jüngling fremd und selten, nur bei feierlichen Opfern und Festmahlen, sah man diesen in seiner Nähe. Je älter der Krul wurde und je weißer sein Haar, desto einsamer lebte er in seiner Halle, und selbst die langen Winterabende verbrachte er allein auf seinem Lager von Tierfellen am knisternden Feuer; ja sogar in demselben Haus war er ungern mit dem jungen Chocus zusammen, der, ein rüstiger Jäger und Fischer, im Kreis seiner muntern Gesellen fröhlich und sorgenlos die Tage verlebte.

Einmal, als Chocus auf der Wolfsjagd gewesen war, fuhr er spätabends im Frühling von Templin in einem Kahn nach Hause zurück. Das Wasser war hoch, und der Wind stürmte aus Westen. Als sie fast den Wentorf erreicht hatten, verlor der Knecht das Ruder, und sie mußten mit ihren Spießen sich fortzubewegen suchen. Der Sturm trieb sie aber zurück; schon wurde es dunkel, und nachdem sie lange hin und her geworfen waren, trieben sie endlich an einer kleinen Insel fest. Hier suchten sie Schutz gegen den Sturm hinter dem Schilf und schliefen ein.

Als der Fürst am Morgen erwachte, gewahrte er nahe bei sich einen Kahn, darin saß eine Fischerin, welche ein Netz ausgeworfen hatte und sang. Das Mädchen aber war so schön, daß er gar nicht wieder von ihm wegsehen konnte. Als die Fischerin jedoch den fremden, reich gekleideten Mann erblickte, war sie sehr erschrocken und stieß mit dem Kahn vom Ufer ab. Chocus ging ihr nach und sprach so schöne Worte, daß sie dem Mädchen zu Herzen gingen; und als er so gar eigen mit den dunklen Augen in ihre schönen blauen Augen blickte, da folgte sie seinen Wünschen, kam ans Land und dachte den ganzen Tag nicht wieder daran, wegzufahren.

Am Abend aber schifften sie alle drei über den Fluß und landeten da, wo jetzt die Heiligegeist-Kirche steht. Der junge Fürst hieb mit seinem Schwert Zweige von den alten Eichen, und sie bauten sich eine Hütte. Dort lebten sie viele Monate in dem schönen grünen Eichenwald, bis Schnee fiel. Da sagte ihr Chocus, wer er sei, und daß sie die Frau des Kruls werden sollte, wenn auch sein Oheim das reichste Königskind für ihn gewählt hätte. Die schöne Fischerin aber war so glücklich, daß sie sich nicht darüber freuen konnte.

Als nun das Moor zugefroren war, ging er über das Eis nach der Burg zu Geltow und gelobte, nach drei Tagen wiederzukommen mit Roß und Gefolge und sie heimzuführen. Als er jedoch in die Burg kam, war der Krul gestorben. Der Kriwe hatte das Volk versammelt am Opferstein und die Zeichen gedeutet, darauf hatte das Volk des Ober-Kriwen Sohn zum Krul der Heveller gewählt. Der Kriwe aber war bei dem neuen Fürsten in der Burg, und als nun Chocus kam mit seinem Knecht, ließ er ihn in einen tiefen Kerker werfen, ohne Luft und Speise, damit er umkomme. Dieser jedoch öffnete ihm in der zweiten Nacht die Tür, und er floh zu dem Wilzan nach Dragowit. Der nahm ihn freundlich auf und hätte ihn gern in sein Erbe gesetzt, doch fürchtete er den Ober-Kriwen, der großen Einfluß unter dem Volk der Heveller hatte. Chocus aber schämte sich, zu dem Wilzan von der Fischerin zu sprechen, und wenn er trauerte, glaubte der Fürst, es sei um die verlorene Herrschaft.

Am neunten Tag jedoch konnte er es nicht mehr ertragen vor Angst und Sehnsucht, er entdeckte dem Wilzan alles, und dieser und sein Gefolge begleiteten ihn zu der Insel an der Havel.

Als sie aber über den tiefen Schnee nach der Hütte unter den Eichen kamen, fanden sie das schöne weiße Mädchen starr und tot. Von der Stunde an hat der junge Held nie wieder gelacht, sein dunkles Auge erlosch und sein Haupt wurde weiß wie Schnee.

Der Wilzan schenkte ihm die drei Inseln zum Eigentum. Da baute er sich eine Burg auf der Stelle, wo die Hütte stand, und nannte sie Poztupimi, d. h. unter den Eichen. Weil er ein gar guter Herr war, sammelten sich viele Einwohner auf dem Werder, der nach ihm Chocie genannt wurde, und bald entstand ein kleiner Ort um die Burg. Oft erwähnen alte Chroniken den Volkstamm der Chocini und erzählen mancherlei von deren Anhänglichkeit und Liebe zu ihrem Fürsten.


Quelle: Reinhard, Sagen, Seite 18ff.
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Montag, 12. Mai 2008, 18:28

Sagen aus unseren Gauen 15

DAS GLÜCK DER RANTZAU

Das Geschlecht der Grafen Rantzau ist uralten herzoglich-schleswigschen Stammes. Einer Ureltermutter dieses Geschlechtes begegnete es, daß ein kleines Männlein mit einer Laterne zu ihr kam und sie in einen Berg holte zu einer Wöchnerin bei den Unterirdischen. Sie legte derselben nur die Hand aufs Haupt, und alsbald genas das Zwergenweiblein glücklich. Das Männlein begleitete dann die edle Frau wieder nach ihrem Schlosse zurück und gab ihr einen Klumpen gediegenes Gold und sagte: Lasse daraus fertigen fünfzig Rechenpfennige, einen Hering und zwei Spindeln und verwahre das alles wohl bei deinem Geschlecht, denn solches wird stets in Ruhm und Ehre bleiben, solange von diesen Stücken nichts verloren geht. - Dieses geschah, und die Stücke haben noch auf lange Zeit dem Hause Glück gebracht. Es soll sich diese Tatsache, die auf sehr verschiedene Weise erzählt wird, auf dem Schlosse Breitenberg zugetragen haben. Den goldenen Hering hatte zuletzt Josias von Rantzau, ein tapferer Degen und kriegslustiger junger Held. Erließ sich ein gutes Schwert fertigen und den Hering an dessen Griff umbiegen und als Bügel anbringen, trat dann in französische Dienste, hatte Glück in unzähligen Schlachten und wurde zuletzt Generalfeldmarschall. Fechten und Raufen war seine höchste Lust, dabei war er freilich unüberwindlich durch das Erbstück der Ahnfrau. Das wurde ihm, weil es ruchbar geworden, einstmals von einem Kriegskameraden, Caspar Bockwold, ins Gesicht gesagt, er habe gut Fechten und Händel suchen, man wisse wohl, daß er fest sei und sein Mut und seine Tapferkeit im Hering seines Degengriffes stecke. Darüber ergrimmte Junker Josias höchlichst, schleuderte alsbald seinen Degen von sich in den Rhein und forderte Caspar Bockwold auf der Stelle zum Zweikampf und besiegte ihn dennoch. Selten schlug es ihm fehl, als Sieger aus solchen Kämpfen zu gehen, er hatte deren aber so viele, daß er auch gar manche böse Scharte davon trug. Als er zu hohen Jahren kam, hatte er nur noch ein Auge, ein Ohr, einen Arm und ein Bein und außerdem noch an seinem Leibe sechsundfünfzig Male schwerer Wunden.

Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853


Die Ahnfrau von Rantzau


In dem holsteinischen adligen Geschlecht der von Rantzau gehet die Sage: Einesmals sei die Großmutter des Hauses bei Nachtzeit von der Seite ihres Gemahls durch ein kleines Männlein, so ein Laternlein getragen, erweckt worden. Das Männlein führte sie aus dem Schloß in einen hohlen Berg zu einem kreißenden Weib. Selbiger legte sie auf Begehren die rechte Hand auf das Haupt, worauf das Weibchen alsbald genas. Der Führer aber führte die Ahnfrau wieder zurück ins Schloß und gab ihr ein Stück Gold zur Gabe mit dem Bedeuten, daraus dreierlei machen zu lassen: fünfzig Rechenpfennige, einen Hering und eine Spille, nach der Zahl ihrer dreien Kinder, zweier Söhne und einer Tochter; auch mit der Warnung, diese Sachen wohl zu verwahren, ansonst ihr Geschlecht in Abnahme fallen werde.

Vollständiger und genauer ist diese Sage in einer französischen Novellensammlung enthalten, die zu Brüssel 1711 unter dem Titel: L'amant oisif herauskam, und steht daselbst in der vorletzten Erzählung, p. 405 bis 411: La comtesse de Falinsberg (Falkenberg?), nouvelle allemande, folgenden Inhalts:

Die neuvermählte Gräfin, welche aus einem dänischen Geschlecht abstammte, ruhte an ihres Gemahles Seite, als ein Rauschen geschah: die Bettvorhänge wurden aufgezogen, und sie sah ein wunderbar schönes Fräuchen, nur ellnbogengroß, mit einem Lichte vor ihr stehen. Dieses Fräuchen hub an zu reden: »Fürchte dich nicht, ich tue dir kein Leid an, sondern bringe dir Glück, wenn du mir die Hilfe leistest, die mir not tut. Steh auf und folge mir, wohin ich dich leiten werde, hüte dich, etwas zu essen von dem, was dir geboten wird, nimm auch kein ander Geschenk an außer dem, was ich dir reichen will, und das kannst du sicher behalten.«

Hierauf ging die Gräfin mit, und der Weg führte unter die Erde. Sie kamen in ein Gemach, das flimmerte von Gold und Edelstein und war erfüllt mit lauter kleinen Männern und Weibern. Nicht lange, so erschien ihr König und führte die Gräfin an ein Bett, wo die Königin in Geburtsschmerzen lag, mit dem Ersuchen, ihr beizustehn. Die Gräfin benahm sich aufs beste, und die Königin wurde glücklich eines Söhnleins entbunden. Da entstand große Freude unter den Gästen, sie führten die Gräfin zu einem Tisch voll der köstlichsten Speisen und drangen in sie zu essen. Allein sie rührte nichts an, ebensowenig nahm sie von den Edelsteinen, die in goldnen Schalen standen. Endlich wurde sie von der ersten Führerin wieder fortgeführt und in ihr Bett zurückgebracht.

Da sprach das Bergfräuchen: »Du hast unserm Reich einen großen Dienst erwiesen, der soll dir gelohnt werden. Hier hast du drei hölzerne Stäbe, die leg unter dein Kopfkissen, und morgen früh werden sie in Gold verwandelt sein. Daraus laß machen: aus dem ersten einen Hering, aus dem zweiten Rechenpfennige, aus dem dritten eine Spindel und offenbare die ganze Geschichte niemanden auf der Welt, außer deinem Gemahl. Ihr werdet zusammen drei Kinder zeugen, die die drei Zweige eures Hauses sein werden. Wer den Hering bekommt, wird viel Kriegsglück haben, er und seine Nachkommen; wer die Pfennige, wird mit seinen Kindern hohe Staatsämter bekleiden; wer die Kunkel, wird mit zahlreicher Nachkommenschaft gesegnet sein.« Nach diesen Worten entfernte sich die Bergfrau, die Gräfin schlief ein, und als sie aufwachte, erzählte sie ihrem Gemahl die Begebenheit wie einen Traum. Der Graf spottete sie aus, allein als sie unter das Kopfkissen griff, lagen da drei Goldstangen; beide erstaunten und verfuhren genau damit, wie ihnen geheißen war.

Die Weissagung traf völlig ein, und die verschiedenen Zweige des Hauses verwahrten sorgfältig die Schätze. Einige, die sie verloren, sind verloschen. Die vom Zweig der Pfennige erzählen: Einmal habe der König von Dänemark einem unter ihnen einen solchen Pfennig abgefordert, und in dem Augenblick, wie ihn der König empfangen, habe der, so ihn vorher getragen, in seinen Eingeweiden heftigen Schmerz gespürt.

Kommentar: Seyfried in Medulla, p. 481, Nr. 10.
Vgl. Prätor.: Weltbeschreibung, I, 104, 105.
Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 41


SCHWERTMANN

In einem Hofe namens Rothwisch in der Krempermarsch lebte vordessen auch solch ein Raufbold, aber noch viel schlimmer, denn er trieb es gar arg mit allen tollen Streichen, und hieß Schwertmann. Der hat für seine Übeltaten gar lange als Gespenst umgehen müssen, als Feuermann, und hat die Leute geschreckt und geängstigt. Als Schwertmann gestorben war, sah man ihn auf seinem Leichenwagen wieder nach Hause fahren. Beim Leichenschmause saß Schwertmann unter den Leidträgern. Bald guckte er da, bald dort aus einem Fenster, einem Korbe, einer Luke, mit schrecklicher, abschreckender Fratze. Als Pfarrer und Küster kamen und diesen Geist bannen wollten, warf er ihnen alles Böse, das sie heimlich getan, laut vor, bis zum Geringsten. Endlich überwand ihn der Schulmeister, der im Überwinden Übung hatte, und trug ihn nun nach dem wilden Moor, ihn zu bannen. Da zischelte ihm Schwertmanns Geist ins Ohr: Nur nicht zu tief in den Sumpf, hörst du? Nur nicht zu tief. Als Schwertmann nun dorthin gebannt war, aber eben nicht zu tief, so wandelte er von Zeit zu Zeit als Feuermann herum und schreckte viele Leute. Die größte Pein litt er an seinen brennenden Füßen; wo er Schuhe fand, zog er sie an, weil sie seinen Brandschmerz linderten, es paßten ihm auch alle, nur konnte er kein Paar lange tragen, weil er jedes gleich durchbrannte. Oft bat er selbst Leute um Schuhe, die gleich verschwanden, sobald sie ihm hingesetzt wurden. Endlich hat ein Bäckergesell diesen ruhelosen Geist in einer Kiepe gefangen und sie ins Meer gesenkt, seitdem war Ruhe vor ihm, aber sein tolles Wesen bei seinem Leben und nach seinem Leben, das blieb im Gedächtnis der Leute, und sie sprachen sprichwörtlich, wenn es wo recht wild und toll und übel herging: Da regiert Schwertmann.

Wenn einmal einer etwa die Kiepe zufällig auffischt und öffnet, da wird er schon sehen, was für einen Fisch er gefangen hat.


Quelle: Ludwig Bechstein, Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853
Was stört es eine alte Eiche - wenn sich eine wilde Sau dran scheuert

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16

Montag, 12. Mai 2008, 18:32

Sagen aus unseren Gauen 16

Und aus Sylt ist uns bekannt
DIE LÜNGSAGE - JENS LÜNG

Als Jens Lüng auf List wohnte, kam einst ein fürchterlicher Sturm und ein so hohes Wasser, daß ganz List unterging bis auf die Kirche und Jens Lüngs Haus; alle Leute daselbst ertranken bis auf Jens Lüng und eine Jungfrau Mett oder Merret.

Obgleich in der verwüsteten Gegend sonst keine Menschen mehr waren, gingen Jens und Mett, die nun seine Frau wurde, sonntags wie früher zur Kirche. Da kein Prediger und kein Küster erschien, denn auch diese waren ertrunken, stimmte Jens einen Gesang an, und Mett hielt ein Gebet. So lebten sie viele Jahre auf List in Gottesfurcht und Frieden.

Dann aber kamen die Dänischen und wollten das ganze Listland haben; zwei Fanöer bauten sich Häuser auf Meelhörn. Und die Dünen begannen, die Kirche zu verschütten. Da grämte sich Jens fast tot. "Nein", sprach er, "ich halte es hier nicht länger aus!" Er brach seine Hütte ab, belud seinen großen Ewer mit seinen Sachen, trug den Altar und die Altargeräte aus der Kirche auf sein Schiff und segelte, um kein Aufsehen bei den Dänen zu erregen, in der Nacht von List ab. Er hatte im Sinne, sich in dem Wardüntal auf Hörnum ein Haus zu bauen, an der Stätte, wo die alte Kapelle von Wardün ehemals gestanden hatte, und in dem Ostende seiner neuen Wohnung wollte er seinen Altar wieder aufrichten.

Während er längs der Westseite der Insel südwärts steuerte, kam sein Schiff in der Dunkelheit dem Strande bei Alt-Rantum etwas nahe und blieb da sitzen. Es würde dieser Umstand wahrscheinlich den Rantumern unbekannt geblieben sein, wenn nicht Jens Lüng einen Hahn an Bord gehabt hätte. Durch sein Krähen in der frühen Morgenstunde weckte das Tier die dem Strande zunächst wohnenden Leute aus dem Schlafe, und sobald diese das gestrandete Schiff bemerkten, eilten sie an das Ufer. Sie wollten Jens überreden, seine Ladung ans Land zu bringen, allein Jens Lüng traute ihnen nicht und meinte, die Flut würde sein Schiff bald wieder flott machen. Er war überdies ein großer, starker Mann und wehrte die Rantumer ab, so gut er konnte. Gleichwohl vermochte er nicht zu verhindern, daß sie seine kostbaren Altargeräte, als silberne Leuchter, Kelche und Schalen samt seinem wachsamen, schön gefiederten Hahn stahlen.

Die Rantumer hatten nie früher einen so schönen Vogel gesehen und freuten sich anfänglich sehr über ihn. Sie sollen damals zwei Kirchen, die Westerseekirche und die Ratsburgkapelle, aber in vielen Jahren keinen Prediger gehabt haben und lebten daher ungefähr wie die Heiden. Als nun der Hahn sie alle Morgen durch sein Geschrei zum frühen Aufstehen und zur Arbeit ermunterte, nannten sie ihn ihren Prediger. Einige meinten sogar, daß er sie zum Glauben an Gott und zum Gebet auffordere, indem er, wie sie wähnten, alle Augenblicke riefe: "Kiek in de Höh, Höh!" Manche mögen wirklich durch das unvernünftige Tier auf bessere Gedanken gekommen sein; die aber im Bösen beharrten, haßten und verfolgten jetzt wegen seiner vermeintlichen Mahnungen den armen Hahn.

Unterdes war Jens Lüngs Schiff, als die Flut wiederkehrte, wirklich flott geworden. Jens segelte weiter südwärts und fuhr durch das Hörnumgatt in die Bucht am Buder. Unweit Großvlie legte er sich vor Anker.

Ungestört, aber auch ohne Hilfe begann er nun, sein Schiff auszuladen und sein neues Haus im Wardüntal zu bauen. Mit den Rantumern wollte er nichts mehr zu tun haben. Besonders übel rechnete er es ihnen an, daß sie, wie er gehört hatte, in der Westerseekirche spielten und tanzten und aus den ihm geraubten geweihten Gefäßen Bier soffen. Im übrigen lebte er mehrere Jahre in Ruhe und Frieden in seiner neuen Wohnung im Wardüntal und diente Gott an seinem eigenen Altar nach seiner eigenen Weise. Seine Frau gebar ihm hier zwei Kinder, einen Sohn Jakob und eine Tochter Ellen. Alles währet seine Zeit, und Jens Lüngs Ruhe und Glück währte nur kurze Zeit.

Der Papst bekam zu hören, daß die Rantumer und die meisten Leute auf Sylt so gottlos und heidnisch und daß keine christlichen Priester auf der Insel seien. Da schickte er Boten an den König von Dänemark mit der Bitte, er möchte das geistliche Regiment über alle Kirchen auf Sylt in Ordnung bringen, der Papst wolle alsdann für jeden Altar einen Prediger senden.

Nun kam Jens Lüng daran zu denken: ich habe ja auch einen Altar; die Päpstlichen könnten mir mein Haus nehmen und für sich zu einer Kapelle einrichten, oder die diebischen Rantumer, die selber keinen unbefleckten Altar mehr haben, könnten mir meinen rauben wollen. Um allen Verdrießlichkeiten vorzubeugen, schenkte er seinen teuren Altar daher der Kirche zu Eidum, die nördlicher als die Westerseekirche lag und nur einen kleinen Marienaltar hatte. In Zukunft wollte er an dem Gottesdienst in dieser Kirche teilnehmen.

Bald darauf erhielten die Gotteshäuser auf Sylt wieder christliche oder päpstliche Prediger, die Westerseekirche, die Eidumer, die Keitumer und die Morsumer Kirche bekamen je zwei Geistliche; außerdem soll je ein Prediger für das untergegangene Kirchlein auf List und für die Ratsburgkapelle gesendet worden sein.

In den vielfältig entweihten und beschmutzten Kirchen mußten nun große Reinigungen und Veränderungen vorgenommen werden. Auf die Altäre stellte man die Bildnisse der Apostel, der Mutter Maria und irgendeines Heiligen und ließ sie neu anstreichen oder gar vergolden. Man machte sogar Versuche, durch hölzerne oder vergoldete Bilder die dreieinige Gottheit selber darzustellen. Dann wurden die Altäre aufs neue geweiht: die Westerseekirche wurde St. Peter, die Ratsburgkirche St. Maria, die Eidumkirche St. Nikolai, die Keitumkirche St. Severin und die Morsumkirche St. Martin genannt. Das neugierige und abergläubische Volk aber wurde aufgefordert, künftig nicht bloß Gott und Jesum, sondern auch die Mutter Maria, die heiligen Apostel und andere Märtyrer, ja, sogar deren Bildnisse anzubeten, widrigenfalls drohte man mit Verbannung, Fegefeuer und höllischen Strafen.

Wegen der einsamen Lage seines Hauses erfuhr Jens Lüng von all dem wenig. Gleichwohl war er gottesfürchtig und heilsbegierig wie früher, und eines Tages beschloß er, an dem nächsten Sonntage dem neueingerichteten Gottesdienste in der Eidumkirche beizuwohnen.

Auf seinem Gange dorthin mag er vielleicht gedacht haben, daß ihm wegen seines Altars große Ehre zuteil werden würde. Voller Sehnsucht nach einer würdigen Gottesverehrung und voller Erwartung trat er in die Kirche.

Allein wie bitter wurde er enttäuscht! Seinen Altar erkannte er nicht mehr; der war nicht nur neu bemalt, sondern gänzlich verändert worden. Auf das Mittelstück des Altarblattes, Gott dem Vater und der Mutter Maria zur Seite, hatte man zwei rohe Figuren gestellt, die man als zwei dänische Heilige bezeichnete, nämlich als St. Jürgen und St. Niels. Jens Lüng glaubte, vor Ärger und Schande samt seinem Altar in die Tiefe versinken zu müssen. Als nun gar die betörte Menge vor diesen Bildern niederfiel und nach dem Beispiel und der Anweisung der Priester bald die Mutter Maria, bald St. Jürgen und bald den heiligen Niels anflehte und dabei allerlei wunderliche Handlungen den Priestern nachahmte, ergriff Entsetzen und Entrüstung den frommen, schlichten Greis. Aufrecht stand er unter der in blinden Götzendienst versunkenen Menge. Er wurde aufgefordert, ebenfalls seine Knie zu beugen vor den Heiligen und den Bildern. Da sprach er: "Lebend nicht!" - zog sein Messer aus der Scheide und stieß es sich selber in die Brust. Mitten in der Kirche stürzte er nieder mit dem Ruf: "Lieber tot, als Sklave der Priester!"

Die Eidumkirche fiel 1634 bei Nacht und stillem Wetter zusammen. Aus ihren Trümern baute man 1635 das alte Westerländer Gotteshaus. So kommt es, daß der Altar der ehemaligen Altlister Kirche jetzt in Westerland steht.

Das Mittelstück des Altarblattes mit den in der Sage erwähnten vier Figuren wurde 1892 durch ein Gemälde ersetzt und hängt heute an der Nordwand nahe am Eingang. Die Figuren sind 1856 neu vergoldet worden.

Die Stätte der letzten Eidumer Kirche aber liegt seit langem im Meer. Die Düne, die über sie hinweggeschritten ist, führt im Volksmunde den Namen Altkirchendüne.


Quelle:Wilhelm Jessen, Sylter Sagen, nach den Schriften des Heimatforschers C. P. Hansen, Westerland auf Sylt, 1925
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Montag, 12. Mai 2008, 18:33

Sagen aus unseren Gauen 17

DIE LÜNGSAGE - DIE WITWE IM WARDÜNTAL

Jens Lüngs fromme Witwe erzog ihre beiden Kinder in Dürftigkeit, in Kummer und Sorgen. Sie hatte eine Kuh und einige Schafe, spann und strickte Wolle und machte Dachstricke aus dem Dünenhalm. Ihre Kinder hielt sie zur Teilnahme an ihren Arbeiten an und erzählte ihnen abends bei der Tranlampe von dem, was von altersher Gott und die Menschen getan.

Ihre Tochter wuchs denn auch an ihrer Seite auf wie ein junges Reis aus der Wurzel eines edlen Stammes und wurde immer mehr das Ebenbild der Mutter. Der Sohn aber war, wie es schien, ein wilder Zweig, war ein schläfriger und träger Junge, mit dem die Mutter nichts Rechtes anfangen konnte.

Schickte sie ihn nach der Kuh oder nach den Schafen, so mußte sie nach einigen Stunden gewöhnlich selber ins Feld gehen, um ihn zu suchen; wollte sie ihn durch Ermahnungen, durch Belehrungen oder Erzählungen zum Guten leiten, so schlief er ihr ein; wollte sie ihn strafen, so widersetzte er sich sogar. Sie hatte daher vielen Kummer über ihren Sohn, und man nannte ihn auf ganz Hörnum seiner Trägheit wegen Jakob Leiert oder Jakob Langsam; keiner zweifelte, daß er ein Nichtsnutz werden würde. Er sprach selten und lachte niemals. Gewöhnlich trieb er sich müßig in den Dünen und am Strande umher, oder er lag irgendwo zu schlafen. So wuchs er heran, und mit seinen Kräften wuchsen auch seine üblen Eigenschaften. Selbst der damalige Prediger in Rantum, Herr Albert, dem die Witwe ihre Not mit dem Knaben geklagt hatte, vermochte ihn nicht zu ändern.

Als Jakob größer wurde, stand er oft mitten in der Nacht auf, ging ohne Wissen und Willen der Mutter aus und kehrte erst gegen Morgen zurück. Keiner wußte, wo er war und was er machte. Nur wenn die Mutter bisweilen am Morgen ein Gericht frischer Butten, einen toten Hasen oder neuen Feuerungsvorrat auf dem Herde fand, konnte sie schließen, wo Jakob in der Nacht gewesen war. Dann schlief er aber auch um so fester und länger am folgenden Tage. Oft und gern spielte er mit einer kleinen weißen Katze, die nicht in das Haus seiner Mutter gehörte, sondern bisweilen am Tage, doch öfter in der Nacht von dem Dorfe Rantum herüberschlich nach dem Wardüntal. Wie die Schwester Ellen zu beobachten Gelegenheit fand, begleitete die Katze ihn auf seinen nächtlichen Streifereien.

Die weiße Katze war eine Hexe, war ein schönes Mädchen aus Rantum, welches jung schon die geheime Kunst gelernt hatte, sich in eine Katze oder ein anderes Tier zu verwandeln. Es spielte als Katze mit dem Knaben, dem langsamen Jakob, aber weckte als Jungfrau das Feuer in dem Jüngling. Am Tage nur spielte sie die Rolle der Katze, in der Nacht war sie früh schon die Braut Jakobs. Stets begleitete sie ihn auf seinen nächtlichen Wanderungen am Strande und in den Dünen, wenn er Vögel und Fische fing oder Strandgut sammelte, und warnte und beschützte ihn vor Gefahren.

Es gab aber damals so viele Hexen und Tröler auf Sylt, und besonders in den Dünen, daß die beiden Verliebten, Jakob und Kressen, so hieß seine Braut, nicht lange ihre nächtlichen Zusammenkünfte und Wanderungen unbemerkt und ungestört fortsetzen konnten. Als ihr Geheimnis bei den übrigen Hexen viel Geschwätz und Neid erregt hatte, konnte sich Kressen vor dem Gespött und Gekicher kaum mehr sehen lassen. Jakob machte daher zuletzt manchen nächtlichen Gang allein; aber er entbehrte damit auch den Schutz der liebenden und warnenden Fee.

Einst hatte er sich verspätet, wie es so oft auf seinen nächtlichen Streifereien geschah.

Als es Morgen wurde, segelte ein Helgoländer Fischerfahrzeug mit dem Flutstrom durch das Hörnumgatt in die Bucht hinein, an der Jakob trostlos stand. Nachdem das Schiff Anker geworfen hatte, rief der Schiffer dem langen Jakob zu: "Hör, Freund, ich habe draußen beim Fischen zwei meiner Gesellen verloren. Du scheinst mir tüchtige Glieder zu haben und könntest wohl für zwei arbeiten. Hast du Lust, einen guten Schilling zu verdienen, so will ich dich mit meiner Jolle abholen!"

"Holt mich nur ab, ich will mit Euch fahren", antwortete freudig Jakob.

Nach fünf Minuten war er bereits an Bord. Als die Ebbe eintrat, lichtete der Schiffer die Anker und segelte wieder ab. Jakob war nun Matrose und Heringsfischer und ein tüchtiger Gehilfe seines Schiffers, der wohl mit ihm zufrieden war und ihn reichlich belohnte.

Seine Mutter und seine Schwester aber gerieten in große Angst und Sorge seinetwegen, weil sie nicht wußten, warum Jakob plötzlich ganz ausblieb.

In dieser Zeit ließen sich, wie auch schon früher ab und zu, oft fremde Fischer, Strand- und Seeräuber an der Südspitze der Halbinsel Hörnum und in der Renne am Buder sehen. Sie kamen jedoch selten nach den Dörfern der Insel und hatten, soviel man wußte, bisher keinem Sylter etwas zuleide getan. Eines Tages nun, als Ellen nach ihrem Bruder suchte, wagte sie sich auch nach der Südspitze der Insel in der Hoffnung, ihn dort zu finden.

Es war aber gerade damals ein schwedisches Seeräuberschiff am Buder angekommen, ohne daß die Jungfrau es wußte. Als nun die gottlosen Räuber das schöne Mädchen gewahrten, stiegen sie ans Land und liefen dem armen, unschuldigen Geschöpf nach. Schüchtern wie ein gejagter Hase suchte Ellen sich zu verbergen, bald rannte sie weiter nach der Landspitze zu. In ihrer Angst sah sie sich um, ob kein Weg zum Entrinnen übrig wäre, denn sie stand schon an dem äußersten Ende der Insel. Allein es gab keinen mehr: vor ihr das Meer, hinter ihr die Räuber, die immer näher kamen und sie im nächsten Augenblick umringen würden.

Da dachte sie ohne Zweifel an ihren Vater und sein Ende. Sie faßte sich schnell und befahl Gott ihre Seele. Dann stürzte sie sich in die See und ertrank vor den Augen ihrer erbarmungslosen Verfolger.

Das war das traurige Ende der tugendhaften Ellen, die lieber tot als Sklavin der Räuber sein wollte.

Nach diesem Verlust ihrer beiden Kinder glaubte die alte einsame Witwe, sich zu Tode weinen und hungern zu müssen; denn sie war nachgerade so alt und schwach geworden, daß sie nicht mehr arbeiten und kaum mehr aus- und eingehen konnte. Als sie ihre Gedanken jedoch nach dem erlebten Unglück etwas gesammelt hatte, setzte sie ihr Vertrauen wie früher auf Gott und begann wieder, zu ihm zu beten um seine Hilfe und seinen Segen. Sie hoffte, der liebe Gott werde ihr gute Menschen zusenden, die sich ihrer erbarmen und sie in ihren letzten Tagen versorgen würden. Allein Gottes Wege sind nicht unsere Wege; was sie gehofft hatte, geschah nicht. Wohl aber fand sich die kleine weiße Katze, die unterdes groß und dick geworden war, wieder in ihrem Hause ein. Das Tier wich nicht mehr von ihrer Seite, wie oft sie es auch anfangs zu verscheuchen suchte. Nur wenn es Nacht wurde und die Alte zu Bett gegangen war und schlief, schlich sich die Katze weg. Sie fing Vögel und Fische und trug sie der Witwe ins Haus. Bisweilen schleppte sie auch Eier herbei, die sie den Vögeln aus den Nestern genommen hatte, und selbst Hasen brachte sie. Auf solche Weise ernährte das kluge und mitleidige Tier die alte, fromme Witwe im Wardüntal.

Einige Jahre später wurde es auf Sylt allgemein bekannt, daß in der Gegend von Helgoland so viele Heringe waren; erst dann beteiligten sich die Sylter mit "Allemann" an dieser Fischerei, und in der Folge nahmen sie sogar einen Hering als Wappen in ihrem Landessiegel an.

Wie verwunderten sich aber alle, als sie ihren Landsmann schon auf Helgoland beschäftigt fanden. Jakob Langsam ist daher der erste Sylter Heringsfischer gewesen. Man sagte deshalb später von ihm: Einmal in seinem Leben ist Jakob Langsam stark gelaufen und ist alsdan vor alle seine Landsleute gekommen.

Man sagt aber auch noch oft von einem trägen Menschen: Jakob hat ihn ereilt.

Ehe es aber dahin kam, daß seine Landsleute ihm in dem neuen Erwerbszweig nachfolgten, war Jakobs Schwester bereits gestorben, und seine Braut war, um dem Gespött der bösen Leute zu entgehen, in der Gestalt einer Katze zu seiner Mutter gezogen. Als treue und liebende Schwiegertochter sorgte sie für die alte Frau, freilich in der Gestalt einer Katze stets am Tage, wenn aber die Alte schlief, stets als emsige und sparsame Haushälterin in der Gestalt einer schönen, blühenden Jungfrau.


Quelle:Wilhelm Jessen, Sylter Sagen, nach den Schriften des Heimatforschers C. P. Hansen, Westerland auf Sylt, 1925
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