Hallo Germanier,
du hast es sicher mitbekommen, aber wir sitzen schon auf den Koffern und sind eigentlich schon weg, im Urlaub. Aber dein Problem ist zu wichtig, als daß es warten könnte. Also versuche ich dir in aller Kürze zu helfen, entschuldige bitte daher den "Telegrammstil"
1. Dein Vater ist natürlich noch Erziehungsberechtigt und du solltest ihm daher auch, nicht nur deshalb, Respekt entgegenbringen. Dies bedeutet natürlich nicht, daß du dir alles gefallen lassen mußt. Die "Durchsuchung" deines Rechners ist natürlich nicht die feine Art, allerdings zulässig. Sehe es positiv, auch wenn es schwer ist, er macht sich Sorgen um seinen Sohn. Wenn du das nicht möchtest, dann den Rechner mit einem Paßwort schützen und gut ist es. Allerdings würde ich das meinem Vater auch sagen und meine Enttäuschung sachlich zum Ausdruck bringen.
2. Was deine politische Einstellung anbetrifft, kann dein Vater sicher Einfluß darauf nehmen, das hat er doch auch in der Vergangenheit mit seiner Erziehung gemacht, oder etwa nicht? Sage einfach zu ihm: "Papa, stell dir mal die Frage, warum ich so bin, wie ich jetzt bin". Wenn er aufgeschlossen ist, dann wird sich eine interessante Diskussion entwickeln, verliere dabei nie die ursprüngliche Frage, an deinen Vater, aus dem Hinterkopf. Versuche sachlich zu bleiben, damit kommst du am weitesten.
3. Die Aussagen deines Vaters was die Verhältnisse in der DDR betreffen sind für mich nachvollziehbar, auch wenn sie für völlig falsch halte! Warum? Ganz einfach: Einige Menschen, die in der DDR aufgewachsen sind, glauben wirklich, daß mit dem Untergang der DDR nun endlich Freiheit und Demokratie herrschen. Das ist weit gefehlt. Bei ihnen handelt es sich durchweg um Menschen, die nicht alle historischen Tatsachen kennen und diese, im schlimmsten Fall, auch nicht wissen wollen. Einfach darin begründet, sie wollen ihre Ruhe haben und nirgends anecken. Das sind reine Charakterfragen, die jeder mit sich selbst ausmachen muß.
4. Leider beschreibst du deinen Vater etwas zu emotional, will sagen, ich kann mir nicht wirklich ein Bild von ihm machen. Du verstehst was ich meine. Wir hatten mal einen so ähnlichen Fall, da war der Vater SPD-Bürgermeister, ein fanatischer Sozi und noch schlimmer er wollte mit seiner Ideologie Karriere machen. Er hat alle Nationalisten in einen Topf geworfen und als hirnlos hingestellt. Ich habe diesem jungen Mann seinerzeit angeboten mit dem Vater zu diskutieren, daraufhin hat der Papa gekniffen, aber den Sohn hat er in Ruhe gelassen. Die Geschichte ist sehr verkürzt, trifft aber im Wesentlichen den Kern.
5. Dieses Angebot, mit deinem Vater zu diskutieren, kann ich dir auch machen, leider mit der Einschränkung, daß ich bis zum 25.05. unterwegs bin. Da ich älter als dein Vater bin und die Situationen von denen er spricht selbst erlebt habe, sollte das kein Problem sein. Versuche ihn zu einem sachlichen Dialog zu überreden, auch in seinem eigenen Interesse. Das dein Vater nicht nur im Recht ist, sieht man klar an der folgenden Aussage:
"Ihr versucht doch die Demokratie zu zerstören die euch 'zulässt' und
'unterstützt'." .... Tschuldigung, aber da musste ich lachen.
Also, wenn ich ganz ehrlich bin, ich hätte da auch gelacht, das nützt allerdings jetzt wenig, bestätigt es doch nur das was ich bereits oben ausgeführt habe.
Das war es erst mal von mir, ich hoffe dir einige Denkansätze geliefert zu haben und noch eins zum Schluß. Hast du es mal damit versucht, einfach zu sagen: "Papa du willst mich doch nicht verlieren, oder? Ich möchte dich auf jeden Fall nicht verlieren." "Ich habe dich lieb." "Laß uns in einen ehrlichen Gedankenaustausch treten und am Ende werden wir sehen wer Recht hat." "Es geht hier nicht um Sieger oder Verlierer, aber die Zeiten ändern sich und jeder Mensch kann dazulernen".
In diesem Sinne, viel Erfolg!!!
MkG.
U-179