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Lynagh

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Mittwoch, 10. Oktober 2007, 20:26

Die Äpfel der Iduna

Als die Welt noch jung war, kam da eines Tages ein Boot über das Meer, in dem ein hübscher Jüngling saß. Er bespielte eine goldene Harfe und sang liebliche Lieder für die Möwen, die um ihn her flogen. Als das Boot die Küste erreichte, dort wo das klare Wasser Asgard umspülte, kam der Mistrel aufs Land. Wo er sein Fuß setzte, wuchsen Blumen, die Vögel sangen und allerlei Tiere hüpften und sprangen rundherum. Als er sich Asgard näherte, hörten die Asen die liebliche Melodie seiner Harfe und kamen ihm über Bifrost entgegen. Aber noch bevor sie ihm begegneten, erzitterte die Erde und aus einer Spalte kam da ein schönes Mädchen heraus, zart und frisch wie der Frühling selbst, das ein goldenes Kästchen in den Händen hielt. Der Minstrel schien sie zu erwarten, nahm sie bei der Hand die sie ihm ausstreckte und so kamen sie Hand in Hand zu der Brücke Bifrost.„Ich grüße euch, Ihr Herren von Asgard,” rief der junge Mann. „Ich komme aus Jötunheim, dem Reich der Riesen, aber ich gehöre zu Euch! Gunlöd die Schöne ist meine Mutter, die Hüterin des Mets der Inspiration aus dem Blut Kwasirs gemacht. Odin ist mein Vater, denn er hatte sie in der Schatzkammer des Suttung geliebt. Das Blut Kwasirs strömt in meinen Adern und ich bin gekommen um für Euch in Asgard spielen und singen.”


„Sei willkommen mein Sohn Bragi, Herr der Poesie und Musik, „sagte Odin. “In meiner Weisheit wußte ich, daß du kommst und uns allen in Asgard große Freude bereiten wirst.”
„Ich bringe Euch Freude, in der Tat“, sagte Bragi und schob das schöne Erde-Mädchen das er an der Hand hatte nach vorne. „Das ist meine zukünftige Gemahlin, Iduna die Schöne, Tochter Ivaldis, des Erdzwergs. „Willkommen in Asgard Iduna, Herrin der Jugend!“ sagte Odin,“ doch sagt uns, was habt Ihr da in dem goldenen Kästchen.”


“Ich bringe Euch die Äpfel der Jugend,” antwortete Iduna mit einer Stimme die so sanft und lieblich klang, wie das plätschern des Wassers in einem Bergbach. „Wenn Ihr davon esst, werdet Ihr ewig jung uns kräftig bleiben.”
„Dreimal hoch und willkommen in Asgard,“ rief Odin. „Selbst wir, die Götter, werden alt und wir müssen jung und kräftig bleiben, um die Riesen zu bekämpfen und den Menschen in Midgard beizustehen. Kommt beide nach Asgard herein und heute Abend werden wir eure Hochzeit feiern, so festlich wie nie zuvor.“


An demselben Abend wurde die Hochzeit von Bragi und Iduna gefeiert und von dem Augenblick an wohnten sie auch in Asgard. Jedes mal wenn ein Fest gefeiert wurde glitt Iduna sanft wie eine Hinde durch den Festsaal und gab jedem einen Apfel aus dem goldenen Kästchen. Und egal wie viel Äpfel Iduna auch verschenkt hatte, das Kästchen blieb immer voll.
Als die Riesen davon hörten, wollten sie natürlich die Äpfel auch haben, aber alles was sie auch probierten um die Äpfel zu stehlen war vergebens: niemand gelang es Asgard zu betreten und Iduna ging nie nach Midgard.


Eines Tages jedoch gingen Odin und sein Bruder Hönir, der Glänzende, als gewöhnliche Reisende verkleidet nach Midgard um nachzusehen wie es den Menschen so ging. Sie reisten schnell und weit und kamen letztendlich zu einer Bergkette nahe der Grenze zu Jötunheim. Als sie dort durch die Täler und Tannenwälder herumstreiften, begegneten sie einem jungen Mann, schön anzuschauen und mit spöttischem Zwinkern in den Augen.
„Gegrüßt seid Ihr, Odin und Hönir, mächtige Asen, Söhne von Börr und Bestla!“ rief er. Odin hob die Augenbrauen und sagte streng: „Junger Mann, wie kommt es, daß Ihr so gut über unsere Namen und unseren Rang Bescheid wisst? Spielt da die Zauberkraft der Riesen vielleicht mit eine Rolle?“ „Überhaupt nicht,“ antwortete der Fremde, denn ich bin Euer Neffe Loki. Es strömt zwar Riesenblut durch meine Adern, aber das tut es auch bei Euch. Denn der Vater der Bestla war Baelthorn, der Eisriese und sein Bruder Bergelmir war der Vater meines Vaters Farbauti.....Darum Oheim, ich flehe Euch an, laßt mich Euch auf Euren Reisen begleiten. Ich werde Euch beweisen, daß ich es Wert bin mit Euch zusammen gegen bösartige Riesen die in Jötunheim wohnen zu kämpfen.“


So ging Loki also mit Odin und Hönir mit und half ihnen wo er nur konnte. Bald auch stellte sich heraus, daß er wirklich ein Gewinn für die Asen war, denn sein Verstand und seine Schlauheit waren ohne Vergleich. Immer wußte er wie man Schwierigkeiten löst oder meistert und wie Odin, hatte auch er die Gabe, jede Gestalt annehmen zu können die er sich wünschte.


Aber eines Tages kam er einer Macht entgegen, der auch er nichts entgegen zu setzen imstande war. Zusammen mit Odin und Hönir streifte er durch Berge und Öden wo weit und breit nichts zu Essen zu finden war. Aber da, in einem einsamen Tal entdeckten sie eine Herde Ochsen am grasen, schlachteten einen und machten ein großes Feuer. Loki der das Essen bereitete, drehte den Spieß und nach einiger Zeit wollte er kosten, doch zu seiner Überraschung war das Fleisch noch immer roh. Er verschob den Spieß mitten ins Feuer, wo es am heißesten war und wartete noch eine halbe Stunde. Die Asen waren sicher sehr hungrig und nachdem sie wirklich schon lang warteten rief Hönir: „Der Ochse muß einfach gar sein! Sonst kochst du immer so lecker, Loki!“
Da erzählte Loki was passierte und bat die Asen sich das Feuer und das Fleisch anzusehen. Stundenlang im großen Feuer und wenn man den Ochsen heraus holt, ist das Fleisch roh als nie gebraten. Die zwei Asen überzeugten sich, daß Loki da recht hatte. „Da muß Zauberei im Spiel sein!“ rief Odin. „Ha! Ha!“ rief eine krächzende Stimme oben aus dem Baum. Ihr werdet ohne meine Hilfe nie das Fleisch gar kriegen.“ Überrascht entdeckten sie einen enormen Adler hoch im Baum und als sie ihn dann um Hilfe baten, rief er: “Ja sicher will ich Euch helfen, aber dann müßt Ihr mir versprechen, daß wenn der Ochse fertig ist, ich davon so viel essen kann wie ich will, erst danach dürft Ihr essen.“


Weil sie so einen riesigen Hunger hatten, stimmten die Asen dem zu. Der Adler flog nach unten und fächerte das Feuer mit seinen enormen Flügeln an. Als Loki danach den Ochsen aus dem Feuer holte, sahen sie alle, daß er wunderbar knusprig gebraten war.
„Ich werde mir als Erster meine Portion nehmen, dann könnt ihr mit eurer Mahlzeit beginnen.“ sagte der Adler. Nachdem er das sagte, nahm er die vier Beine, die Schenkel, die Brust, die Schultern, die Lenden, eigentlich fast alles. „Halt!“, rief der Loki und sprang wütend auf, „Du hast viel mehr als passend genommen und jetzt ist nicht genug da für uns drei! Ich alleine könnte das Restchen so aufessen!“ Der Adler tat als ob er nichts hörte, aber schmunzelnd fing er an das gebratene Fleisch hinunter zu schlingen.

Da verlor Loki seine Geduld, nahm einen Stock und schlug auf den Adler ein. Sofort flog der Adler weg, aber der Stock blieb an seinen Federn kleben und Loki an dem Stock. Wie er auch sein bestes tat, er konnte sich nicht losmachen und der Adler flog absichtlich niedrig und zog ihn in durch Dornen und Stacheln, über scharfe Felsen und Bäume, bis Loki sehr verwundet und schrecklich übel dran war. Loki flehte den Adler, ihm die Freiheit zu geben und versprach ihm alles, was er denn wollte.
„Wenn du Iduna mit ihrem Kästchen Äpfel aus Asgard holst, bringe ich dich zu deinen Freunden und auch die Mahlzeit werde ich euch gestatten,“ antwortete der Adler. Entrüstet weigerte sich Loki. „Es ist mir nicht möglich, auch wenn ich es wollte,“ sagte er, “ich gehöre nicht zu den Asen und ich glaube auch nicht, daß sie mich in Asgard einlassen.“ „Dann schleife ich dich durch ganzen Midgard von einem Ende zum anderen, denn ich bin Thjassi, der Sturmriese und was ich mit dir bisher gemacht habe ist nichts im Vergleich was noch kommt!“ Als Loki das hörte, erschrak er mächtig und versprach prompt alles Mögliche zu tun um Iduna und ihre Äpfel aus Asgard zu holen.



© 2007 Lynagh

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Nil admirari prope res est una, solaque quae possit facere et servare beatum
= sich über Nichts zu wundern ist wohl das Einzige, was einen glücklich machen kann und bleiben läßt
(Horatius)

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Freitag, 12. Oktober 2007, 17:15

Sage 5: Die Äpfel der Iduna (Teil 2)

Da sich Loki nur durch dieses Versprechen retten konnte, hatte er gar keine andere Wahl und sagte also zu. Darauf brachte ihn Tjassi zurück, wo Odin und Hönir bei Feuer sassen und auf Loki warteten, und gab den hungrigen Asen einen halben Ochsen zurück. Loki erzählte Odin und Hönir nichts von der Abmachung die er geschlossen hatte und auch nicht davon, daß der Adler eigentlich Tjassi, der Sturmriese war. Er sagte nur, daß er gerecht gestraft wurde und daß der Adler ihm Gnade erwiesen hat und ihnen das Fleisch um des lieben Friedens Willen wieder gab.Odin schöpfte keinen Verdacht und war eher für Loki so eingenommen, daß er ihm als sie nach Asgard zurückkehrten einen Wohnsitz in Midgard gab, direkt bei dem Fuß der Bifrost Brücke und ihn öfters besuchte und auch Rat fragte. Loki tat sein bestes für die Asen, aber er hat sein Versprechen dem Riesen Tjassi gegenüber nicht vergessen und immer grübelte er darüber, wie er die Iduna mit den Zauberäpfeln aus Asgard hinaus locken könnte.

Eines Tages ging sie mit Bragi in die herrlichen Feldern und Wäldern in Midgard spazieren und als Bragi sie eben eine Weile alleine ließ, da kam ihr Loki in einer anderen Gestallt entgegen und sagte: “ Jungfrau Iduna, ich habe so viel über Eure wundervollen Äpfeln in Asgard gehört. Hier in der Nähe aber ist ein Wald wo die gleichen Äpfel wachsen, und ich weiß ganz sicher, daß sie noch viel schöner sind und besser schmecken als die Euren.“

„Das glaube ich nicht,“ antwortete Iduna, „aber wenn es wahr ist, muß ich die Äpfel die Ihr erwähnt habt pflücken, denn nur die Asen dürfen sie essen.“

„Wenn sie Eure Äpfel bei sich haben, könnt Ihr sie mit den, die ich gefunden habe dann vergleichen,“ sagte Loki. Nichts ahnend sagte Iduna: “Ich habe sie nicht bei mir, aber ich komme morgen und nehme meine Äpfel aus Asgard mit. Ich werde keine Ruhe haben bevor ich die Äpfel die Ihr gefunden habt gesehen habe, denn ich dachte, daß Mutter Erde bloß einmal diese Äpfel wachsen ließ und daß sie sie mir anvertraut hatte.“

Als Iduna sich wieder bei Bragi fügte, benachrichtigte Loki schnell Tjassi, welche Gelegenheit sich da am nächsten Tag biete. Am nächsten Tag wartete er in derselben Gestallt am Füße Bifrosts, schon von dem Augenblick an als der goldene Wagen der Sol seine Reise durch den Himmel begann. Früh am Nachmittag kam Iduna über die Brücke angetrippelt, lieblich und frisch wie der Frühling und mit dem goldenen Kästchen in der Hand. Ohne Zeit zu verlieren brachte Loki sie zu einem Wald weit von Asgard und als sie weit genug waren, fragte er ob sie eben wartet. Er kehrte dann am schnellsten zur Brücke zurück, nahm seine eigene Gestalt wieder an und dort spazierte er in der Hoffnung, alle Asen sehen ihn. Inzwischen flog der große Adler Iduna an und nahm sie mit sich mit. Weit, weit weg über Midgard bis tief ins Jötunheim nach Thrymheim, das Königreich der Winde. Dort brachte er sie in seine mächtige Burg, hoch oben auf einem kahlen Berg wo die Stürme Tag und Nacht ohne Pause heulten. Dort nahm er seine wahre Gestallt an und zeigte sich der armen zitternden Iduna als der wahre schrecklich Riese.

„Ich bin Tjassi, der Sturmriese und dies ist meine Burg - weit, weit von Asgard, also erwarte keine Hilfe. Du wirst hier bleiben und wenn du mir von deinen Äpfeln der Jugend essen läßt, mache ich dich zu meiner Frau und du wirst die Königin von Thrymheim werden!“

„Nie, niemals!“ rief die tapfere Iduna, “diese Äpfel sind nur für die Asen gedacht und kein Riesenmund wird sie je berühren. Auch kann ich nie Eure Königin werden, denn ich bin die Frau von Bragi, dem göttlichen Minstrel.“

Da fing der Tjassi an zu brüllen. „Du wirst hier bleiben, hier und hier allein und du wirst tun was ich sage!“ Mit diesen Worten schloß er Iduna in dem höchsten Turm und raste wütend über Jötenheim und Midgard und verwüstete Landschaften wo er konnte.



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Freitag, 12. Oktober 2007, 17:22

Sage 5: Die Äpfel der Iduna (Teil 3)

Inzwischen merkten in Asgard die Asen, daß Iduna mit ihren Äpfeln nicht mehr im Festsaal erschien und fragten Bragi wo sie denn sei, aber Bragi schüttelte nur besorgt den Kopf und seine Harfe ließ nur traurige Melodien zu hören.....Aber sie wird sicher zurückkommen...

Das Alter machte sich breit zwischen den Asen. Selbst das goldene Haar von Balder zeigte graue Strähnen; Odins Glieder wurden steifer und selbst Thor fühlte die Last des Alters auf seine Schultern drücken. Niemand wußte wo sich Iduna befand, selbst Odin konnte es aus seinem Thron Hlidskjalf nicht sehen und auch Mimirs Kopf konnte nichts voraussagen. Jedoch Hunin und Munin, Odins Raben flogen weit und schnell durch ganz Midgard und jeden Tag auch tiefer nach Jötunheim und endlich brachten sie die Neuigkeiten: Iduna sitzt im hohen Turm der Burg Thrymheim des Sturmriesen Tjassi wo die Stürme wüten. Die Äpfel der Jugend hat sie noch bei sich und Tjassi kann sich ihnen nicht bemächtigen. Bleich und schwach sitzt sie bei dem Fenster und ruft nach Bragi. Da rief Odin alle Asen zusammen. Thor wollte sofort ausfallen, aber Odin bremste ihn.

„Du bist immer so hastig mein Sohn. Du glaubst mit Kraft kann man alles erreichen und mit Geduld nichts. Selbst als Säugling konnte deine Mutter Jord dich nicht halten. Aber nein, diesmal ist Schlauheit unsere einzige Hoffnung. Ich weiß jedoch nicht wer uns helfen könnte, denn die Riesen werden aufpassen und nachdem ich den Met holte kann ich auch nicht so ohne weiteres in anderer Gestalt nach Jötunheim.“
Da dachte Hönir an Loki den Neffen, der ihnen mit seiner Schlauheit geholfen hatte, er sieht aus wie ein Riese aber ist mehr wie wir Asen. „Ja, da hast du recht mein Bruder, ja Loki ist der richtige Mann dafür. Er wohnt in Midgard, direkt am Fuße Bifrosts!“

So gingen alle Asen über die Brücke und fanden Loki. Sie erzählten ihm was passierte und fragten ihn um Hilfe, Iduna zurückzubringen. Loki wurde sehr ernst. „Vielleicht gelingt es mir Iduna zu retten, aber es wird sehr schwierig und gefährlich werden... Die größte Schwierigkeit ist, ich bin nicht einer der Asen und da ich dem Geschlecht der Riesen angehöre, kann ich nicht nach Asgard herein.“
„Wenn du Iduna und ihre Äpfel zurückholst, werden wir dich einen der unseren machen,“ sagte Odin, „aber dann muß du schwören, uns tapfer und treu beizustehen in unserem Kampf gegen die Riesen!“

Loki schwörte es und Odin machte ihn feierlich zu seinem Blutsbruder.


Und dann sagte er: „Jetzt strömt das Blut der Asen in dir und du darfst nach Asgard hinein wie einer der Unseren. Jedoch wird deine Strafe grausam sein wenn du Iduna und ihre Äpfel nicht zurück bringst.“

„Ich bringe sie schon zurück,“ sagte Loki mit schlauem Grinsen, „ macht ein großes Feuer fertig, inmitten des Zugangstors von Asgard... aber wartet mit dem Anzünden. Vergeßt nicht, ich kann jede Gestalt die ich will annehmen, aber Tjassi nur die eines großen Adlers!“

Schnell ging Loki auf die Reise und als er aus der Sicht der Asen war, nahm er die Gestalt eines Falken an und flog nach Thrymheim. Er flog umher und hörte zu was die Diener von Tjassi so besprachen und erfuhr er sei weg und Iduna war allein in der Burg. Mutig flog er ins Fenster des Turms hinein.
„Jungfrau Iduna!“, rief er, „schnell, ich komme aus Asgard um Euch zu retten. Nehmt Euer Kästchen, haltet es fest und vertraut mir!“
Da veränderte Loki der Falke die Iduna in ein Nuß, nahm sie in die Klauen und flog schnell hinaus. Nach einiger Zeit kam Tjassi zurück und als er entdeckte daß Iduna weg war, wurde seine Wut so groß, daß er den ganzen Turm zerstörte.
„Es war niemand da!“ riefen die zitternden Diener, „nur eine Falke die eine Nuß in den Klauen trug und Richtung Midgard flog.

Da verwandelte sich Tjassi in den riesigen Adler, sprang in die Luft daß die Winde rund um ihn heulten und flog so schnell wie ein Pfeil über Jötunheim nach Midgard, so daß durch seine Gewalt Bäume entwurzelt und Felder verwüstet wurden, große Schlösser einstürzten und Häuser auseinander fielen, Schiffe am Meer an Klippen geworfen oder durch riesige Wellen verschlungen wurden. Die Asen standen an dem großen Tor und da sah Heimdal der Scharfäugige einen Falken heran fliegen mit einer Nuß in den Klauen und den schrecklichen Adler hinterher. Gerade in dem Augenblick als der Falke durch den Tor flog entfachten die Asen ein riesiges Feuer und da der Adler nicht ausweichen konnte flog er hinein, wurde verbrannt, fiel auf den Grund und wurde getötet.
An dem Abend wurde eine große Feier abgehalten, mit Loki als einem der ihren und zum ersten Mal aß auch Loki von Idunas Äpfeln. Doch obwohl Tjassi tot war, die Gefahr der Sturmriesen war noch immer da.
Am nächsten Tag erschien in Asgard eine Riesenjungfrau, gekleidet im glitzernden Harnisch und mit einem großen Speer in der Hand.

„Ich bin Skadi, Tochter des Riesen Tjassi und verlange Rache für den Tod meines Vaters! Ich kann mich rächen, denn Tjassis zwei Brüder Idi und Gang sind genau so mächtig wie er es war!“
„Skadi,“ sagte Odin, „wir wünschen keinen Streit, darum bieten wir Euch und Eurem Geschlecht eine Zahlung und Feundschaft. Sagt wie groß soll der Blutpreis sein.“
Da rief Skadi:“ Wir besitzen mehr Gold als in ganz Asgard ist! Nein Ihr solltet mir einen Ehemann aus Eurer Mitte geben und mich zum Lachen bringen, denn gelacht habe ich noch nie!“

Die Asen überlegten, denn Skadi war bildschön und ein Bund mit den Sturmriesen wäre notwendig, sollte Asgard und Midgard durch sie nicht verwüstet werden. Sie brachten Skadi nach Asgard hinein, wo sie gekleidet in ihrem glitzernden Harnisch nicht viel grösser schien als sie.
„Wir sind einverstanden mit dem Preis, Kriegsgöttin. Aber Ihr solltet ihren nach den Füßen wählen und ihn erst sehen wenn Ihr Eure Wahl getroffen habt.“
Das fand Skadi gut und wurde in den großen Saal gebracht, wo alle Asen hinter einem Vorhang standen und nur ihre Füsse sichtbar waren. Skadi betrachtete die Füsse und als sie ein Paar sah, viel schöner als die anderen rief sie: „Diesen Ehemann wähle ich mir aus! Einen besseren als Balder kann ich mir nicht wünschen!“

Aber als der Vorhang zur Seite geschoben wurde, sah sie nicht Balder sonder Njöld von den Vanen, den sie gewählt hatte. Jedoch beide waren sehr zufrieden und am selben Abend wurde die Hochzeit gefeiert. Es wurden ihnen zwei Kinder geboren. Niemand wurde mehr geliebt als der Sohn Freyer, der Herr des Überflusses und Friedens und die Tochter Freya, Göttin der Liebe und Schönheit, die aber auch an Odins Seite in seinem goldenen Wagen als Kriegerin zog.



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