Deutschland Energiepolitik
Streckbetrieb oder Laufzeitverlängerung? Hitzige KKW-Debatte im Bundestag
Die 19. Änderung des Atomgesetzes steht zur Debatte. Bei Zustimmung könnte die Politik damit das Ende einer Ära in der deutschen Stromversorgung besiegeln.
Am Freitag (11.11.) wird der Bundestag über den Gesetzentwurf zur Änderung des Atomgesetzes abstimmen. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass die deutschen Kernkraftwerke in den Streckbetrieb übergehen. Neue Brennelemente sollen nicht mehr bestellt werden.
Atomausstieg wegen russischer Angriffe in der Ukraine
Über den Entwurf diskutierte am 9. November erstmals der Bundestag. Als erste äußerte sich Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.
Die drei Kernkraftwerke würden noch einige Wochen länger laufen gelassen, um möglichst sicher durch den Winter zu kommen. Jedoch soll es mit dieser Gesetzesnovelle beim Atomausstieg bleiben.
Den Ausstieg rechtfertigte sie mit der Frage der Sicherheit, die „kaum zu beantworten“ seien. Mehrere Betreiber hätten demnach „ihre Skepsis mehrfach zu Protokoll gegeben“. Ihrer Ansicht nach ist Atomkraft „nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit.“
Union: Strompreis mit Atomenergie bis zu 13 Prozent niedriger
Gerade jetzt würde Verbraucherschutzministerin Lemke das Vertrauen der Verbraucher verspielen, indem sie mit der Gesetzesänderung den Bürgern höhere Energiekosten aufbürdet.
Die Grünen, allen voran Habeck und Lemke, hätten nie vorgehabt, „das Potenzial unserer Kernkraftwerke in einer Gesamtstrategie jetzt in der Krise für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung unseres Landes miteinzubeziehen“
AfD: Ampel hofft auf gutes Wetter
Entschieden gegen die Gesetzesnovelle ist auch Rainer Kraft, Abgeordneter der AfD. Er betonte, dass Deutschland wirklich ein Energieproblem habe.
„Ankündigungen unzuverlässiger Wind- und Solarenergie sowie die Absicht, irgendwann irgendwas mit Wasserstoff zu machen, sind bestenfalls Nebelkerzen in der entscheidenden Frage, wie wir durch diesen und nächsten Winter kommen werden.“
Kraft warf der Ampel-Koalition vor, dass sie mit dem Entwurf die 4 GW zuverlässiger Leistung der KKW „in die Reserve verbannen“ will und „gleichzeitig auf gutes Wetter und einen warmen Winter“ hofft. Laut Kraft seien die Verlierer dieses Entwurfs die Stromkunden und Steuerzahler.
Die Linke: Kein Erzeugungsproblem, dafür ein politisches
Auch Ralph Lenkert (Die Linke) verwies auf die Gefahren der Atomkraft und dass derzeit in Frankreich wegen Materialproblemen etwa die Hälfte der 56 Reaktoren heruntergefahren wurden.
Somit würde Deutschland auch ganz ohne Atomstrom über den Winter kommen. Lenkert sprach sich hingegen für ein Konzept der Stromhandelszonentrennung aus, wonach Deutschland in zwei Stromhandelspreiszonen aufgeteilt würde.
CSU: Hochrisikopolitik statt Hochrisikotechnologie
Der CSU-Politiker Dr. Klaus Wiener kritisierte in seinem Redebeitrag die „gebetsmühlenartige“ Bezeichnung der Hochrisikotechnologie für Kernkraftwerke, die die Ampel-Politiker häufig verwenden.
Isar 2:
Im September war eine Ventil-Leckage in dem bayerischen Kernkraftwerk bekannt geworden. Für die Wartung musste das Kraftwerk für knapp eine Woche heruntergefahren werden – seit Ende Oktober ist es wieder am Netz. Laut dem Betreiber PreussenElektra kann Isar 2 noch bis Mitte Dezember die volle Leistung bringen.
Neckarwestheim 2
Das Kraftwerk in Baden-Württemberg kann laut dem Gesetzentwurf zum Jahresende heruntergefahren werden, „um im Anschluss den Reaktorkern zu rekonfigurieren“. Das Prozedere dauert demnach etwa zwei bis drei Wochen.
Emsland
Auch in der Anlage in Niedersachsen sind Arbeiten nötig, um eine längere Laufzeit als bisher geplant zu ermöglichen. Das Kraftwerk „muss voraussichtlich Ende Januar 2023 für etwa zwei Wochen heruntergefahren werden, um die Brennelemente im Kern zu rekonfigurieren“, heißt es im Gesetzentwurf.
„Anschließend kann die Anlage bis zum 15. April ihren Leistungsbetrieb fortsetzen.“ Dabei nehme die Leistung „sukzessive ab“.
Quelle!>>>